Jorge Lorenzo auf Repsol Honda in seiner letzten Saison als Stammfahrer 2019 am Start von Aragon – nach seinem Rücktritt als aktiver Rennfahrer folgte eine Verpflichtung bei Yamaha als Testfahrer und dann kam die Corona-Pandemie (© MotoGP).

MotoGP Jahresrückblick 2020 – die fehlende Nummer 99

Ob Jorge Lorenzo fehlte oder nicht, darüber stritten sich in der Corona-Saison die Geister. Irgendwie war er doch oft präsent und meldete sich zu zahlreichen Themen zu Wort. Eigentlich wollte er als Yamaha-Testfahrer ohne Druck einige Rennen bestreiten, wie beispielsweise seinen Heim-Grand Prix auf dem Circuito de Cataluña. Vielleicht war es sogar gut für ihn, kam die Corona-Pandemie. Dies ersparte ihm zumindest eine weitere Blamage, wie er sie im Vorjahr bereits über die ganze Saison erleben musste.

Jorge Lorenzo vor der Yamaha M1 beim Aufwärmen für die Vortests auf dem Autodromo do Algarve in Portugal. Sein einziger halbherzig aufgegleister Test für Yamaha in der Corona-Saison, bevor man sich wenig später für den bei Honda zum Saisonende entlassenen Cal Crutchlow als Ersatz entschied (© MotoGP).

Vom strahlenden Sieger zum Buhmann

Besonders geschickt verhielt sich der Spanier nach seinem Rücktritt als aktiver Rennfahrer oder zumindest Stammpilot definitiv nicht. Dass er auf der Repsol Honda 2019 an der Seite von Marc Marquez scheiterte, verziehen ihm die Fans der MotoGP genauso wie seine persönlichen Anhänger. Er war gesundheitlich angeschlagen und die Honda passte wohl denkbar schlecht zu seinem Fahrstil, was er jedoch bereits vor der Unterschrift bei HRC ahnen musste. Doch nach seinem Rücktritt bekleckerte sich der pausbäckig gewordene Mallorquiner alles andere als mit Ruhm. Wir meinen damit nicht die verbalen Fernduelle mit Giacomo Agostini oder dessen Landsmann Dovi.

Die Zeiten, welche Lorenzo mit der letztjährigen Yamaha M1 in Portimão fuhr, waren um die 3 Sekunden langsamer als diejenigen eines Aleix Espargaró auf der deutlich unterlegenen Aprilia. Spätestens ab diesem Moment hätte der Katalane den Mund besser nicht mehr so voll genommen (© MotoGP).

Die Selbst-Demontage eines Champions stimmt traurig
Sein Posing vor Luxus-Autos für Selfies und die Selbstdarstellung als Playboy war etwas, das nicht nur wir ihm davor nicht zugetraut hätten. Sich dazu auch noch in sündhaft teuren Resorts abzulichten und betonen, wie er dieses Luxusleben genießt, ist endgültig unter aller Sau. In seinem Land sterben massenweise Menschen und unzählige verloren in dem wirtschaftlich sowieso nicht gut gestellten Land ihre Jobs. Sogar sogenannte Sport Journalisten wie beispielsweise diejenigen von Red Bull Media boten auf ihren „Sport-News-Seiten“ diesem Unfug eine zusätzliche Plattform – pfui! Die Selbst-Demontage eines Champions stimmt traurig. Wir hätten ihn lieber als guten und durchaus fairen Sportsmann in Erinnerung behalten. Diese Chance nahm er nun vor allem auch vielen seiner Landleute. Ob dabei mehr Ignoranz, Arroganz oder Dummheit im Spiel ist, spielt vor diesem Hintergrund eine untergeordnete Rolle.

Als Jorge noch fit und nicht pausbäckig war – in seiner letzten desaströsen Saison für Repsol Honda bot der Katalane von der Ferieninsel Mallorca ein Bild des Jammers (© MotoGP).

Die sportliche Demontage in seinem letzten MotoGP Jahr

Als WM-Neunzehnter hatte er sich nicht ein einziges Mal in den Top Ten platzieren können. Etwas, das Test- und Ersatzpilot Stefan Bradl sogar im Vorjahr (in Jerez und auf dem Sachsenring) zweimal gelungen war. Bei insgesamt 4 Rennen verpasste der stolze Spanier gar die Punkteränge. Von bloßem Auge war beispielsweise in Silverstone zu erkennen, wie Lorenzo im Gegensatz zu seinen Gegnern spürbar ängstlich unterwegs war. Mancher Nachwuchsfahrer hätte sein Hab und Gut dafür gegeben, einmal auf dieser Weltmeister-Rakete wie er sie fuhr, antreten zu dürfen. Doch Jorge wurde gar noch fürstlich dafür bezahlt, dass er sich in seinem letzten Jahr als Stammpilot blamierte. Als Zaungäste beim GP von England (und auf diversen anderen Strecken) blieb uns bei diesem Anblick meist nur ein Kopfschütteln.

Jorge Lorenzo (Repsol Honda) 2019 auf der Verfolgung von Nachzüglern wie Karel Abraham (Reale Avintia Ducati) und Mika Kallio (KTM). Der mehrfache Weltmeister demontierte sich in seiner letzten Saison als Stammfahrer sportlich bis zur völligen Blamage selbst (© MotoGP).

Die GP-Karriere von Jorge Lorenzo im Rückblick

Nur wenige Fahrer der Neuzeit haben eine ähnlich stolze Bilanz wie der aus Palma der Mallorca stammende Spanier vorzuweisen. Vor allem sein langjähriger Konkurrent, der oft als „Edel-Tester“ (wir versehen diesen Begriff nicht, selbst wenn man ihn uns buchstabiert) bezeichnete Dani Pedrosa verblasst daneben vollständig. Seit Marc Marquez in die MotoGP kam, ist er immer noch der einzige, der diesen im Titelkampf zu besiegen vermochte. Wir ziehen vor den sportlichen Leistungen dieses Mannes den Hut und verzeihen ihm aufgrund all seiner vorherigen Leistungen seine desaströse letzte Saison. Hoffentlich kommt auch die Person Jorge Lorenzo irgendwann noch zur Besinnung und hört damit auf, seinen guten Ruf weiter zu zerstören!

Der WM-Endstand der MotoGP WM 2019

Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021

In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

Ersatzstrecken für die MotoGP sind Portimao (Portugal), der neue Mandalika Racetrack in Lombok (Indonesien) abhängig von der Fertigstellung und Homologation, sowie der Igora Drive Circuit in St. Petersburg (Russland). Letzterer wird jedoch höchstens von Juni bis August infrage kommen, weil in den restlichen Monaten die Temperaturen nahe der finnischen Grenze viel zu tief für Motorrad-Rennen sind.