. Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) konnte auch von einer Benachteiligung durch die FIM nicht gebremst werden und gewann das Auftaktrennen der WorldSBK in Aragon überlegen.

Rückschau auf den Tag des ersten Rennens der WorldSBK in Aragon

Vor dem Start ruhten die Hoffnungen von BMW mit der neuen M-1000RR fast allein auf den Schultern von Tom Sykes. Trotz Handicap von nur einem einzigen Test vor Saisonbeginn war Eugene Laverty mit Startplatz 12 zweitbester der Superpole gewesen. Eine genauso beeindruckende Leistung zeigte im Qualifying mit fast identischer Ausgangslage wie der Nord-Ire auch der Franzose Lucas Mahias (Kawasaki Puccetti Racing) direkt dahinter und damit noch vor den Werksfahrern Locatelli (Yamaha) und van der Mark (BMW). Wie wenig die Zeiten vom Freitag für die Startposition jeweils aussagen können zeigte sich am Beispiel von Axel Bassani (Motocorsa Ducati). Im FP2 als neunter noch in den Top Ten wurde der Italiener in der Superpole viertletzter. Nur zwei Plätze vor ihm BMW Neuzugang Jonas Folger mit P18 und damit in einer denkbar schlechten Ausgangslage für seine Zielsetzung, in den ersten zehn zu landen.

Die Startaufstellung zum ersten WorldSBK Rennen der Saison in Aragon. Ohne Zuschauer mit Eintritts-Ticket, aber wie in der MotoGP mit einigen Zaungästen im VIP-Bereich, deren Geldbeträge für dieses Privileg bestimmt ansehnlich waren.

Die Superpole mit nur wenigen Überraschungen
Da wir zu den Kritikern des späten Testbeginns von BMW zählten, überraschte uns das Ergebnis wenig. Tom Sykes ist immer für die erste Reihe gut. Genau dies schaffte er auch, während die restlichen BMW Piloten nur in der zweiten Hälfte der Rangliste zu finden waren. In die erste Reihe schaffte es trotz Drehzahl-Handicap für die neue Kawasaki ZX-10RR Ninja auf Poleposition auch ein überzeugender Jonathan Rea zusammen mit Scott Redding auf der besten Ducati. Reihe 2 bildeten Alex Lowes (Kawasaki), Chaz Davies (Ducati) und Garrett Gerloff, er anstelle von Yamaha Markenkollege Toprak Nachrutschte. Dahinter die beiden HRC Hondas mit Haslam und Bautista, sowie Ducati Werksfahrer Rinaldi. Aufgrund seiner gestrichenen besten Runde war Toprak auf P10 zurückversetzt worden, um zusammen mit Rabat und Laverty ins Rennen zu gehen.

Eugene Laverty (BMW) war die positivste Überraschung mit Startplatz 12 – man muss dabei bedenken, dass er nur einen einzigen Test auf der neuen M-1000R davor hatte und trotzdem vor Werksfahrer van der Mark und Privatfahrer Folger ins Rennen gehen konnte.

Das erste Rennen der Saison mit zahlreichen Überraschungen

Gleich vom Start weg ging Rea von der Pole in Führung und hinter ihm zog Alex Lowes aus der zweiten Reihe an Redding und Sykes vorbei. Kurz danach führte das Kawasaki Duo mit etwas über einer Sekunde Vorsprung auf die nächsten Verfolger mit Redding, Davies, Sykes, Gerloff und Razgatlioglu. Aber Lowes bekam in der zweiten Rennhälfte Probleme mit seiner Front und musste zurückstecken. Als der bereits auf P3 nach vorne gefahren Toprak am Engländer vorbeiging und dieser danach Davies im Genick hatte, dachten schon viele, der Kawasaki Pilot werde nun durchgereicht. Aber weit gefehlt, der Mann aus Lincoln gab nicht auf und kämpfte gegen Ende des Rennens mit dem Messer zwischen den Zähnen um Platz 2. Obwohl hinter Toprak in die Zielkurve einbiegend, schaffte er es vor der karierten Flagge auch noch, am Türken und seiner Yamaha vorbeizugehen. Damit wurde der 100. Sieg von Johnny Rea durch einen Kawasaki Doppelsieg endgültig zum Feiertag.

