Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) an seinem womöglich letzten Grand Prix von Italien in Mugello – bis Assen will er sich bezüglich Fortsetzung seiner Karriere entscheiden. Macht er dies an den Resultaten fest, ist definitiv per dann mit der Ankündigung seines Rücktritts zu rechnen.

Ein Samstag mit vielen Überraschungen

Bei Marc Marquez ist es nach seinem Arm nun offenbar die Schulter, welche dem Katalanen und seinem Team große Sorgen bereitet. Laut Alberto Puig wird noch mit den Ärzten geklärt, ob ein Star so überhaupt Sinn ergibt. Natürlich mehren sich die Stimmen, welche davon sprechen, dass er sein Comeback schlicht zu früh riskierte. Die angeblichen Honda Probleme sind ebenfalls noch nicht vom Tisch, wobei Pol Espargaró mit P9 bewies, dass auch in Mugello damit direkt ins Q2 gefahren werden kann. Das um nur 0,6 Sekunden verpasste Podium von Takaaki Nakagami in Jerez unterstreicht, dass die Konkurrenzfähigkeit der aktuellen RC213V eigentlich ausser Frage steht. Aber natürlich bauschen die Medien und Kommentatoren dies trotzdem zu einer never-ending-Story aus, wie es ihrem Berufsverständnis zu entsprechen scheint. Sensationen verkaufen sich nun mal besser, als Alltäglichkeiten. Abgesehen von den teils unnötigen und unvermeidlichen Nebengeräuschen gab es trotzdem zahlreiche Überraschungen.

Johann Zarco (Pramac Ducati Racing) war nach dem FP2 nur auf P11 – aber der schnelle Mann aus Cannes fuhr sich am Samstagmorgen mit der fünftbesten Zeit direkt ins Q2 und er gehört auch in der 6. WM-Runde zum GP von Italien wieder zu den Podiumskandidaten.

Das Q1 der MotoGP
Es war lustig, wie einige Kommentatoren in unserer Umgebung sich über die Positionen im FP4 davor wunderten, obwohl es dort um überhaupt nichts ging. Beispielsweise waren die Engländer völlig enttäuscht von Johann Zarco nur auf P15. Dabei hat der Franzose exakt 15 Minuten im Q2 vor sich, bei welchen es um etwas gilt und weshalb sollte er da im freien Training bereits Kopf und Kragen riskieren? Aber zuerst ging es im Q1 zur Sache und die Liste der Anwärter für das zweite Qualifying umfasste nicht zum ersten Mal wieder viele klangvollen Namen. Maverick Viñales musste aufgrund eines Crashs im FP3 auch ins Q1 und im ersten Stint lief es überhaupt nicht nach Wunsch für ihn. Kopfschüttelnd stieg er danach von seiner Monster Energy Yamaha vor der Box ab.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) auf dem Autodromo del Mugello – am Samstag ärgerte sich der Yamaha Star völlig zu Recht über ein sportlich sehr fragwürdiges Verhalten von einem Mann, der immer mehr Fragen aufwirft und dessen Unbeliebtheit im Paddock fast täglich zunimmt.

Marquez – der Stalker
Am Ende hätte es für Maverick trotzdem beinahe gereicht, aber er wurde förmlich von Marc Marquez gestalkt, der wie üblich dafür nicht von der Rennleitung bestraft wurde. So schaffte es der Repsol Honda Pilot in seinem Windschatten ins Q2 und beim letzten Versuch scheiterte der Yamaha Pilot, vermutlich wegen bereits nachlassender Qualifyier-Reifen. Aleix Espargaró war einen Hauch schneller gewesen und damit der Zweite im Q2, nebst dem immer mehr umstrittenen Marc Marquez. Nach den Suzuki Piloten war es diesmal ein Yamaha Fahrer, der sich über den 6-fachen MotoGP Weltmeister königlich ärgerte.

Fabio Quartararo in der Monster Energy Yamaha Box – er hatte sich am Samstagmorgen im FP3 auf die provisorische Pole gefahren und war der Mann, den es im zweiten Qualifying zu schlagen galt.

