Folgt nach dem Le Mans Skandal der Mugello Wahnsinn?
Wir waren von den Ereignissen rund um den französischen Grand Prix auf dem Circuit Bugatti zu stark irritiert, als dass wir an eine Nachschau des Le Mans Wochenenden denken wollten. Auf der einen Seite mussten wir immer noch an die fragwürdige Bestrafung von Fabio Quartararo am GP von Spanien denken und andrerseits ärgerten wir uns sehr darüber, wie der Sport immer öfter durch das Fehlverhalten der FIM Kommissare in den Hintergrund gerückt wird. Was in Le Mans nach dem Rennen passierte, geht leider als absoluter Tiefpunkt des Motorrad-Rennsports in die Geschichte ein und die FIM trägt ein weiteres Mal die Hauptschuld daran. Bei allem Respekt gegenüber den Leistungen des amtierenden Weltmeisters, aber wenn „Pecco“ Bagnaia (Ducati) sich im Kiesbett wie ein Halbstarker aufführt und auf Aprilia Ass Maverick Viñales eindrischt, gehört der Italiener dringendst dafür bestraft. Vor allem nach selbst verschuldetem Sturz, bei welchem er auch den Katalanen noch mit zu Fall brachte.
Die ungleiche Handhabung von Sanktionen durch die FIM ist Gift für den Sport
In Jerez de la Frontera wurde aus Sicht der meisten anderen Piloten Fabio Quartararo nach seinem Crash auch Miguel Oliveira mit ins Kiesbett befördert hatte. Dies war aus Sicht praktisch aller Experten ein klarer Rennunfall. Bei Bagnaias Sturz in Le Mans mag dies jeder sehen wie er will, aber seine Reaktion danach gehört eindeutig bestraft. Wäre der Ducati Werkspilot ein noch namenloser Moto3 Fahrer, hätte er von den Kommissaren der FIM mit Sicherheit eine drastische Strafe erhalten. Aber wie Marc Marquez nach seinem Abschuss von Oliveira in dessen Heimrennen, an deren Folgen der Portugiese heute noch leidet, kam Bagnaia trotz haarsträubender Unsportlichkeit in Frankreich straffrei davon. Man darf gespannt sein, ob in Mugello weiteres Chaos zu befürchten ist. Es wäre unglaublich schön, sollte es für einmal endlich wieder in derster Linie um die sportlichen Ereignisse gehen. In letzter Zeit wurden viel zu viele Events von den fragwürdigen Entscheidungen selbstherrlicher Funktionäre überschattet, was leider noch extremer auch für die WorldSBK gilt.
Autodromo Internazionale di Mugello
In den südlichen Ausläufern des Apennins gelegen, wurde diese permanente Rennstrecke am 23. Juni 1974 eröffnet. Sie ist im Besitz von Ferrari und sie bietet den Besuchern von vielen Standorten aus einen prima Überblick. Der Kurs liegt beim Start zum ab 1914 auf öffentlichen Straßen ausgetragenen Rennens, in der Ortschaft Scarperia. Aufgrund der stolzen Preise seit der Rossi-Ära sind die Naturtribünen zu empfehlen, auch weil man dort meist eine mindestens genauso gute Aussicht hat, wie auf den völlig überteuerten Sitzplätzen. Mit einer Länge von 5.245 Kilometern gehört die Strecke zu den längsten im MotoGP Kalender. Nur Silverstone, Sepang, Austin, Brünn und Losail sind noch länger als Mugello. Mit 6 Links- und 9 Rechtskurven in einer sehr flüßigen Ausprägung und einer Breite von 14 Metern ist der Autodromo Internazionale del Mugello eine sehr schnelle Rennstrecke. Aufgrund der 1,141 km langen Start-Zielgerade werden in der MotoGP beeindruckende Spitzengeschwindigkeiten gemessen. Der 2022 von Jorge Martin mit seiner Pramac Ducati aufgestellte Geschwindigkeitsrekord liegt bei gewaltigen 363.6 km/h. Den absoluten Rundenrekord hält mit Stand 2021 Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) in 1:45.187 Minuten.
