KTM und die Selbstzerstörungs-Tendenzen
Das 2. Rennen in Jerez dauerte für Miguel Oliveira (Tech 3 KTM) keine 20 Sekunden. Der Portugiese war bereits in der ersten Kurve von seinem Markenkollegen Brad Binder aus dem Sattel geholt worden. Der Südafrikaner fuhr danach weiter, flog aber exakt 22 Minuten nach dem Start dann noch selbst per Highsider aus dem Sattel. Zwei Rennen später kam es beinahe zur Wiederholung des Vorfalls zwischen Pol Espargaró und Johann Zarco von Brünn. Der Spanier war damals in Kurve 1 weit gegangen und als er wieder nach innen zog ohne zu schauen, ob die Ideallinie frei ist, war dort bereits der Franzose auf selber Höhe. Es kam zur Kollision und Pol flog ab, während Zarco dabei glücklicherweise nicht zu Fall kam. Absolut unverständlicherweise bestrafte die Rennleitung letzteren kurz danach mit einem Long Lap Penalty, den dieser jedoch meisterhaft und ohne Platzverlust wie an einer Schnur gezogen absolvierte. Nur ein Rennen später baute Espargaró fast exakt denselben Mist wie in Brünn, nur war diesmal Oliveira der leidtragende, sowie natürlich die Teams der beiden.
Mangelnde Einsicht und fragwürdiges Verhalten eines Hitzkopfs
Wann endlich begreifen es alle, dass Pol eine Gefahr auch für andere Piloten und nicht nur sich selbst ist? Für die Race Commission war mehr als peinlich, was in Spielberg kurz nach der unsinnigen Bestrafung Zarcos in Brünn anschließend beim GP von Österreich passiert war. Espargaró strafte ihren Entscheid mit seiner Wiederholungstat natürlich als Fehlentscheid. Doch es geht beim Katalanen noch schlimmer, wie er bei Renn-Abbruch nach dem Horror-Crash von Morbidelli und Zarco bewies. Der Franzose wurde vom Italiener nach Kurve 2 getroffen und vom Motorrad geholt worden, als er diesen gerade erst überholt hatte. Von den beiden Bikes wurden darauf die beiden Monster Energy Yamaha Piloten Maverick Viñales und Valentino Rossi um ein Haar getroffen. Es hätte für beide mit etwas weniger Glück gar tödlich ausgehen können. Rossi fuhr unmittelbar danach an die Box, während viele weiteren Fahrer noch eine Runde auf der Strecke blieben, da nicht sofort abgebrochen worden war. Und wie reagierte Pol Espargaró nach dem zwingend notwendigen Abbruch?
Red Bull Media – manch Stumpfsinn ist kaum zu unterbieten
Am Freitag vor dem Rennen lasen wir von Red Bull Media eine rhetorische Frage, welche uns vor Lachen beinahe vom Stuhl warf. Da stellte doch ein schon seit Jahrzehnten als „Baron Münchhausen des Motorrad-Rennsports“ berüchtigter Schreiberling womöglich gar ernsthaft die Frage in den Raum, ob Pol Espargarós Wechsel zu Repsol Honda vielleicht gar ein Fehler sei? Wahrhaft, die Corona-Pandemie sorgte für viele Wirren in zahlreichen Köpfen. Jedenfalls wechselt der Katalane bekanntlich ins erfolgreichste Team der letzten rund 30 Jahre, dies hier am Rande vermerkt. Die katastrophalen Leistungen eines Alex Marquez und Stefan Bradl kamen mit Ankündigung (zumindest von uns) und haben definitiv nichts mit der Performance von Team oder Bike zu tun. Von ihrer Art her könnten Pol und Marc Marquez aber durchaus zusammenpassen, für Zunder ist hier in naher Zukunft bestimmt garantiert.
Die (angeblichen) Fehler von Ducati
Kürzlich stand Ducati arg in der Kritik, aufgrund der Trennung mit Andrea Dovizioso. Doch war es wirklich so und hat nicht etwa „Dovi“ von sich aus zum Rückzug geblasen? Fakt ist, wer nicht sämtliche Details kennt, sollte sich kein Urteil dazu erlauben. Viele Gerüchte, insbesondere dazu auch diverse Argumentationen von Red Bull Media, sind vollkommen aus der Luft gegriffen. Der Italiener hatte nun 8 Jahre Zeit gehabt, einen WM-Titel einzufahren. Was Casey Stoner 2007 geschafft hatte, gelang seither jedoch weder Dovizioso ab 2014, noch sämtlichen anderen Ducati Piloten. Wenn man sich ansieht, wie überlegen die Roten oft und jahrelang auf den Geraden war, kaum zu verstehen. Nachdem der Platz des dreifachen Spielberg-Siegers im Werksteam von Ducati frei wird, machen sich natürlich Johann Zarco und Francesco Bagnaia berechtigte Hoffnungen. Wer von den beiden die bessere Wahl ist, soll das Ducati Management entscheiden, die Wahl dürfte ihnen gar nicht so leicht fallen. Aber bestimmt brauchen sie dabei nicht den Rat einiger besserwisserischen Journalisten, unabhängig deren Alters. Wir wären für den Franzosen, auch weil „Pecco“ bisher noch nie auf einem MotoGP Podium stand, respektieren aber jeden Entscheid der Männer aus Borgo Panigale.
Die fragwürdige High-Speed-Strecke in Spielberg
Man kann es drehen und wenden wie man will, aber die Ereignisse vom 16. August 2020 zeigten klar auf, dass die bereits 1969 schon als High-Speed-Strecke für Motorradrennen viel zu gefährlich ist. Schon beim Vorfall in der Moto2 wurde klar, dass der Red Bull Ring ein Sicherheitsproblem hat. Als das Bike von Enea Bastianini nach dessen High-Sider mitten auf der Strecke lag, konnten es diemeisten herannahenden Fahrer aufgrund einer Kuppe davor erst in letzter Sekunde sehen. Der Italiener konnte sich nach rechts in Sicherheit bringen, wäre er jedoch verletzt liegen geblieben, wäre es womöglich noch schrecklicher ausgegangen. Hafizh Syahrin hatte Glück im Unglück, dass er sich beim fürchterlichen Aufprall mit Bastianinis Kalex keine gravierenden Verletzungen zuzog. Beim Crash nach der Berührung zwischen Zarco und Morbidelli war es kurze Zeit später wie ein Wunder, dass es keine Toten gab. Bei Rossi und Viñales ging es um Zentimeter, um welche die Bikes der beiden gestürzten Fahrer und herumfliegende Teile ihre Köpfe verfehlten. Aber wie so oft im Rennsport, erst wenn es schwerst Verletzte oder Tote gibt, wird man wohl ernsthaft reagieren und Austragungen von WM-Läufen auf derartigen Strecken überdenken.
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