Sensationelles Yamaha Resultat an beiden Jerez-Wochenenden
Noch vor 2 Jahren sah sich das Yamaha-Werksteam auf dem Circuito de Jerez mit argen Problemen konfrontiert. Der japanische Hersteller konnte damals froh sein, holte Johann Zarco auf der Tech 3 Yamaha die Kohlen für sie mit einem sensationellen 2. Platz aus dem Feuer. Doch bereits ein Jahr später gelang Maverick Viñales die Wiedergutmachung und ohne seine Getriebe-Probleme hätte Polesetter Fabio Quartararo vermutlich das Vorjahresresultat seines Landsmanns egalisiert. Während Repsol Honda den schlimmsten Saisonstart in der Geschichte des erfolgreichsten Teams der letzten 30 Jahre in der Königsklasse hinnehmen musste. Nach 2 WM-Runden liegt das Honda Werksteam an drittletzter Stelle der Team-Wertung.
Viele Überraschungen beim Saisonstart
Getrost darf man Johann Zarcos zweitbeste Zeit im FP2 am 2. Wochenende als Sensation bezeichnen. Der Franzose überzeugte auf der Vorjahres Ducati auch in beiden Rennen und liegt damit im WM-Zwischenklassement an Position 9. Man kann es gar nicht oft genug betonen, aber der Mann aus Cannes fährt für das schlechtest klassierte Team im Vorjahr und noch dazu auf einer letztjährigen Ducati GP19! Viele Fahrer, darunter natürlich auch Zarco und Pol Espargaró (KTM) profitierten von den zahlreichen Stürzen und Ausfällen anderer Piloten. Ganze 8 Fahrer, sowie der am Start des 2. Rennens fehlende Marc Marquez, sahen beim GP von Andalusien die Zielflagge nicht. Riesiges Pech hatte Francesco Bagnaia (Pramac Ducati), den auf Platz 2 liegend dasselbe Ärgernis wie Valentino Rossi im 1. Rennen ereilte, worauf er mit technischem Problem ausfiel. Genauso 3 Runden davor bereits Franco Morbidelli auf der Petronas Yamaha. Der Italiener hatte bis dahin gute Chancen auf eine Podiumsplatzierung gehabt. Sämtliche restlichen Fahrer waren gestürzt.
Viele Sturzopfer – bereits im 1. Rennen
Im ersten Rennen eröffnete Joan Mir (Suzuki) den Sturzreigen, indem er gleich in der 2. Runde abflog. Nur einen Umgang später tat es ihm Aleix Espargaró gleich. Der Aprilia Pilot kam auch im 2. Rennen nicht viel weiter, womit er sich zum Sturzkönig von Jerez krönte. Bei Marc Marquez war es vier Runden vor Schluss des GP von Spanien so weit. Der Repsol Honda Werksfahrer übertrieb es davor fast in jeder Kurve, bevor er im hohen Bogen per Highsider im Linksknick nach der Curva Michelin von seinem Bike abgeworfen wurde. Mit einem Oberarmbruch landete er kurz danach im Spital. Statt sich mit einer Podiumsplatzierung zu begnügen, ging er viel zu ungestüm ans Werk und war diesmal bitter dafür bestraft worden. Mehr dazu siehe in Kürze im Artikel „Die 3 Lazarett-Piloten“ in welchem wir über die Probleme der drei verletzten Marquez, Crutchlow und Rins eingehen.
Noch mehr Stürze im 2. Rennen von Jerez
Beim 2. Rennen zum GP von Andalusien war Miguel Oliveira das erste Sturzopfer. Für den Tech 3 KTM Piloten ging das Rennen nur bis zur 1. Runde, wobei Markenkollege Binder an seinem Crash nicht unschuldig war. Miguels Teamkollege Iker Lecuona sorgte nach 5 Runden mit seinem Abflug für einen Totalausfall des Teams von IRTA-Präsident Poncharal. Danach war Aleix Espargaró der nächste, mit seinem 2. Sturz im zweiten Rennen auf dem Circuito de Jerez Angel Nieto. Zwei Runden nach Aleix flog mit Jack Miller einer der Podiumsfavoriten im Kies ab. Der Australier war in den ersten 8 Runden auf Rang 4 gelegen. Als er danach er zuerst von Teamkollege Bagnaia und kurz darauf auch noch Viñales geschnappt wurde, hatte er sich wohl zu viel zugemutet. Danilo Petrucci sorgte nur einen Umlauf später für die 2. Ducati im Kiesbett. Mit Brad Binders Highsider fiel nur eine Runde später bereits die dritte von 4 KTM aus.
