6 Fragen an WSBK-Rückkehrer Markus Reiterberger

Markus Reiterberger auf seiner BMW S1000-RR (K67) in Aragon auf Startplatz 7.

Der zu Saisonbeginn mit viel Pech kämpfende Bayer aus Obing gehört seit seinen zwei sechsten Plätzen in Assen definitiv wieder zur Weltspitze in der World Superbike Weltmeisterschaft. Aus einer Motorrad begeisterten Familie stammend und Sohn eines ehemaligen Sandbahn-Rennfahrers, übte er bereits mit 4 Jahren auf einem umgebauten Roller. Via ADAC Mini-Bike Cup und danach Redbull Rookies Cup, kam er 2008 zur IDM (Internationale Deutsche Meisterschaft für Motorräder). Im Jahr 2010 gewann er den Yamaha R6 Cup, worauf der Wechsel in die FIM 1000 Superstock folgte. Nach seiner Rückkehr in die IDM wurde er Superbike Champion 2013 und 2015. Ein starker Einstand in die WSBK im Jahr 2016 gelang Reiti gleich mit einem Top-Ten Resultat in Australien, was er im zweiten Event in BuriRam/Thailand mit P5 sogar noch übertraf. Nach weiteren Achtungserfolgen stand er in Misano auf Startplatz 2 und kam im 1. Lauf als 6. ins Ziel. Im zweiten Lauf stürzte er unglücklich und verletzte sich, worauf die Saison für ihn gelaufen war. Nachdem er 2017 nochmals in der IDM antrat, gewann er hoch überlegen den 3. Titel und wurde erneut Superbike Champion. Die Saison 2018 wurde danach zum bisher erfolgreichsten Jahr in seiner Karriere. Mit dem Team alpha Racing Van Zon BMW holte er sich den Titel in der FIM Superstock 1000 European Championship im letzten Jahr deren Austragung. Bei der werksseitigen Rückkehr von BMW in die WSBK kämpft er an der Seite des Engländers Tom Sykes nun wieder in der höchsten Kategorie der seriennahen Weltmeisterschaft mit. Nach dem Erfolg in Assen waren die Rennen in Imola sehr speziell und fanden bei schwierigen Bedingungen statt. Mit zwei Top Ten Resultaten in Lauf 1 und dem Superpole Race, hielt sich Reiti aber respektabel. Lauf 2 am Sonntag wurde aufgrund zu starken Regens abgesagt. Nachfolgend das Interview, mit den 6 Fragen, welche er uns freundlicherweise beantwortete.

Nach viel Pech zu Saisonbeginn dürfte Assen die Erlösung gewesen sein. Überwiegt die Zufriedenheit über zweimal Platz 6 oder doch leicht enttäuscht, weil es trotz Startplatz 3 nicht aufs Podium reichte?

Ich bin wirklich happy, dass es in Assen mit den zwei sechsten Plätzen so gut gegangen ist. Ein Podium wäre der Wahnsinn gewesen, aber es ist noch zu früh, über so etwas nachzudenken. Es wäre möglich gewesen. Nachdem ich jetzt in Imola ein eher schlechtes Renn-Wochenende gehabt habe, müssen wir wieder etwas tiefer stapeln und versuchen uns wieder voll dem Motorrad zu widmen. Auch, wenn ich in Assen zweimal auf Platz sechs gefahren bin, bin ich mir sicher, dass ich mit einer Abstimmung des Motorrades, mit der ich mich wohl fühle, deutlich näher an die Spitze heran kommen kann. Ich denke, dass meine Chance in Assen aufs Podium zu fahren wirklich realistisch gewesen ist. Aber mein Gefühl auf dem Bike ist nach wie vor noch nicht optimal. Imola war schwierig. Ich habe immer extreme Probleme, wenn der Grip nicht so gut ist.

In den ersten Runden in Assen konnten wir beobachten, dass in den Kurven nach Start-Ziel der Abstand zu Bautista jedes Mal wieder kleiner wurde (wir standen dort), bis die Beschleunigungs-Strecke hinter dem Paddock kam. Dort zog Bautista immer wieder deutlich davon. Ohne diesen Nachteil hätte es mit Platz 3 womöglich geklappt, oder sehen wir das falsch?

