Jonathan Rea in der Kawasaki Box mit seinem Crew-Chief Pere Riba, selbst früherer Rennfahrer und 2001 in der Supersport WM auf Honda immerhin WM-sechster. Letztes Jahr sahen wir den Spanier nach Reas fünftem WM-Titel in Magny-Cours am Sonntagabend tanzend und singend zusammen mit dem Team und Rea feiern. Die Chancen für eine sechste Feier an diesem Wochenende stehen ausgesprochen gut (© WorldSBK).

Der Rekordweltmeister nach dem ersten Tag des Final-Wochenendes

Jonathan Rea (Kawasaki), P4 nach dem FP2: „Die Strecke ist wirklich schön. Eine große Herausforderung, denn es gibt viele technische Aspekte. Definitiv bereitet es hier richtig Spaß und macht mir viel Freude, auf diesem Kurz zu fahren. Es ist auch ziemlich anstrengend, auf einem WorldSBK-Bike hier mit mehr als 200 PS zu fahren. Es ist Tag eins und ehrlich gesagt neige ich mich immer noch herum. Selbst in den letzten Runden hatte ich das Gefühl, dass ich verschiedene Dinge auf der Kawasaki mache und versuche zu verstehen, wie ich es am besten angreifen kann. Wir haben zwei Hinterreifenoptionen und das Streckenlayout ein wenig verstanden und müssen jetzt das Bike-Setup für Samstag verbessern, insbesondere beim Bremsen.

Scott Redding – Ducatis Neuzugang als Nachfolger von Alvaro Bautista kann den Titel nicht mehr aus eigener Kraft holen. Selbst wenn er sämtliche 3 Läufe am Wochenende gewinnen sollte, reicht Jonathan Rea am Samstag ein dreizehnter Platz, um die Sektkorken als 6-facher Weltmeister bereits knallen zu lassen (© WorldSBK).

Wie siehst Du Deine Chancen für die Rennen am Wochenende?Mein Rhythmus mit gebrauchten Reifen ist sehr stark. Wenn ich also ein bisschen mehr Leistung finde, kann ich um das Podium kämpfen und möglicherweise sogar noch besser. Das ist das Ziel. Ich werde versuchen, die Meisterschaft zu vergessen, da ich drei Chancen habe, das zu beenden. Definitiv sind wir in einer guten Position, nachdem ich mich im FP2 viel besser gefühlt habe als noch im FP1 am Morgen. Selbst mit alten Reifen fuhr ich meine schnellste Runde. Eigentlich sieht somit alles gut aus für den Eröffnungstag.“

Jonathan Rea (Kawasaki) der mit Abstand beste und erfolgreichste Superbike Pilot aller Zeiten befindet sich vor dem Saisonfinale in einer beneidenswerten Lage. Lediglich 3 Punkte fehlen dem Kawasaki Ass noch, um den Sack zuzumachen (© Kawasaki Racing Team).

Alex Lowes (Kawasaki), P5 nach dem FP2: „Ich mag das Layout hier. Es ist eine ziemlich kleine Strecke, die Abschnitte sind alle wie ineinander gefügt und die Pisten-Oberfläche ist ziemlich gut. Ich habe einige Berichte gehört, dass die Strecke ziemlich holprig sei und es Kurven mit einigen Unebenheiten gibt, aber ehrlich gesagt ist es nicht schlecht. Auf eine neue Strecke zu gehen macht immer Spaß. Es ist ein bisschen eigen und ich bin mir nicht sicher, mit welcher anderen Kurs ich es vergleichen kann. Es ist viel enger und kleiner als ich erwartet hatte, aber ich habe es genossen, die Strecke zum ersten Mal zu fahren. Ich fühle mich auf der Kawasaki absolut in Ordnung, aber wir wissen noch nicht wirklich, wie sich die Dinge entwickeln werde. Bis wir ein paar weitere Sessions absolvieren können und sich alles noch ein bisschen mehr zusammenfügt, sollte es passen. Ich habe es heute jedenfalls genossen.“

Alex Lowes (Kawasaki) – nach seiner WM-Führung beim Saison-Auftakt in Phillip Island (Australien) von einigen voreiligen Schreiberlingen bereits viel zu früh zum Mitfavoriten auf den Titel hochstilisiert. Doch bisher war er kaum erfolgreicher als sein Vorgänger Leon Haslam. Trotzdem wurde sein Vertrag mit Kawasaki bereits früh in der Corona-Saison verlängert. Sein Verhältnis zum Teamkollegen ist jedenfalls genauso gut wie im Vorjahr bereits bei Haslam (© Kawasaki Racing Team).

Es zählt erst am Samstagnachmittag

Auch wenn wie üblich von Red Bull Media Schreiberlingen etwas gar voreilig behauptet wurde, Scott Redding hätte Jonathan Rea am Freitag „geschlagen“. Die Fans des Nord-Iren können beruhigt sein, es handelt sich hier um den üblichen Red Bull-Shit wie wir ihn schon längst gewohnt sind. Zu schlagen gab es am Freitag nämlich gar nichts, weil auch keine Punkte für gute Trainings- oder Testresultate vergeben werden. Es gibt sogenannte Journalisten, welche dies wohl ihren Lebtag lang nie begreifen werden, aber es ist eine nackte Tatsache. Wer wen schlägt, wissen wir frühestens, wenn es um die Startposition in der Superpole geht. Am Freitag ging es rein um die Abstimmung und es war dabei noch kein Blumentopf zu gewinnen.

