Eugene Laverty (links) und Tom Sykes nach der Sensations-Poleposition auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours in Frankreich. Dies war und blieb das einzig wirkliche kurze Highlight der Saison (© WorldSBK).

Ein Rück- und Ausblick zur Nr. 50 – Eugene Laverty

Als Markus Reiterberger nach vielen Tiefschlägen in seiner ersten Saison als BMW-Werksfahrer trotz zwei sechsten Plätzen gehen musste, konnten viele Beobachter dies nicht verstehen. Als neuer Teamkollege für Tom Sykes wurde Eugene Laverty verpflichtet. Der als notorischer Pechvogel der WorldSBK bekannte Nord-Ire war als Reiti-Ersatz eine veritable Überraschung. Seine Saison davor war eine absolute Katastrophe. Nach zwei Top Ten Resultaten beim Saisonauftakt in Australien führte ein Bremsdefekt im 1. Rennen von BuriRam (Thailand) nach heftigem Crash in der Zielkurve 12 zum Totalausfall für Lavertys restliches Wochenende. Es folgte ein Crash in Aragon und danach zwei 6. Plätze. In Assen musste er sich mit den Plätzen 14 und 13 begnügen. Mit doppeltem Handgelenks-Bruch beim Training im Imola hatte der Nord-Ire danach fast die ganze restliche Saison verpasst. Dank vier Top Ten Resultaten in den letzten 4 Rennen reichte es noch für WM-Rang 15, zwei Punkte hinter Reiterberger auf BMW.

Unsere Aufnahme von Eugene Laverty vor der Milwaukee Aprilia Box in BuriRam am 24. März 2018 im Rahmen der Pitwalk-Runde beim Autogramme geben. Am Nachmittag holte er Platz 9 und tags darauf war er mit einem Sturz in Kurve 6 ausgeschieden. Ein Jahr später sollte es ihn deutlich heftiger erwischen, als seine Bremsen bei weit über 200 km/h vor der Zielkurve komplett versagten.

Vom Regen in die Traufe – die Saison 2020 von Eugene

Nach der Poleposition von Tom Sykes beim Saisonauftakt in Phillip Island waren die Erwartungen im BMW-Team groß. Doch dann kam die Ernüchterung und der Polesetter wurde nur neunter, für Laverty reichte es gar nur für Rang 11. Tags darauf stürzte der Nord-Ire im Warm-Up und fiel für die beiden Rennen am Sonntag aus. Nach der Corona-Zwangspause ging es für Eugene katastrophal weiter. Ein Punkt in Jerez war alles, was er bei der Weiterreise nach Portugal mitnahm. Sykes war mit deren 9 auch weit unter den erhofften Resultaten geblieben. In Portimão lief es etwas besser, aber ein 10. Platz war für Laverty das höchste der Gefühle. Es folgte das erste Wochenende von Aragon und der Nord-Ire holte in 3 Rennen ganze 2 Punkte.

Alvaro Bautista (HRC Honda) vor Eugene Laverty (BMW) und Leon Haslam auf dem Autodromo do Algarve in Portugal. Es war das erste Rennen, bei welchem der BMW-Werksfahrer mit den Plätzen 10 und 12 zweimal gepunktet hatte (© WorldSBK).

Die zweite Saisonhälfte – kaum Besserung für den Reiti-Nachfolger
Platz 8 im ersten Rennen des zweiten Aragon-Wochenendes war das bis dahin beste Ergebnis für Eugene. Danach gab es je 5 Punkte für die 11. Ränge im 2. Lauf von Aragon und das erste Rennen in Barcelona. P7 im zweiten Rennen auf dem Circuito de Cataluña sollte das beste Saisonresultat bleiben. Eugene Laverty schaffte es danach in Nevers sogar auf die Poleposition, doch im 1. Lauf räumte ihn ausgerechnet Tom Sykes bereits in Kurve eins ab. Ungerechtfertigte Beschuldigungen danach an die Adresse von Garrett Gerloff verstanden weder wir als Augenzeugen vor Ort, noch die Renn-Kommissare, welche erwartungsgemäss keine Strafe für den US-Boy aussprachen. Dass ein Hohlkopf von Red Bull Media dies wie üblich von zu Hause sitzend ganz anders interpretierte und den GRT Yamaha Piloten danach gehörig durch den Dreck zog, nützte BMW und den gestürzten Piloten auch nichts.

