Zwiespältige Ankunft in Andalusien – dank Sixt

Der Flug von Bratislava nach Malaga verlief nach Plan und problemlos, für 2 Personen kostete dies mit je einem Gepäckstück bei Ryanair knapp über 100 Euro. Der Rückflug war erst am Dienstagabend, mit Laudamotion (zu Ryanair gehörend), ab Sevilla nach Wien. Kurz nach der Ankunft in Malaga holten wir einen Sixt Mietwagen ab, diesmal sogar ein fast neues Fahrzeug. Der allerdings bei den meisten Mietwagenfirmen oft üblichen Ärger mit den Versicherungen, trübte die Ankunft in Südspanien etwas. Trotzdem wir bei der Onlinereservierung null Selbstbehalt ausgewählt hatten, zockte man uns noch mit einer Zusatzversicherung von rund 23 Euro/Tag (für 6 Tage ab), weil sonst Reifen- und Scheibenschaden nicht inbegriffen gewesen wären. Reine Abzocke eigentlich, vor allem Null Selbstbehalt sollte eigentlich Null bedeuten, aber als Kunde ist man bei Mietwagenfirmen meist sowieso der Depp. Aber was solls, die Vorfreude auf den Jerez GP war groß, 2019 war der Dritte Besuch in Folge für uns.

Samstag 4. Mai 2019 am Circuito de Jerez, vor dem MotoGP FP4 alle Tribünen voll.

Kostengünstiges Hotel an der Atlantikküste

Die Fahrt von Malaga verlief problemlos, die Strecke auf der Autopista 7 dem Meer entlang ist sehr schön und das Wetter war traumhaft. Auf Höhe Gibraltar ging es dann hoch in Richtung Jerez de la Frontera und kurz davor links in Richtung Atlantik. Das für Freitag bis Montag gebuchte Hotel war bei Costa Ballena, etwa eine Dreiviertel Stunde von der Rennstrecke entfernt. Wir fanden das Hotel Alegria Costa Ballena auf Anhieb, sogar einer der wenigen Parkplätze vor dem Hotel war noch frei. Allerdings standen geschätzte 50 frisch angekommene Motorräder direkt vor dem Eingang und beim Eintritt fanden wir unsere Befürchtung bestätigt: Die Lobby war überfüllt mit auf den Check-in wartenden Bikern, es warteten mindestens 20-30 von ihnen, die meisten Spanier. Also nichts wie daran vorbei, direkt zur Hotelbar, uns erst mal in Ruhe hingesetzt und entspannt. Volle 2,5 (in Worten zweieinhalb) Stunden dauerte es, bis die zwei Rezeptionisten die meisten Gäste eingecheckt hatten und wir uns ebenfalls anstellten. Es dauerte hinter lediglich 3 Parteien immer noch volle 30 Minuten, bis wir endlich (seit 3 Stunden im Hotel wartend) eingecheckt waren! Bei uns gab es, im Gegensatz zu den Spaniern vor uns, keine langen Diskussionen und wir hatten die Zimmerschlüssel.

Hotel Alegria Costa Ballena am Freitag – mit unzähligen Spanischen Fans im Haus.

Nach dem Check-in gab es allerdings die nächste Enttäuschung: Das Restaurant im Hotel bietet nur Buffet an und auf Kantine hatten wir definitiv keine Lust. Ob bei Frühstücks-Buffets, für Lunch oder Dinner, diese Art der Verpflegung ist nicht unser Ding. Bei uns läuft es dabei immer auf dasselbe hinaus, als eher bescheiden zugreifende Gäste bezahlen wir in solchen Fällen für andere Kunden. Insbesondere für diejenigen, welche am Buffet so richtig zuschlagen und sich mehrmals die Teller füllen.
Aber es gab ja noch die Bar und eine Barkarte, aber damit weit gefehlt. Die besonders schlauen (oder vielleicht eher fiesen) spanischen Hoteliers bieten Snacks und kleinere Speisen nämlich nur bis 20 Uhr an. Dies aus dem einfachen Grund, weil dann das Buffet-Restaurant öffnet. Bis wir frisch geduscht aus dem Hotelzimmer kamen, war es natürlich bereits zu spät. Also nichts wie raus und draußen unser Glück gesucht, allerdings mit sehr bescheidenem Erfolg. Übrigens gingen auch die meisten Spanier im Hotel auswärts essen, es waren um kurz vor 21 Uhr kaum noch Bikes vor dem Hotel. Man hörte viele dann noch bis spät in die Nacht, irgendwann kam auch der Letzte wieder zurück ins Hotel. Dieses 4-Sterne Haus können wir übrigens nur beschränkt empfehlen, eigentlich lediglich aufgrund des verhältnismäßig günstigen Preises, mit knapp 205 Euro für 3 Übernachtungen (ohne Frühstück). Aus unserer Sicht wären 3 Sterne für dieses Haus mehr als genug, auch aufgrund des allgemein eher bescheidenen Zustandes mit z.B. Novilon-Böden im Flur. In Cadiz zahlten wir allerdings während MotoGP 2018 mehr als das Doppelte und das Hotel war noch schlimmer.

