Unsere Aufnahme von der zweitletzten Kurve, vor welcher am Vortag Jorge Martin sowohl Markenkollege Francesco Bagnaia, wie auch dessen ehemaligen Ducati Werksteamkameraden Jack Miller übertölpelt hatte. Der Madrilene ging auch im Grand Prix am Sonntag wieder früh in Führung, konnte sich diesmal aber nicht wie im Sprintrennen davor deutlich von seinen Verfolgern absetzen.

Ohne Marquez gewann Jorge Martin nach dem Sprint auch den Grand Prix

Nach seinem bereits fünften Crash an diesem Wochenende, bei welchem Marc Marquez im Warm Up am Sonntagmorgen per Highsider heftig in der Zielkurve Queckenberg abgeflogen war, verzichtete der Repsol Honda Star auf einen Start. Am Vortag war er im Tissot Sprintrennen nur elfter geworden und trotz zum Saisonbeginn bester physischer Verfassung seit 2019 ist der 6-fache MotoGP Weltmeister auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Ganz anders sein spanischer Landsmann Jorge Martin. Der Prima Pramac Ducati Pilot setzte sich in einem harten Zweikampf mit WM-Leader Bagnaia durch und schaffte damit das Double mit Siegen im Tissot Sprintrace und dem Grand Prix von Deutschland. Trotz Problemen in der ersten Runde vervollständigte Johann Zarco mit einem starken dritten Rang ein weiteres reines Ducati Podium. Dreimal in folge hatten Teamkollege Martin und er damit für ihr Pramac Privatteam ein Podium geschafft.

Das dritte reine Ducati Grand Prix Podium der MotoGP in folge mit von links WM-Leader Francesco „Pecco“ Bagnaia (P2) und daneben Sieger Jorge Martin mit Pramac Ducati Teamkollege Johann Zarco auf Rang drei. Diese Fahrer belegen zusammen mit Markenkollege Marco Bezzecchi auf P3 auch die ersten 4 Positionen im Weltmeisterschafts-Zwischenklassement.

Die Verlierer der siebten MotoGP Runde 2023

Mit dem auf Position 3 liegend gestürzten Brad Binder gehörte mit Ausnahme von Rang 6 für Jack Miller und P11 für Augusto Fernandez (GasGas-KTM) diesmal auch KTM zu den Pechvögeln des Grand Prix von Deutschland. Allen voran jedoch diesmal Aprilia, mit einem von technischen Problemen nach nur acht Runden aufgebenden Maverick Viñales und Aleix Espargaró als zweitletztem vor Jonas Folger (GasGas-KTM). Nur die RNF Aprilia Privatfahrer Miguel Oliveira als zehnter und Raul Fernandez auf Position 15 vermochten Punkte holen. Geradezu peinlich zudem das Ergebnis von Honda mit Takaaki Nakagami als einzig angetretenem Piloten auf Rang 14. Weshalb man Ersatzfahrer Stefan Bradl bei seinem Heimrennen nicht anstelle eines der verletzten Joan Mir oder Alex Rins eingesetzt hatte, ist nicht nur unverständlich, sondern beinahe sträflich.

Luca Marini (Mooney VR46 Ducati) war gemeinsam mit Jack Miller (Red Bull KTM) viertbester Pilot auf dem Sachsenring im Jahr 2023. Er gehört zusammen mit Teamkollege Marco Bezzecchi zu den absolut positiven Überraschungen dieser Saison. Dem Halbbruder von MotoGP Ikone Valentino Rossi fehlen mit WM-Rang 6 derzeit nur 7 Punkte auf Brad Binder (KTM) im Zwischenklassement.

Die fragwürdige Begründung auf den Verzicht von Bradl für den GP von Deutschland
In seiner Eigenschaft als Testfahrer soll er in Misano zwei Tage später angeblich wichtige Erkenntnisse für das dortigen GP im Herbst gewinnen. Da jedoch in wenigen Tagen bereits Assen auf dem Programm steht, wirkt die Entscheidung von Honda töricht. Aber auch Yamaha mit einem erneut bitter enttäuschten Fabio Quartararo hatte wenig zu lachen. Der schnelle Mann aus Nizza musste sich hinter Teamkollege Franco Morbidelli mit Platz 13 begnügen. Nebst Honda ist mittlerweile auch für den zweiten japanischen Hersteller absolut klar, dass sie in der diesjährigen Meisterschaft höchstens eine Nebenrolle spielen können. Dies gilt leider genauso für Aprilia, nachdem deren Werksteam mit Aleix wie auch Fabio auf der Yamaha im Vorjahr noch ganz vorne mitgekämpft hatte. Weil bei KTM wie schon immer die Konstanz der Spitzenfahrer das gravierendste Problem ist, steht nur noch eine Frage im Vordergrund. Wer wird für Ducati der nächste Weltmeister nach Bagnaia 2022?

Luftaufnahme am Sonntag mit rechts im Vordergrund dem berüchtigten Ankerberg-Zeltplatz mit garantiert fehlender Nachtruche am GP Wochenende. Dahinter die Ortschaft Hohenstein-Ernstthal mit links davon in Bildmitte dem eher einem Go-Kart Kurs als einer Grand Prix Strecke ähnelnden Sachsenring. KTM-GasGas Pilot Augusto Fernandez gab im Interview zu Protokoll, er fühle sich mit der MotoGP Maschine hier effektiv wie auf einer Kart-Strecke.

Türkischer Sieg in der Moto3 und wenig Spannung in der Moto2

Mit Deniz Öncü gab es beim Grand Prix von Deutschland nach dem Sensationssieg seines Bruders Can am 18. November 2018 gut viereinhalb Jahre danach zum zweiten Mal einen Moto3 Sieger aus der Türkei. Von Krämpfen im linken Bein geplagt kämpfte sich der KTM Pilot an den lange führenden Ayumu Sasaki (KTM-Husky) heran und entschied in Queckenberg, der letzten Kurve des Kurses, das Rennen für sich. In der Weltmeisterschaft führt nach Rang 3 weiterhin Daniel Holgado. Weniger spannend ging es in der mittleren Klasse zu, als Polesitter Pedro Acosta kurz nach dem Start am kurz führenden WM-Leader Tony Arbolino vorbeizog und uneinholbar davonpreschte. Aron Canet stürzte innert 3 Rennen zum bereits zweiten Mal und Jack Dixon schaffte es nicht, Arbolino vor dem Ziel noch abzufangen. Der Italiener reist mit noch 15 Punkten Vorsprung im Zwischenklassement auf Acosta nach Assen weiter, wo es innert zwei Wochen zum dritten Event nach dem GP von Italien und Deutschland geht.

Die Long Lap Penalty „Lösung“ in Queckenberg, der Zielkurve des Sachsenrings, eher ein schlechter Witz im Vergleich mit den meisten anderen Kursen. Wer zur Strafe hier durchfahren musste, dürfte dabei ein Lächeln auf dem Gesicht gehabt haben. Von FIM und Dorna sind sich die Fans jedoch zu viel Unsinn gewohnt, als dass sie sich darüber noch ärgern können.

Wo Licht ist, ist meist auch Schatten

Viele Besucher werden mit ihrem Aufenthalt bestimmt zufrieden gewesen sein, auch weil Wetterglück mit im Spiel war. Wir verliessen Sachsen mit einem gemischten Gefühl. Leider wird auch dort für die VIP-Gäste immer mehr getan, während die Mehrheit der Fans immer weniger Stellen findet, an welchen sich der Kurs gut einsehen lässt. Früher konnte man praktisch der Start-Zielgeraden entlang nach Queckenberg und weiter zur vorletzten Kurve aussen herum spazieren. Damit ist nun Schluss und Stehplätze mit Blick auf die Startaufstellung gibt es im Gegensatz zu vor 5 Jahren fast keine mehr. Die im Vergleich zu fast allen anderen Events wesentlich vielfältigeren Verpflegungsmöglichkeiten machen dies nicht wett. Für uns ist deshalb wohl für kommende Saison und womöglich auch einige Zeit danach eine Pause angesagt, was den Besuch des Sachsenring Events betrifft. Immerhin hatten wir mit dem Besuch per eBike ab Chemnitz ankommend zum ersten Mal eine Anreise mit dem Rad erlebt, was womöglich in Zukunft für andere Events eine Fortsetzung finden wird.

Luftaufnahme mit der Moto2 Startaufstellung auf dem Sachsenring 2023 mit im Vordergrund einer für die Zuschauer sehr ungünstigen Situation. Die Tribüne ist weit links dahinter und rechts versperrt ein Teil des Paddocks den meisten Raum. Oberhalb der Boxenausfahrt die sündhaft teuren VIP-Tribünen, dem einzig gut gelegenen Ort, um den Start zu beobachten. Für die meisten Fans natürlich unerschwinglich, aber Geldgier und MotoGP passen bekanntlich prima zusammen.

Stand in der MotoGP Weltmeisterschaft nach Runde 7

https://resources.motogp.com/files/results/2023/GER/MotoGP/RAC/worldstanding.pdf

Wie es weitergeht – nur 1 Woche später in den Niederlanden

https://www.motogp.com/en/calendar/2023/event/Netherlands

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).