Fabio Quartararo auf der Monster Energy Yamaha M1 war der Mann des Sonntags, während seine härtesten Gegner im Kampf um den Titel allesamt enttäuschten und der Franzose schlicht überragende Leistung zeigte.

Quartararo sensationell vor Rins und Aleix mit erstem Aprilia Podium

Wie im Q1 war erneut Enea Bastianini im Warm-Up nochmals gestürzt. Den zweiten Crash an diesem Wochenende und wiederum in Turn 8 leistete sich auch wenig überraschend Marc Marquez. Am Ende war es Jake Dixon, der das Trio am Sonntagmorgen voll machte, bevor die Fahrer das letzte Training vor dem Rennen beendeten. Nach in den letzten 6 Austragungen sechs unterschiedlichen Siegern war die Frage, ob es mit zum Beispiel Polesitter Pol Espargaró oder vielleicht Jorge Martin ein neues Gesicht ganz oben auf dem Siegertreppchen geben würde. Interessant wurde es auch bereits vor dem Start. Es gab eine Ankündigung, die schnell im Paddock die Runde machte und sie betraf den Ersatz des für längere Zeit ausfallenden Frankie Morbidelli bei Petronas Yamaha SRT.

Pol Espargaró (Repsol Honda) auf Poleposition – dem katalanischen Sonnyboy lief es im Rennen nicht ganz nach Wunsch, aber immerhin zeigte er im Gegensatz zu seinem völlig kopflos agierenden Teamkollegen eine solide Leistung.

Spannende News bereits vor dem Start zum Rennen
Vor dem Start gab es bereits spannende Neuigkeiten, als Yamaha Rennchef Lin Jarvis verkündete, sie stehen kurz vor der Verpflichtung von Andrea Dovizioso. Der Italiener soll für den Rest dieser Saison das Bike des Langzeit-Verletzten Morbido übernehmen und danach beim Yamaha Kundenteam mit einer Factory-Yamaha für 2022 antreten. Sein Manager bestätigte dies kurz danach, betonte aber gleichzeitig, es sei noch nicht alles fix und einige Details dabei noch zu regeln. Dies stellt eine Aussage von Razlan Razali als Teamchef des Sepang Racing Team in ein besonderes Licht, weil dieser noch kürzlich betont hatte, sie seien ein Junior-Team. Der Mann aus Forlimpopoli wird somit als 36-jähriger nächste Saison wieder zum Jungspund von Yamaha befördert. Dies erinnert stark an GRT Yamaha in der WorldSBK, als Marco Melandri im Alter von 38 Jahren zusammen mit Sandro Cortese (seinerseits über 30) per 2019 im Kundenteam landete.

Andrea Dovizioso 2012 auf Tech 3 Yamaha – nun sieht alles danach aus, als wenn der sympathische Norditaliener schon bald wieder auf einer MotoGP Maschine sitzen wird und hoffentlich sogar auch für die kommende Saison.

Idiotische Aktion von Marquez wirft auch Martin aus dem Rennen

Bereits in der ersten Runde kam das Aus für Jorge Martin und den 6-fachen MotoGP Weltmeister. Zuerst hatte der Rookie mit einer waghalsigen Aktion den Repsol Honda Star überholt. Danach versuchte der Katalane zu kontern und stach mit einer völlig hirnlosen Aktion dem Madrilenen vor das Vorderrad. Dabei kollidierten die beiden in einer Rechtskurve und der jüngere der beiden wurde dabei förmlich von seiner Pramac Ducati gefahren. Auch Marc Marquez konnte dabei die Kontrolle über seine Honda nicht behalten und somit lag der Übeltäter ebenfalls am Boden. Für beide war das Rennen vorbei und selbst die Kommentatoren des Rennens schüttelten dabei verständnislos den Kopf. Für den Repsol Honda Mann war es bereits der dritte selbstverschuldete Crash innert 3 Tagen an diesem Wochenende. Derweil lag sein Teamkollege an der Spitze, wo auch der ehemalige Superstar mit etwas mehr Geduld hätte mitmischen können.

Marc Marquez (Repsol Honda links) und der von ihm abgeschossene Jorge Martin mit der Pramac Ducati in der ersten Runde – man darf gespannt sein, ob der 6-fache MotoGP Weltmeister überhaupt für seine Übeltat bestraft wird. Zumindest kurz nach dem Rennen gab es dazu noch keine Information seitens der Rennleitung, die den Spanier meist mit Samthandschuhen anfasst. Dies ist der eigentliche Skandal am Sonntag, nebst einer weiteren Panne der Dorna.

Fabio Quartararo und seine Attacke
Nach gutem Start war der WM-Leader auf Platz zwei gelegen, wonach er wenig später zwei Positionen verlor. An der Spitze war zuerst ein Kampf zwischen den beiden Spargelbrüdern Pol und Aleix entbrannt. Dahinter Bagnaia und Fabio, gefolgt von Miller, Joan Mir, seinem Suzuki Teamkollegen Rins und Zarco nach unverständlicher Reifenwahl lag nur auf P9. Dann schlug die Stunde für Quartararo und der schnelle Mann aus Nizza zog geradezu spielerisch leicht an allen drei Fahrern vor ihm vorbei und übernahm das Kommando. Sein Landsmann war nach 9 Runden hingegen nur noch zwölfter und damit ohne jede Chance auf eine Podiumsplatzierung. Der Monster Energy Yamaha Pilot setzte sich hingegen an der Spitze kontinuierlich ab und hatte bei Rennmitte bereits gut 3 Sekunden Vorsprung auf seine Verfolger. Es sah alles nach einer Demonstration des Franzosen aus, wie man sie bereits beim Grand Prix von Portugal in der dritten Runde am 18. April des Jahres erlebt hatte.

Alex Rins (Suzuki Ecstar) vor Alex Marquez (LCR Honda) waren zwei der Piloten, welche nach vielen Rückschlägen endlich wieder vollauf zu überzeugen vermochten und ein sehr gutes Rennen zeigten, während ihre Teamkollegen arg strauchelten.

Der Kampf um das Podium und die Erlösung für Aprilia
Hinter Fabio Quartararo ging in der Zwischenzeit Alex Rins nacheinander an Pol und Aleix Espargaró vorbei. Während dahinter Miller, Mir und Bagnaia schon über 1,5 Sekunden Rückstand hatten, war auch LRC Honda Mann Alex Marquez auf dem Vormarsch. Anstelle seines Bruders vermochte der jüngere der beiden diesmal vollauf zu überzeugen und er schnappte sich den Italiener in der acht letzten Runde. Jack Miller ging zwei Umgänge später an Pol vorbei, als dieser in einer Rechtskurve weit nach aussen musste, um sie noch zu erwischen. Bagnaia wurde kurz danach auch noch von Brad Binder kassiert, womit der Südafrikaner auf Position 8 angekommen war. Miller hingegen hatte als einziger ernsthafter Gegner von Quartararo im Titelkampf als einziger noch die Chance, um einen Podestplatz zu kämpfen. Der Australier attackierte in der letzten Runde auch, aber Aleix eroberte sich Position 3 zurück und hinter einem überragenden Sieger Quartararo und Suzuki Ass Rins wurde zweiter vor dem katalanischen Landsmann mit seinem ersten Podium für Aprilia. Dies dürfte auch seinen bei Yamaha entlassenen künftigen Teamkollegen Maverick Viñales.

Ein überglücklicher Alex Rins im Podiums-Interview, der das erste Mal in dieser Saison überhaupt auf dem Podest landete und seinem Teamkollegen dabei eine empfindliche Niederlage zufügte.

Die Gewinner und Verlierer des Rennens
Nebst den Piloten auf dem Podium waren vor allem Jack Miller, Polesitter Pol Espargaró und Brad Binder zusammen mit seinem überraschend starken Markenkollegen Iker Lecuona und Alex Marquez diejenigen, welche nebst Petrux als zehntem mit ihren Leistungen zu überzeugen vermochten. Johann Zarco hatte sich mit seiner riskanten Reifenwahl eindeutig um die Chance für eine Spitzenplatzierung gebracht und gehörte als elfter zusammen mit Joan Mir auf P9 und Pecco Bagnaia auf Rang 14 eindeutig zu den Verlierern. Einziger Trost für den Pramac Ducati Piloten war dabei, auf letzteren und den Suzuki Piloten kaum Punkte verloren zu haben. Im Kampf um den Titel sieht es jedoch für alle drei nach der zwölften Runde in England deutlich schlechter aus, als noch davor. Leider vermochten auch Valentino Rossi nach guter Leistung am Samstag und die beiden Yamaha Ersatzleute Crutchlow und Dixon nicht vollauf zu überzeugen. Genauso Miguel Oliveira, der seit dem Doppelrennen in Spielberg in ein Tief geraten ist, während sämtliche drei seiner KTM Markenkollegen es in die Top Ten geschafft hatten.

Das überraschende Podium mit von links Suzuki Ass Alex Rins (P2), Sieger Fabio Quartararo (Yamaha) und dem drittplatzierten Aleix Espargaró nach seinem ersten Podium für Aprilia, das auch das erste für den italienischen Hersteller in der MotoGP Geschichte ist.

Das MotoGP Rennen von Silverstone in Zahlen

Skandalöse Panne der Dorna mit der Live-App

Ausgerechnet kurz vor dem Rennen der Königsklasse streikte die Livestreaming-Plattform der Dorna. Man muss sich vorstellen, dass die Kunden dafür weit über 100 Euro bezahlen und plötzlich offline waren. Nachdem der Moto3 GP noch funktioniert hatte, erhielten praktisch alle Abonnenten plötzlich die Meldung, sie müssten ein neues Abo lösen. Nach den Performance-Problemen dieses sündhaft teuren Angebots in den letzten Rennen war dies nur die Krönung aller Peinlichkeiten und gegenüber den Kunden der Dorna eine absolute und bodenlose Frechheit. Ein verärgerter Fan schickte uns seinen Screenshot davon und wir können uns seinen Ärger gut vorstellen. Da er aus Deutschland kommt, hat er höchstens die Möglichkeit auf Servus TV auszuweichen. Aber der österreichische Sender geht oft auf Werbung und so verpassten ihre Zuschauer ausgerechnet in Spielberg gleich mehrere entscheidenden Szenen.

Exakt während dem MotoGP Rennen waren sämtliche Kunden der Dorna mit ihrem Abonnement ausgesperrt, weil eine technische Störung vorlag. In den Runden davor hatte es bereits Übertragungsprobleme durch eine trotz hoher Kosten völlig unterdimensionierte Bandbreite gegeben. Ein Skandal angesichts der horrenden Kosten für die Kunden des MotoGP Rechte-Inhabers.

Der Silverstone Circuit

Der WM-Stand nach dem GP von England

P, Rider, Bike, Nat, Points
1, Fabio QUARTARARO, Yamaha, FRA, 206
2, Joan MIR, Suzuki, SPA, 141
3, Johann ZARCO, Ducati, FRA, 137
4, Francesco BAGNAIA, Ducati, ITA, 136
5, Jack MILLER, Ducati, AUS, 118
6, Brad BINDER, KTM, RSA, 108
7, Maverick VIÑALES, Yamaha, SPA, 95
8, Miguel OLIVEIRA, KTM, POR, 85
9, Aleix ESPARGARO, Aprilia, SPA, 83
10, Jorge MARTIN, Ducati, SPA, 64
11, Alex RINS, Suzuki, SPA, 64
12, Marc MARQUEZ, Honda, SPA, 59
13, Takaaki NAKAGAMI, Honda, JPN, 58
14, Pol ESPARGARO, Honda, SPA, 52
15, Alex MARQUEZ, Honda, SPA, 49
16, Franco MORBIDELLI, Yamaha, ITA, 40
17, Danilo PETRUCCI, KTM, ITA, 36
18, Enea BASTIANINI, Ducati, ITA, 35
19, Iker LECUONA, KTM, SPA, 33
20, Luca MARINI, Ducati, ITA, 28
21, Valentino ROSSI, Yamaha, ITA, 28
22, Stefan BRADL, Honda, GER, 11
23, Dani PEDROSA, KTM, SPA, 6
24, Lorenzo SAVADORI, Aprilia, ITA, 4
25, Michele PIRRO, Ducati, ITA, 3
26, Tito RABAT, Ducati, SPA, 1

Der aktualisierte kombinierte Kalender von MotoGP und WorldSBK

Die letzte Änderung betraf das zweite Rennen von Misano im Oktober, nach der am 19. August veröffentlichen Streichung des Malaysia Grand Prix in Sepang. Derzeit gelten alle Überseerennen nach wie vor als extrem gefährdet, weshalb Texas in der MotoGP, sowie San Juan und Mandalika in der WSBK äusserst fragwürdig bleiben.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).