Lucas Mahias vor Kawasaki Puccetti Racing Teamkollege Philipp Öttl – das schnelle Kawasaki Duo strafte Dummschwätzer welche behaupteten, die WSSP 600 sei ein Yamaha-Cup Lügen. Mit den WM-Plätzen zwei und drei mischten die beiden ganz vorne mit (© WorldSBK).

Ein Rück- und Ausblick zur Nr. 44 – Lucas Mahias

Wir sind dem Franzosen nicht böse, obwohl er im Paddock von Assen im April 2019 beinahe MotoRacers Zippy mit seinem Mountainbike umgefahren hatte. Lucas Mahias gilt seit vielen Jahren als eine der Lichtgestalten im Paddock und schnell ist er dazu auch noch. Würden er und sein Landsmann Jules Cluzel nicht vorne mitfahren, hätten deren WorldSBK und WSSP Fans deutlich weniger Anreiz, zu den Rennen anzureisen. So aber kann man sich jedes Jahr, mit Ausnahme der Corona-Saison 2020 selbst vor Ort in Nevers davon überzeugen, wie Rennverrückt die vielen Franzosen vor Ort sind. Auch in Assen hörten wir deren Sprache oft genug unter den Zuschauern. Kommende Saison sorgt Mahias nun in der Superbike WM für Abwechslung.

Lucas Mahias (Kawasaki Puccetti Racing) nach Platz 3 in Misano im Juni 2019 von uns beim Paddock Show Interview fotografiert. Der Franzose ist nicht nur ein origineller Typ, sondern auch ein echt schneller Racer vor dem Herrn. In der Saison 2021 erfüllt sich für ihn ein langgehegter Traum.

Die Anfänge des WorldSSP 600 Weltmeisters von 2017

2014 gewann Mahias die französische Supersport-Meisterschaft. In dieser Saison kam der in Mont de Marsan (südlich von Bordeaux) am 14. April 1989 geborene Franzose zu seinen ersten beiden Einsätzen in der Supersport-WM. Dabei holte er beim 2. Anlauf in Losail (Katar) einen 4. Rang. Im Jahr davor war er bereits zweimal in der Moto2 angetreten, schaffte es bei seinen Wildcard-Einsätzen dabei aber nicht in die ersten 20. Zuerst auf Kawasaki und später Yamaha fuhr Lucas 2015 neun von zwölf Runden der SSP WM und holte bei seinem Heimrennen ein erstes Podium. Auf die Saison 2016 wechselte er zur Langstrecken-Weltmeisterschaft und es kam zu einigen Auftritten in STK1000 und WorldSBK, wobei er in allen Klassen hervorragend abschnitt. Im Superstock 1000 Rennen von Misano gewann er dabei gar auf Anhieb und in Assen in der WSBP fuhr er in die Top Ten.

Lucas Mahias 2014 als Moto2 Pilot in Le Mans (© MotoGP).

Die WorldSSP-Saison von Mahias im Jahr 2017

Für GRT Yamaha ging Lucas Mahias in diesem Jahr erneut in eine WorldSSP 600 Saison. Der Franzose begann hervorragend mit einem 2. Platz in Phillip Island hinter Roberto Rolfo, musste danach jedoch in BuriRam einen Ausfall in kauf nehmen. Danach gewann er in Aragon und holte in den nächsten 3 Rennen von Assen, Imola und Donington jeweils Platz zwei. Nach einem Nuller in Misano sahen wir ihn auf dem Lausitzring mit P3 erneut auf dem Podest stehen. In Portugal wurde Mahias hinter Sofuoglu Zweiter und als der türkische Kawasaki Pilot verletzt zwei Rennen verpasste, holte sich Lucas insgesamt 24 Punkte. Mit seinem Sieg beim Saisonfinale in Losail machte Mahias alles klar und stand als Weltmeister fest.

Die ersten drei auf dem Lausitzring im WorldSSP 600 Rennen von links Kenan Sofuoglu (Kawasaki, P2), Sieger Sheridan Morais und der Dritte Lucas Mahias (beide Yamaha). Der Franzose führte danach 4 Runden vor Schluss mit 1 Punkt in der WM vor dem Türken (© WorldSBK).

Die Supersport-Jahre 2018 und 2019 von Lucas Mahias

Mit Sandro Cortese wechselte 2018 überraschend kurzfristig ein Moto2 Fahrer in die seriennahe WM. Zusammen mit Kiefer Racing war der Deutsche von einem angeblichen Investor verschaukelt worden, als es in eine neue Saison gehen sollte. Cortese gewann nur zwei Rennen, sah aber jedes Mal die Zielflagge in diesem Jahr. Jules Cluzel mit fünf Siegen und Mahias mit deren 3 hatten das Nachsehen und unterlagen im Titelkampf gegen den Kallio Yamaha Piloten. Immerhin wurde Lucas vor seinem Landsmann am Ende noch Vize-Weltmeister. Auf das Jahr 2019 wechselte der schnelle Mann aus Westfrankreich zu Puccetti auf Kawasaki und hatte anfänglich große Probleme mit der Umstellung. In der zweiten Saisonhälfte fuhr er jedoch stark und 6 Mal in Folge aufs Podest, mit Siegen in Nevers und Losail. Am Ende wurde es WM-Rang 4 und er blieb bei Puccetti Racing.

