Servus TV Co-Kommentator Alex Hofmann im Interview mit Tom Lüthi in der Startaufstellung zum GP von Qatar 2019. Wirklich viel zu tun hat Hofmann bei Servus TV durch die um mehr als die Hälfte gegenüber Eurosport geschrumpfte Sendezeit an MotoGP Wochenenden nicht.

Immer weniger live TV seit Eurosports MotoGP Ausstieg

Seit mit Servus TV die Österreicher für die MotoGP Übertragung im deutschsprachigen Raum verantwortlich sind, hat sich gegenüber Vorgänger Eurosport sehr vieles extrem verschlechtert. Die Erwartungen waren groß, als bekannt gegeben wurde, dass Servus TV die Übertragungsrechte von der Dorna für Österreich, die Schweiz und Deutschland übernahm. Doch bereits beim Saisonauftakt 2019 in Losail im Wüstenstaat Qatar trauten viele MotoGP Fans bereits am Freitag ihren Augen kaum. Der Red Bull Sender hatte offenbar schlicht keine Lust, die Trainings und das Warm-Up live am TV zu übertragen. Stattdessen tauchte man mit 6 (in Worten sechs) Sprechern und Kommentatoren auf und die TV-Übertragung begann erst mit dem Qualifying am Samstag. Wer die Flugpreise von Wien nach Doha kennt, kann sich ausrechnen, wie viel Geld der zu Red Bull gehörende Sender dafür absolut sinnlos zum Fenster hinausschmiss. Besonders bei Berücksichtigung der gegenüber Vorgänger Eurosport um auf rund ein Drittel zusammengeschrumpften Übertragungszeit.

Servus TV Co-Kommentator und HRC Honda Testfahrer Stefan Bradl – viel interessantes hört man bei Servus TV vom Bayern nicht. Kein Wunder, laut Vertrag mit HRC darf er über technische Details kein einziges Wort verlieren. Dies steigert den Wert seiner Kommentare natürlich in keiner Weise.

Krasser Unterschied bezüglich Sendezeit
Nachfolgendes Bild verdeutlicht den krassen Unterschied, seitdem die Rechte für die TV-Liveübertragung der MotoGP von Eurosport an Servus TV übergingen. Gegenüber Eurosport verpassen die TV-Zuschauer beim österreichischen Sender nun über siebeneinhalb Stunden live Action am Fernseher! Oft genug gab es 2019 wichtige Vorentscheidungen für die Startaufstellung und zahlreiche spannenden Momente bereits am Freitag. Aufgrund der Wettersituation und Temperaturverhältnisse war sehr oft bereits das FP2 in der MotoGP vorentscheiden, ob es ein Fahrer direkt ins Q2 schaffte, oder sich zuerst im nervenaufreibenden Q1 durchsetzen musste. Bis auf das Red Bull Heimrennen am Spielberg wurde bei Servus TV jedoch auf all dies verzichtet, zum großen Ärger unzähliger Motorsport Fans in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Spielt dann zufälligerweise noch der international bedeutungslose Eishockey Club Red Bull Salzburg während der geplanten Sendezeit für den GP von Argentinien, muss auch mal auf den Vorbericht zu den Rennen verzichtet werden. Erst unmittelbar zum Start der Moto3 wurde zugeschaltet und die Rennsport-Fans fühlten sich entsprechend verschaukelt.

Vergleich Eurosport zu Servus TV live TV Sendezeit

Qualität und Quantität sank mit Servus TV deutlich

Man mag von Gustl Auinger halten, was man will, aber der gute Mann hat mit dem Spitzenrennsport auf Weltklasse Niveau seit Jahrzehnten nichts mehr zu tun. Als Betreuer von Teenagern im Red Bull Rookies Cup braucht er dies natürlich auch nicht, dafür reicht die Erfahrung einiger GP Siege in seiner aktiven Zeit als Rennfahrer. Zudem war er lange Jahre als Instruktor und Fahrlehrer tätig. Aber mit seinen Allgemeinplätzen, die er als sogenannter Experte bei Servus TV in den Interviews von sich gibt, sorgt er eher für langanhaltendes Gähnen als für Spannung. Wirklich interessante Informationen oder ein gewisser Unterhaltungswert geht dabei völlig ab. Dasselbe gilt für die Interviewpartnerinnen, deren Modebewusstsein deutlich ausgeprägter vorhanden sein dürfte, als ein ernsthaftes Interesse für den Motorsport. Doch leider wurde genau dies den Zuschauern Wochenende für Wochenende von Servus TV zugemutet. Irgendwie roch beim Red Bull Sender alles nach zu viel Selbstgefälligkeit und fehlender Professionalität, dieses Gefühl wurde man vom Saisonauftakt an über die ganze Saison bei den Österreichern nie los.

Der 125 cm³ Ex-Weltmeister von 1993, Dirk Raudies am Sepang GP 2007 für Eurosport vor Ort.

