Beim Saisonauftakt in Phillip Island/Australien und BuriRam/Thailand ist ein deutlicher Einbruch bezüglich der Zuschauerzahlen festzustellen. Was in Phillip Island möglicherweise auch dem laut Insidern eher ungünstigem Datum zu verdanken ist, da es dort Ende Februar Spätherbst ist. In dieser Zeit muss in dieser Region sehr oft mit Regen gerechnet werden und auch die Temperaturen können häufig im unangenehmen Bereich liegen. Wie uns der ortskundige Lenz Leberkern (Australien-Kenner und langjähriger Kommentator für Eurosport) verriet, sei der WSBK-Termin definitiv sehr riskant festgelegt. Nachdem die FIM den Lokalhelden und Urgestein Anthony West aufgrund von Dopingvergehen in der 2. Saisonhälfte 2018 sperrte, fehlt den Aussies natürlich auch eine Zugnummer. Der Australier Tom Toparis schlug sich in der Kategorie Supersport durchaus ehrenwert und belegte dieses Jahr Platz 11, nachdem bereits im Vorjahr als 15. knapp in den Punkten. Aber in „Down-under“ fehlen natürlich schon seit längerer Zeit Figuren wie Troy Corser oder Troy Bayliss, welche der WSBK über Jahre ihren Stempel aufdrückten. In der nachfolgenden Statistik ist der Besucherrückgang grafisch dargestellt, man liegt aktuell immer noch über Brünn (leider nur 2018 Austragungsort der WSBK) und Portimao.
Phillipp Island Zuschauerentwicklung 2017 – 2019
BuriRam / Thailand
Bei BuriRam sieht es hingegen noch schlechter aus, was verschiedenen Gründen zuzuschreiben ist. BuriRam liegt „in the middle of nowhere“, sprich irgendwo in der Thailändischen Pampa, rund 50 Flugminuten von Bangkok entfernt. Michael van der Mark fuhr die Strecke 2018 zusammen mit seinem Riding Coach sogar mit dem Mietwagen, was wir nicht unbedingt zur Nachahmung empfehlen. Es gibt keine Autobahn und beinahe nichts ist für Ortsunkundige verständlich angeschrieben. Sie brauchten für die Fahrt locker 6 Stunden. Noch schlimmer ist die Situation betreffend Übernachtungsmöglichkeiten, es gibt nur eine Handvoll vernünftiger Hotels in einem Umkreis von ca. 30-50 Kilometern. Vor Ort sind drei Viersternhotels, welche natürlich bereits durch Offizielle und Teams so gut wie ausgebucht sind. Bei WSBK findet man mit etwas Glück manchmal noch etwas, aber für MGP Besucher ist die Situation aussichtslos. Absolut unverständlich vor diesem Hintergrund, dass BuriRam von der IRTA (International Road-Racing Teams Association) und deren Präsidenten Hervé Poncharal als beste MGP Strecke 2018 ausgezeichnet wurde.
Aktuell sind beispielsweise nur noch Zeltplätze für MGP Anfang Oktober verfügbar. Zelten in Thailand, bei locker 35-40 Grad Celsius, dies ist nicht mal für hartgesottene Zeitgenossen anzuraten. Nicht gerade zufällig sieht man auch in BuriRam bei WSBK sehr viele Touristen in Begleitung ihrer ortskundigen, aus dem Land stammenden „Lotosblüten“. Bezüglich Hotelsuche kann dies eine Hilfe sein, wir empfehlen diese Variante allerdings aufgrund diverser Beobachtungen keinesfalls. Wirklich harmonisch wirken diese Paare auf den geneigten Betrachter definitiv selten. Wir hatten am Event 2019 nicht den Eindruck, dass weniger Zuschauer als im Vorjahr (wie in diversen Berichten behauptet) vor Ort waren. Allerdings können wir bestätigen, dass es an beiden Tagen (ohne ein Eintrittsticket vorzuzeigen) absolut problemlos gelang, auf die Haupttribüne zu kommen. Es war schwer, sich vorzustellen, dass sämtliche Thailändischen Besucher wirklich ein Ticket gekauft haben. Ein Lehrer in Thailand verdient laut unseren Informationen im Monat etwa das Achtfache des Preises, was wir für die Eintrittskarten (Haupttribüne 2 Tage) bezahlt haben. Womöglich bezieht sich der kürzlich veröffentlichte, extreme Zuschauerschwund in erster Linie auf die Verkäufe und nicht etwa die Zahl der anwesenden Zuschauer. Gut möglich, dass der in diesem Jahr auslaufende Vertrag für WSBK nicht weiter verlängert wird. Die Zahl der (zahlenden) Zuschauer sank jedenfalls bedrohlich, wie nachfolgende Grafik anschaulich illustriert.
BuriRam Zuschauerentwicklung 2015 – 2019
Aussicht für die Europa-Rennen
Wir können nur hoffen, dass sich dieser Trend nicht bei den Europa-Rennen fortsetzt, zumindest für Assen sind wir definitiv zuversichtlich. Bezüglich Aragon gilt ähnliches wie für BuriRam, auch hier liegt die Rennstrecke quasi mitten in der Pampa. Zumindest sind es ab Barcelona lediglich ca. 2 Stunden 45 Minuten Fahrzeit nach Alcaniz, einer Kleinstadt in unmittelbarer Nähe des Circuito „Motorland Aragon“. Viele Hotels gibt es natürlich in unmittelbarer Umgebung des Städtchens mit gut 16’000 Einwohnern nicht. Vom Küstenort L’Ampolla fährt man immerhin auch noch rund eineinhalb Stunden und von der Küstenstadt Tarragona sind es auch fast 2 Stunden. Wir werden natürlich von beiden Orten berichten und hoffen, die Rennen werden ab Europa wieder spannend, was WSBK betrifft. Bis und mit Alcaniz wird jedenfalls immer noch quasi in 2 Kategorien gefahren, zumindest wie wir die aktuelle Situation interpretieren (rund 2000 U/Min mehr Drehzahl für die MGP Prototypen von Ducati gegenüber der Konkurrenz – dies bedeutet ca. 20-30 PS Mehrleistung).