Die Rückkehr zur Normalität in der MotoGP
Bis auf die Tatsache, dass insgesamt 8 Fahrer beim Grand Prix von Katalonien nach dem Rennen zur WM-Halbzeit die Führung im Zwischenklassement hätten übernehmen können, ist in der MotoGP wieder die Normalität eingekehrt. Die Zeit der Vorteile bestimmter Teams, welche während andere noch mitten im Lockdown steckten, bereits wieder testen waren, ist definitiv vorbei. Auch Vorteile von Piloten wie diejenigen der Valentino Rossi Academy, welche mit Superbikes in Misano unzählige Runden abspulten, um sich an die ungewöhnlich holprige neu asphaltierte Piste zu gewöhnen. Prompt war in Barcelona bis auf das Fehlen von Marc Marquez fast alles wieder wie gewohnt. Dass Suzuki längst zur Spitze in der MotoGP gehört, unterstrich Alex Rins unter anderem bereits mit seinem Sieg vor Marquez im August 2019 in Silverstone. Unterschiedliches Glück mit den Reifen, wie dieses Jahr oft erlebt, ist hingegen absolut nichts Neues. Davon können die Yamaha Werkspiloten seit Jahren ein Liedchen singen.
Vom verpassten 3-fach Triumph Yamahas zum Feiertag für Suzuki
Bis zur 15. von vierundzwanzig Runden sah alles danach aus, als könnten Rossi und Konsorten das 1-2-3 vom zweiten Rennen von Jerez in Barcelona wiederholen. Doch nach einem Fehler von Morbidelli und dem zweiten Crash von Valentino Rossi in Folge nach dem 2. Rennen von Misano drehte sich das Blatt. Insofern war die einzige Sensation in Barcelona, dass hinter einer Yamaha zwei Suzukis gemeinsam auf dem Podium standen. Zum ersten Mal in der MotoGP seit 2007 mit Chris Vermeulen (AUS) und John Hopkins (USA) in Misano hatten Rins und Mir dieses Kunststück fertiggebracht. Der US-Amerikaner war gar als Betreuer von Moto2 Fahrer Joe Roberts anwesend. Doch Fabio Quartararo rettete nicht nur die Ehre von Yamaha mit seinem makellosen Sieg, sondern er übernahm damit wieder die WM-Führung. Daher gab der Franzose nach dem Rennen auch zu Protokoll, dass er nach der schwierigen Zeit zwischen dem Doppelsieg von Jerez extrem erleichtert sei, klappte es endlich in Barcelona wieder wie geplant. Zweiter Sieger beim GP von Katalonien war, wenn man so will, Joan Mir und Suzuki. Mittlerweile liegt der Moto3 Weltmeister von 2017 aus Palma de Mallorca auf Platz 2 in der WM-Zwischenabrechnung. Dass sein Teamkollege Alex Rins sein erstes Podium der Saison in Barcelona holte, machte den Freudentag für die Marke aus Hamamatsu in Japan komplett.
Der Absturz von KTM in die Bedeutungslosigkeit
Brad Binder sorgte im FP2 am Freitagnachmittag für den letzten Lichtblick von KTM. Dass die Zeiten vom FP4 wertlos sind, wissen sämtliche Kenner der Szene, weshalb die zweitbeste Zeit von Pol Espargaró höchstens von einigen laienhaften Journalisten voreilig als gutes Zeichen gewertet wurde. Von den ersten vier Fahrern im FP4 schaffte es im Rennen prompt lediglich Joan Mir auf der Suzuki aufs Podium. Während Pol Espargaró mit seinem Abflug in Runde exakt bestätigte, was wir bereits vor dem Rennen prophezeit hatten, flog auch noch Miguel Oliveira mit der Tech 3 KTM auf die Nase. Offenbar hat KTM mit Tech 3 früh auf ein zweites Team mit weiteren zwei Fahrern gesetzt, um wenigstens mit der Hälfte davon die Zielflagge zu sehen. Doch bleiben wir lieber wieder ernsthaft und beleuchten das Hauptproblem der Orangen ein wenig. Wie oft sich die KTM Piloten selbst aus dem Rennen nahmen oder diese unabhängig voneinander aus dem Rennen fliegen, ist beinahe beängstigend. Nachfolgend die Statistik mit den KTM-Ausfällen seit Saisonbeginn.