Tom Sykes (rechts davon stapfend) und Eugene Laverty nach dem Crash in Kurve 1 in Nevers des Engländers, bei welchem er gleichzeitig seinen BMW-Teamkollegen ausschaltete

Das Saisonfinale in Estoril und die Bilanz

Eugene Laverty wusste früh, dass er genau wie Reiterberger nach nur einer Saison im BMW-Werksteam wieder gehen musste. Offenbar hatte Yamaha aufgrund von Budget-Kürzungen dem Niederländer van der Mark ein zu schlechtes Angebot für eine Vertragsverlängerung gemacht. BMW schlug zu und orientierte früh darüber, dass „Magic Michael“ den Nord-Iren ersetzen würde. Dieser verabschiedete sich vom Werksteam der Bayern mit zwei 12. Plätzen und einem 16. Rang in Estoril. Am Ende war WM-Rang 15 nicht besser als im Jahr davor. Wenn man sich dabei vor Augen hält, wie lange er 2019 verletzt war, ist die Bilanz für BMW und Eugene schlicht ernüchternd. In diesem Sinne kann es nur besser werden und wir waren mit Lavertys Fans erleichtert, fand er wieder einen Platz für nächste Saison. Weil Tom Sykes auch nicht über WM-Rang 12 hinauskam, dürfte seine desolate Leistung in erster Linie am nicht konkurrenzfähigen Bike gelegen haben.

Eugene Laverty in der BMW Box – die S-1000 RR schien nicht viel mehr zuzulassen als die bescheidenen Resultate des Nord-Iren. Über eine Runde schnell zu fahren funktionierte einige Male, aber über die Renndistanz hatte offensichtlich selbst die Aprilia von 2018 mehr Potenzial (© WorldSBK).

Die WorldSBK-Karriere von Laverty in Zahlen

Als zweifacher Supersport Vizeweltmeister 2009 (hinter Cal Crutchlow) und 2010 (hinter Kenan Sofuoglu) stieg der Nord-Ire in die Superbike WM ins Yamaha Werksteam auf. Gleich in der ersten Saison vermochte Laverty mit zwei Siegen und weiteren 4 Podestplätzen als WM-Vierter zu überzeugen. Die beste Saison hatte Eugene in seinem zweiten Jahr auf Aprilia als Vize-Weltmeister. Nach seiner bis dahin schlechtesten Saison für Voltcom Suzuki kehrte er für zwei Jahre in die Grand Prix Szene zurück. Hier hatte er bereits in den Jahren 2007 und 2008 zwei Jahre in der 250 cm³ WM verbracht. Aber auch diesmal wurde diese Zeit im Aspar Team in der MotoGP nicht zu einem Erfolg. Seither ist er zurück in der WorldSBK, die richtig guten Resultate wollten sich aber mit Ausnahme von 2 Podestplätzen für Milwaukee Aprilia 2018 danach nie mehr einstellen.

Endstand der Fahrer-WM 2020

Die WM-Chancen von Eugene für die kommende Saison

Eigentlich reicht bei ihm ein Blick auf die Resultate der letzten 4 Jahre, um zu konstatieren, dass seine Aussichten für die Top Ten in der WM-Endabrechnung nahe null liegen. Nebst der Tatsache, dass der Nord-Ire in einem Kundenteam fährt, bleibt die Frage nach der Konkurrenzfähigkeit der neuen BMW M-1000 RR. Dass sogar das Werksteam auf wichtige Testtage im November 2020 verzichtet hatte, um sich optimal vorzubereiten, hinterliess einen denkbar ungünstigen Eindruck. Eigentlich glaubt kein Kenner der Szene ernsthaft daran, dass überhaupt auch nur einer der BMW Piloten regelmässig vorne mitwirken kann. Diese Skepsis teilen wir vollauf, aber natürlich würden wir uns sehr freuen, damit am Ende falsch zu liegen.

Jonas Folger (Bonovo Action BMW) und Eugene Laverty (RC Squadra Corse BMW) – die zwei weiteren Fahrer in den Kundenteams des bayerischen Herstellers nebst Michael van der Mark und Tom Sykes im Werksteam der Blau-Weissen (© WorldSBK).

Provisorischer Kalender für 2021

Eigentlich wollte der WSBK-Verantwortliche der Dorna, Gregorio Lavilla mit drei für die Superbike WM neuen Strecken überraschen (mehr über seine Karriere als Fahrer siehe in unserer History). Dessen sehr spät veröffentlichter provisorischer Kalender enthielt jedoch nur eine und zum Leidwesen vieler Deutschen Fans fehlt darin Oschersleben. Genau deshalb barg der Kalender auch so viele Überraschungen, vor allem den indonesischen Ort auf der Insel Lombok und Donington ohne WorldSSP. Während Red Bull Media fälschlicherweise bis kurz vor Veröffentlichung über deren Seite speedweek von einem angeblichen Start in Jerez berichtete, soll dieser Termin nun erst im September stattfinden. Saisonstart im April in Assen tönt jedenfalls gut. Aber viele befürchten, das Event fällt ohne Bewilligung für Zuschauer am Ende flach. Derzeit muss daher noch mit einigen Modifikationen gerechnet werden.

Der Vertrag mit Phillip Island steht noch nicht, genauso wie der Termin dafür, für welchen es fast nur die beiden von uns genannten Daten als vernünftige Möglichkeit gibt. Zumindest gilt dies für den Fall, dass auch wirklich der noch im Bau befindliche Mandalika Circuit bis im Herbst fertiggestellt und homologiert ist. Dazu müssen außerdem die Leute wieder reisen dürfen und es müsste ohne Einreisebeschränkungen gehen, was derzeit aufgrund Corona aber alles andere als sicher ist.