Die Profiteure und das verfälschte Bild
Zunächst gilt es festzuhalten, dass Pol Espargaró und Alex Marquez nicht nur ihre Ränge 7 und 8, sondern auch die Top Ten normalerweise um Weiten verfehlt hätten. Die beiden mit Motorschaden ausgefallenen Bagnaia (Ducati) und Morbidelli (Yamaha) wären von Pol und Alex ohne ihr Pech bestimmt nie eingeholt worden. Zählt man mit Oliveira, Miller, Petrucci und Binder noch die vor ihnen liegenden Gestürzten mit, kommt man auf 6 dadurch gutgemachte Positionen. Insofern wäre Espargaró auf seiner KTM nur dreizehnter geworden und Marquez auf der Repsol Honda hätte das Rennen auf P14 beendet. Dasselbe gilt natürlich auch für die im Ziel hinter ihnen liegenden Johann Zarco (Ducati), Alex Rins (Suzuki), Tito Rabatt (Ducati), Bradley Smith (Aprilia) und Cal Crutchlow auf der LCR Honda. Bis auf Zarco hätten sie alle keine WM-Punkte geholt. Insofern wurde natürlich auch das Bild vom Resultat des GP von Andalusien und dem aktuellen Zwischenstand in der Weltmeisterschaft stark verfälscht. Die wahren Kräfteverhältnisse dürften sich jedoch in den kommenden Rennen wieder durchsetzen.
Marc Marquez und seine sinnlose Comeback-Show
Der ganze Wirbel um Marc Marquez und seine angeblich mirakulöse Rückkehr auf die Honda, nur 3 Tage nach seiner Operation in Barcelona, war am Ende nicht mehr als ein absolut unnötiger PR-Gag. Trotz einiger weniger halbwegs konkurrenzfähiger Runden am Samstag war klar: Der kleine Teufelskerl wäre nie in der Lage gewesen, über eine volle Distanz zu gehen. Trotzdem gab es dazu einen unglaublichen Sturm im Wasserglas, der letztlich aber nur die Sinnlosigkeit der Aktion unterstrich. Am Ende der Saison werden Punkte zusammengezählt und für Sprüche der Repsol Honda Teamleitung wie „Marc Marquez hat alles richtig gemacht“ gibt es natürlich keine WM-Zähler. Das japanische Werksteam kann letztlich froh sein, nahm es für nächstes Jahr Pol Espargaró unter Vertrag. Der Spanier liegt trotz schlechter Performance im 2. Rennen in Jerez auf WM-Zwischenrang 5. Auf der Honda hätte er wohl im Kampf um das Podium ein ernstes Wörtchen mitreden können.
WM-Zwischenstand MotoGP nach 2 von 13 Rennen
Zum ersten Mal, seit Marc Marquez für Repsol Honda ab 2013 in der Königsklasse antritt, ist der Spanier im WM-Klassement nicht aufgeführt. Der mehrfache Weltmeister tat genau das, was er selbst im Vorfeld als größten Fehler bezeichnete, den man sich nicht leisten dürfe. Er stürzte bei seiner fulminanten aber offensichtlich zu riskanten Aufholjagd nach einem Fehler, bei welchem er ins Kiesbett geraten war. Dadurch war Marquez bis auf Position 16 zurückgefallen und wollte partout nicht nur aufs Podium, sondern dabei auch noch den vor ihm auf Platz 2 liegenden Maverick Viñales schnappen. Doch in derselben Kurve, die den 5-fachen Weltmeister Mick Doohan (auf Repsol Honda in der 500 cm³ Klasse von 1994 bis 1998) im Jahr 1999 seine Karriere gekostet hatte, flog auch Marc im 1. Rennen von Jerez ab. Mit einem Oberarmbruch kostete ihn dies auch die 2. WM-Runde, womit der amtierende MotoGP Weltmeister immer noch punktelos ist.
