Andrea Dovizioso kehrt Ducati auf Ende dieser Saison seinen Rücken zu – von seinem 3. Sieg beim Grand Prix von Österreich hielt dies den Mann aus Forli jedoch nicht ab (© MotoGP).

Dovizioso gewinnt dramatisches Rennen im KTM Land

Nach einem dramatischen Crash aufgrund einer Berührung zwischen Johann Zarco und Franco Morbidelli musste das MotoGP Rennen nur acht Runden nach dem Start abgebrochen werden. Die beiden Monster Energy Yamaha Asse Maverick Viñales und Valentino Rossi brauchten all ihre Schutzengel, als sie Sekunden nach dem Crash beinahe von den herrenlosen Bikes von „Morbido“ und dem Franzosen getroffen wurden. Es kam im Anschluss zu einem auf 20 Runden verkürzten Rennen, bei welchem zuerst Jack Miller in Führung lag. Doch Ducati Markenkollege Andrea Dovizioso wirkte im Lauf des 2. Rennens zunehmend stärker und konnte den Australier nach einiger Zeit wieder einholen und kurz danach die Spitze übernehmen. Dazwischen hatten auch die beiden Suzuki Piloten Rins und Mir zu den beiden Ducatis aufschließen können. Doch der Inspektor Gadget der MotoGP übertrieb es dabei mal wieder und flog ab. Dadurch lag es an Joan Mir, die Kohlen für die Japaner aus dem Feuer zu holen. Nach einem Fehler von Miller in der vorletzten Kurve konnte er diesen noch abfangen und vor ihm Platz 2 sichern.

Im Vordergrund das Wrack von Johann Zarcos Ducati GP-19 und hinten im Bild was von Franco Morbidellis Yamaha nach dem Horror-Crash vor Kurve 3 noch übrig ist (© MotoGP).

Pol Espargaró – der Bruchpilot vom Dienst

Wir hatten bereits vor dem dramatischen MotoGP Rennen tags zuvor darauf hingewiesen: Punkte werden erst am Sonntag verteilt. Während die sensationshungrigen Red Bullis Pol Espargarós Bestzeiten im FP3 und Warm-Up bereits wie einen Sieg feierten, war allen nüchternen Betrachtern hingegen klar, der Katalane muss dafür im Sonntag zuerst einmal sitzen bleiben und das Ziel sehen. Und prompt zerstörte Pol mit einem ähnlichen Fehler wie eine Woche davor beim GP von Tschechien nicht nur sein eigenes, sondern auch das Rennen von Miguel Oliveira (Tech 3 KTM). Genau wie von uns im Vorfeld befürchtet, hatte es Espargaró wie im Rennen von Brünn erneut nicht geschafft, das Zielflagge zu sehen. Trotz bescheidenem 17. Startplatz war es prompt wieder Brad Binder, der das Wochenende für KTM mit Rang 4 noch halbwegs zu retten vermochte. Während der Südafrikaner dadurch auf WM-Zwischenrang 4 kletterte, stürzte der spanische Bruchpilot vom Dienst innert 2 WM-Runden von P6 auf Rang 13 ab.

Übeltäter Pol Espargaró (KTM) sorgte innert einer Woche zum zweiten Mal selbstverschuldet für einen Ausfall. Diesmal erwischte es aber durch seine hirnlose Aktion dazu mit Miguel Oliveira (Tech 3 KTM) noch einen weiteren KTM Piloten (© MotoGP).