Die Kästen im Hotelzimmer hatten keine Türen, dafür stand eine Art Tür als Spiegel im Gang platziert. Wenigstens war soweit alles sauber und funktionierte, inkl. Kühlschrank.

Anfahrt am Samstag zum Circuito de Jerez

Doch nun zum GP und dem ersten Tag an der Strecke. Die Fahrt vom Hotel dauerte rund eine dreiviertel Stunde und war staufrei, bis und mit auf den Parkplatz nordöstlich der Strecke. Mit dem Auto muss man eine Ausfahrt später nehmen, was soweit kein Problem ist. Am Sonntag ist allerdings bereits ab früh morgens ein Mega-Stau, weil rund 99% der Besucher über die A382 aus Richtung Westen anfahren. Natürlich kennen wir aber einen Trick, nämlich am Tag des Rennens südlich via La Barca de la Florida und von dort bis kurz vor Jédula zu fahren. Dort gibt es eine Auffahrt auf die A382, um von Osten staufrei zur Strecke zu kommen. Vom Parkplatz zum Circuit geht man zu Fuß (oder fährt mit einem „Tschu-Tschu-Bähnchen“ für Weicheier) die rund 2 km Strecke.

Samstags-Trainings und Qualifying bei düsterem Wetter

Düstere Wolken am Samstag 4. Mai 2019 über dem Circuito de Jerez – aber kein Regen.

Die Valentino Rossi Fans (es sind immer noch deutlich mehr, als für alle spanischen Fahrer zusammen, egal ob in Spanien, Qatar oder Malaysia) waren verständlicherweise enttäuscht, weil es ihr Idol nicht ins Q2 schaffte.
Der Altmeister aus Italien verpasste den Einzug in das finale Qualifying 2 nur knapp und musste am Sonntag ab Position 13 starten. Weniger als eine Zehntels-Sekunde fehlte Valentino am Ende von Q1 auf „Pecco“ Bagnaia, welcher es zusammen mit Rossis Teamkollege Maverick Vinales ins Q2 schaffte. Mehr zu den Qualifyings und Rennen siehe auf dieser Seite unter „Rennberichte“.

Die Strecke in Jerez – für Zuschauer sehr attraktiv

Die Begehbarkeit der Strecke in Jerez ist mustergültig. Sieht man in Losail im Wüstenstaat Qatar praktisch nur die Zielgerade und als Besucher vor Ort ansonsten so gut wie nichts, ist der Circuito Angel Nieto in Andalusien das pure Gegenteil. Wenn man für die (sogenannte) VIP-Tribüne Tickets kauft, kommt man ins Infield der Strecke und kann dazu auf der Tribüne bei der Startaufstellung Platz nehmen.

Das Infield der Strecke in Jerez, mit dem Tio-Pepe Turm (leider 2019 eingerüstet und der ganze Aussichtshügel deshalb gesperrt). Rechts davon die „VIP-Tribüne“ von hinten.

Was in Jerez vorbildlich ist, sind die vielen Eingänge an der Strecke und dass man problemlos rund um die Strecke wandern kann. Auf diese Weise kann sich jeder einen gewünschten Ort suchen, der kein Tribünenticket kaufen wollte (oder es sich schlicht nicht leisten kann). Wir haben keine offiziellen Zahlen, aber die Zahl der „Pelouse-Tickets“ war in Jerez wohl ähnlich groß wie in der Regel z.B. für den Circuit de Catalunya und Assen. Jedenfalls dürften dies wichtige Gründe sein, weshalb die Besucherzahlen für Jerez meist sehr gut sind. Im Hotel und an der Strecke sahen und hörten wir viele Franzosen, Engländer und einige Deutsche und Schweizer.

