Danilo Petrucci (Ducati) vor dem Start zum Grand Prix von Valencia 2019 – ein eher stiller und für die MotoGP sehr untypischer Charakter. Der Italiener musste bei Ducati gehen und dockte bei Tech 3 KTM für 2021 an (© MotoGP).

MotoGP Jahresrückblick 2020 – die unscheinbare Nummer 9

Danilo Petrucci kam über Umwege in die MotoGP und hat im Gegensatz zu fast sämtlichen anderen Fahrern der Königsklasse keinen klassischen Werdegang. Für einen Italiener wirkt er fast etwas zu bodenständig und introvertiert. Vielleicht genießt er gerade deshalb sowohl im Paddock, wie auch unter den wahren Fans viele Sympathien. Der ausgebildete Polizist hatte bereits im Vorjahr eine schwierige Saison erlebt, war zumindest für die Zeit nach seinem sensationellen Triumph von Mugello gilt. Genau wie für Andrea Dovizioso kam er mit den neuen Michelin-Reifen von 2020 meist überhaupt nicht klar, nur wurde bei ihm nicht so ein Aufhebens darum gemacht.

„Petrux“ wie man ihn kennt – auf seiner Ducati mit einem Augenzwinkern, obwohl er mit Ausnahme von Le Mans in der verkürzten Corona-Saison 2020 wenig zu lachen hatte (© MotoGP).

WM-Endstand MotoGP 2020 – Petrucci auf Rang 12

Sechs Top Ten Resultate und ein Sieg wären in manch einem Team mehr als zufriedenstellend gewesen, nicht aber in der Werksmannschaft von Ducati, weshalb Petrux für 2021 jüngeren Kräften Platz machen musste und auch bei Pramac Racing und Esponsorama Ducati keine neue Chance mehr erhielt.

Die Saison 2021 und die Analogie zum Vorjahr

Nachdem er wie Dovizioso mit den neuen Reifen nichts als Probleme bekundet hatte, waren seine Tage bei Ducati bereits früh gezählt. Es ist sogar gut möglich, dass sein Rauswurf auch bei Dovi seine Spuren hinterließ, auch wenn dieser es nie öffentlich zugeben würde. Jedenfalls hatte Petrux von Mugello 2019 bis Le Mans 2020 dem Ducati Management wenig Gründe geliefert, weshalb sie weiter auf ihn hätten setzen sollen. Im Fußball werden erfolglose Trainer heute meist nach wenigen erfolglosen Spielen gefeuert und in der MotoGP herrscht schon seit Jahrzehnten nur noch wenig Menschlichkeit. Natürlich versucht man dies den Zuschauern immer krampfhaft vorzuspielen, aber es geht in der Branche dafür schlicht um zu viel Geld.

Petrux mit seiner Ducati auf der Verfolgung von Miller, Mir, Pol Espargaró und vor Alex Rins. Eine Prognose für seine Performance im nächsten Jahr auf KTM ist kaum möglich, aber zumindest steht er bei Tech 3 nicht derart unter Erfolgsdruck wie im Ducati Werksteam seit 2019 (© MotoGP).

Danilo Petrucci und seine Zukunft in der MotoGP

Beim trotz vielen starken Fahrern bis 2019 nie siegreichen Tech 3 Team erhält der Italiener für 2021 eine neue Chance. Hier kann er beweisen, ob er es noch drauf hat oder die Zweifler recht behalten, welche ihm dort den endgültigen Untergang prophezeien. Als Werbeträger war er Red Bull alles andere als genehm, weshalb es sogar zu Unstimmigkeiten mit KTM kam. Verständlich irgendwie für ein Unternehmen, welches seine Athleten auch zwischendurch gerne mal von Hochhäusern in den Tod springen lässt, nachdem deren Sprudel-Süßgetränk eben doch keine Flügel verleiht. Aber der Mann aus Terni, einer Kleinstadt zwischen Perugia aus Rom kann sich immer noch seine Gesundheit bei der Dakar ruinieren. Insofern ist er wohl doch am richtigen Ort gelandet. Angeblich reizt ihn dieses oft tödlich ausgehende Abenteuer effektiv, zumindest gab er dies öffentlich zu Protokoll

Petrux vor Pol Espargaró (KTM), den er in Barcelona beinahe zur Weißglut brachte und welcher am Ende gar die Nerven verlor und dadurch abflog. Nach seinem selbst verschuldeten Crash warf der Bad-Boy und laut Teamkollege Miguel Oliveira dümmste Mensch im MotoGP Paddock danach gar Steine nach dem längst entflogenen Petrucci und traf dabei beinahe einen Streckenposten. Die TV-Aufzeichnung belegte anschließend jedoch eindeutig, dass es vor Pols Abflug zu keiner Berührung zwischen den beiden gekommen war (© MotoGP).

Die persönliche Bilanz von Danilo Petrucci in der MotoGP

Als Superstock 1000 Landesmeister erhielt er beim Came Ioda Racing Project eine Chance für die MotoGP. Auf völlig unterlegenem Material holte der Italiener trotzdem beständig WM-Punkte, was einem Tom Lüthi in seiner einzigen MotoGP Saison 2018 im Marc VDS Racing Team auf Honda beispielsweise nicht gelang. Trotzdem dauerte es 3 Jahre, bis der Italiener bei Pramac Racing mit der Vorjahres-Ducati 2015 auf einem konkurrenzfähigen Bike unterwegs war. Mit WM-Rang 10 schlug er sich anständig und liess dabei Fahrer wie Maverick Viñales, Aleix Espargaró (beide Suzuki), Stefan Bradl (Forward-Yamaha und Aprilia), Jack Miller, Nicky Hayden (beide Honda) und Alvaro Bautista (Aprilia) hinter sich. Nach einer durchwachsenen Saison 2016 ging es ab 207 endgültig aufwärts und mit Ausnahme von 2020 beendete er ab dann die WM immer in die Top Ten.

Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021

In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

Ersatzstrecken für die MotoGP sind Portimao (Portugal), der neue Mandalika Racetrack in Lombok (Indonesien) abhängig von der Fertigstellung und Homologation, sowie der Igora Drive Circuit in St. Petersburg (Russland).