Mangelnde Einsicht und fragwürdiges Verhalten eines Hitzkopfs

Wann endlich begreifen es alle, dass Pol eine Gefahr auch für andere Piloten und nicht nur sich selbst ist? Für die Race Commission war mehr als peinlich, was in Spielberg kurz nach der unsinnigen Bestrafung Zarcos in Brünn anschließend beim GP von Österreich passiert war. Espargaró strafte ihren Entscheid mit seiner Wiederholungstat natürlich als Fehlentscheid. Doch es geht beim Katalanen noch schlimmer, wie er bei Renn-Abbruch nach dem Horror-Crash von Morbidelli und Zarco bewies. Der Franzose wurde vom Italiener nach Kurve 2 getroffen und vom Motorrad geholt worden, als er diesen gerade erst überholt hatte. Von den beiden Bikes wurden darauf die beiden Monster Energy Yamaha Piloten Maverick Viñales und Valentino Rossi um ein Haar getroffen. Es hätte für beide mit etwas weniger Glück gar tödlich ausgehen können. Rossi fuhr unmittelbar danach an die Box, während viele weiteren Fahrer noch eine Runde auf der Strecke blieben, da nicht sofort abgebrochen worden war. Und wie reagierte Pol Espargaró nach dem zwingend notwendigen Abbruch?

12 Runden vor Schluss brachte Pol Espargaró durch eine ähnlich idiotische Aktion wie bereits eine Woche davor in Brünn seinen Markenkollegen Miguel Oliveira zu Sturz, als er nach verpasster Kurve 4 rücksichtslos wieder nach innen zog. Dort befand sich aber bereits der in die entstandene Lücke gefahrene Oliveira auf der Ideallinie. Das Resultat waren zwei erneut ausgeschiedene KTM Piloten in einem Rennen, in welchem beide Podest-Chancen gehabt hätten (© MotoGP).

Der WM-Leader – den Schaden in Grenzen gehalten

Für Fabio Quartararo hatte es nach einem Ausritt kurz vor Abbruch des ersten Renn-Abschnitts ganz schlecht ausgesehen. Er hatte offenbar mit seiner Yamaha ein Bremsproblem, kurz nachdem ihm Markenkollege Viñales in Kurve 3 im Kampf um Platz 5 recht unsanft in sein Bike gefahren war. Daher geriet er ins Kiesbett und fiel an die letzte Position zurück. Zudem kam für ihn der Abbruch nach dem fürchterlichen Crash von Zarco und Morbidelli einige Runden zu spät. Dadurch musste er von Startplatz 20 ins 2. Rennen gehen. Dies hinderte den WM-Leader jedoch nicht daran, innert nur vier Runden nach dem Restart bereits auf P13 aufzutauchen. Fabio fuhr ein kluges Rennen und konnte sich am Ende auch dank zahlreicher Stürze noch bis auf Platz 8 verbessern. Den Schaden im WM-Zwischenklassement konnte er damit in Grenzen halten und damit seine WM-Führung verteidigen. Statt 10 Punkten Vorsprung auf Viñales sind es nun deren 11 auf den neuen zweiten Dovizioso.

Der erste Start zum GP von Österreich, ganz vorne im Bild Polesetter Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha). Nach seinem 10. Rang im Rennen verlor er Platz 2 in der WM-Zwischenwertung an Andrea Dovizioso (© MotoGP).

Gewinner und Verlierer

Nebst den 3 Fahrern auf dem Podium gehören vor allem Brad Binder (KTM) und Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) zu den Gewinnern. Mit Andrea Dovizioso konnte sich der Sieger des GP von Österreich wieder eindrücklich im Kampf um den WM-Titel zurückmelden. Der Ducati Pilot gehörte bis zum GP von Brünn zusammen mit dem Verletzten Marc Marquez zu den Verlierern der ersten 3 WM-Runden. Doch mit seinem 50. Sieg für Ducati in der Königsklasse ist der Mann aus Forli nun definiiv wieder mit im Geschäft. Nach Platz 14 in Brünn gehörte Rossis Teamkollege Viñales zu den großen Verlierern in Spielberg. Kurz nach dem Restart war der Spanier plötzlich letzter, Maverick kämpfte sich danach sukzessive wieder Platz für Platz nach vorne, aber mehr als Rang 10 war am Ende für den bisherigen WM-Zweiten nicht mehr drin. Zusammen mit ihm und Pol Espargaró gehört der vor seinem Sturz wie Pol um eine Podiumsplatzierung kämpfende Alex Rins erneut zu den Verlierern. Dazu natürlich die beiden Opfer der fürchterlichen Kollision vor Kurve 3, welche zum Abbruch des 1. Rennens führte, sowie Pols Opfer Miguel Oliveira.

