Einige Tragödien im Mai früherer Jahre

Vor 71 Jahren fand TT-Opfer Nr. 25 den Tod

Der Südafrikaner Johan Erik van Tilburg war seit dem 2. Weltkrieg das zehnte Opfer im Motorradrennsport (zumindest laut vorliegenden Überlieferungen). Seit Austragung der Tourist Trophy auf der Isle of Man wurde er Opfer Nr. 25. Auf seiner 348 cm³ AJS nahm van Tilburg am 28. Mai 1948 am Training in der Kategorie Junior teil. Er stürzte nach einem Zusammenstoß mit der Norton von Tommy McEwan in der Nähe von Windy Corner. McEwan überlebte mit einigen Blessuren, aber van Tilburg wurde schwer verletzt und starb einige Tage später im Krankenhaus. Die Engländer Thomas Bryant (Velocette, Senior Race Training bei Hillberry, starb am 3.6.) und Neil „Noel“ Christmas (in Runde 5 im Senior Race am Douglas Road Corner mit seiner Norton verunfallt und am 11.6.48 verstorben) folgten van Tilburg als TT Opfer 26 und 27 noch im selben Jahr.

Laurie Boulter – gestorben im Mai 1954

Laurie Boulter in Aktion.

Laurie wurde in Adelaide (Australien) geboren und begann
mit Motorradrennen im Jahr 1935 mit Strandrennen und Scrambling
(später Motorcross genannt, heute MX). Er kam schnell zu ersten Erfolgen
und wurde einer der besten Fahrer Australiens. Der 2. Weltkrieg unterbrach seine Karriere als Rennfahrer. Nach dem Krieg eröffnete er ein Motorradgeschäft in Torrensville, kehrte zum Rennsport zurück und war in dieser Zeit unschlagbar in Südaustralien. 1952 kaufte er sich eine 500er
Manx Norton und wurde Zweiter im Australian Grand Prix ​​in Bathurst. Im folgenden Jahr nahm er seine Bikes mit nach Irland und trat an der Isle of Man TT an. Als 26. im Junior Race (bis 350 cm³) und 11. im Senior Race schlug er sich achtbar. n den älteren Rennen. Zurück in Australien, hatte er keine Pläne, auf die Insel zurückzukehren. Nach weiteren Siegen bei nationalen Rennen wurde er zum Mitglied des offiziellen australischen Fahrerteams gewählt und kehrte 1954 zurück auf die Isle of Man. Während des Trainings auf der Rennstrecke sah er seinen Landsmann Ken Kavanagh an der Rennstrecke zwischen dem 11. Meilenstein und Handleys Corner wandernd und drehte sich nach ihm um. Dieser Moment der Unaufmerksamkeit kostete ihm sein Leben, als er gegen ein Auto prallte, das rückwärts auf die Straße fuhr. Boulter wurde bei der Kollision über das Auto geworfen und schlug gegen eine Steinmauer. Der Fahrer des Wagens,
Dr. Letchworth, war der offizielle Arzt für die Rennen. Allerdings konnte er nichts mehr für den verunglückten Fahrer tun. Um dem Doktor eine
Inhaftierung zu ersparen, gab Kavagagh später zu Protokoll, er hatte er unter Eid bei den Nachuntersuchungen und Befragungen gelogen. Laurie Boulter ist auf dem Braddan Friedhof auf der Isle of Man begraben. Er starb mit 41 Jahren und hinterliess Frau und 2 Kinder.

Tom Herron – geboren 1948, gestorben im Mai 1979

Tom Herron (rechts) mit Barry Sheene.

Als Johan Erik van Tilburg an der TT sein Leben verlor, war der Nord-Ire Tom Herron noch gar nicht geboren. Am 14. Dezember 1948 erblickte dieser das Licht der Welt und er sollte in den 70er Jahren einer der erfolgreichsten Motorradrennfahrer aus Großbritannien werden. Im alter von 25 Jahren wurde Herron Irischer Meister der Katagorie bis 350 cm³, wonach seine internationale Karriere begann. Als Privatfahrer hatte er natürlich gegen Werksfahrer, wie beispielsweise Giacomo Agostini auf seiner MV Agusta 350, einen sehr schweren Stand. Trotzdem schaffte er in seiner besten Saison 1976 den vierten WM-Rang in den Kategorien 250 cm³ und 350 cm³. Dazu seinen einzigen Sieg in der 500 cm³ Kategorie, im letzten GP, welcher auf der Isle of Man ausgetragen wurde. An diesem Event gewann er auch das Rennen der 250 cm³ Klasse. Im Jahr 1977 wurde er Gesamtfünfter in der 250-er Kategorie und Vizeweltmeister bei den 350-ern, hinter dem Japaner Takazumi Katayama. Nach erneut guten Resultaten in der Saison 1978 erhielt er einen Werksfahrer-Vetrag für Suzuki und trat an der Seite des zweimaligen Weltmeisters Barry Sheene und Steve Parrish in der WM an. Die Saison begann hervorragend für Tom Herron, mit zwei Podiumsplätzen in San Carlos (Venezuela) und Imola (Italien), sowie einem 4. Platz am Salzburgring (Österreich). Am GP Spanien in der 5. Runde brach er sich im Training bei einem Sturz den rechten Daumen und zog sich dazu Verbrennungen 3. Grades zu. An einen Start im Rennen war nicht zu denken.

