MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 88
Nebst Ducati Hoffnung Jack Miller kann Miguel Oliveira für sich in Anspruch nehmen, dass er am mehreren Ausfällen 2020 unschuldig war. Nach gutem Saisonauftakt mit Platz 8 als zweitbester KTM Pilot am ersten Wochenende startete der aus Almada (gegenüber von Lissabon) in Portugal stammende angehende Zahnarzt hoffnungsvoll in seine 2. MotoGP Saison. Aber im zweiten Rennen kam Miguel nur bis zur ersten Kurve, als er von Brad Binder am Hinterrad getroffen wurde und dadurch abflog. Ausgerechnet der Südafrikaner gewann danach in Brünn, während Oliveira als erneut zweitbester KTM Fahrer den wesentlich weniger glanzvollen 6. Rang eingefahren hatte.
Vom Underdog zum strahlenden Sieger
Im ersten Rennen von Spielberg kam es zum Eklat, als ihn mit Hitzkopf Pol Espargaró ausgerechnet erneut ein Markenkollege aus dem Sattel holte. Der Portugiese lag auf Platz 6 knapp hinter der Spitze auf der Ideallinie, als der Katalane von außen kommend mit ihm kollidierte und beide darauf zu Sturz kamen. Danach kam es zu einer Aussprache zwischen den beiden, mit welcher Oliveira alles andere als zufrieden war. Kurze Zeit später bezeichnete er Pol öffentlich als mit Abstand dümmsten Fahrer der MotoGP. Doch nur ein Rennen später kam die Stunde der Revanche und dies sogar mit absolut fairen Mitteln. Weil der Spanier mit der Brechstange im zweiten Rennen auf dem Red Bull Ring in der Zielkurve am führenden Jack Miller vorbeiwollte, gerieten beide weit nach außen. Miguel schlüpfte innen durch und wurde als Sieger abgewunken.
Die Bestätigung – Miguel Oliveiras zweites MotoGP Jahr
Nach einem bescheidenen ersten Rennen in Misano mit Platz 11 direkt hinter Pol, steigerte sich Oliveira am zweiten Wochenende auf Rang 5. Der Spanier wurde erneut unmittelbar vor ihm diesmal als Vierter abgewunken. Doch aufgrund einer fragwürdigen Bestrafung des drittplatzierten Quartararo rutschte Pol um eine Platzierung nach vorne. In Barcelona folgte der erste selbstverschuldete Sturz des Portugiesen in einer verrückten verkürzten Corona-Saison. Mit Rang 6 in Le Mans hielt er sich danach schadlos, doch beim ersten Rennen in Aragon folgte mit P16 die Enttäuschung der Saison. Am zweiten Wochenende folgte ein guter 6. Platz an selber Stätte. Auch Position 5 am ersten Valencia-Wochenende konnte sich sehen lassen, genauso im 2. Rennen ein sechster Rang.
Das versöhnliche Saisonende trotz nur WM-Rang 9
Beim Saisonfinale kam am Heim-GP von Miguel auf dem Autodromo do Algarve die Kür. Poleposition und Start-Ziel-Sieg – mehr geht nicht. Es wurde ein versöhnliches Saisonende, trotz nur dem 9. WM-Rang. Ohne die schuldlos verlorenen Punkte in Jerez 2 und Spielberg 1 wäre Oliveira bester KTM Pilot geworden. Auf den 5. Rang von Pol Espargaró fehlten ihm am Ende nur 10 Punkte, die er allein schon in einem der beiden Ausfall-Rennen locker geholt hätte. Mit nur einem selbstverschuldeten Sturz war er insofern auch der konstanteste aller KTM Piloten und hätte einen Top 5 Platz in der WM-Endabrechnung auch deshalb mehr als verdient. Doch der Portugiese kann dies voraussichtlich nächste Saison beweisen, sollte er eine ähnlich starke Leistung wie 2020 zeigen.
Die GP-Karriere von Oliveira im Rückblick
Nach bescheidenem Start in der 125 cm³ Klasse ging es in der neu geschaffenen Moto3 stetig aufwärts, bis mit Mahindra im dritten Jahr ein Rückschritt kam. Trotzdem erhielt er bei Aki Ajo nochmals eine Chance in der Nachwuchsklasse und im Team des Finnen blühte der Portugiese auf und holte sich hinter Dany Kent 2015 den Vize-Titel. Folgerichtig ging es für Miguel danach in die Moto2, wo sein Rookie Jahr mit WM-Rang 21 eher bescheiden ausfiel. Von Leopard Racing wechselte er danach wieder zu Ajo, wo er mit drei Siegen und weiteren 6 Podestplätzen in der Saison 2017 auf WM-Position 3 durchstartete. Nach der Vize-Weltmeisterschaft im Folgejahr wurde er von KTM zu Tech 3 in die MotoGP befördert. In seinem wenig erfolgreichen Rookie Jahr hatten mit Ausnahme von Pol Espargaró sämtliche KTM Piloten ihre Probleme. Doch 2020 kam die Erlösung mit zwei Grand Prix Siegen für den Portugiesen.
Der WM-Endstand der MotoGP WM 2020
Miguel Oliveira und seine Aussichten für 2021
Als Johann Zarco Mitte 2019 freiwillig vorzeitig aus seinem KTM 2-Jahresvertrag ausstieg, wurde Oliveira übergangen. Stattdessen erhielt Brad Binder dessen Platz und Miguel hatte daran ganz schön zu kauen. Dass er die bessere Wahl gewiesen wäre, bewies er mit zwei Siegen und einer Top Ten Platzierung zum Jahresende. Doch auch Binder war auf Anhieb schnell auf der KTM und in der Saison 2021 wird sich zeigen, wer von den beiden am Ende die Nase vorne hat. Am Speed dürfte es bei ihnen nicht fehlen, doch im nächsten Jahr ist auch Konstanz gefragt, will man im KTM-Werksteam wirklich vorne mitmischen. Ohne den Testvorteil zu Beginn der Corona-Saison der Orangen wird auf jeden Fall spannend sein, wie sie mit ihren beiden Aushängeschildern im Jahr der Bestätigung abschneiden werden. Wir rechnen dabei mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen, sofern sich keiner von ihnen ernsthaft verletzt.
Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021
In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.
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