Valentino Rossi und die seine Auswirkungen auf die Besucherzahlen
Als er im Jahr 2011 zu Ducati gewechselt hatte, gelang ihm im ersten Jahr ein einziges Podium. Im Jahr darauf verzeichnete der Mugello GP einen drastischen Einbruch um rund ein Drittel der Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr. Nachdem der Liebling der Massen 2015 als WM-Leader zum GP von Mugello angereist war, stiegen die Zuschauerzahlen deutlich. Von 111’309 auf 139’452 gab es für die drei Tage des MotoGP Wochenendes einen signifikanten Anstieg der kumulierten Besucherzahlen. Während der aktiven Zeit von Rossi war nicht zu empfehlen, in Mugello mit einem roten T-Shirt mit der Nummer 93 in der Gegend herumzuspazieren, was auch für Misano nicht ratsam war. Aber nach der Pandemie hat sich die Situation diesbezüglich entspannt. Marc Marquez wurde vom Dominator zur nur noch sehr spärlich auf dem Podium vertretenen Person. Im Kampf um die Titelentscheidung ist er seit 2019 nicht mehr involviert.
Eintrittspreise 2019 – Mugello der teuerste GP im Vergleich
Der WM-Stand in allen Klassen vor der 6. Runde in Mugello
motogp.com · GP RESULTS – 2023 GRAND PRIX DE FRANCE MotoGP RAC WorldStanding
Rückblick auf den Italien GP 2022
Mit Francesco Bagnaia gewann im Vorjahr der spätere Weltmeister, weniger als eine Sekunde vor seinem damals stärksten Kontrahenten Fabio Quartararo. Dahinter folgten Aprilia Hoffnung Aleix Espargaró und auf der Pramac Ducati Johann Zarco als stärkster Privatpilot. Diese Saison ist nicht mit einem Podium von Yamaha Ass Quartararo zu rechnen. Zumindest sieht es derzeit absolut nicht danach aus, als bekäme der japanische Hersteller seine Probleme mit der diesjährigen M1 nächstens in den Griff. Von der Pace her könnte es zwar prinzipiell für die Top 5 reichen, aber mit den derzeitigen Schwierigkeiten über eine schnelle Runde ist beim schnellen Mann aus Nizza nicht mit einer guten Startposition zu rechnen. Damit dürfte Fabio wie in den ersten fünf Runden der Saison ein kaum gutzumachendes Handicap zu beklagen haben, welches ihm die Chance auf Spitzenplatzierungen verunmöglicht. Insofern gilt der Sieger von 2021 für den GP von Italien automatisch als Aussenseiter.
Die vielen Favoriten auf einen der beiden Rennsiege
Es ist eine lange Liste an Piloten, welche für den Gewinn von Sprintrennen und Grand Prix in Mugello infrage kommen. Angefangen von den beiden WM-Führenden Marco Bezzecchi und Francesco Bagnaia (beide Ducati) über deren Markenkollegen Jorge Martin, Johann Zarco, Luca Marini und Enea Bastianini, bis zu den beiden KTM Hoffnungen Brad Binder und Jack Miller. Während Miguel Oliveira nach seinen Verletzungen in Portugal und Jerez immer noch angeschlagen wirkt, gehören auch dessen Aprilia Kollegen Aleix Espargaró und Maverick Viñales zu den Siegkandidaten. Selbst Marc Marquez auf der Honda darf man nicht zu früh abschreiben, sollte der 6-fache MotoGP Weltmeister auf seiner Honda sitzen bleiben. Mit Danilo Petrucci auf der Werks-Ducati siegte in der letzten Saison vor der Covid-Pandemie 2019 sogar ein Überraschungsmann, was durchaus auch dieses Jahr denkbar ist. Pol Espargaró auf der Gas-Gas, pardon KTM, wird es wie von uns bereits nach seinem Sturz beim Saisonauftakt in Portugal erklärt, jedoch definitiv nicht sein. Der Bruder von Aprilia Werkspilot Aleix wird sich noch einige Zeit für seine Rückkehr gedulden müssen.
Zeitplan des Grand Prix von Mugello
motogp.com · Calendar – 2023 Italy
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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