Der Rückblick von Alex Marquez (Repsol Honda) in seine MotoGP Rookie Saison bietet nur wenige Highlights – wir hatten dies bereits am 18. November 2019 (man suche auf unserer Seite unter „Vetternwirtschaft“) vorhergesehen (© MotoGP).

MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 73

Nach unserem Artikel im November 2019 als Reaktion auf die Verpflichtung des Weltmeister-Bruders direkt ins Werksteam gab es unterschiedliche Reaktionen. Damals hatten wir uns eines der seltenen Male wirklich auf die Äste gewagt und behauptet, der gute Mann sei eine Fehlbesetzung im Werksteam. Doch was das Ergebnis von Alex Marquez in seiner ersten MotoGP Saison betrifft, lagen wir goldrichtig. WM-Rang 14 auf dem erfolgreichsten Bike und im besten Team seit Einführung der MotoGP 2002 und darüber hinaus gar seit 1994 ist unterirdisch. Daran ändern auch zwei zweite Plätze nichts. Gerade auch, weil Cal Crutchlow im Kundenteam von LCR mit Ausnahme der desaströsen letzten Saison nie schlechter als auf Position 9 abgeschlossen hatte.

Alex Marquez (Repsol Honda) vor dem Start in Spielberg – in den ersten 3 Rennen der Saison hatte er trotz zahlreichen Ausfälle seiner Gegner ganze 13 Punkte totalisiert. Obwohl sein Bruder mit der Werks-Honda auf dem Red Bull Ring Jahr für Jahr um den Sieg kämpfte, wurden es auch auf dieser Strecke für Alex nur 3 WM-Punkte (© MotoGP).

Vor Saisonbeginn kam die Erleuchtung

Die Honda-Teamführung um Ex-Rennfahrer Alberto Puig hatte bereits vor verspätetem Saisonbeginn in der verkürzten Corona-Saison realisiert, dass der jüngere Bruder des amtierenden Weltmeisters im Werksteam eine Fehlbesetzung war. Bereits bei den Wintertests war ihnen klar geworden, was wir bereits früher vorhergesagt hatten. Doch das nahm Alex nicht den Druck und dabei spielte auch die Verletzung seines Bruders Marc keine Rolle. Wäre dieser 2020 von Sieg zu Sieg geeilt, hätte der Rookie im Repsol Honda Team ähnlich starken Erfolgsdruck gehabt.

Das Repsol Honda Team ab dem Grand Prix von Tschechien mit Alex Marquez vor Stefan Bradl – die erste Saisonhälfte eine absolut blamable Darstellung, die zum kompletten Absturz in der Teamwertung führte. Noch nie in der über 25-jährigen Geschichte des Repsol Honda Teams war es auch nur annähernd so schlecht klassiert gewesen (© MotoGP).

Das erste Highlight seiner schwierigen ersten Saison

In Misano musste sich der Spanier am ersten Wochenende mit Platz 17 als Drittletzter begnügen. Beim zweiten Rennen folgte mit P7 das erst zweite Top Ten Ergebnis in der bereits 7. von nur 14 Runden der verkürzten Corona-Saison. Ohne die zahlreichen Stürze vieler vor ihm liegenden Piloten hätte es jedoch kaum unter die ersten zehn gereicht. Platz 13 bei seinem Heimrennen auf dem Circuito de Cataluña-Barcelona war erneut kein wirkliches Highlight. Doch dann kam mit Le Mans ein Regenrennen und bei feuchten Verhältnissen hatte Alex schon öfters hervorragende Leistungen gezeigt. Diesmal ging alles auf und er kämpfte Gegner um Gegner nieder, inklusive kurz vor dem Ziel des bereits als sein Nachfolger bei Repsol Honda feststehenden Pol Espargaró.

Alex Marquez (Repsol Honda) – am Speed fehlte es selten und die neuen Michelin Reifen kamen den Piloten, die erst kürzlich noch in der Moto2 angetreten waren zudem sehr entgegen. Aber bis alles für den Spanier zusammenpasste, fuhr er bereits die 9. von 14 WM-Runden (© MotoGP).

Das zweite Highlight in Aragon und der Rückfall sofort danach
Bei komplett anderen Verhältnissen folgte gleich nach Le Mans die Bestätigung mit einem neuerlichen zweiten Platz. Alex hatte enorm an Selbstvertrauen gewonnen, nachdem es in Frankreich endlich einmal zu seinen Gunsten ausgegangen war. Dies beflügelte ihn auch im Motorland Aragon und auf Suzuki Ass und Sieger Alex Rins verlor er am Ende nur hauchdünn. Doch wer nun gehofft hatte, der Bann bei Marquez sei ab nun gebrochen, wurde sofort wieder enttäuscht. Sein Bruder Marc musste am Fernseher bestürzt zusehen, wie Alex nach 13 Runden auf dem Hosenboden landete. Dieser hatte sich bereits auf Position 4 vorgekämpft, als er es 10 Umgänge vor Schluss übertrieben hatte und ausgerutscht war.