Das Q2 der MotoGP – zwei Franzosen in Startreihe eins mit einem Italiener im Sandwich
Seine umstrittene Aktion im Q1 zahlte sich für Marquez nur um zwei Positionen aus, während Aleix Espargaró auf der Aprilia mit Startplatz 4 für eine kleine Sensation sorgte. Der Mann, welcher mit seiner Poleposition alles überstrahlte, war jedoch Fabio Quartararo. Nun wird man am Sonntag sehen, ob das neue Start-Device von Yamaha gegenüber der Ducati einen Vorteil oder zumindest kleineren Nachteil bringen wird. Neben ihm werden mit Lokalmatador Pecco Bagnaia und Johann Zarco zwei der Roten ins Rennen gehen und dahinter lauert in Reihe zwei Jack Miller auf der dritten, sowie Brad Binder mit der besten KTM im Q2. Sein Teamkollege Miguel Oliveira war nur eine Platzierung schlechter als der Südafrikaner und er geht aus Reihe 3 an der Seite der beiden Suzuki Asse Rins und Mir ins Rennen. Morbido steht am Sonntag neben den beiden Repsol Hondas und aus Reihe 4 hat der zweitbeste Italiener beim GP von Italien definitiv keine leichte Aufgabe vor sich. Genauso sein Markenkollege Maverick Viñales aus Reihe 5.

Moto2 Qualifying

In der ersten Startreihe steht Sam Lowes im spanischen Sandwich zwischen Rookie Raul Fernandez und dessen Landsmann Jorge Navarro. Reihe zwei bilden WM-Leader Gardner mit „Di Gia“ und dem Moto3 Sieger von 2019 in der Person von Tony Arbolino. Marcel Schrötter steht mit Marco Bezzecchi und Xavi Vierge in Reihe 3 vor Joe Roberts, Lorenzo Dalla Porta und Ai Ogura. Sehr schlecht lief es erneut für Tom Lüthi als viertletztem und auch Cameron Beaubier in Reihe 9 und Jake Dixon nur wenig davor waren nach dem Qualifying alles andere als zufrieden.

Moto3 Qualifying – ein schwerer Schatten liegt über der Toskana

Während im Q1 Max Kofler zweitletzter wurde, schafften es sein Teamkollege Kaito Toba, dessen Landsmann Tatsuki Suzuki, WM-Leader Pedro Acosta und Niccolò Antonelli ins Q2. Das zweite Qualifying wurde nach einem heftigen Sturz von Dupasquier überschattet, welcher danach auf der Strecke lag und medizinisch versorgt wurde. Sasaki und Alcoba waren ebenfalls in diesen Unfall involviert, kamen aber unverletzt oder zumindest mit leichten Blessuren davon. Wie lange sich die Ärtze um den jungen Schweizer kümmerten, bevor er geborgen wurde, liess nichts gutes vermuten. Als die roten Flaggen kamen, war die Zeit bereits abgelaufen und mit Suzuki vor Acosta standen zwei Fahrer aus dem Q1 zuoberst auf der Rangliste und damit zuvorderst in der Startaufstellung. Gabriel Rodrigo komplettiert Reihe 1 und dahinter werden Dennis Foggia, Jaume Masia und Jeremy Alcoba am Sonntag ins Rennen starten. Nachfolgend die Startaufstellung der Moto3 für die 6. WM-Runde zum Grand Prix von Italien.

Autodromo Internazionale di Mugello

Mit einer Länge von 5.245 Kilometern gehört die Strecke zu den längsten im MotoGP Kalender. Nur Silverstone, Sepang, Austin, Brünn und Losail sind noch länger als Mugello. Mit 6 Links- und 9 Rechtskurven und einer Breite von 14 Metern ist der Autodromo Internazionale del Mugello eine sehr schnelle Rennstrecke. Aufgrund der 1,141 km langen Start-Zielgerade werden in der MotoGP beeindruckende Spitzengeschwindigkeiten gemessen. Der 2019 von Andrea Dovizioso mit seiner Werks-Ducati aufgestellte Geschwindigkeitsrekord liegt bei gewaltigen 356.7 Km/h. Den absoluten Rundenrekord hält mit Stand 2019 Marc Marquez (Repsol Honda) und 1:45.519 Minuten.

Der Tribünen- und Streckenplan vom Autodromo Internazionale del Mugello mit in Bildmitte Start-Ziel und in Grün der einzigen gedeckten Tribüne, weshalb Sonnencreme durchaus empfohlen wird, sollte man stundenlang dort sitzen wollen. Andernfalls sind Verbrennungen unvermeidlich.

Der WM-Stand in allen Klassen vor der 6. Runde in Mugello

Die Punktezahl von Lorenzo Dalla Porta ist in Rotschrift, weil dem Italiener seine 5 Punkte mit Platz 11 aufgrund Unterschreitung des minimalen Gesamtgewichts um 1 kg am Abend nach dem Rennen aufgrund seiner Disqualifikation wieder aberkannt wurden.

Der kombinierte Zeitplan Mugello MotoGP und WorldSBK Estoril

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).