Garrett Gerloff (Pata Yamaha with Brixx) – der Texaner zeigte einen starken Beginn, fiel danach aber deutlich zurück und musste sich am Ende mit Platz 9 zufriedengeben. Trotzdem war er damit noch vor Rookie Andrea Locatelli auf der Werks-Yamaha mit Platz 10 ins Ziel gekommen.

Keine Ducati auf dem Podium – Tom Sykes beste BMW
Anfänglich sah für Scott Redding alles prima aus und die meisten Beobachtern sahen ihn von Beginn an und erst recht ab nun als fast sicheren Podiums-Kandidaten. Doch der Engländer sollte schon früh an Boden verlieren und fiel in der fünften Runde bereits hinter Toprak Razgatlioglu zurück und wenig später wurde er auch von Chaz Davies kassiert. Noch schlimmer lief es anfänglich für Tom Sykes, der bereits in der ersten Runde von P4 auf Position sieben durchgereicht wurde. Aber Redding und Sykes sollten am Ende trotzdem die besten für ihren Hersteller werden. Das Podium zu verpassen, war jedoch für beide nicht im Plan, wobei Scotty am Ende nur um zweieinhalb Zehntel fehlten.

Michael Ruben Rinaldi (Aruba.it Ducati) bei seinem Einstand als Ducati-Werksfahrer – der junge Italiener blieb mit Platz 7 nach einem Sieg im Vorjahr auf derselben Strecke deutlich hinter den Erwartungen und war nur drittbester Fahrer von Ducati.

Das Mannschafts-Ergebnis von BMW war ein absolutes Debakel
Gemessen an den Sprüchen von BMW vor Saisonbeginn war bis auf P6 für Sykes hingegen das erste Rennen ein völliges Debakel. Insbesondere galt dies, weil es van der Mark nicht einmal in die Top Ten geschafft hatte und Laverty mit einem technischen Defekt ausgefallen war. Dazu spielte Jonas Folger an den ersten beiden Tagen und mit dem Ausgang des Auftaktrennens alles andere als eine prägende Rolle. Am Ende verpasste der Deutsche sogar die Punkte, statt wie erhofft in die ersten zehn zu fahren. Es sah alles in allem ganz danach aus, als zahlen die Blau-Weißen nun den Preis für ihren späten Einstieg mit ihrem Testprogramm, im Vergleich zu sämtlichen Konkurrenten.

Chaz Davies (GoEleven Ducati) wurde fünfter und ist nun mit 7 Erfolgen zusammen mit Jonathan Rea nur noch gemeinsamer Rekordsieger auf dem Motorland Aragon. Der Waliser verpasste das Podium nur um etwas über 6 Zehntel.

Auch Gerloff, die Hondas und weitere blieben hinter den Erwartungen
Der US-Boy war anfänglich noch gut auf Kurs und in der dritten Runde lag er auf dem aussichtsreichen sechsten Platz. Danach ging es aber nach hinten und in der zweiten Rennhälfte ging zuerst Bautista und danach auch Sykes und Rinaldi noch an ihm vorbei. Der Spanier stürzte mit seiner Honda später, dafür schaffte es sein Teamkollege Leon Haslam auch noch am Texaner vorbei. Immerhin blieb Gerloff mit P9 noch deutlich vor Yamaha Werksfahrer Locatelli, aber dies war für ihn natürlich kein Trost. Während Honda damit mit nur einem achten Platz zufrieden sein musste, waren auch die Resultate von Laverty und Rabat sehr enttäuschend. Aber die beiden konnten nichts für ihren Ausfall, da technische Gründe dafür verantwortlich waren.

Tom Sykes vor Eugene Laverty – die beiden BMW Kollegen waren im Vorjahr noch im selben Team und nun ist der Mann hinten im Bild Privatfahrer und er konnte erst einmal testen, bevor das Rennwochenende begann (© BMW Motorrad WSBK).

