Der Crash von Danilo Petrucci bereits in der zweiten Kurve war sinnbildlich für den Absturz von KTM im ersten Rennen der Saison. Die Verzweiflung bei den Orangen wächst und sie müssen hoffen, beim Europa-Auftakt in Portugal den Anschluss wieder zu finden.

Yamaha siegte auf der angeblichen Ducati Strecke zum 9. Mal

Wir lagen mit unserem „Geheimtipp“ Johann Zarco im Vorfeld des Losail Grand Prix offensichtlich goldrichtig, siehe unsere Zusammenfassung am Samstag vor dem 1. Rennen in Katar auf dieser Seite. Der Franzose gilt als Genie, mit abgefahrenen Reifen stark zu sein und strotzte bei schwierigen Bedingungen daher vor Selbstvertrauen. Dank einer perfekten letzten Kurve schnappte er sich Joan Mir auf der Start-Ziel-Geraden und wurde bester Ducati Fahrer im ersten Rennen des Jahres. Auf dem von vielen als „Ducati-Strecke“ bezeichneten Losail International Circuit gewann zum neunten Mal in 17 Rennen eine Yamaha. Auch diese Statistik hatten wir davor betont, als es noch 8 zu 5 für die Japaner im Duell mit Ducati stand. Als Begründung nannten wir im Vorfeld das Beispiel von WorldSBK Rekord-Weltmeister Jonathan Rea, der 2019 vor unseren Augen die Rennen in Katar von Kurve 1 bis 16 gewann. Der Nord-Ire siegte, obwohl ihm die Ducati Piloten Bautista und Davies auf der Geraden jeweils gut eine halbe Sekunde pro Runde abgenommen hatten. Ganz ähnlich im ersten GP des Jahres Maverick Viñales, der alles richtig gemacht und im passenden Moment zugeschlagen hatte.

Johann Zarco (Pramac Ducati) – obwohl als bereits zweifacher WM-Sechster der MotoGP und Moto2 Doppel-Weltmeister unbestritten erfolgreicher als Miller und Bagnaia, wurden ihm die beiden vom Werksteam vorgezogen. Vielleicht ist es exakt die dadurch entstandene Extraportion, es beweisen zu wollen, die ihn noch stärker macht.

Einige Leistungen waren mehr als beeindruckend

Weil Pol Espargaró bereits vor dem Rennen ausdrücklich darauf hinwies, sei es an dieser Stelle nochmals erwähnt: Die Rookies und Fahrer mit Bike- oder nur Teamwechsel hatten Schwierigkeiten, die es so bisher vor Saisonbeginn nie gab. Vor der Saison 2021 waren rund dreimal so viele Testtage zur Verfügung gestanden und dies dazu auf verschiedenen Strecken. Statt deren wie üblich 12 gab es diesmal aufgrund des Sandsturms nur 4 Testtage, andernfalls wären es zumindest 5 gewesen. Vor diesem Hintergrund ist Pols Leistung mehr als beeindruckend. Beim 1. Rennen auf Anhieb ein solides Top Ten Resultat für Honda geholt zu haben, darauf lässt sich aufbauen. Bei der Lobeshymne von Johann Zarco auf seinen starken Ducati Motor sollte man nicht vergessen, dass es der Fahrer war, der sich Platz 2 als bester Ducati Pilot holte. Es ist immer wieder interessant, wie viele Journalisten sich bei ihrer Berichterstattung für ihre Schlagzeilen auf solche Details stürzen. Jack Miller auf P9 hatte keinen schwächeren Motor als der schnelle Franzose!

Pol Espargaró (Repsol Honda) – Platz 8 ist für einen Werksfahrer des erfolgreichsten Teams der letzten 3 Jahrzehnte alles andere als ein Wunschresultat. Trotzdem war er damit mit Abstand der beste Honda Pilot, obwohl nur 4 Testtage und es für ihn ab Freitag ernst ging.

