Scott Redding (Aruba.it Ducati) verpasste trotz fehlerfreier Fahrt bereits zum vierten Mal im erst siebten Rennen der Saison das Podium, womit der Engländer erneut wichtige Punkte im Titelkampf auf die beiden vor ihm liegenden verlor.

WSBK Lauf 1 in Misano: Rinaldi gewinnt vor Toprak & Rea – Redding nur vierter

Bereits vor dem Start hatte sich Michael Ruben Rinaldi sehr zuversichtlich gegeben und im Interview gesagt, er sehe für sich Siegchancen im ersten Rennen am Samstag. Nach P2 im FP1 und zwei Bestzeiten in den weiteren freien Trainings verpasste der Lokalmatador zwar die erste Startreihe, aber von P4 aus wollte er gewinnen. Dies tat er auch und wie in Estoril bereits zuvor, war der Italiener mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs und er drängte kurz nach dem Start erneut Jonathan Rea dabei beinahe aus der Kurve. Doch der Nord-Ire gab nicht nach, verlor kurz eine Position und kämpfte sich danach wieder an den Ducati Werkspiloten heran. Dahinter verloren Scott Redding und Toprak Razgatlioglu schon früh an Boden, während Rea der Nummer 21 bis zur 12. Runde wie ein Schatten folgte. Doch dann passierte dem Nord-Iren beinahe ein Sturz, aber wie durch ein Wunder blieb er dabei sitzen.

Michael Ruben Rinaldi (Aruba.it Ducati) vor dem in Kurve 1 beinahe stürzenden Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team), der sein Bike nur noch mit dem Knie halten konnte und am Ende trotzdem noch aufs Podest fuhr.

Ducati Festival mit dem falschen Sieger
Es war am Ende zwar die Roten, die im Beisein des Firmenchefs von Ducati einen ihren Fahrer als Gewinner feiern konnten. Doch man sah ihren Gesichtern gut an, dass dessen Teamkollege ihnen als amtierender Vize-Weltmeister ein gutes Stück lieber zuoberst auf dem Podium gewesen wäre. Aber Scott Redding schaffte es nach seinem Sturz im zweiten Rennen von Estoril am Sonntag vor zwei Wochen zum bereits vierten Mal in erst 7 Rennen nicht aufs Podest. Der Titelverteidiger hingegen fuhr auf seiner Kawasaki nach der wundersamen Rettung vor seinem ersten Rennsturz der Saison einen sicheren dritten Rang hinter Rinaldi und Razgatlioglu nach Hause. Damit wurde exakt dies wahr, wovor wir am Freitagabend noch gewarnt hatten. Nach seinen wenig überzeugenden freien Trainings wiesen wir darauf hin, dass alleine schon Toprak und seinen Teamkollegen zu schlagen eine schwierige Hürde für Scott darstellen könne. Dass er nur vierter geworden war und Chaz Davies dazu stürzte, trübte die Freude der Roten beträchtlich. Bedenklich stimmen müsste Redding und sein Team auch nachfolgende Aussage des weit vor ihm ins Ziel gekommenen Toprak.

Toprak Razgatlıoğlu (Pata Yamaha with Brixx): Heute hatte ich eine gute Qualifying-Runde. Danach bin ich als Zweiter gestartet und auch als Zweiter ins Ziel gekommen. Trotzdem kann ich mit diesem Rennen nicht ganz zufrieden sein, weil ich in den ersten Runden beim Kurveneingang mit dem Hinterreifen zu viel gerutscht bin. Ich habe versucht bei Jonathan und Rinaldi dranzubleiben, aber es war nicht möglich, weil ich zuerst noch mit Redding gekämpft hatte. Aber ich denke, dass ich mit P2 auch glücklich sein kann, weil wir gute Punkte für die Meisterschaft mitnehmen. Morgen werde ich vielleicht ein paar Änderungen am Set-up für das Rennen ausprobieren, weil wir uns verbessern müssen. Rinaldi ist sehr schnell und wir wollen definitiv um den Sieg kämpfen. Möglichst viele Punkte und gute Positionen im Superpole Race ist das erste Ziel für am Sonntag. Danach im zweiten Rennen um den Sieg zu mitzukämpfen. Wir werden dies mit aller Kraft versuchen.

Scott Redding nach dem Rennen in der Aruba.it Ducati Box – erneut verpasste er wichtige Punkte und dazu schnappte ihm sogar sein eigener Teamkollege einige weg und dazu vergrößerte sich sein Rückstand in der WM auf Torpak von 3 auf 10 Zähler und auch auf Rea verlor er weitere 3 Punkte.

