Jorge Martin (vorne im Bild) und Johann Zarco (hinten links, beide Prima Pramac Ducati Racing) waren nebst ihrem Werksfahrer Kollegen „Pecco“ Bagnaia die beiden prägendsten Figuren der sechsten Runde 2023 in Mugello. Der Spanier und der Franzose sind im 3. Jahr Teamkollegen im derzeit besten Team der MotoGP, welches in der Zwischenwertung der Mannschaftsmeisterschaft nach 6 von voraussichtlich 20 Runden in Führung liegt.

Langeweile war Trumpf in der Toscana

Wie in der WorldSBK entwickelt sich auch die Prototypen Weltmeisterschaft offenbar immer mehr zum Ducati Markencup. Immerhin gewinnen die Roten in der MotoGP mit fairen Mitteln und werden nicht wie in der seriennahem WM durch FIM und Dorna bevorzugt. Trotzdem ist dies für das Image und vor allem auch die Spannung für die Zuschauer natürlich Gift. Jedenfalls ist es nicht gut für die Serie, wenn zuerst im Sprintrennen 5 Ducatis vorne liegen und am Sonntag im Grand Prix deren vier. Ganz vorne dazu beide Male auch noch der WM-Leader und damit seinen Vorsprung deutlich weiter ausbauend, während fast sämtliche seiner stärksten Rivalen strauchelten. Allen voran Marco Bezzecchi, der zwar immerhin das fünftbeste Resultat aller Piloten in Mugello einfuhr, aber auf Werksteamkollege Bagnaia nicht weniger als 20 Punkte verlor. Vor der sechsten Runde von 20 war das Aushängeschild von Valentino Rossis Mooney VR46 Team nur um einen Punkt vom amtierenden Weltmeister getrennt.

Marco Bezzecchi (Mooney VR46 Ducati) war mit Ausnahme von Runde 4 in Jerez de la Frontera (Spanien) der bisher beständigste Mann im ersten Saisondrittel. Im Grand Prix von Italien in Mugello verlor der zum Team von Valentino Rossi gehörende Italiener jedoch auf seinen Markenkollegen Bagnaia ein Stück weit den Anschluss.

Eintönigkeit auch in der Moto2

In der Heimat von WM-Leader Tony Arbolino gelang dem Spanier Pedro Acosta ein ungefährdeter Start-Zielsieg. Laut dessen Aussage hatte auch Sam Lowes eine hervorragende Pace, doch sein Rennen war schon kurz nach dem Start zu Ende. Diesmal fand sich der Engländer zwar wie so oft im Kiesbett wieder, aber sein Crash war definitiv nicht selbstverschuldet. Der dafür verantwortliche Bösewicht Alonso Lopez wurde umgehend von der Rennleitung zu Recht mit einem Long Lap Penalty bestraft. Zu seinem Übel machte er dabei einen Fehler und musste deshalb einen Umweg über das Kiesbett nehmen, womit er von P2 auf Position neun zurückfiel. Arbolino behielt als zweiter seine WM-Führung und sofern er eine Woche später auf dem Sachsenring mindestens zehnter wird, kann er diese auch bis zum Assen-Wochenende behalten.

Beim passieren der Zielflagge war Pedro Acosta seinen Verfolgern bereits um Welten enteilt. Der Spanier ist einer der heißesten Kandidaten für die Königklasse im kommenden Jahr. Damit bringt er seinen Arbeitgeber KTM jedoch in Schwierigkeiten, weil für ihre MotoGP Piloten eigentlich ein Zweijahresplan vorgesehen ist und der Spanier erst für 2025 aufsteigen soll, geht es nach den Strategen der Orangen.

Nur die Moto3 sorgte für die richtige Würze

Ohne die Nachwuchsklasse hätten die Besucher wenig für ihr Geld bekommen, ausser sie waren Ducati Fans und der Rest spielte für sie keine Rolle. Mit Daniel Holgado gab es im Moto3 Grand Prix den ersten dreifachen Sieger der Saison. Hinter dem Spanier sahen KTM Kollege Deniz Öncü und der Japaner Ayumu Sasaki (Husqvarna, sprich KTM) die Zielflagge, vor dem Kolumbier David Alonso (GasGas, sprich KTM) und dem zweibesten Spanier Jaume Masia auf der besten Honda von Leopard Racing. Mit Holgado vor Masia und deren spanischem Landsmann Ivan Ortola führen drei Iberer vor dem Brasilianer Diogo Moreira und Sasaki die WM an.

Wie es weitergeht

Auf dem Sachsenring steht mitte Juni die Frage im Vordergrund, ob Marc Marquez nach seinem Crash in den Hauptrennen von Le Mans und Mugello wieder zu alter Stärke zurückfinden wird. In diesem Fall wäre der Katalane automatisch der Mann, welchen es in Ostdeutschland zu schlagen gilt. Nicht weniger als achtmal in Folge gewann der achtfache Weltmeister Marc Marquez das MotoGP-Rennen am Sachsenring. Sieben Mal davon von der Pole-Position aus. Klassenübergreifend kommt der Spanier sogar auf elf Siege, weshalb er nach seinem Triumpf von 2019 lachend zu Protokoll gab, er fühle sich in Sachsen so wohl wie die meisten Deutschen auf Mallorca. Wir gehen in einem separaten Vorbericht auf die deutsche Runde ein, welche von der Streckencharakteristik her völlig konträr zu Mugello ist.

Der Sachsenring ist in vielerlei Hinsicht einzigartig, vor allem was seine im Vergleich zu anderen Strecken sehr kurze Streckenlänge und das Layout mit nur 3 Rechtskurven betrifft. Sofern Marc Marquez in Sachsen fit ist und nicht stürzt, gilt er als haushoher Favorit für den Sieg in der Königsklasse.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).