Von uns an der Paddock Show in Assen fotografiert mit von links Sieger Caricasulo, der Zweite Krummi (beide Bardahl Evan Bros Yamaha), Gradinger (Kallio Racing Yamaha mit P3) und Lucas Mahias (Puccetti Kawasaki) als Viertem.

Die Saison 2020 des WorldSSP 600 Weltmeisters von 2017

Der junge Deutsche Phillip Öttl wechselte als Teamkollege von Mahias von der Moto2 in die WSSP und die beiden bildeten von Beginn an ein starkes Duo. In einer verrückten Saison kam es aufgrund der Corona-Pandemie zum ersten Mal in der WSSP-Geschichte überhaupt zu Doppelrennen aufgrund des auf nur noch 8 Runden verkürzten Kalenders. Andrea Locatelli dominierte die Klasse wie vor ihm noch kein anderer Fahrer und gewann 12 der 15 Rennen. Fünfmal wurde Mahias hinter dem Bardahl Evan Bros Yamaha Piloten Zweiter und dazu gewann er zwei Rennen und wurde Vize-Weltmeister. Daher erhielt er von seinem Team die Chance zum Aufstieg in die WorldSBK für die kommende Saison.

Lucas Mahias (Kawasaki Puccetti Racing) vor dem jungen Türken Can Öncü (Turkish Racing Team Kawasaki) von uns in der Superpole von Phillip Island am 29. Februar 2020 festgehalten. Der Franzose holte sich Startplatz 3 hinter Locatelli und Krummenacher, welcher im Rennen jedoch in Kurve 1 bereits stürzte. Im Rennen reichte es für den Franzosen dann nur für Rang 5.

Endstand der SSP 600 Fahrer-WM 2020

Die WM-Chancen von Mahias für die kommende Saison

Wer denkt, Mahias sei bereits etwas alt für den Wechsel in die WorldSBK, der sei an die Leistungen von seinem Widersacher von 2018 in der höchsten Klasse der seriennahen WM erinnert. Sandro Cortese vermochte zumindest in seiner ersten Superbike WM Saison von Beginn an mit guten Zeiten zu überzeugen. Beim Berkheimer fehlte es leider oft nur an der Umsetzung von hervorragenden Trainings- und Qualifikationszeiten, um noch erfolgreicher zu sein, als er es 2019 war. Seinen Speed bewies auch der Franzose bereits mehrfach und unterstrich dies zudem bei den ersten WSBK Testfahrten bereits. Weil Lucas dazu bei Puccetti Racing in einem der besten Teams gut aufgehoben ist und dazu die neue Kawasaki ZX-10RR erhalten wird, spricht nichts gegen einen Erfolg. Das Ziel dürfte für ihn und sein Team sein, möglichst oft in die Top Ten zu fahren, dann reicht es auch in der WM-Endabrechnung in diesen Bereich.

Lucas Mahias bei seinem ersten Gastspiel in der WorldSBK in der Box, wenn auch nur bei den November Tests, so vermochte der Franzose trotzdem mit bereits sehr ansprechenden Zeiten zu überzeugen (© WorldSBK).

Provisorischer Kalender für 2021

Eigentlich wollte der WSBK-Verantwortliche der Dorna, Gregorio Lavilla mit drei für die Superbike WM neuen Strecken überraschen (mehr über seine Karriere als Fahrer siehe in unserer History). Dessen sehr spät veröffentlichter provisorischer Kalender enthielt jedoch nur eine und zum Leidwesen vieler Deutschen Fans fehlt darin Oschersleben. Genau deshalb barg der Kalender auch so viele Überraschungen, vor allem den indonesischen Ort auf der Insel Lombok und Donington ohne WorldSSP. Während Red Bull Media fälschlicherweise bis kurz vor Veröffentlichung über deren Seite speedweek von einem angeblichen Start in Jerez berichtete, soll dieser Termin nun erst im September stattfinden. Saisonstart im April in Assen tönt jedenfalls gut. Aber viele befürchten, das Event fällt ohne Bewilligung für Zuschauer am Ende flach. Derzeit muss daher noch mit einigen Modifikationen gerechnet werden.

Der Vertrag mit Phillip Island steht noch nicht, genauso wie der Termin dafür, für welchen es fast nur die beiden von uns genannten Daten als vernünftige Möglichkeit gibt. Zumindest gilt dies für den Fall, dass auch wirklich der noch im Bau befindliche Mandalika Circuit bis im Herbst fertiggestellt und homologiert ist. Dazu müssen außerdem die Leute wieder reisen dürfen und es müsste ohne Einreisebeschränkungen gehen, was derzeit aufgrund Corona aber alles andere als sicher ist.