GP von Italien in Mugello am 2. Juni 2019, Runde 6 von 19.
Petrux gewinnt sein Heimrennen vor Marquez & Dovi
Das Rennen der MotoGP war vom Start bis zur letzten Kurve von Spannung und vielen Dramen geprägt. Valentino Rossi musste von Platz 18 starten und hatte sich bereits auf P16 vorgekämpft, als er nach einer Kollision mit Joan Mir (SPA, Suzuki) ins Kies ausweichen musste und auf den 21. Rang zurückfiel. Beim Versuch, sich wieder vorzukämpfen, stürzte das Idol ganzer Generationen zum Leidwesen der meisten Rennbesucher. Unmittelbar danach sah man eine Vielzahl der Fans, die sich von der wundervoll gelegenen Strecke in Mugello entfernten. Wer dablieb oder zu Hause den Fernseher nicht ausschaltete, erlebte den lange verdienten Sieg von Danilo Petrucci mit, welcher damit seine Anwesenheit im Ducati-Werksteam endgültig gesichert haben dürfte.
Nach Rossi auch Jack Miller durch Sturz ausgeschieden
Sein Rivale um diesen Platz, der für Pramac Ducati auf einer aktuellen Werksmaschine fahrende Australier Jack Miller, stürzte hingegen in der acht-letzten Runde und verlor dadurch wertvolle Punkte. Der italienischer Pramac Ducati Teamkollege Francesco „Pecco“ Bagnaia verabschiedete sich zum Leidwesen seiner Mannschaft in der Box auf die gleiche Weise, bereits 4 Runden früher aus dem Rennen. Der amtierende MotoGP Weltmeister Marc Marquez lag zu Beginn noch an der Spitze, konnte sich allerdings nie absetzen und wurde im Verlauf des Rennens mehrmals attackiert. Kurve 1 in der letzten Runde fiel die Vorentscheidung, als Petrux sich innen durchzwängte und Dovi ins Sandwich zwischen seinem Teamkollegen und Marc Marquez geriet und nach Feindberührungen zurückstecken musste. Danilo Petrucci konnte die Spitzenposition bis ins Ziel verteidigen und wehrte sämtliche Attacken von Marquez erfolgreich ab. Teamkollege Andrea Doviszioso war sichtlich enttäuscht, auch weil er nebst dem knapp verpassten Sieg keine Punkte auf Marquez gutmachte und hinter diesem ins Ziel kam.
Von 13 auf 4 – Alex Rins erneut überzeugend
Der starke Spanier bewies auf seiner Suzuki erneut, dass er zum erweiterten Kreis der Titelfavoriten 2019 gehört. Nachdem er im Q1 den Einzug ins 2. Qualifying um gut 2,5 Zehntelsekunden verpasst hatte, musste Alex von Platz 13 ins Rennen starten. Dies hinderte ihn allerdings nicht, sich kontinuierlich nach vorne zu kämpfen und im Fight um den Rennsieg mitzuwirken. Mit knapp 0,2 Sekunden Rückstand auf Dovi landete er letztlich auf dem undankbaren 4. Platz, was allerdings nach dem 10. Rang von Le Mans mehr als nur Schadensbegrenzung bedeutete. Der 5. Top fünf Platz im 6. Rennen, nach seinem Sieg in Austin und Platz 2 in Jerez unterstreicht, dass Suzuki sich dieses Jahr mit Rins berechtigte Hoffnungen auf die beste Saison seit Jahrzehnten machen darf.
Sorgen dürften den Japanern aus Hamamatsu höchstens die bescheidenen Darbietungen von Rins Landsmann Joan Mir bereiten. Mit Platz 12 erst zum zweiten Mal in den Punkten ist für einen Werksfahrer eigentlich zu wenig. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass er sich nach der Kollision mit Rossi sogar noch vor Ex-Weltmeister Jorge Lorenzo klassieren konnte.
Fabio Quartararo – Platz 2 im Quali und 10 im Rennen
Nach Startplatz 2 war der 10. Rang des erst 20 Jahre jungen Franzosen bestimmt nicht das, was er und sein Team sich nach seinen erneut hervorragenden Trainingsleistungen erwarten durften. Allerdings gehört Mugello definitiv nicht zu den Strecken, auf welchen seine Yamaha ihre Stärken im Rennen ausspielen kann. Insofern darf man auf den nächsten GP auf dem Circuito de Catalunya, nahe Barcelona am 16. Juni gespannt sein. Dass dem derzeit eindeutig besten Rookie in naher Zukunft ein Spitzenresultat gelingt, dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Deutlich weniger gut lief es für seinen Teamkollegen und Rookie des Jahres 2018, Franco „Morbido“ Morbidelli. Der Italiener begrub seine Hoffnungen auf sein erstes MotoGP Podium bereits nach 5 Runden mit einem Sturz. Im WM-Zwischenklassement liegt er nun noch 3 Punkte vor Quartararo und auf Zwischenrang 11.
