Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) lieferte nach einer einwandfreien Leistung bei seinem Heimrennen in Le Mans das nächste Meisterstück ab. In dieser Form scheint der schnelle Mann aus Nizza derzeit unschlagbar.

Interessante Nachbetrachtungen zum Grand Prix von Italien

Irgendwann werden es uns auch die letzten Skeptiker glauben, die Statistik lügt selten und ist oft hilfreich. Nach der laut Paolo Ciabatti „Ducati-Strecke“ Losail sprachen viele auch bei Mugello von einem derartigen Märchen. Aber es wird nicht dadurch wahr, wenn es viele wiederholen, als sei etwas davon zutreffend. Der vermeintliche Überflieger Jack Miller ist nach zwei Siegen in Folge wie der italienische Ducati-Manager ebenfalls wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Auch gegen ihn sprach die Statistik, aber diesmal waren es wohl eher der Wind, welcher ihn an einem besseren Resultat hinderte. Nur blies dieser nicht nur beim Australier, sondern auch seinen Gegnern. Nachfolgend das Resultat des 6. Rennens der Saison mit einer ernüchternden Bilanz für Honda, aber angesichts der Vorschuss-Lorbeeren auch Ducati.

Die Lehren nach der sechsten WM-Runde
Es wirkte beinahe verwirrend, das sich Jack Miller trotz P6 im Interview als durchaus einverstanden meldete. Der Mann ist immerhin von vielen echten und vermeintlichen Experten vor Saisonbeginn als einer der meistgenannten Titelfavoriten bezeichnet worden. Nun siegte die Statistik wie in Losail erneut über unbedachte Sprüche und auch Misano bleibt eine Yamaha-Strecke, während 2021 keine Ducati auf dem Podest vertreten war. Und wie zu erwarten war, gab sich der Australier nach nur einem Punkt in den letzten 5 MotoGP Rennen in Mugello nun mit Rang 6 zufrieden. Sein Teamkollege Bagnaia hingegen fabrizierte den zweiten Crash nach seiner Premiere in der Königsklasse im Rennen von 2019. Eine der wichtigsten Lehren ist eine alte Weisheit aus dem Rennsport. Diese besagt, dass Punkte erst beim Kreuzen der Zielflagge vergeben werden und sie galt auch in Mugello. Während Bagnaia nach wie vor Titelchancen hat, müssen sich Nakagami, Rins und Marc Marquez von diesem Gedanken endgültig verabschieden. Dies die nüchterne Bilanz nach dem GP von Italien.

Alex Rins (Suzuki Ecstar) vor den herannahenden Johann Zarco (Pramac Ducati Racing) – als einer der meistgenannten Mitfavoriten dürfte der Katalane aus dem Rennen um den Titel sein, während der von fast allen vermeintlichen Experten übersehene Franzose einer der aussichtsreichen Kandidaten und zum dritten Mal in 6 Rennen bester Ducati Pilot ist.

Fabio Quartararo und die Yamaha – eine schwer zu schlagende Kombination
Im Vorjahr hatte der Franzose genauso wie sein Yamaha Teamkollege drei Grand Prix gewonnen. Für sie beide waren es die ersten Siege in der Königsklasse, aber im ersten Corona-Jahr gewann mit Joan Mir ein Fahrer den Titel, welcher nur einen einzigen GP-Sieg geholt hatte. Nicht wenige Beobachter behaupteten jedoch, dass es sich dabei um ein veritables Geschenk seines davor souverän führenden Teamkollegen Alex Rins gehandelt hatte. Dies mit dem Zweck, dass der WM-Titel für dessen katalanischen Teamkollegen damit nicht einen Makel bekommen sollte, weil ansonsten ohne den Glanz zumindest eines Grand Prix Erfolgs. Dem Franzosen und seinem Team sind derartige Gedanken fremd, weil er im Vorjahr genauso wie Vizeweltmeister Morbido die Chance auf die erste Weltmeisterschaft durch zu viele Ausfälle verspielt hatte. Nach bereits 3 Siegen und einem nur aufgrund einer Verletzung verpassten vierten Triumph ist der Franzose verdient WM-Leader.

Miguel Oliveira (Red Bull KTM) vor Joan Mir (Suzuki Ecstar) hatten laut den FIM-Stewards beide die Track-Limits missachtet, aber am Ende wurde keiner von ihnen dafür bestraft. Leidtragender war dadurch der dahinter ins Ziel gefahrene Johann Zarco, welcher damit nicht zum ersten Mal von den selbstherrlichen Funktionären ungerecht behandelt wurde. Auch Fabio Quartararo wurde 2020 in einem ähnlichen Fall in Misano fragwürdig behandelt.