Jonathan Rea (Kawasaki) – zum Leidwesen von Red Bull Media (und deren Seite Speedweek) von Monster Energy gesponsert und trotzdem so erfolgreich, wie man es sich nur wünschen kann. Wie bereits im Vorjahr zeigt der beste Superbike Pilot aller Zeiten seinen Gegnern auch diese Saison den Meister (© Kawasaki Racing Team).

Die einfache Faustregel
Und nochmals zum Mitschreiben, für alle die es wohl immer noch nicht verstanden haben: Seit der dritten von nur 8 WM-Runden in der verkürzten Corona-Saison war Johnny Rea fünfmal nacheinander Gesamtsieger. Und da Scott Redding wie sein Vorgänger Bautista dem Weltmeister nicht gewachsen ist, reichen diesem am Samstag 3 Punkte, um seinen 6. WM-Titel in Folge zu feiern. Nach dem Start zum ersten Rennen dieses Wochenendes geht es ab 15 Uhr MEZ (Mitteleuropäischer Zeit) zum ersten Mal um Sieg und Niederlage. Und dem amtierenden Weltmeister reicht dabei sogar ein 13. Platz, um trotzdem als Sieger dazustehen. Sollte Scott Redding nicht gewinnen, ist die Platzierung von Rea völlig egal und er ist trotzdem der große Gewinner des Wochenendes.

Jonathan Rea in der für ihn extrem schwierigen Saison 2019 – als er ab Imola wieder Rennen gewann, fand er zu seiner Dominanz zurück. Sein Herausforderer Alvaro Bautista auf der Ducati scheiterte trotz 11 Siegen in Serie ab Saisonbeginn an ihm und beging Fehler um Fehler. Auch Scott Redding forderte den Nord-Iren als Nachfolger des Spaniers 2020 heraus, doch nur noch ein Wunder kann ihm den Titel bescheren.

Das Geschenk von Kawasaki an den Weltmeister wartet bereits

Aufmerksame Leser unserer Seite wissen bereits seit dem 3. Oktober 2020, dass auf den Rekordweltmeister von seinem Arbeitgeber ein ganz besonderes Geschenk wartet. Siehe dazu auch unseren Artikel „Die neue Kawasaki-Waffe“, in welchem wir exklusiv aufdeckten, dass eine Vorstellung der neuen Waffe von Kawasaki in Vorbereitung ist. Natürlich darf auch Johnny Rea in der Öffentlichkeit nichts darüber verraten. Das Geheimnis wird voraussichtlich seitens des Herstellers erst zweite Hälfte November gelüftet. Trotzdem darf sich der Nord-Ire zusammen mit Alex Lowes und den Kawasaki Fans auf ein Bike freuen, mit welchem er künftig auch in der Beschleunigung und dem Topspeed mit der Konkurrenz auf Augenhöhe liegen dürfte. Seitdem Ducati mit der MotoGP Replica Panigale V4R vorgelegt hatte, folgte diesem Beispiel mit einer etwas zivileren Variante auch Honda mit der CBR-1000RR-R SP. Und auf nächste Saison kommt die bereits offiziell angekündigte BMW M-1000RR zusammen mit der neuen Kawasaki.

Die BMW M1000-RR – für Tom Sykes und seinen neuen Teamkollegen „Magic Michael“ van der Mark die Waffe im Kampf um vorderste Plätze in der WorldSBK. Das Langzeit-Ziel ist der WM-Titel, doch dafür stehen auch noch weitere Hersteler in den Startlöchern für die kommenden Jahre. Wann die zwei neuen Teamkollegen zum ersten Mal darauf Platz nehmen dürfen, ist derzeit noch offen (© BMW).

WM-Stand Motul WorldSBK vor dem Saisonfinale

Während der Titelkampf zugunsten von Jonathan Rea (Kawasaki) bereits schon fast so gut wie entschieden ist, geht es dahinter noch ziemlich eng zu. Platz 3 in der Superbike Weltmeisterschaft ist noch völlig offen und auch für die Ränge 4 und 5 kommen derzeit noch mehrere Fahrer infrage. Die besten Karten für den 3. Platz hält momentan Chaz Davies (Aruba.it Ducati) in der Hand.

WM-Stand Supersport 600 vor dem Saisonfinale

Zeitplan WSBK-Finale nach MEZ (Mitteleuropäischer Zeit, Lokalzeit ist -1 Stunde)

Der kombinierte Kalender von MotoGP und WorldSBK

Am selben Wochenende wie das Saisonfinale der WorldSBK findet auch das erste von zwei aufeinanderfolgenden Rennen der MotoGP in Aragon statt. Durch die Zeitverschiebung von Portugal um eine Stunde hält sich die zeitliche Kollision der beiden Serien glücklicherweise in Grenzen. Während die MotoGP danach noch weitere 4 Runden im Kalender hat, ist leider für die Motul WorldSBK in der verkürzten Corona-Saison nach Estoril bereits Schluss. Aufgrund der aktuellen Situation ist derzeit noch fraglich, ob es einen halbwegs normalen Kalender im nächsten Jahr geben wird. Fast als sicher gilt, dass in Phillip Island (Australien) nächste Saison kein Event stattfinden wird.