Pol Espargaró (KTM) vor Joan Mir (Suzuki) und Fabio Quartararo (Yamaha, verdeckt) – der Dreikampf um Platz 2 war dank den Race Stewards von äusserst bescheidenem sportlichen Wert. Für viele Zuschauer und Fans machten die Funktionäre der FIM beim zweiten Lauf in Misano erneut ein Rennen kaputt (© MotoGP).

Wenn das Auge täuscht – die FIM-Willkür geht weiter

Wer bei Servus TV die MotoGP am Fernseher verfolgt, hat wohl zwangsläufig immer eine Fernsteuerung griffbereit. Versäumt er dies, dann ärgert er sich bestimmt doppelt, sobald die nächste Werbeeinblendung kommt und automatisch die Lautstärke damit steigt. Statt wie früher bei Eurosport kommt beim österreichischen Sender jedoch dabei in der Regel keine Werbung für etwaige Sportsendungen, sondern meist lästige Produkt-Werbung für irgendwelchen Schmarrn. Wir können uns gut vorstellen, wie ein Großteil der Zuschauer dann die Mute-Taste ihrer Fernsteuerung sucht und bedient. Dabei kann es dann passieren, dass er es verpasst, den Ton wieder lauter zu schalten. Oder er macht dies gar absichtlich. Vielleicht, weil ihm die KTM-Verherrlichung der Kommentatoren mit der Zeit zu fest auf die Nerven geht.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) hinter dem lange Zeit führenden Francesco Bagnaia (Pramac Ducati), welcher 7 Runden vor Schluss seine Ducati ins Kiesbett warf. Am Ende wurde es der verdiente erste Sieg der Saison für den Spanier aus Figueres nach einem turbulenten Rennen (© MotoGP).

Servus TV – in erster Linie für KTM Fans ins Leben gerufen?
Eigentlich berichtet der zu Red Bull Media gehörende Sender offenbar in erster Linie für KTM-Fans. Wer dies nicht ist, wechselt besser zu DAZN oder der MotoGP App und genießt MotoGP auf Englisch. Blieb er beim zweiten Misano Rennen der MotoGP und hatte den Ton am Ende des Rennens weg, rieb er sich am Ende wohl verwundert die Augen. Zumindest, wenn er seine Augen nicht ununterbrochen auf den Bildschirm gerichtet hatte. Nicht etwa der als dritter über die Ziellinie gefahrene Quartararo wurde nämlich danach auf das Podium gebeten, sondern der von ihm zuvor geschlagene Pol Espargaró.

Der leicht enttäuschte Pol Espargaró (KTM) erfährt nach Rang 4 an seiner Box soeben, dass er von der Jury auf Platz 3, statt Position 4 vorversetzt wurde. Die FIM hat die Macht, beliebig das Reglement so auszulegen, wie es ihnen passt. Und seit Jahrzehnten sind die Funktionäre berüchtigt dafür, gerne ab und zu das Zünglein an der Waage zu spielen oder gar Resultate beliebig auf den Kopf zu stellen (© MotoGP).

Der Bad-Boy erneut als Glückspilz

Einmal mehr profitierte der Bad-Boy der MotoGP damit von einer fragwürdigen Entscheidung der FIM-Kommissare. Man wird den Eindruck nie los, wären Zarco und Quartararo Spanier, wären sie nicht auf derart unverständliche Weise bestraft worden. Die Skandale von Brünn und nun im 2. Rennen von Misano wären so wohl gar nie möglich gewesen. Ob KTM und spanische Fahrer regelmäßig von der FIM begünstigt werden, wie von einigen Kritikern behauptet, lässt sich immer weniger von der Hand weisen.

Ein wütender Fabio Quartararo verlässt schnurstracks die Petronas Yamaha SRT Box und ist verständlicherweise fürchterlich enttäuscht, den frisch erkämpften Platz durch einen fragwürdigen Entscheid der Race Commission wieder verloren zu haben (© MotoGP).

Verständlicher Frust des zweifachen Saisonsiegers
Der Ärger von Fabio in der Box war verständlich, die Rennleitung hatte ihm auf die zweitletzte Runde hin einen Long Lap Penalty aufgebrummt. Dies war von den immer wieder in der Kritik stehenden FIM-Stewards nicht nur unsensibel, sondern aus Sicht vieler Beobachter schlicht ein sportlicher Skandal. Im Kampf um das Podium und die WM-Führung ist eine derartige Entscheidung nicht nur für Team und Fahrer völlig unverständlich. Fabio Quartararo gab nach dem Rennen außerdem zu Protokoll, die vorausgegangene Warnung vor dem Penalty nicht auf der Anzeige gehabt zu haben. Egal, die Rennleitung hat nach den Skandalen von Spielberg viele Fans der MotoGP erneut vor den Kopf gestossen. Man muss den Kritikern der FIM-Funktionäre fast recht geben, mit Spitzensport hat das Ganze nur noch wenig zu tun.

