Alex Marquez (Repsol Honda) vor dem Start zum ersten von 2 Rennen in Aragon am 18. Oktober 2020. In Abwesenheit seines Bruders und Vorjahressiegers Marc sollte er für Honda die Fahnen hochhalten und der jüngere der beiden machte seine Sache sehr gut (© MotoGP).

Das Honda Comeback – nun auf Augenhöhe mit Yamaha

Sieht man von Suzuki ab, die das erste Mal bestes Team in dieser Saison waren, beeindruckte im Aragon GP vor allem Honda. Hätte Repsol Honda auch nur einen halbwegs tauglichen Piloten als Ersatz von Marc Marquez oder gar diesen wieder im Einsatz, wäre Suzukis Dominanz am ersten Aragon-Wochenende definitiv gefährdet gewesen. Mit drei Fahrern unter den ersten zehn, trotzdem Stefan Bradl schlicht eine Fehlbesetzung ist, kann sich die Vorstellung des weltgrössten Herstellers im Motorland Aragon mehr als sehen lassen. Ohne das Kupplungs-Handicap, über welches sich Cal Crutchlow nach seinem teilweise missratenen Rennen beschwerte, hätte der Engländer wohl von Startplatz 3 in die Top 5 fahren können. An seiner Stelle sprang Takaaki Nakagami auf der Vorjahres RC213V in die Bresche und fing in der letzten Runde noch Franco Morbidelli auf P5 ab. Für den Engländer reichte es am Ende nur für Platz 8.

Alex Marquez (Repsol Honda) auf seiner Sensationsfahrt, die ihn zum zweiten Mal in Folge nach dem GP von Frankreich in Le Mans auf Platz 2 führte. Damit konnte er seinen immer noch abwesenden Bruder Marc mehr als nur würdig vertreten (© MotoGP).

KTM im Jammertal – droht die Rückkehr zum Hinterbänkler-Dasein?

Die Überheblichkeit der Red Bull Media Journalisten wuchs nach den ersten Runden der MotoGP und einigen KTM-Erfolgen beinahe ins Unermessliche. Von Sprüchen wie „die Gegner wundern sich über das Erfolgsgeheimnis von KTM“ haben wir aber schon seit einiger Zeit nichts mehr gehört oder gelesen. Mittlerweile lässt es sich schlecht leugnen, dass die Österreicher von ihrer frühen Corona-Lockdown-Aufhebung enorm profitiert hatten. Weil sie wesentlich früher als sämtliche Konkurrenten testen konnten, hatten sie mit den neuen Michelin Reifen einen enormen Wissens- und Erfahrungs-Vorsprung. Dazu kam der Vorteil durch die Tests in Brünn, Spielberg und Misano. Die Resultate unterstrichen deutlich, wie fest KTM dadurch zu profitieren vermochte. Unerwartete Siege von Binder und Oliveira, flankiert von Podiums-Platzierungen führten nach Brünn und Spielberg zu einer wahren Euphorie bei den Red Bullis. Doch dann ging es auf Strecken, auf welchen die Truppe aus Mattighofen ohne Testvorteil antreten musste.

Johann Zarco (Esponsorama Ducati) vor Aleix Espargaró (Aprilia) – der Mann aus dem südfranzösischen Cannes blamierte in Aragon die gesamte KTM-Truppe. Dabei war der zweifache Moto2 Weltmeister wohlgemerkt auf der Vorjahres-Ducati GP-19 unterwegs, als er sämtliche Fahrer seines letztjährigen Teams demütigte (© MotoGP).

Petrux und der Rempler von Pol Espargaró

Der für seine rücksichtslose Fahrweise berüchtigte Katalane zeigte sich im ersten Rennen von Aragon erneut nicht von seiner Schokoladenseite. Dass er Danilo „Petrux“ Petrucci auf dessen Ducati von hinten beinahe von der Piste rempelte, ist unbestritten. Es ist auch eine Tatsache, dass statt ihm bei seiner Kollision mit Johann Zarco in Brünn der Franzose statt ihm bestraft wurde, obwohl sich dieser innen und auf der Ideallinie in der 1. Kuve befand. Auch in Spielberg kam es beim KTM-Großmaul mit Markenkollege Oliveira zur Kollision, als er ohne Rücksicht auf Verluste von aussen auf die Ideallinie zurückkehrte. Beim GP von Aragonien kostete sein Rempler den dabei vor ihm liegenden Ducati Piloten laut dessen Aussage drei Positionen im Rennen. Doch solange Pol Espargaró keinen seiner Kollegen mit einem Faustschlag niederstreckt, bleibt er wohl bei sämtlichen Fouls weiterhin von den FIM-Stewards verschont.

Pol Espargaró (Red Bull KTM) – der Katalane hat sich als Bad-Boy der MotoGP mittlerweile bestens etabliert, doch allein mit seinem großen Maul reichte es trotzdem nicht für eine Top Ten Platzierung. Am Ende wurde er gar noch von seinem Teamkollegen und MotoGP Rookie Brad Binder geschlagen (© MotoGP).