Der schlimmste Makel bleibt vorerst noch an KTM haften
Noch schlimmer für die Orangen als die viel zu häufigen Ausfällen ist die Tatsache, dass bisher nur wirklich gute Resultate infolge der Testvorteile zu verbuchen sind. Bei der Doppelveranstaltung von Jerez gelang in beiden Rennen kein Top 5 Ergebnis. Trotzdem KTM als erstes MotoGP durch die frühe Aufhebung des Lockdowns in Österreich gegenüber fast allen andern Ländern bereits im Mai wieder testen konnte, traten ihre Vorteile bei den extrem heissen Verhältnissen in Andalusien noch nicht zutage. Ganz anders aber danach in Brünn, wo Dani Pedrosa im Vorfeld schon zahlreiche Tests mit verschiedenen Reifen und Setup-Einstellungen durchgeführt hatte. Während bei allen anderen Teams deren Renn-Setup und Reifenwahl einer Lotterie glich, spielten die KTM-Piloten ihre Vorteile gnadenlos aus. Genauso beim Doppelrennen in Spielberg und auch in Misano besassen laut Pol Espargaró die Orangen durch vorherige Tests deutliche Vorteile. Nachdem in Barcelona die KTM Fahrer allesamt durchgereicht wurden, fehlt nun die Bestätigung auf einer „neutralen“ Strecke, welche die Österreicher bisher aber schuldig blieben. Bis dahin haftet ein Makel an den überraschenden Erfolgen von Binder und Oliveira in Brünn und Spielberg.
Pol Espargaró und sein Problem mit der Realität
Nach dem Qualifying hatte der Katalane noch selbstbewusst in die Welt hinausposaunt, dass er im Gegensatz zu den Ducatis vor allem über die Distanz schnell sein würde. Seine Behauptung, die Roten seien nur auf eine Runde schnell, wurde von Danilo Petrucci im Rennen eindrücklich widerlegt. Offenbar hat Pol Espargaró schlicht ein Problem mit der Realität, behauptete er doch noch vor kurzem, er zähle sich zum Favoritenkreis auf den Weltmeistertitel. So setzt sich das Großmaul aus Granollers, nur wenige Kilometer von der Strecke entfernt aufgewachsen, nur unnötig selbst unter Druck. Das Resultat davon sah man im GP von Barcelona. Nachdem dem KTM Piloten Alex Rins ab Runde 7 davongefahren war, bekam er Gesellschaft von Petrux. Pol hatte davor auch keine Chance gehabt, an Jack Miller näher heranzukommen. Als ihm mit Petrucci auch noch der zweite Ducati Pilot rundenlang vor der Nase herumfuhr, verlor er die Contenance. Beim Versuch von außen den Italiener nach der Start-Ziel-Geraden auszubremsen, flog der Spanier auf dem Hosenboden ins Kiesbett ab.
Bedenkliche Reaktion nach dem Crash
Was der KTM Bad-Boy nach seinem Abflug bot, war unterste Schublade. In seiner ersten Enttäuschung glaubte der laut Miguel Oliveira dümmste aller MotoGP Fahrer auch noch, Danilo Petrucci hätte sein Hinterrad davor touchiert. Als wäre ihm zuvor das Hirn amputiert worden, warf der KTM-Idiot danach auch noch Steine in Richtung des davonfahrenden Petrucci. Dass genau in dieser Richtung auch ein Streckenposten stand, welcher dabei hätte getroffen werden können, war dem Bad-Boy der MotoGP dabei offenbar völlig egal. Im Tennis-Sport wurde kürzlich mit Novak Djokovic die Nummer 1 der Welt für eine eher harmlose Entgleisung am US Open disqualifiziert. Da Pol Espargaró Spanier ist, werden wir nicht überrascht sein, sollte er trotz seiner äusserst unsportlichen Geste völlig straffrei davonkommen.
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