Der Start zum 2. Rennen in Reihenfolge der 8. Runde, in der Pol Espargaro (KTM, vorne in Bildmitte vorne lag). Genau wie beim GP in Brünn vor einer Woche ging Pol in einer Rechtskurve weit und zog danach wieder ohne Rücksicht auf Verluste nach innen auf die Ideallinie zurück. Doch dort befand sich Markenkollege Oliveira, wodurch beide kollidierten und zu Sturz kamen (© MotoGP).

Die fragwürdige High-Speed-Strecke in Spielberg

Man kann es drehen und wenden wie man will, aber die Ereignisse vom 16. August 2020 zeigten klar auf, dass die bereits 1969 schon als High-Speed-Strecke für Motorradrennen viel zu gefährlich ist. Schon beim Vorfall in der Moto2 wurde klar, dass der Red Bull Ring ein Sicherheitsproblem hat. Als das Bike von Enea Bastianini nach dessen High-Sider mitten auf der Strecke lag, konnten es diemeisten herannahenden Fahrer aufgrund einer Kuppe davor erst in letzter Sekunde sehen. Der Italiener konnte sich nach rechts in Sicherheit bringen, wäre er jedoch verletzt liegen geblieben, wäre es womöglich noch schrecklicher ausgegangen. Hafizh Syahrin hatte Glück im Unglück, dass er sich beim fürchterlichen Aufprall mit Bastianinis Kalex keine gravierenden Verletzungen zuzog. Beim Crash nach der Berührung zwischen Zarco und Morbidelli war es kurze Zeit später wie ein Wunder, dass es keine Toten gab. Bei Rossi und Viñales ging es um Zentimeter, um welche die Bikes der beiden gestürzten Fahrer und herumfliegende Teile ihre Köpfe verfehlten. Aber wie so oft im Rennsport, erst wenn es schwerst Verletzte oder Tote gibt, wird man wohl ernsthaft reagieren und Austragungen von WM-Läufen auf derartigen Strecken überdenken.

Luftaufnahme MotoGP Sonntag 2019 in Spielberg. In Bildmitte die Kurven 2 und 3, zwischen welchen der Horror-Crash von Johann Zarco und Franco Morbidelli passiert ist (© MotoGP).

Ergebnis MotoGP Grand Prix von Österreich

WM-Zwischenstand MotoGP nach 4 von 14 Rennen

Team-WM MotoGP

Bis auf die Position des KTM Werksteams und von Repsol Honda beginnt sich das Bild in der Teamwertung gegenüber 2019 langsam etwas zu normalisieren. Ähnlich wie beim neuen Schlusslicht Repsol Honda mit Marc Marquez hängt das Glück und die Position bei Esponsorama Racing Avintia in erster Linie und fast allein von Johann Zarco ab. Die Tech 3 KTM Truppe von IRTA Präsident Hervé Poncharal wäre wesentlich weiter vorne anzutreffen, hätten nicht bereits zweimal Red Bull Honda Piloten seinen Spitzenfahrer Miguel Oliveira im Rennen abgeräumt. In Jerez war es Brad Binder im 2. Rennen und beim GP von Österreich war Pol Espargaró der Übeltäter. Im Gegensatz zu Binder sieht der Bad Boy der MotoGP seine Fehler jedoch nie ein und dachte gar nicht an eine Entschuldigung für seine stupide Aktion. Wenn der Katalane so weitermacht, kann RB KTM am Ende noch froh sein, wechselt er per 2021 zu Repsol Honda.

In der Spalte rechts die Veränderungen gegenüber der Vorrunde.

Hersteller-WM MotoGP

Kombinierter Kalender MotoGP und WSBK 2020