Suzuki sehr beeindruckend und in der Favoritenrolle für Lauf 2

Zweifellos hatte Suzuki nicht zum ersten Mal im Rennen zusammen mit Repsol Honda für Alex Marquez das beste Paket geschnürt. Hätte Cal Crutchlow auf Bradls Maschine gesessen, wäre er bestimmt in die Top 5 gefahren, dies auch seine eigene Aussage nach dem Rennen. Mit seinen Kupplungsproblemen an der LCR Honda kämpfte der Engländer zu Beginn jedoch mit stumpfen Waffen. Mit ihren beeindruckenden Leistungen standen im ersten von 2 WM-Läufen in Aragon aber vor allem die beiden Suzuki Piloten am meisten im Rampenlicht. Natürlich haben sich Alex Rins und Joan Mir damit automatisch in die Favoritenrolle für das 2. Rennen gedrängt.

Alex Rins (Suzuki) – von Startplatz 10 zum Sieg, war es der Tag des am 8. Dezember 1995 in Barcelona geborenen Spaniers. Man fühlte sich dabei an das MotoGP Rennen in Silverstone 2019 erinnert, als er mit einem unglaublichen Finish kurz vor dem Ziel noch Marc Marquez zu schlagen vermochte. Nach harzigem Start in die Saison mit einer Schulterverletzung ist Rins nun wieder zu einer wahren Höchstform aufgelaufen (© MotoGP).

Yamaha sollte man nicht zu früh abzuschreiben

Wenn man den knappen Abstand von Maverick Viñales auf der besten Yamaha berücksichtigt, sollte man die Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln im Logo für das zweite Rennen nicht zu früh abschreiben. Mit gut zwei Zehntel Rückstand auf das Podium fehlte dem Monster Energy Yamaha Werkspiloten am Ende nur sehr wenig, um Joan Mir im Finish doch noch abzufangen. In den bisherigen drei Doppelrennen gab es vom ersten zum 2. Lauf zudem schon viele Veränderungen. Man denke dabei nur zum Beispiel an Rang 6 des Monster Energy Piloten beim Lauf 1 in Misano und danach seinen Sieg im 2. Rennen.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) – ob er seinen vierten Platz wirklich nur schöngeredet hat, wie von einem Red Bull Media Schreiberling behauptet? Abgerechnet wird jedenfalls erst nach dem zweiten Rennen, wer in Aragon unter dem Strich der erfolgreichste Fahrer des Doppelrennens sein wird (© MotoGP).

Ergebnis des 1. Rennens von Aragon

Maverick Viñales (Yamaha) verpasste das Podium am Ende nur um Haaresbreite. Die Rückstände der KTM Piloten gaben hingegen zu denken, von Stefan Bradl auf der Repsol Honda des amtierenden, aber immer noch abwesenden Weltmeisters gar nicht erst zu reden.
Takaaki Nakagami (LCR Honda IDEMITSU) – der Japaner fuhr als einziger Fahrer bisher sämtliche Rennen fertig und war in Aragon schneller als sämtliche Ducati Piloten und Mitfavorit Franco Morbidelli (© MotoGP).

WM-Zwischenstand nach 10 von 14 Runden

In der Spalte ganz rechts die Veränderung gegenüber der Vorrunde.

Zwischenstand Team-WM

Zum ersten Mal überhaupt, seit die MotoGP mit Viertakt-Motoren antritt, füht das Suzuki Team in der Teamwertung. Es wäre wenig überraschend, sollte dies auch nach dem zweiten Rennen in Aragon noch so bleiben. Nebst Suzuki zeigen vor allem die beiden Honda Teams eine deutlich steigende Tendenz, während Ducati und KTM immer öfter schwächeln.

Der Zeitplan des zweiten Aragon Wochenendes

Wer unsere Seite aufmerksam und regelmässig liest, wusste von den späteren Zeiten für die ersten beiden Tage bereits früher. Die Anpassungen für am Sonntag sind eher fragwürdig, aber wie bei der Dorna üblich, geht es in erster Linie um sehr viel Geld. Daher will man um jeden Preis eine zeitliche Kollision mit der Formel vermeiden. Im Corona-Jahr mit meist dem Verzicht auf Zuschauer an der Strecke, ein Stück weit nachvollziehbar. Wesentlich weniger Verständnis haben jedoch die TV-Konsumenten für den Verzicht von Servus TV auf rund zwei Drittel der Action auf der Rennstrecke. Es ist absolut unverständlich, dass ausgerechnet der zum Mega-Sponsor gehörende Sender aus Österreich sich auf ein derartiges Sparprogramm beschränkt. Die einzige Ausnahme wird beim Heimrennen in Spielberg gemacht, auf dem Red Bull (-Shit) Ring. So nennen einige GP-Piloten die unter den Fahrern ziemlich umstrittene Strecke hinter vorgehaltener Hand.

Alex Rins (Suzuki ECSTAR) – der Inspektor Gadget der MotoGP nach seinem im vierten Jahr dritten Sieg in seiner noch jungen Karriere in der Königsklasse der Prototypen-WM. Mit einem zweiten Triumph könnte sich der 24-jährige aus Barcelona nächsten Sonntag mitten unter die WM-Favoriten katapultieren (© MotoGP).