Der beste Rookie überzeugte auf der ganzen Linie
Noch beeindruckender natürlich der sensationelle 10. Platz von Enea Bastianini. Sämtliche KTM Fahrer, dazu mit HRC Ersatz Bradl den Mann mit den meisten Testkilometern und Altmeister Rossi, besser geht es für einen Rookie kaum. Die Suzukis waren stark und der amtierende Weltmeister Mir verpasste das Podium nur knapp. Sein Teamkollege Rins und Aleix Espargaró brauchen sich auch nicht zu verstecken. Mit Rang 5 vor diesen beiden war Fabio Quartararo zwar enttäuscht, aber er hat noch viel Zeit, um sich weiter zu steigern. Sein Monster Energy Teamkollege zeigte, wie es geht und er hat als einer der wenigen Einblick in dessen Datenaufzeichnungen.

Enea „la Bestia“ Bastianini (Esponsorama Ducati) vor Iker Lecuona – der amtierende Moto2 Weltmeister blamierte die gesamte KTM Truppe als Rookie trotz nur wenigen Testtagen fürchterlich. Mit seinem Top Ten Ergebnis war er eine der Sensationen des Saisonauftakts.

Die Gewinner sind bekannt – was ist mit den Geschlagenen?

Rossi und Quartararo kämpften genauso wie Miller und viele anderen mit nachlassenden Reifen. Bis auf Franco Morbidelli hörte man praktisch bei sämtlichen Fahrern dieselbe Erklärung, dass es nicht ganz reichte. Bei Morbido ist es so, dass er schon seit Tagen immer in der Nacht Probleme hatte und deshalb mit seinem Team immer noch rätselt, wie sie dies in den Griff bekommen sollen. Bei Hitze war bei ihm alles gut, aber sobald es kühler wurde, verlor er auf die besten rund eine Sekunde pro Runde. Alex Rins vergaß vor dem Start laut eigener Aussage, seinen Launch-Control zu aktivieren. Wir gehören zu den Kritikern solcher Gimmicks und finden, den besten Start sollte der in dieser Disziplin beste Fahrer ausmachen und keine technischen Tricks. Bei Morbidelli aktivierte sich dieses Ding angeblich am Sonntag zwischendurch selbständig, was zusätzlich gegen solche Hilfsmittel spricht.

Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) – am Tag immer bei den schnellsten mit dabei, aber am Abend ging es führ ihn jeweils immer nach hinten. Dies lag nicht etwa daran. dass der Italiener kein Nachtmensch ist, sondern seine Mannschaft bekam das Setup für kühlere Bedingungen beim Vizeweltmeister offenbar nicht hin.

Die restlichen Fahrer und ihre verpasste Zielsetzung
Bei Stefan Bradl war nicht ein technisches Problem am verpassten Ziel der Top Ten Platzierung schuld. Der Deutsche hatte sich ein besseres Ergebnis mit seinem schlechten 17. Startplatz selbst verbaut. Unter diesen Umständen war Rang 12 akzeptabel, aber trotzdem enttäuschend für einen, der bei den Tests noch ganz vorne mitgemischt hatte. Die beiden weiteren Rookies nebst Bastianini hielten sich ansprechend, kämpften aber wie viele anderen mit nachlassenden Reifen. Daher waren Jorge Martin und Luca Marini nicht vollauf zufrieden. Für sie ist aber das Doppelrennen in Katar ein klarer Vorteil, weshalb man sie nicht zu früh abschreiben sollte. Bei Alex Marquez und Takaaki Nakagami gilt vor allem die Devise, im zweiten Rennen von Losail sitzen zu bleiben. Die Stürze konnten sich beide nicht so richtig erklären.