Joan Mir (Suzuki) – der schnellste Fahrer der zweiten Rennhälfte und mit drei Podien und einem vierten Platz in den letzten 4 Rennen erfolgreichste Pilot. Sollte er diese Form und Konstanz konservieren können, ist der Spanier einer der heissesten Favoriten auf den WM-Titel in der Corona-Saison (© MotoGP).

Das beste Saison-Resultat von Alex Marquez

Ein offensichtlich an fortgeschrittener Senilität leidender Schreiberling von Red Bull Media fand einen merkwürdigen Kommentar für das bisher beste Resultat von Alex Marquez in seiner noch jungen MotoGP Karriere. Nach mit Platz 7 erst dem zweiten Top Ten Resultat der Karriere in der siebten WM-Runde könnte man von einer Katastrophe für ein Werksteam reden. Doch auf der Red Bull Media News-Seite titelte der alte Mann allen Ernstes etwas von „..mit P7 den Kritikern das Maul gestopft..“. Wie bitte? In sieben Runden gerade einmal Rang 16 in der WM und weit abgeschlagen mit 25 Punkten noch hinter „Pecco“ Bagnaia, mit lediglich zwei Zielankünften in diesem Zeitraum. Dier Rede ist hier von einem Werksfahrer im erfolgreichsten Team der letzten 3 Jahrzehnte! Zugegeben, der Spanier fährt definitiv besser als Stefan Bradl und Tito Rabat, doch die beiden sind in der MotoGP alles andere als eine Referenz. Immerhin bewies Marquez mit seiner Platzierung in Misano 2 eindrücklich, dass die angeblichen Performance-Probleme der aktuellen Honda RC213V ein reines Hirngespinst sind. Damit wären wir wieder beim senilen Red Bull Schreiberling, der zu den Miterfindern dieses Unsinns gehört.

Repsol Werks Honda mit Alex Marquez vor LCR Kunden-Honda mit Takaaki Nakagami, so sollte es eigentlich immer sein. Doch am Ende war es wie meist in dieser Saison wieder umgekehrt. Dem jüngeren Bruder von Marc Marquez fehlt es in seinem Rookie-Jahr schlicht noch deutlich an Speed, um das Potenzial der 2020-er Honda RC213V auszureizen (© MotoGP).

Der Altmeister und die verpasste Chance

Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) musste bei seinem Heimrennen erneut eine bittere Bille verdauen. Der wahrlich nicht vom Glück verfolgte Altmeister verpasste das Podium im ersten Rennen erst in der allerletzten Runde an Joan Mir. Im zweiten Lauf von Misano flog nebst seinem Schützling Bagnaia (Pramac Ducati), Aleix Espargaró (Aprilia), Brad Binder und Iker Lecuona (beide KTM) auch der Altmeister aus eigener Schuld ab. Zwölf Runden vor Schluss rutschte Rossi das Vorderrad weg und er suchte danach auch nicht nach Ausreden. Zusammen mit Binder gehörte er damit zu den stärksten Verlierern und stürzte im WM-Zwischenklassement wie der Südafrikaner um ganze 3 Positionen ab. Genauso Jack Miller (Pramac Ducati), der jedoch ein Opfer eines äusserst seltenen Problems wurde. Beim Australier hatte sich laut eigenen Aussagen das Abreissvisier von Fabio Quartararo in seiner Airbox verfangen.

Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) nach seinem Ausrutscher im zweiten Rennen von Misano, kaum 15 Minuten von seinem Wohnort Tavullia entfernt. Sein doppeltes Heimrennen in der Corona stand unter keinem besonders guten Stern (© MotoGP).

Das Rennen der MotoGP in Zahlen

Francesco Bagnaia (Pramac Ducati) – der Italiener war erst zweimal besser als Johann Zarco, womit es zwischen den beiden aus seiner Sicht im Rennen um den Platz im Werks-Team für nächste Saison 2:4 steht. Zudem hat er auch weniger Punkte als der Franzose, der dazu nur auf einer Vorjahres-Ducati GP-19 unterwegs ist (© MotoGP).

WM-Zwischenstand MotoGP – die ersten 3 durch einen Punkt getrennt

In der Spalte ganz rechts die Veränderung gegenüber der Vorrunde.

WM-Zwischenstand Hersteller-Wertung

Trotz nur 2 gegenüber 4 Fahrern von KTM holt Suzuki bedrohlich auf und liegt nur noch einen Punkt hinter den durch ihre Testvorteile von Brünn bis Misano begünstigten Österreichern.

WM-Zwischenstand Team-Wertung

In der Spalte ganz rechts die Veränderung gegenüber der Vorrunde. Ducati und Pramac Racing Ducati verloren je einen Platz und müssen auf Barcelona hoffen. Erstaunlich die Leistung von Suzuki, trotz einem mit Alex Rins immer noch verletzten, respektive zumindest handicapierten Fahrer.

Der kombinierte Kalender von MotoGP und WorldSBK

Weiter geht es für die MotoGP eine Woche nach Misano 2 auf dem Circuito de Catalunya-Barcelona, auf welchem soeben die WorldSBK gastierte.