Die weiteren Sieger nebst Rinaldi, Toprak und Rea
Mit Sam Lowes auf Platz 5 war Kawasaki das zweit-erfolgreichste Team am Samstag und der Mann aus Lincoln durfte auf seine Leistung absolut stolz sein. Nur knapp dahinter überzeugte auch Alvaro Bautista, nachdem der HRC Honda Pilot Tom Sykes und Axel Bassani im Finish keine Chance gelassen hatte. Während Leon Haslam mit P14 unter seinen und den Erwartungen des Teams blieb, eine wichtige Bestätigung für seine Crew des Spaniers, dass es wieder aufwärts geht. Als Privatfahrer mit vor Saisonbeginn nur 2 Tagen Test auf der für ihn völlig neuen Kawasaki ZX-10RR verpasste Lucas Mahias die Top Ten nur knapp. Damit hat der schnelle Franzose endgültig bewiesen, dass er von Kawasaki Puccetti zu Recht die Chance für seinen lange erhofften Einstieg in die WSBK vollauf verdient hat. Nach seinem Start aus der Boxengasse noch auf Rang 12 die Zielflagge zu sehen, war von Garrett Gerloff eine wirklich starke Leistung. Deshalb muss man den Texaner für am Sonntag mit auf der Rechnung haben, sofern er nicht erneut wie davor in Aragon und Estoril weitere Fehler macht.

Alvaro Bautista (HRC Honda):Der sechste Platz ist unser bisher bestes Ergebnis in dieser Saison, aber das ist natürlich nicht das, was wir anstreben. Wir hatten heute Morgen im FP3 viel zu kämpfen und mein Gefühl war nicht gut, insbesondere beim Bremsen. Wir haben für das Qualifying einige Änderungen vorgenommen, um mehr Stabilität zu finden. Danach habe ich mich ein wenig verbessert und obwohl das Gefühl nicht perfekt war, konnte ich bequemer fahren. Es war unglaublich, denn nachdem meine beste Runde in Estoril wegen einer gelben Flagge abgesagt wurde, passierte heute mit meinem ersten Qualifikationsreifen genau dasselbe als Gerloff stürzte. Zum Glück haben wir aber jetzt einen zweiten Reifen zur Verfügung und so konnte ich eine ordentliche Runde fahren und versuchen, das Limit nicht zu überschreiten. Der Start aus der dritten Startreihe war gut, weil wir in der Lage waren, näher an der Spitze zu bleiben, und meine Pace war gut. Aber wenn ich mit anderen Fahrern kämpfe, ist es schwierig, meine Linie zu ändern und es ist schwer zu überholen. Alles in allem war es ein positiver Tag. Wir haben viele Daten gesammelt und einige Änderungen am Setup vorgenommen, die wir analysieren müssen und dann sehen, ob wir darauf aufbauen können, um uns morgen weiter zu verbessern.

Alvaro Bautista (HRC Honda) vor Lucas Mahias (Kawasaki), Axel Bassani (Ducati), Michael van der Mark (BMW) und Andrea Locatelli (Yamaha) zeigte ein vor allem auch kämpferisch starkes Rennen und am Ende ließ er sämtliche BMW Piloten deutlich hinter sich (© HRC Honda).

Die großen Verlierer nebst Davies und Redding – BMW und Andrea Locatelli
Mit Startplatz 5 auf Position 8 ins Ziel zu kommen, bedeutet für BMW Ass Tom Sykes und sein Team einen weiteren Tiefpunkt, nach den Platzierungen der Blau-Weißen in Portugal. Auch wenn Michael van der Mark am Ende noch Rang 10 sicherstellte, dies ist schlicht zu wenig. Mit einem verletzt fehlenden Eugene Laverty begann der Samstag zusätzlich ungünstig und dazu auch noch Jonas Folger auf Platz 16 ausserhalb der Punkteränge sehen zu müssen, tut weh. Auch bei Andrea Locatelli drängt sich immer mehr die Frage auf, weshalb er direkt ins Werksteam berufen wurde. Sollte er am Sonntag wie so oft deutlich hinter Gerloff ins Ziel kommen, betrachten viele die Antwort bereits als gegeben. In ein Werksteam gehören wie im Fall von Sieger Rinaldi bei Ducati nur Fahrer, die wirklich ganz vorne mitkämpfen können. Diesen Beweis blieb der Italiener ausgerechnet am ersten Tag seines Heimrennens weiterhin schuldig. Genauso wie für „Loca“ wird die Luft auch langsam für Tito Rabat immer dünner. P15 ist für den aus der MotoGP kommenden Katalanen schlicht zu wenig.

