
MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Nummer 5
Johann Zarco schlug bei Tech 3 Yamaha auf die Saison 2017 in der MotoGP ein wie eine Bombe. Niemand hatte damit gerechnet, dass der zweifache Moto2 Weltmeister von Beginn an und auch bei den Tests im B-Team von Yamaha gleich auf Augenhöhe mit den Allerbesten kämpfen würde. Doch er hatte in den ersten beiden Jahren jeweils zu Saisonmitte auch einige Tiefpunkte zu überwinden. Nach zwei sehr guten Jahren im französischen Team erhielt er bei KTM ein Angebot für deren Werksteam. Doch nach nur einer halben Saison bat er um vorzeitige Vertragsauflösung und wurde freigestellt. Bei Esponsorama Ducati auf der GP-19 des Vorjahres konnte man keine großen Erwartungen an ihn stellen. Schließlich hatte das im Vorjahr noch Reale Avintia genannte Team am Saisonende 2019 noch die rote Laterne mit nur 32 Punkten getragen, als mit Abstand erfolgloseste Mannschaft des Jahres.

Die Wiederauferstehung des Vielgeschmähten
Der Mann aus Cannes musste ab August 2019 wohl mehr als sämtliche anderen Piloten unter der Dusche stehen. Noch nie in der Vergangenheit wurde ein Fahrer von hinterhältigen Mackern wie KTM-Häuptling Pierer und seinen Verbündeten von Red Bull Media derart verunglimpft und mit Dreck beworfen. Bis zum angeblichen Burn-out-Syndrom, was sie dem Franzosen angedichtet hatten, zogen sie sämtliche fiesen und absolut niveaulosen Register, um Johan Zarco in ein schlechtes Licht zur rücken. Doch der junge Mann gab seine Antwort auf der Rennstrecke und verhielt sich vor diesem Hintergrund wie ein wahrer Ehrenmann. Nicht ein einziges schlechtes Wort gab er über KTM von sich, aber mehr als einmal degradierte er sie auf seiner Vorjahres-Ducati mit seinen Leistungen zu Statisten.

Die Stärke des Franzosen
Egal wie schlecht ein Tag oder ganzes Wochenende für ihn ausging, Johann Zarco kam immer wieder zurück und zeigte eine Stärke auf unterlegenem Material, die niemand von ihm erwarten durfte. Nach Platz 11 beim Saisonauftakt auf dem Circuito de Jerez folgte eine Woche danach mit P9 bereits sein erstes Top Ten Ergebnis. Hinter Andrea Dovizioso mit Rang sechs war er damit besser als dessen Werksteam-Kollege Danilo Petrucci und die beiden Pramac Ducati Piloten auf der aktuellen GP-20. Beim vielleicht letzten Grand Prix von Tschechien in Brünn der Geschichte am 9. August 2020 brachte er die Ducati-Verantwortlichen endgültig zum Strahlen.

Das Paradebeispiel des Verhaltens eines wahren Champions
Selbst eine sinnlose Attacke von Pol Espargaró, der mit ihm in Kurve 1 von außen kommend auf der Ideallinie mit ihm kollidierte, brachte ihn nicht aus der Fassung. Selbst als fälschlicherweise gar er nach dessen Sturz bestraft wurde und einen Long-Lap Penalty in Kauf nehmen musste, keine Spur von Hektik oder Verzweiflung bei Zarco. Der Mann fuhr seine Strafe mit der Präzision, die seinesgleichen sucht und verlor dabei nicht einmal einen Platz an den hinter ihm liegenden Landsmann Fabio Quartararo (Yamaha). Zarco holte sich Platz 3 und ersparte sich danach eine Kritik an der Rennleitung. Dieses Verhalten ist die vielleicht eindrücklichste Stärke des Franzosen und ein Paradebeispiel des Verhaltens eines wahren Champions.

Die bisherige Grand Prix Karriere von Johann Zarco
Nach dem Red Bull Rookies Cup Sieg in der Saison 2007 trat er im Jahr darauf für die „Red Bull MotoGP Academy“ in der spanischen 125 cm³ Meisterschaft an. Als er mitten in der Saison 2008 wieder wegging, um für ein italienisches Team (Gabrielli Racing) in deren Meisterschaft zu starten, konnte niemand ahnen, dass der Franzose 12 Jahre später nochmals einen Ausstieg vollziehen sollte. In der Saison 2020 war es jedoch dann das KTM Werksteam, welches die Verbesserungsvorschläge des Franzosen in den Wind geschlagen hatte, bis es ihm reichte. Johann Zarco fuhr 2009 seine erste volle GP Saison und nur zwei Jahre später wurde er 125 cm³ Vize-Weltmeister hinter Nicolás Terol (Aprilia) im Team von Aki Ajo auf Derbi. Wovon Tom Lüthi seit 2005 bereits träumt, das schaffte der schnelle Franzose in der Moto2 nach 3 Anläufen gleich zweimal in Folge: Den WM-Titel natürlich und damit das Sprungbrett in die MotoGP, wo er sich im Gegensatz zum Schweizer gleich auf Anhieb durchstartete.

Saisonausblick 2021 für Zarco bei Pramac Ducati
Man kann den beiden Fahrern im Ducati Werksteam nur raten, sich auf nächste Saison warm anzuziehen. Dies gilt insbesondere für Francesco „Pecco“ Bagnaia, der gegenüber dem Franzosen den Vorzug erhielt, als es darum ging, den zweiten Platz in der ersten Mannschaft zu besetzen. Zarco kann dies völlig egal sein, weil er mit weniger Druck auf gleichstarkem Material die nächste Saison in Angriff nehmen kann. In der WM-Endabrechnung hatte der Mann aus Cannes bereits 2020 die Nase vorne. Der Italiener hatte als zählbare Resultate nebst einem zweiten Platz im ersten Rennen Misano und nur gerade zwei top Ten Ergebnissen wenig vorzuweisen. Gut möglich daher, dass der schnelle Franzose im nächsten Jahr erneut zum Joker für Ducati wird. Sofern er weniger stürzen sollte, als im Vorjahr, könnte er gar ein Wörtchen um den Titel mitreden.

Provisorischer kombinierter Kalender MotoGP & WSBK 2021
In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

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