Wird Marc Marquez die nächste tragische Figur nach Jorge Lorenzo?

In seiner letzten Grand Prix Saison war von Jorge Lorenzo fast nur von Verletzungen und Handicaps die Rede gewesen. Der stolze Mallorquiner war bei Repsol Honda nur noch ein Schatten seiner selbst. Für seine Fans war es ein Jammer, ihm im Jahr 2019 noch zuzuschauen, er wirkte für einen Topfahrer beinahe ängstlich auf der Werks-Honda. Die Resultate waren für einen Werkspiloten schlicht haarsträubend schlecht. Als Testfahrer für Yamaha danach gescheitert, meldete sich der pummelig gewordene seither in der Regel nur noch mit negativen Schlagzeilen. Als „Social Media Playboy“ wurde der Frührentner für viele nur noch zu einer lebenden Witzfigur, was wir angesichts seiner sportlichen Leistungen sehr schade finden.

Marc Marquez (Repsol Honda) nach seinem dritten Rennsturz in Folge nach dem GP von Frankreich – seine diesjährige Saison zeigt erschreckende Parallelen mit derjenigen von seinem damaligen Teamkollegen Lorenzo von 2019. Oft wird nur noch von körperlichen Problemen gesprochen und kaum mehr von Resultaten.

Einige beängstigende Parallelen sind bereits erkennbar
Nun deutet viel darauf hin, dass ausgerechnet sein letzter Teamkollege in ein ähnliches Fahrwasser gerät, zumindest was seine Leistungen auf der Rennstrecke und am Rande des Geschehens betrifft. Im Paddock bezeichnen ihn bereits viele als Stalker, nachdem er einigen seiner Kollegen in den letzten Runden derart aufgelauert hatte, dass es angesichts seiner früheren Verdienste schlicht peinlich wurde. Mit 16 WM-Punkten liegt der Katalane nur auf Rang 18 der Zwischenwertung. Es mutet nach zwei Rennstürzen in Folge schon wie eine Bankrott-Erklärung an. Einige beängstigende Parallelen zu Lorenzo sind bereits erkennbar, nachdem immer öfter nur noch über körperliche Gebrechen, statt seine sportlichen Ziele und Leistungen zu hören und lesen ist.

Jorge Lorenzo (Repsol Honda) vor seinem letzten MotoGP Rennen seiner Karriere im Interview – der Katalane war nur noch ein Schatten seiner selbst und wurde am Ende WM-Neunzehnter. Aktuell ist Marquez nur eine Position besser im Zwischenklassement, wer hätte dies vor seinem Comeback gedacht?

Der WM-Stand – sind Honda und KTM bereits ausgeschieden?

Aktuell dürfte es schwierig sein zu begründen, weshalb ein Honda oder KTM Pilot es in dieser Saison noch schaffen dürfte. Womöglich war Tech 3 KTM Teamchef Hervé Poncharal nur Zweckoptimist, als er im Januar 2021 noch behauptet hatte „KTM stehe eine große Zukunft bevor“. Böse Zungen im Paddock meinten dazu, dies sei eher auf seine Brieftasche gemünzt, als auf die sportlichen Aussichten als einer der Orangen. Man darf nicht vergessen, dass einer seiner Fahrer der letzte Sieger in Mugello gewesen war, bevor es zwei Jahre später zu einer Fortsetzung in der Toskana kam.

Der Umkehrschluss einer unbedachten Diffamierung
In einem von Red Bull betriebenen News-Portal wurde kürzlich eine Attacke auf Maverick Viñales platziert, womöglich um dem Erzfeind Monster Energy damit eins auszuwischen. Dabei wurden die Resultate des Katalanen als schlapp bezeichnet. Im Umkehrschluss dieser womöglich sehr unbedachten Diffamierung sei dabei die Frage erlaubt: Sind die Fahrer ab WM-Rang 7 inklusive sämtlichen KTM und Honda Piloten demnach alles Schlappschwänze? Wir glauben dies nicht, weil der Monster Energy Yamaha Pilot immerhin das erste Rennen gewann und nur einmal nicht in den Top Ten landete, aber jedes Mal bisher Punkte holte. Deshalb steckt wohl eher der Frust aus österreichischer Sicht über den missratenen Saisonauftakt von KTM hinter derartigem Unfug.

Miguel Oliveira (Red Bull KTM) auf der Verfolgung von Johann Zarco (Pramac Ducati Racing) – in Barcelona und auf dem Sachsenring muss KTM zunächst erst noch beweisen, dass der Höhenflug von Mugello keine Eintagsfliege war.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).