Tom Herron 1979 am Salzburgring.

Herron kehrte nach Irland zurück, um am North West 200 Race antzutreten. Im Jahr davor gewann er 2 Rennen und verbesserte den Rundenrekort auf 127.63 mph, welcher heute noch besteht. Durch Anpassungen an der Strecke, hielt dieser Bestand. Der später als „Black Saturday“ in die Geschichte eingehende Tag, kostete das Leben von Brian Hamilton (Schottland), Frank Kennedy (er starb einige Monate danach an seinen Verletzungen) und Tom Herron. Letzterer kämpfte in der Schlussrunde mit Steve Parrish, Jeff Sayle und Greg Johnstone um Platz 3, als er bei Juniper Hill zu Sturz kam. Im Coleraine Spital verloren die Ärzte den Kampf um sein Leben. Mit nur 4 gefahrenen WM-Läufen wurde Tom am Ende der Saison auf WM-Position 10 geführt. Er hinterliess 2 Töchter und seine Frau.

Tom Herron am Northwest 200 Race auf Suzuki 500.

Michel Rougerie – vom Teamkollegen tödlich getroffen

Die Tragödie passierte am 31. Mai 1981, als der Franzose Michel Rougerie im Alter von 31 Jahren auf dem berüchtigten Grobnik Circuit in Rijeka (Jugoslavien, heute Kroatien) den Tod fand. Michel stürzte auf Platz 10 liegend in der 2. Runde und wollte die Piste verlassen, als er in voller Fahrt von seinem französischen Pernod-Yamaha Teamkollegen Roger Sibille getroffen wurde. Roger konnte nicht mehr ausweichen und kollidierte mit ihm, worauf er selbst zu Sturz kam. Michel Rougerie verstarb noch an der Unfallstelle. Frankreich verlor mit ihm einen der erfolgreichsten Rennfahrer der 70-er Jahre auf einer Strecke, welche noch viele Opfer finden sollte und die später auch für den Deutschen Reinhold Roth das Ende seiner Karriere bedeutete. Letzterer ist seither ein Pflegefall und die Schwere seiner Kopfverletzungen waren ähnlich gravierend wie die eines beim freien Skifahren unglücklich gestürzten Michael Schuhmacher.

Michel Rougerie, Vize-Weltmeister 250 cm³ im Jahr 1975.

Ivan Palazzese – Hockenheim vor 30 Jahren

Am 28.5.1989 fand im Rennen zur 250 cm³ Klasse der Venezolaner Ivan Palazzese auf dem Hockenheim den Tod. Am 2. Januar 1962 in Italien geboren, hatte der begabte Rennfahrer im Alter von 20 Jahren seine besten Resultate im GP-Sport. In der 125 cm³ WM siegte Ivan am GP von Schweden und Finnland und beendete die WM hinter Angel Nieto (SPA) und Eugenio Lazzarini (ITA) auf Platz 3. Palazzese startete am WM-Lauf der Kategorie bis 250 cm³ in Hockenheim, als das Drama im Motodrom passierte. Nachdem der unmittelbar vor ihm liegende Österreicher Andreas Preining aufgrund eines Motorschadens plötzlich langsamer wurde, konnte Ivan nicht mehr ausweichen und kam zu Sturz. Während er aufzustehen versuchte, wurde er von den hinter ihm folgenden Bruno Bonhuil (FRA) und Fabio Barchitta (ITA) erfasst, welche dabei ebenfalls crashten. Der spätere 500 cm³ Fahrer Virginio Ferrari kam hinzu und versuchte noch, Palazzese wiederzubeleben, was ihm nicht gelang. Der Venezolaner verstarb noch auf der Unfallstelle. Zu seinem Gedenken wurde in seiner Geburtsstadt Alba Adriatica später ein Denkmal errichtet.

Matej Bury/Slowakei – vor 10 Jahren

Der tödliche Unfall des Motorradrennfahrers Matej Bury während des Trainings beendete das Race for Fun-Event, welches am Samstag auf dem Flughafen in Trencin stattfinden sollte, vorzeitig. Die Tragödie passierte beim Training zur Supersport 600 Kategorie, als einer der Fahrer plötzlich langsamer wurde und der andere von hinten mit hoher Geschwindigkeit nicht mehr ausweichen konnte. Sofort eintreffende Krankenwagen und Ärzte konnten Burys Zustand stabilisieren und er wurde ins Krankenhaus gebracht. Der slowakische Fahrer Matej Bury überlebte allerdings nicht, er starb nach dem Transfer im Krankenhaus. Der zweite Rennfahrer, Jakub Króliczek, wurde in einem kritischen Zustand ebenfalls in das Krankenhaus von Trenčín eingeliefert. Nach einem tragischen Unfall beendete das SPM-Sportkomitee des slowakischen Motorradverbandes die Veranstaltung vorzeitig.

Matej Bury