Die Highlights nebst dem Kawasaki Doppelsieg
Mit seinem sensationellen Start und extrem guter kämpferischen Leistung gehört Toprak Razgatlioglu nebst dem Kawasaki Duo zu den absoluten Highlights des Tages. Alle hatten die Ducatis sehr stark erwartet, aber der Türke fuhr, wie wenn der Leibhaftige hinter ihm her gewesen wäre und scheiterte an Alex Lowes denkbar knapp beim Kampf um Platz zwei. Sykes fuhr definitiv stark und weniger als 3 Sekunden Rückstand auf das Podium ist ein Resultat, worauf der Mann aus Huddersfield am Sonntag aufbauen kann. Besonders stark ist auch die Leistung von Axel Bassani mit Rang 12 vor Isaac Viñales hervorzuheben und natürlich auch das Resultat von Lucas Mahias. Der Franzose war davor auf der für ihn absolut neuen Kawasaki ZX-10RR nur einmal kurz in Misano gefahren. Auf Anhieb in die Punkteränge zu fahren, war absolut stark von ihm.

Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha with Brixx) – der junge Türke fuhr ein sensationelles Rennen und krönte seine Leistung mit dem ersten Podium in Aragon, womit er sämtliche favorisierten Ducatis hinter sich gelassen hatte.

Nachfolgend die Rangliste, welche auch gleichbedeutend mit der WM-Rangliste ist.

P,  No, Rider, Bike, Time
1, 1, REA Jonathan, Kawasaki ZX-10RR, LEAD
2, 22, LOWES Alex, Kawasaki ZX-10RR, 3.965
3, 54, RAZGATLIOGLU Toprak, Yamaha YZF R1, 4.008
4, 45, REDDING Scott, Ducati Panigale V4 R, 4.242
5, 7, DAVIES Chaz, Ducati Panigale V4 R, 4.615
6, 66, SYKES Tom, BMW M 1000 RR, 6.784
7, 21, RINALDI Michael Ruben, Ducati Panigale V4 R, 8.345
8, 91, HASLAM Leon, Honda CBR1000 RR-R, 10.187
9, 31, GERLOFF Garrett, Yamaha YZF R1, 10.326
10, 55, LOCATELLI Andrea, Yamaha YZF R1, 17.693
11, 60, VAN DER MARK Michael, BMW M 1000 RR, 21.154
12, 47, BASSANI Axel, Ducati Panigale V4 R, 27.523
13, 32, VINALES Isaac, Kawasaki ZX-10RR, 30.963
14, 3, NOZANE Kohta, Yamaha YZF R1, 36.769
15, 44, MAHIAS Lucas, Kawasaki ZX-10RR, 39.334
16, 94, FOLGER Jonas, BMW M 1000 RR, 41.544
17, 23, PONSSON Christophe, Yamaha YZF R1, 43.179
18, 84, CRESSON Loris, Kawasaki ZX-10RR, > 1′
RT, 19, BAUTISTA Alvaro, Honda CBR1000 RR-R,
RT, 50, LAVERTY Eugene, BMW M 1000 RR,
RT, 76, CAVALIERI Samuele, Kawasaki ZX-10RR,
RT, 36, MERCADO Leandro, Honda CBR1000 RR-R,
RT, 53, RABAT Tito, Ducati Panigale V4 R,

Motorland Aragon Streckenkarte

Die WorldSBK fährt seit 2011 in Aragon und den ersten Sieg holte damals Marco Melandri auf Yamaha, während Aprilia Ass Max Biaggi den 2. Lauf gewonnen hatte. Im Jahr danach gewannen erneut die beiden Italiener, aber in umgekehrter Reihenfolge und Melandri auf einer BMW. In den beiden Jahren danach waren es zuerst Davies und danach Sykes auf Kawasaki, welche sich je einen Doppelsieg holten.

Zeitplan für das erste Rennwochenende von 2021

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).