Alex Marquez bei seinem Sturz am zweiten Wochenende von Aragon, womit erneut eine desaströse Phase für den Bruder des amtierenden Weltmeisters begann (© MotoGP).

Die missratene Rookie Saison des Alex Marquez

Am ersten Wochenende von Valencia folgte bereits der nächste Sturz, diesmal 4 Runden vor dem Erreichen der Zielflagge. Danach kam der Rückfall mit Platz 16 ohne WM-Punkt als Drittletzter im zweiten Rennen auf dem Circuito Ricardo Tormo. Auch der neunte Platz beim Saisonfinale am Grand Prix von Portugal brachte keine Erleichterung mehr. Natürlich sind zwei zweite Plätze aller Ehren wert, doch WM-Rang 14 ist für einen Werkspiloten schlicht zu wenig. Zumindest weil es sich dabei um das erfolgreichste Team der letzten 3 Jahrzehnte gehandelt hatte, welches dadurch so schlecht abschnitt, wie noch nie in seiner Geschichte. Dass Alex Marquez, wie nachfolgende Tabelle zeigt der beste Repsol Honda Pilot in der Saison 2020 war, ist bei WM-Rang 14 jedoch kein Ruhmesblatt.

Die Bilanz von Repsol Honda, respektive was die mit Stern markierten Jahre 2000 und 2001 betrifft HRC Honda, von 1995 bis 2020. In seinen ersten beiden Jahren für Honda fuhr Rossi für Hauptsponsor Nastro Azzurro, bevor er unter Repsol Honda Flagge antrat.

Die GP-Karriere von Alex Marquez im Rückblick

Im dritten Jahr in der Moto3 holte sich Alex Marquez seinen ersten Weltmeistertitel. Danach kamen zwei harte Jahre in der Moto2, bevor er sich anfing, auch in der mittleren Klasse durchzusetzen. Nach säge und schraube 5 Jahren gewann er auch in der Moto2 den WM-Titel. Und danach passierte im Repsol Honda Werksteam, was eigentlich vorhersehbar war. Interessant ist hierzu der Vergleich mit seiner ersten Moto2 Saison. Als MotoGP Rookie belegte er exakt denselben Rang wie damals in der mittleren Kategorie. Dazu exakt einen einzigen Punkt mehr als im Jahr 2015 in der Moto2 auf Kalex. Im Vergleich zu den Resultaten von Stefan Bradl und Cal Crutchlow (mit Ausnahme seines Abschiedsjahrs 2020) war trotz zwei zweiten Plätzen die Saison des jüngeren Marquez Bruders im Prinzip eine Katastrophe. Daher verschiebt man ihn für 2021 nun auch ins B-Team, von Lucio Cecchinello, wo er von Beginn an hingehört hatte.

Der WM-Endstand der MotoGP WM 2020

Alex Marquez und seine Aussichten für 2021

Wir sind davon überzeugt, dass der Katalane seinen Weg bei LCR Honda machen wird. Ohne den Druck eines Werksteams kann er sich in Ruhe entwickeln und es werden nicht in jedem Rennen Podestplätze von ihm erwartet. Unter dieser Voraussetzung könnte er gar zur positiven Überraschung im nächsten Jahr werden. Allerdings hat er mit Takaaki Nakagami einen starken Teamkollegen an seiner Seite. Alleine schon besser als dieser abzuschneiden, dürfte bereits eine gute Leistung darstellen. Sollte Marc Marquez sich erneut als nicht ausreichend fit für 2021 präsentieren, benötigt Honda gute Resultate. Und bis auf seine Freunde bei Red Bull Media glauben nur die wenigsten, dass der Bayer als brauchbarer Ersatz taugt. Sein Punkteschnitt von 2,45 Zählern pro Rennen im Jahr 2020 spricht jedenfalls eine andere Sprache.

Alex Marquez in der Repsol Honda Box – ein Bild aus der Vergangenheit, weil er sich als Nachfolger von Cal Crutchlow nun zuerst seine Sporen im B-Team von HRC verdienen muss. Auf seinen Nachfolger Pol Espargaró im Werksteam und dessen Leistungen im nächsten Jahr sind viele Beobachter genauso gespannt (© MotoGP).

Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021

In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

Ersatzstrecken für die MotoGP sind Portimao (Portugal), der neue Mandalika Racetrack in Lombok (Indonesien) abhängig von der Fertigstellung und Homologation, sowie der Igora Drive Circuit in St. Petersburg (Russland). Letzterer wird jedoch höchstens von Juni bis August infrage kommen, weil in den restlichen Monaten die Temperaturen nahe der finnischen Grenze viel zu tief für Motorrad-Rennen sind.