Moto2 – einige faustdicke Überraschungen
Weder Vorjahressieger Lorenzo Baldassari noch Remy Gardner schaffften es in die Top Ten, der Italiener stürzte gar bei seiner Aufholjagd von Startplatz 18. Auch Joe Roberts (Tennor American Racing) mit Platz 17 gar ohne Punkte und Augusto Fernandez (EG 0,0 Marc VDS) auf P13 belieben weit hinter den Erwartungen. Über beide Rennen in Jerez gesehen gilt dies auch für Tom Lüthi und Liqui Moly Intact Teamkollege Marcel Schrötter. Neun, respektive 6 Punkte in zwei Runden sind schlicht zu wenig. Beide sind damit nun aus den Top 10 der Zwischenrangliste geflogen und mit je 15 Punkten haben sie empfindlich an Boden auf die Spitze eingebüßt. Der spanische Moto2 Rookie Aron Canet belegte im 2. Rennen auf dem Circuito de Jerez Rang 5 und liegt im WM-Zwischenklassement auf Platz 4 mit doppelt so vielen Punkten wie die beiden Routiniers.
WM-Zwischenstand Moto2
Vor dem GP von Tschechien ist die Spitze nach Platz 11 von WM-Leader Nagashima im 2. Rennen von Jerez wieder zusammengerückt. Bereits in Brünn ist ein Führungswechsel möglich, beim Doppelrennen in Spielberg kann sich gleich anschließend erneut sehr viel ändern. Die beiden Liqui Moly Intact Piloten Lüthi und Schrötter sollten versuchen, die Lücke nach vorne dabei möglichst zu verkleinern. Der Schweizer gewann auf dem Masaryk Ring von Brünn bereits 2005 auf einer Honda im 125 cm³ Rennen, als kurz vor Ende des Rennens leichter Regen einsetzte. Wir waren dabei und freuten uns mit, es war das einzige Jahr, in welchem Lüthi bisher einen Weltmeistertitel feiern konnte.
Sturzdrama in der Moto3 – auch der WM-Leader flog ab
Mit 2 Siegen in den ersten zwei Rennen ging Albert Arenas mit einer lupenreinen Weste an den Start zum Moto3 Grand Prix von Andalusien. Wie üblich hielt der Spanier an der Spitze mit und hatte zwischendurch hinter Suzuki Platz 2 innegehabt. Doch 8 Runden vor Schluss rutschte er weg, worauf es zu einem heftigen mehrfachen Überschlag im Kies kam. Vor Arenas war bereits der angeschlagene Filip Salac an die Box gefahren und hatte das Rennen aufgegeben, sowie Ayumu Sasaki und Andrea Migno gestürzt. Kurz danach war auch Ai Ogura zusammen mit Jaume Masia abgeflogen. Sie alle konnten das Rennen zunächst fortsetzen, aber der Japaner Ogura fuhr wenig später an die Box und gab auf. Eine Runde nach dem Sturz des WM-Leaders gab auch Jaume Masia auf, einen Umlauf später der gleichzeitig mit ihm gestürzte Sasaki. Nur 4 Runden vor Schluss erwischte es auch noch Deniz Öncü und der Reigen ging danach noch mit Dennis Foggia und Davide Pizzoli weiter.
WM-Zwischenstand Moto3 – Arenas Vorsprung geschrumpft
Nach seinem selbst verschuldeten Sturz präsentiert sich die WM-Tabelle hinter Albert Arenas wieder völlig offen. John McPhee konnte zusammen mit Tatsuki Suzuki den Rückstand auf den Führenden wieder deutlich verringern. Mit dem GP von Tschechien in Brünn geht es 2 Wochen nach Jerez weiter und mit dem unmittelbar danach folgenden Doppelrennen in Spielberg werden es diesmal 3 Rennen in Folge. Stürze und damit verbundene Verletzung können dabei das vorzeitige Aus im Kampf um den WM-Titel bedeuten.
Der TV-Ärger mit Jerez Titelsponsor Red Bull
Es ist jedes Wochenende und dies seit Übernahme der TV-Übertragungsrechte auf die Saison 2019 derselbe Ärger. Der zum Red Bull Media Konzern gehörende Sender Servus TV beschränkt sich mit Ausnahme des österreichischen Heimrennens in Spielberg auf Quali und Rennen. Daher müssen die Fans aus Deutschland, der Schweiz und Österreich seither in den sauren Apfel beißen und auf die TV-Übertragung sämtlicher Action am Freitag und Samstagmorgen verzichten. Besonders zu Zeiten der Corona-Pandemie und dadurch fehlender Chance, als Zuschauer an die Strecken zu reisen, ein Schlag ins Gesicht für jeden deutschsprachigen MotoGP Fan. Zusätzliche Ironie in Jerez war der Umstand, dass Red Bull sogar Titelsponsor beider Rennen war und dem Sprudel- und Medienkonzern die Bedürfnisse der Fans dabei offenbar völlig egal sind.
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