Takaaki Nakagami und Jorge Lorenzo – Freud und Leid
Mit seinem ersten Top 5 Resultat 2019 zeigte der Japaner erneut, wozu er fähig ist und klassierte sich bis auf seinen Nuller in Le Mans bisher jedes Mal in den Top Ten. LCR Honda Teamkollege Cal Crutchlow verlor bis ins Ziel über 7 Sekunden auf ihn und liegt in der WM nur noch 2 Zähler vor Takaaki, immerhin auf Zwischenrang 7. Repsol Hondas Neuzugang Jorge Lorenzo, kreuzte die Ziellinie nur auf Platz 13. Der Mallorquiner war im Vorjahr noch Sieger in Mugello, als er das 2. Jahr für Ducati fuhr. Mit über 20 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen Marquez, rennt Jorge jedenfalls immer noch seinem ersten Achtungserfolg auf der Honda nach. In den ersten 6 Runden ohne Top Ten Platzierung und mit mageren 19 Punkten auf Zwischenrang 16 in der WM liegend, bestätigt er die Voraussagen von Markenkollege Cal Crutchlow. Der Engländer sagte dem ehemaligen MGP Weltmeister eine dornige Zukunft auf der schwer zu bändigenden Honda voraus, welche offenbar schwer auf den runden und weichen Fahrstil Lorenzos abzustimmen ist. Man darf gespannt sein, ob es wie bei Ducati in den 2 Jahren davor, rund eineinhalb Jahre bis zum Durchbruch dauern wird.
Die restlichen Punkteränge
Ducati Testfahrer Michele Pirro war nicht ganz überraschend bei seinem zweiten Wildcard-Einsatz 2019 auf der Werks-Ducati in Mugello besonders stark. Man darf davon ausgehen, dass er die im Apennin gelegene Strecke besonders gut kennt und sein Arbeitsgerät hier seine Stärken eindrücklich unter Beweis stellen kann. Mit Platz 7 noch vor LCR Honda Fahrer Cal Crutchlow im Ziel eintreffend, dürfte er die Erwartungen seiner Arbeitgeber definitiv erfüllt haben. Seine ersten Punkte in dieser Saison holte der für Reale Avintia antretende Tscheche Karel Abraham mit Platz 14, noch vor Stars wie Iannone, Moto2 Vizeweltmeister Oliveira und Zarco. Nach Podiumsplatzierungen im Vorjahr kann Andrea Iannone mit einem 15. Platz in Mugello natürlich nicht zufrieden sein. Auf seinen Teamkollegen Aleix Espargaro fehlen ihm aktuell exakt 20 Punkte nach 6 Rennen und mit 7 mickrigen Punkten Ausbeute bedarf es dringend einer Steigerung. Sollte ihm dies nicht nächstens gelingen, könnte dies sein baldiges Ende in der MotoGP bedeuten.
KTM – zu früh gejubelt?
Nach Pol Espargaros Platz 6 in Le Mans überschlugen sich die Red Bull und KTM – Freudensbekundungen und im Hausmagazin speedweek wurden euphorische Töne angeschlagen. Dank einiger Ausfälle waren im 5. Rennen der Saison in Frankreich selbst die Nachzügler Zarco und Syahrin in den Punkten und dank Miguel Oliveiras überzeugender Leistung landeten alle KTM’s in den Punkträngen. Die forschen Töne eines Günther Wiesinger nach Pols Topleistung sind kaum verklungen, dürfte sich im KTM-Tempel wieder Ernüchterung breit machen und man ist auf dem undankbar harten Boden der Realität zurückgelandet. Glaubt man KTM und dem Red Bull Hausblatt, sollte es bei Pol Espargaros Arbeitsgerät definitiv nicht an Leistung mangeln, was natürlich auch für seine Markenkollegen Zarco, Oliveira und Syahrin gilt. Wieso ein Johann Zarco als bester Rookie 2017 dann beinahe 42 Sekunden auf Sieger Petrucci mit seiner Ducati verliert, hinterlässt manchen Fan und Experten mit einigen Fragezeichen.
Vollmundige Ankündigungen bisher nicht wahrgemacht
Wenn wir uns richtig erinnern, wurde KTM-Chef Pierer nach der Verpflichtung des Franzosen mit den Worten zitiert, er soll nun die fehlenden Zehntel von Pol und Bradley Smith (die KTM-Fahrer der ersten beiden Jahre 2017 & 2018) mit seiner Fahrerischen Klasse wettmachen. Durch seinen Einsatz sollte sich auch Espargaro zusätzlich steigern können und ursprünglich war das Ziel, ab dieser Saison im Kampf um Podiumsplätze mitzuwirken. Die Saison 2019 hatte noch kaum begonnen, krebste man bei KTM bereits zurück und korrigierte die ursprünglich kommunizierten Zielsetzungen.
Im Verhältnis zum Budget der „Orangen“ aus Mattighofen in Österreich, sind die aktuellen Resultate leider erbärmlich, ganz zu schweigen von einer eher zur Formel 1 als zur MGP passenden Hospitality. Ein Johann Zarco auf einer Werksmaschine auf dem letzten Platz in Mugello, mit über 40 Sekunden Rückstand auf den Sieger, hierzu ist das Wort sub-optimal noch die Untertreibung des Jahres. Wenn man zudem daran denkt, welche Erfolge das Tech 3 Team von Hervé Poncharal noch vor nicht zu langer Zeit erzielte, ein Jammer! In der Moto2 mit KTM noch Punktelos und in der MotoGP weit abgeschlagen auf dem zweitletzten Platz liegend – eine Katastrophe für den Franzosen. Man darf gespannt sein, ob es letztlich doch noch gelingt, den Aufwärtstrend einzuleiten.
Resultat MotoGP Runde 6 in Mugello
Die durch Sturz ausgeschiedenen Fahrer: