Die wichtigste Zahl am Mugello Grand Prix war die Startnummer 50 von Jason Dupasquier – die erst 19-jährige Nachwuchshoffnung aus der Schweiz stand am Beginn einer vielversprechenden Karriere im Rennsport, als ein fürchterlicher Unfall zu gravierenden Verletzungen führte. Vor dem MotoGP Rennen gab es eine Schweigeminute für den am Sonntagmorgen verstorbenen Sohn des ehemaligen Weltklasse-Motocross-Fahrers Philippe Dupasquier.

Das Moto3 Rennen – Sieger beinahe nebensächlich

Die Zeit im Q2 war bereits abgelaufen, als am Samstagnachmittag die letzten Moto3 Fahrer auf einer schnellen Runde unterwegs waren und der Sturz der Nummer 50 bei der Arrabbiata Doppelkurve sah eigentlich zuerst fast harmlos aus. Aber der bereits mit elft-bester Zeit für die vierte Startreihe qualifizierte Schweizer fiel unglücklich und schlug vermutlich dabei mit dem Kopf auf dem Asphalt auf. Die nachfolgenden Ayumu Sasaki und Jeremy Alcoba konnten jedoch nicht mehr rechtzeitig ausweichen und trafen mit ihren Bikes den am Boden liegenden Jason. Als wir danach sahen, wie lange dessen Bergung dauerte, war uns sofort klar, wie gravierend dessen Verletzungen sein mussten. Die Hoffnung, dass wir uns dabei getäuscht hatten, erfüllte sich leider nicht und am Sonntagmorgen verlor der erst 19-Jährige seinen letzten Kampf im Spital von Florenz. Aus diesem Grund ist nachfolgendes Resultat des Rennens ohne Dupasquier mit am Star ausnahmsweise unkommentiert und ohne Bilder vom Rennen, da eigentlich an so einem Tag beinahe nebensächlich.

Das Moto2 Rennen mit dem nächsten Sturz von Sam Lowes

Mit dem dritten Sturz im sechsten Rennen ist der Fahrer, welcher von den meisten MotoGP Stars als Favorit vor Saisonbeginn bezeichnete Engländer aus Lincoln so gut wie aus dem Rennen um die Titelentscheidung. Ganz anders die beiden Red Bull Ajo Kalex Piloten Raul Fernandez und Remy Gardner, bei welchen es im GP von Italien um die WM-Führung ging. Am Ende hatte der Australier dabei knapp die Nase vorne und er holte sich seinen ersten Sieg der Saison. Dahinter gab es eine Art Sinnestäuschung, weil Joe Roberts vor Marco Bezzecchi die Zielflagge gekreuzt hatte, danach aber aufgrund Missachtung (um wenige Zentimeter!) der sogenannten Track-Limits um eine Position zurückversetzt wurde. Soweit so gut, der eigentliche Skandal durch die FIM-Kommissare sollte erst im nächsten Rennen folgen. Hinter dem US-Boy wurde Marcel Schrötter guter fünfter vor Ai Ogura, Tony Arbolino, Cameron Beaubier und Hafiz Syahrin mit seinem ersten Top Ten Resultat überhaupt. Tom Lüthi war gar nicht am Start, sondern im Spital von Florenz, um seinem Schützling Dupasquier und seiner Familie beizustehen. Nachfolgend das Resultat der Grand Prix von Italien der Moto2.

Joe Roberts (Italtrans Racing Team Kalex) und sein Team mussten sich spätestens nach dem MotoGP Rennen absolut zu Recht betrogen fühlen. Zu seinen Ungunsten wurde eine absolut sinnlose Regel angewendet, um einen Italiener aufs Podest zu hieven, welche später in der MotoGP dann wieder mit Füßen getreten wurde.
Ein trauriges Siegerfoto mit dem seltsam besetzten Podest der Moto2 und ohne Champagner mit von links Raul Fernandez auf P2, WM-Leader und Sieger Remy Gardner und Marco Bezzecchi, welcher P3 von Joe Roberts aufgrund einer fragwürdigen Bestrafung erbte, welche später noch zu reden geben sollte.

Das MotoGP Rennen – ein Drama in mehreren Akten

Es war traurig genug, dass nach dem tragischen Unfalltod von Jason Dupasquier der Grand Prix der Königsklasse unter solch unglücklichen Umständen gestartet wurde. Aber es sollte noch schlimmer kommen und wurde quasi zum Drama in mehreren Akten mit einem skandalösen Abschluss. Bereits vor dem Start machte Enea „la Bestia“ Bastianini einen ungewollten Stoppie, als er nach einer Unachtsamkeit einen Überschlag nach der Aufwärmrunde produzierte. Der Rookie startete danach aus der Boxengasse und flog wenig später ab. Die nächsten Crashpiloten waren in der zweiten Runde Marc Marquez und Pecco Bagnaia, wobei der erstgenannte beinahe Brad Binder aus dem Rennen warf. Sein führerloses Bike dagegen zerstörte das Rennen von Franco Morbidelli, der nur mit Mühe einen Sturz verhindern konnte und dabei hoffnungslos zurückfiel.

Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo, Nummer 63) und Marc Marquez (Repsol Honda, mit der 93) kamen keine zwei Runden weit, bevor sie mit einem Sturz ihre aussichtsreiche Position im GP von Italien zunichtemachten. Für den Katalanen war es bereits der dritte Sturz im Rennen seit der vorherigen WM-Runde in Le Mans, als er gleich zweimal in Folge abgeflogen war.

Der schnelle Mann aus Nizza – eine erneut überragende Leistung des jungen Franzosen
Ab der dritten Runde war es sein Rennen und schon nach kurzer Zeit war klar, dass wie in Losail 2, Portimão und Jerez nur er selbst sich schlagen konnte. Oder wie beim GP von Spanien sein Handicap, als er mit Arm-Pump Symptomen ab Rennmitte so gut wie chancenlos war und sich zurückfallen lassen musste. In Mugello aber kam die Nagelprobe für den Zustand seines vor Le Mans zum zweiten Mal operierten Unterarms und Fabio Quartararo hielt durch. Mit Sieg Nummer drei in dieser Saison war der Franzose eine Klasse für sich und der vorherige Doppelsieger Jack Miller war derweil zum Statisten degradiert. Erneut war wie in Losail 1 und 2 bereits zum dritten Mal in 6 Rennen Johann Zarco bester Ducati Pilot und eigentlich hätte er zum zweiten Mal mit seinem Landsmann auf dem Podest die Marseillaise singen sollen.

Zwei Landsleute, die nun in der Weltmeisterschaft gemeinsam führen, was es so noch nie gab. Fabio Quartararo unterhielt sich nach dem Rennen mit Johann Zarco und eigentlich hätte dieser zweiter werden sollen, wäre es fair zugegangen.

Der souveräne Sieger gab sich keine Blösse
Das Rennen wurde eine klare Beute von Quartararo, der damit als bisher einziger auf 3 Siege in der MotoGP kam, bevor es auf die Strecke geht, wo er die beste Bilanz von sämtlichen Fahrern hat. Erlösend für viele Fans war auch der zehnte Platz seines Yamaha Markenkollegen Valentino Rossi. Der Altmeister lag anfänglich auf dem zweitletzten Platz und fuhr, als ginge es um das Rennen seines Lebens. Drei Plätze vor ihm Maverick Viñales, der zwar nur achter wurde, aber trotzdem immer noch auf WM-Rang 6 geführt wird. Auch im zweiten Corona-Jahr ist es eine verrückte Saison, in der auch vermeintlich gestrauchelte noch eine Chance erhalten. Immerhin gab sich der souveräne Sieger keine Blösse und er baute seinen WM-Vorsprung von einem auf 24 Punkte aus.

Johann Zarco (Pramac Ducati Racing) vor Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) und Red Bull KTM Pilot Miguel Oliveira in Führung liegend – der Franzose hätte eigentlich zweiter werden sollen, doch die FIM-Stewards entschieden sich mit einer skandalösen Entscheidung dagegen.

Wenn Funktionäre die Rennen entscheiden und der Sport zur Nebensächlichkeit wird
Während KTM ein Rennen erlebte, was sie als Erlösung erlebt haben müssen, strandete der Doppelsieger der beiden letzten Rennen mit Jack Miller auf Platz 6 hinter Zarco und Brad Binder. Nur wenig hinter ihm Sensationsmann Aleix Espargaró, der mit der Aprilia einmal mehr ein sensationelles Resultat ablieferte. Aber all dies wurde kurz nach dem Rennen von einem Ereignis überschattet, welches kein vernünftiger Mensch je versteht. Zuerst wurde Miguel Oliveira aufgrund eines Vergehens der „Track-Limits“ von P2 auf Rang 3 zurückversetzt, auf welchem Joan Mir die Zielflagge vor Johann Zarco gekreuzt hatte.

Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) vor seinem Halbbruder Luca Marini (Sky VR46 Avintia Ducati) – ausgerechnet beim Heimrennen des Altmeisters kam die endgültige Erlösung mit dem ersten Top Ten Resultat nach Rang 11 in Le Mans.

Der doppelt schwarze Tag des Motorrad-Rennsports
Wenig später kam der Knaller, weil auch der Spanier desselben „Vergehens“ durch die allmächtigen FIM-Stewards überführt wurde. Aber statt nun Zarco auf P2 zu befördern, wie dies beim GP der Steiermark in Spielberg gehandhabt wurde, blieb er auf Platz 4 sitzen. Dasselbe Reglement, was im Moto2 GP von Italien kurz davor für Joe Roberts angewendet wurde, war damit ausgehebelt worden. Das ist schlicht skandalös und ein Betrug an sämtlichen Regeln der Fairness. Ein an sich schon fragwürdiges Reglement völlig willkürlich anzuwenden, dies warf nach dem tragischen Tod von Jason Dupasquier einen zweiten schweren Schatten über das Wochenende auf dem Autodromo del Mugello.

Die Weltmeisterschaft auf einen Blick in sämtlichen 3 Klassen nach Mugello

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).