MotoGP Experte mit Maulkorb wertlos
Das Ganze angereichert noch durch gelegentliche Interviews von HRC Testfahrer Stefan Bradl, einem unbestritten sympathischen jungen Piloten aus Bayern. Doch genau dessen Rolle bei Honda macht die Interviews mit ihm oft noch langweiliger und vor allem sinnloser, als diejenigen mit Gustl „Tut-anch“ Auinger. Stefan hat nämlich von HRC logischerweise einen Maulkorb aufgezwungen erhalten und darf rein gar keine Insider-Informationen ausplaudern. Interviews mit ihm sind daher meist völlig nutzlos, dazu langweilig und bringen dem TV-Zuschauer absolut nichts an wertvollen Informationen. Dazu kommt, dass es dem Servus TV Haupt-Kommentatoren Christian Brugger gegenüber einem Lenz Leberkern, Ron Ringguth oder Harry Weber unglücklicherweise deutlich an Format und schlicht auch Qualität fehlt. Und ein Dirk Raudies oder der viel zu früh verstorbene Ralf Waldmann haben, respektive hatten schlicht um Welten höhere Sympathiewerte beim Publikum, als ein Alex Hofmann.

WSBK noch schlimmer – WSSP fehlt komplett

Jonathan Rea (Kawasaki ZX10-RR) vor Alvaro Bautista (Ducati Panigale V4R). Die spektakulären Rennen der WSBK in Argentinien 2019 wurden bei Servus TV nicht live übertragen und erst nach Mitternacht als Aufzeignung gezeigt (Bildquelle KRT).

Trotz österreichischem Fahrer kein Interesse
Der bei KTM angestellte österreichische WSSP 600 Fahrer Thomas Gradinger ist nicht zu beneiden. Nach dem Wechsel von Kallio Racing Yamaha zum von der Moto2 kommenden Kiefer Racing Team stellte sich nach dem Jahresende heraus, dass rund ein Drittel des Budgets für die Saison 2020 nicht gesichert sind. Derzeit ist absolut fragwürdig, ob nach dem viel zu späten WSSP-Entscheid von Kiefer die Budgetsicherung noch gelingt. Nach dem verlorenen Platz in der Moto2 hatte es Jochen Kiefer monatelang verpasst, sich frühzeitig um einen Einstieg in die World Supersport 600 WM zu kümmern. Doch offensichtlich lässt Red Bull den hoffnungsvollsten Österreicher im Straßenrennsport seit Jahrzehnten gleich doppelt hängen. Seit Übernahme der Senderechte für die WSBK lässt man beim zu Red Bull gehörenden Sender Servus TV nämlich die WSSP komplett links liegen.

Paddock Show nach dem WSSP Rennen in Assen 2019, von Links: Federico Caricasulo, Randy Krummenacher (beide Bardahl Evan Bros Yamaha), der Dritte Thomas Gradinger (Kallio Yamaha) und Lucas Mahias (Puccetti Kawasaki). Die starken Leistungen des Österreichers Gradinger waren Servus TV keine live Übertragung wert.

WSBK für Servus TV offenbar zu unwichtig
Doch auch bei der WSBK leisteten sich die Österreicher mehrere Griffe ins Klosett, so geschehen beim zweitletzten Rennen in Argentinien. Während beiden Rennen am Samstag und Sonntag herrschte bei Servus TV genauso Mattscheibe, wie während des 2019 neu eingeführten Superpole-Races. Auf die Übertragung der Superpole wurde bei Servus TV im Vorjahr komplett verzichtet und einige Läufe wie das Superpole-Race wurden schlicht übergangen.

WorldSBK am Abend nach mitteleuropäischer Zeit – bei Servus TV wurde für sämtliche 3 Rennen auf eine TV Live-Übertragung komplett verzichtet.

Eurosport auch bei WSBK deutlich besser
Zum Glück haben die TV-Konsumenten mit Eurosport jedoch eine Alternative, die sowieso nur schwer zu schlagen ist. Mit Lenz Leberkern und Dirk Raudies ist für Spannung, Witz und Kurzweil gesorgt, dazu werden in der Regel sämtliche Rennen live übertragen, inklusive WSSP 600. Bei den Rennen von Argentinien kam es allerdings auch dort zu einer zeitversetzten Übertragung bei Lauf 1 und dem SP-Race, aber Supersport und Lauf 2 war live am TV zu sehen. Wieso Red Bull sich für MotoGP und WSBK zwar die Übertragungsrechte sicherte, dann aber nicht einmal die Hälfte live am TV zu sehen ist, hinterlässt uns zusammen mit unzähligen enttäuschten Fans mit vielen Fragezeichen.

Die pompöse Red Bull Prunk-Hospitality beim GP von Jerez – viel Protz und wenig Qualität. Siehe Servus TV Übertragung und die KTM-Pleiten in der Moto3, Moto2 und MotoGP. Ursprünglich versprach KTM, im 3. Jahr in der MotoGP um das Podium mitzufahren, doch der beste KTM Pilot Pol Espargaro wurde nur WM-Elfter und nie stand ein KTM-Fahrer auf dem Podium.