Jack Miller (Ducati Lenovo) – das immer wieder aufs neue erlebte Paradebeispiel für ein Phänomen, dass ein Fahrer nach einigen schnellen Runden von fast allen Beobachtern sofort als Topfavorit bezeichnet wird. Unsere Einschätzung vom Samstagabend dazu siehe hier: http://www.motoracers.eu/fazit-tag-2-losail-gp-1/. Am Ende landete „Jack Ass“ im Rennen auf Rang 9, aber wohl kaum jemand wird daraus für die Zukunft etwas lernen.

Die Orangen – ohne Pol und Testvorteil wie im Vorjahr wieder die Hinterbänkler
Bei KTM hingegen scheint Hopfen und Malz verloren. Ohne Pol Espargaró und ihren Testvorteil vom Vorjahr leisteten sie sich eine fürchterliche Blamage. Wenn davor Rennsport-Chef Pit Beirer sogar noch behauptete, ihre Stärke liege zum Glück in der Rennpace, scheint der Fisch bei ihnen dazu noch vom Kopf zu stinken. Oliveira war anfänglich in den ersten 10 und fiel danach noch bis auf P13 zurück, direkt dahinter Teamkollege Binder. Der Südafrikaner gab nach dem Rennen zu Protokoll, mit stumpfen Waffen gekämpft zu haben. Er muss wohl auf den Europa-Auftakt in Portugal für eine Steigerung hoffen. Mit 3 Punkten trägt KTM in der Hersteller-Wertung nach der ersten Runde die rote Laterne und Besserung ist kaum in Sicht.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) – der überragende Fahrer des ersten Rennens der Saison machte alles richtig und betonte danach, dass Yamaha wieder zu alter Stärke zurückgefunden hätte und er alles dafür tat, um cool zu bleiben und sich das Rennen klug einzuteilen.

Resultat und WM-Stand nach dem ersten Rennen der Saison der MotoGP

Teamwertung: Monster Energy Yamaha on Top – KTM mit roter Laterne

1MONSTER ENERGY YAMAHA MOTOGP36
2DUCATI LENOVO TEAM23
3TEAM SUZUKI ECSTAR23
4PRAMAC RACING21
5REPSOL HONDA TEAM13
6APRILIA RACING TEAM GRESINI9
7ESPONSORAMA RACING6
8RED BULL KTM FACTORY RACING5
9PETRONAS YAMAHA SRT4
10LCR Honda0
11Tech 3 KTM0

Die Markenwertung nach dem 1. Rennen auf der angeblichen Ducati Strecke

1YAMAHA25
2DUCATI20
3SUZUKI13
4APRILIA9
5HONDA8
6KTM3
Mit Sieg Nummer 9 in Losail liegt Yamaha in der Statistik nach 17 Rennen weit vor Ducati mit deren 5 und Honda mit 3 Rennsiegen. Mit der Zahl an Podestplätzen führt ebenfalls Yamaha mit insgesamt neu 19 vor Honda (18) und Ducati (14).

Zeitplan für das zweite Katar Wochenende

Von Samstag auf Sonntag war die Umstellung zur Sommerzeit, was jedoch nur Europa betrifft und weshalb sich die Zeit-Verschiebung zu Katar um eine Stunde verringerte. Die Rennen finden am frühen Sonntagabend statt. Selbstverständlich berichten wir täglich in unserem bewährten Live-Blog und in einer Zusammenfassung. Viel schneller als bei uns geht dabei nicht. So sind die Top Ten auf unserer Seite bereits unmittelbar nach dem sie das Ziel kreuzen bei uns ersichtlich. Das Echo unserer Leser war sehr positiv und wir bedanken uns auch bei allen, die sich jeweils live mit Hinweisen melden, welche wir jeweils bestmöglich auch umgehend verwenden. Den provisorischen Kalender für 2021 blenden wir derzeit gar nicht mehr ein, weil mit unter anderem den Übersee-Rennen kaum mehr jemand ernsthaft rechnet. Aber auch Rennen wie Assen, Silverstone und Sachsenring sind durch die Pandemie bei Besucher-Verbot gefährdet.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).