Das kann schon sein. Es gibt mehrere Sachen, die wir noch verbessern müssen. Die Abstimmung muss so sein, dass ich mit allen Grip-Verhältnissen zurecht kommen kann. Mit weniger Bewegung im Bike und etwas mehr Power wären wir in Assen definitiv aufs Podium gefahren.

Was sind die Erwartungen für Jerez, besteht die Chance auf eine Wiederholung der Top-Ten Plätze von Assen und Imola?

Ich denke schon, dass ich in Jerez wieder besser mit dabei bin. Die Strecke ist etwas besser für uns als Imola. Sie ist auch etwas flüssiger. Es scheint, als ob die Stop and Go Strecken, die mir eigentlich immer gelegen haben, jetzt eher meine Schwächen sind und die etwas flüssigeren Strecken jetzt besser gehen. Dazu gehört auch Jerez, daher denke ich, dass zwei Top Ten Ergebnisse auf jeden Fall drin sein können. Ich hoffe natürlich, dass ich deutlich weiter vorn sein werde, als in Imola.

Welches sind in der verbleibenden Saison die Lieblingsstrecken und welche fehlt aus Reitis Sicht im WSBK-Kalender?

Zu den Lieblingsstrecken, die jetzt kommen, gehört definitiv Misano. Das ist eine saugeile Strecke, auch wenn ich mich damals da schwer verletzt hatte. Die Strecke liegt mir aber einfach. Und ich freue mich darauf. Natürlich fehlt mir ein Deutschland-Rennen, egal wo! Oder dann zumindest auch wieder Brno, denn das war der Hammer.
Anmerkund der Redaktion: Wir waren 2018 in Brünn und die Veranstaltung war absolut top, auch die Zuschauerzahl durchaus respektabel, zumindest im Vergleich mit den meisten anderen WSBK-Events. Trotzdem entschied der Veranstalter sich leider, aufgrund von angeblich schlechter Rentabilität, auf eine Fortsetzung für 2019 zu verzichten. Dies ist für viele Fans, insbesondere aus dem nahen Deutschland und Österreich natürlich ein Jammer!

Besteht die Chance, dass wir noch in dieser Saison 2 WSBK-Fahrer aus Deutschland auf dem Podium sehen (nach Sandros Top-Resultaten in den Tests, fehlt bei ihm offensichtlich nur noch wenig in den Rennen – und nach Assen dürfen ja auch die Reiti-Fans hoffen..)?

Ich denke wir sollten hier mal lieber die Bälle flach halten und den Druck nicht so hoch aufbauen. Ich hoffe, dass zumindest ein Deutscher mal aufs Podium kommt und natürlich hoffe ich auch, dass ich das bin, aber da sind wir momentan noch zu weit weg.

Wäre der Reiz da, im Falle eines Angebots eines Tages in die MotoGP zu wechseln, zum Beispiel nach einem WSBK-Titel (den sich viele Fans bestimmt für BMW und Reiti wünschen) – oder ist WSBK noch für viele Jahre die Wunsch-Serie?

MotoGP ist für jeden die Königsdisziplin. Jeder will da hin, aber ich bin froh, dass ich jetzt erst einmal in der WorldSBK bin und ich möchte mich gern hier noch ein paar Jahre halten und hier etwas erreichen und dann schauen wir weiter.

Markus Reiterberger beim Paddock Show Autogramm Termin in Imola.

Daumen hoch für Jerez!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Markus Reiterberger und empfehlen jedem Rennsport- und BMW-Fan die Seite www.reiterberger.com, mit vielen interessanten Informationen über Reiti und einem Link zu seinem brandneuen Fanshop. Und vor allem drücken wir die Daumen für Jerez und die folgenden Rennen, bis auf WSBK-Donington (zifixnomalnei – Terminkollision mit MGP Sachsenring, obwohl beides von der Dorna organisiert!) werden wir zumindest bei allen Europa-Rennen vor Ort sein und darüber berichten. Für das nächste Rennen in Jerez siehe auch die entsprechenden Berichte, welche laufend ergänzt und aktualisiert werden. In Kürze erscheint auch eine Vorschau mit Zeitplan und diversen Tipps und Infos zum 6. Event auf dem Circuito de Jerez in Andalusien.