Beinahe 30 Grad war es nahe der Adriaküste und diesmal durften auch wieder eine beschränkte Zahl Zuschauer an die Strecke. Deren Verhalten gab jedoch mehrheitlich genauso zu denken, wie das der Veranstalter, weil die meisten Besucher auf den Tribünen zusammengedrängt sitzen mussten. Mehr als die Hälfte davon hatte geschätzt die Maske am Kinn oder in der Hosentasche.

Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team):Einen möglichen Sturz zu retten, war mehr Glück als alles andere. Ich habe den neuen Vorderreifen für dieses Rennen gewählt. Diesen hatte ich bereits in der Superpole benutzt und mich ziemlich gut gefühlt, aber wir hatten nach insgesamt zehn Runden nicht viele Informationen. Es scheint, dass die Temperatur, besonders im Rennen, dazu geführt hat, dass ich den Reifen zu sehr erhitzt habe. Es begann sich ziemlich zu bewegen. Als ich wieder auf die Strecke kam und einen Rückstand auf Toprak hatte, fühlte es sich besser an, nicht perfekt, aber weniger schlimm. Also müssen wir morgen die Dinge überdenken, um zu sehen, ob wir mit unserem normalen Vorderreifen schnell sein können. Der neue hat etwas Selbstvertrauen in die Bremsen gebracht, aber ich muss am Ende des Rennens kämpfen können. Meine Pace war in den letzten Runden noch in Ordnung, aber der Moment in Kurve eins störte meinen Rhythmus und ließ Michael Rinaldi davonkommen. Er hat heute eine fantastische Leistung gezeigt und die Pace an der Spitze war wirklich gut. Ich denke morgen können einen kleinen Schritt mit dem Bike machen zu können, denn ich habe im ersten Rennen viel von Michael und Toprak gelernt. Morgen sollten wir besser vorbereitet sein.“

Alex Lowes (Kawasaki Racing Team):Bei mir lief es heute viel schlimmer, als ich erwartet hatte. Bei den Trainings fühlte ich mich noch recht gut. Ich hatte viele gute Runden gefahren und habe das Bike vorne ein bisschen verändert. Im Rennen hatte ich aber nicht das nötige Gefühl und hatte ab den ersten Runden Probleme damit, die Bremse zu lösen und etwas Kurvengeschwindigkeit mitzunehmen. Die Front bewegte sich viel. Ich hatte ein paar Warnungen durch Rutscher. Deshalb hatte ich nicht das Selbstvertrauen um so zu pushen, wie ich es erwartet hatte. Es war schade, denn ich hatte gehofft, ein bisschen schneller zu sein. Aber dies war mein erstes Rennen hier auf der Kawasaki und natürlich stiegen auch die Temperaturen immer mehr an. Wir haben definitiv nun aber gute Informationen für morgen.

Alex Lowes (Kawasaki Racing Team) hinter Toprak und vor Tom Sykes und Lucas Mahias – der Engländer war trotz gutem fünften Platz nicht vollauf zufrieden und für am Sonntag hofft er gar noch auf eine Steigerung, womit sich Scott Redding warm anziehen müsste, sofern dem Mann aus Lincoln dies auch gelingt umzusetzen. In der WM liegt Alex auf dem hervorragenden vierten Zwischenrang (© Kawasaki Racing Team).

Das Resultat des ersten Rennens von Misano

WM-Stand nach 7 Rennen
1, Jonathan Rea, GBR, Kawasaki, 126
2, T. Razgatlioglu, TUR, Yamaha, 95
3, Scott Redding, GBR, Ducati, 85
4, Alex Lowes, GBR, Kawasaki, 73
5, M. R. Rinaldi, ITA, Ducati, 50
6, Chaz Davies, GBR, Ducati, 48
7, Garrett Gerloff, USA, Yamaha, 46
8, M. v.d. Mark, NED, BMW, 46
9, Tom Sykes, GBR, BMW, 44
10, Andrea Locatelli, ITA, Yamaha, 37
11, Alvaro Bautista, SPA, Honda, 35
12, Axel Bassani, ITA, Ducati, 25
13, Leon Haslam, GBR, Honda, 18
14, Lucas Mahias, FRA, Kawasaki, 17
15, Tito Rabat, SPA, Ducati, 14
16, Kohta Nozane, JAP, Yamaha, 14
17, Eugene Laverty, IRL, BMW, 9
18, Jonas Folger, GER, BMW, 8
19, Isaac Viñales, SPA, Kawasaki, 7
20, Chr. Ponsson, FRA, Yamaha, 1

Der „Misano World Circuit Marco Simoncelli“

Der Misano Zeitplan der WorldSBK

>WSBK Misano Vorschau und Liveblog siehe separaten Bericht auf dieser Seite.

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