Besucherzahlen in Jerez seit 1999

Die Besucherzahlen in Jerez waren bis 2015 gut bis hervorragend. Seit einem Einbruch 2016 wieder mit steigender Tendenz.

Wenn man den Statistiken glauben darf, hält Jerez den Besucherrekord, vor Brünn mit 248’434 im Jahr 2015 und Valencia 2007 mit 237’149 Besuchern. Nachdem es 2016 einen drastischen Einbruch gab, stieg die Zahl bis 2018 wieder leicht an. Der Einbruch von 2012 dürfte dem damaligen Wetter mit Regenfällen zuzuschreiben sein. Wir waren ab 2017 jedes Jahr in Jerez zu Gast, voraussichtlich auch 2020 wieder.

Optimaler Ausblick, kurz vor Kurve 7. hinten links die Zielkurve 13 vor dem Torre Tio-Pepe.
Bereits sehr viele Fans am Samstag, hier kurz vor dem Q1 der Moto GP. Im Hintergrund Kurve 10.

Am Tag des Rennens schien dann wieder mehrheitlich die Sonne, wie auch am Montag bei den Tests der MotoGP und am Dienstag am Moto2 und Moto3 Testtag. Leider wurden für die Tests keine Fans zugelassen, ein himmelweiter Unterschied zu WSBK. Die Fans konnten die Testfahrten im Januar in Portugal für die World Superbike für lediglich 10 Euro Eintrittspreis verfolgen. Eigentlich unverständlich, dass sich die Veranstalter diese zusätzliche Einnahmequelle entgehen lassen. Wir sahen am Montag während unseres Spaziergangs jedenfalls zahlreiche abgewiesene und enttäuschte Fans, die umsonst hergefahren waren.

Am Montag nach MGP stand bereits der erste WSBK-Truck an der Strecke, die Rennen finden allerdings erst am 8./9. Juni statt. Wir werden darüber berichten und auch eine Vorschau zum Event publizieren.
Nicht ganz so schlimm wie während MotoGP in Assen 2018, aber das war alles, was die Fans an der Strecke am Montag nach dem Rennen zu sehen bekamen.

Streckenvorstellung von Jerez in Kürze unter „RaceTracks“ und Rennbericht von Runde 4 siehe „Rennberichte“ auf dieser Seite.

Rückreise – ab Sevilla

Vor der Rückreise nach Sevilla machten wir noch einen kurzen Abstecher in die Stadt. Nachfolgend einige Schnappschüsse davon.

Auf dem Weg nach Sevilla und von dort wohl weiter in Richtung Le Mans – HRC Truck.
Die Kathedrale von Sevilla – eine der vielen Sehenswürdigkeiten.
Nochmals die Kathedrale – wohl eine der schönsten Weltweit.

Übrigens war der Rückflug von Sevilla nach Wien ein besonderes Erlebnis. Gebucht über Ryanair flog man dann mit Lauda Motion. Kurz vor dem Start im Flieger sitzend wurde man belehrt, das Rauchen sei während des Auftankvorgangs im Flugzeug verboten. Hallo, wir sind doch bereits im dritten Jahrtausend angekommen?! Eine knappe Stunde vor der Landung wurden wir zum krönenden Abschluss noch von einer Stewardess angeraunzt, als wir vor der noch besetzten Toilette auf die Freigabe warteten. Schlicht davor stehend und absolut normal, wie bisher auf manchem Flug. Die grobklotzige „Dame“, welche uns in grimmigem Ton zurück in den Gang schickte, könnte als Domina bestimmt das x-fache ihres bescheidenen Flugbegleiter-Gehalts verdienen. Dies dürfte jedenfalls unser letzter Flug mit der Ryanair-Tochtergesellschaft gewesen sein. Wir sind froh, fahren wir zum nächsten Rennen, WSBK in Imola am 10.-12. Mai (siehe Vorbericht und Zeitplan im separaten Bericht). Motoracers Zippy hat für uns ein besonderes Schmankerl organisiert, daher dürfen wir in einem Maserati Quattroporte mit Jahrgang 2006 nach Imola. Definitiv das deutlich größere Vergnügen als in der Boeing-Kiste von Lauda-(E)motion(slos)!