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Ein Rück- und Ausblick zur Nr. 55 – Andrea Locatelli
Wir gehen nicht davon aus, dass er mit seinem Namensvetter verwandt ist, der seiner Nachwelt selbst nach seinem Tod am 19. Feburar 1741 und darüber hinaus in Erinnerung geblieben ist. Besagter starb als bekannter Maler in Rom. Von dem jungen Mann aus Alzano Lombardo, nordöstlich von Bergamo in Norditalien ist hingegen wenig über seine Malkünste bekannt. Als italienischer Moto3 Champion von 2013 fuhr er im selben Jahr die beiden Grand Prix in seinem Land mit einer Wildcard. Es folgten drei GP-Jahre in der Moto3, mit als Höhepunkt einem Podium auf dem Sachsenring am 17. Juli 2016. Im Jahr darauf wechselte er in die Moto2. Ähnlich wie Sandro Cortese schaffte er dort in den Saisons 2017 bis 2019 jedoch nie richtig den Durchbruch und wechselte zwei Jahre nach dem „Italo-Schwaben“ in die Supersport 600 WM.
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Seine Saison 2020: Er siegte, siegte und siegte
Der im Vorjahr am 16. Oktober erst 24 gewordene Mann aus der Lombardei war bereits in den Wintertests beinahe beängstigend schnell gewesen. Beim Saisonauftakt in Phillip Island standen wir in Kurve 4, dem sogenannten Honda Corner, als die Fahrer der WorldSSP 600 zum ersten Mal nach dem Ausgehen der Ampeln dort ankamen. Der amtierende Weltmeister tauchte bei uns gar nicht erst auf. Locatellis Vorgänger bei Bardahl Evan Bros Yamaha war bereits in der ersten Kurve abgeflogen, nachdem er zu weit nach aussen geraten war. Der Favorit führte bereits und nach nur vier Runden hatte Andrea bereits fast 2 Sekunden Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger Raffaele de Rosa (MV Agusta). Zwischendurch lag der italienische Leader mit über 6 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann an der Spitze. Am Ende gewann er souverän und alle fragten sich bereits, wer diesen Teufelskerl bloss schlagen sollte.
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Wenig Spannung auch nach dem Saisonauftakt beim Kampf um den Sieg
Viele langjährigen Beobachter der Szene fühlten sich an einige Jahre der WorldSBK erinnert, als Jonathan Rea teils eine fast beängstigende Dominanz an den Tag legte. Aufgrund der Corona-Pandemie kam es zu einer sehr speziellen Saison mit einem verkürzten Kalender. Dies sorgte jedoch bei den WSSP 600 Rennen sogar für mehr Läufe, als bisher je in deren Geschichte erlebt. Weil anfänglich nicht sicher war, ob wirklich alle Events würden stattfinden können, gab es in der Supersport-WM zum ersten Mal zwei Rennen pro Wochenende. Bravo an die FIM und Dorna in diesem Fall, auch weil sie dies für kommende Saison beibehalten werden! Für den pfeilschnellen Italiener spielte dies alles gar keine Rolle. Locatelli gewann die ersten 8 Rennen in Europa absolut ungefährdet.
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Andrea Locatelli – der absolute Überflieger
Für seine Führung mit dem Punktemaximum nach dem Doppelrennen von Aragon gab es kaum einen Vergleich. Der junge Mann aus Alzano Lombardo hatte sich nie auch nur die geringste Blösse gegeben. Nie zuvor hatte einer seiner Vorgänger als Supersport Weltmeister auch nur annähernd derart dominiert wie Andrea. Dazu hatte sein Landsmann de Rosa mit einem Sturz in Aragon auch noch Jules Cluzel mit ins Aus genommen. Damit war der nächste Verfolger Locatellis für mehrere Runden kampfunfähig. Dadurch war die WM bereits ab Barcelona entschieden und Yamaha entschied sich, ihn direkt auf die nächste Saison ins Werksteam zu befördern. Durch Michael van der Marks Weggang zu BMW war dort ein Platz frei geworden.
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Die Frage der Platzverteilung bei Yamaha
Nach der Bekanntgabe durch Yamaha, dass sie den Italiener und nicht seinen Markenkollegen Garrett Gerloff ins Werksteam beförderten, gab es in der „Regenbogenpresse“ einige Diskussionen. Aber aus Sicht des Texaners war dies sinnlos, weil er kein Problem damit hat, eine weitere Saison im GRT Yamaha Junior Team zu bleiben. Ähnlich wie bei Ducati und der Frage, ob Johann Zarco oder Pecco Bagnais an der Seite von Jack Miller ins MotoGP Werksteam verfrachtet wird, zählen unter dem Strich nur die Resultate. Und solange ein Fahrer für Yamaha gewinnt, ist es für sie auch völlig egal, ob im A- oder B-Team.
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Endstand der Supersport 600 Fahrer-WM 2020
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Die WM-Chancen von Locatelli für die kommende Saison
Im Prinzip hat der Norditaliener absolut das Zeug dazu, nach der mittleren Klasse auch die Szene in der WorldSBK aufzumischen. Bereits bei den ersten Testfahrten überzeugte er mit erstaunlich guten Zeiten auf der Yamaha R1. Die Zeichen stehen damit so weit absolut gut für einen erfolgreichen Einstand. Aber gegen Fahrer wie Rea, Toprak, Sykes und Konsorten anzutreten, das ist eine komplett andere Liga. Die Frage ist dabei auch, ob Yamaha auf einigen Strecken Mühe haben könnte, auf welchen die gegnerischen Hersteller womöglich stärker sein werden. Die Antwort darauf werden wir nicht etwa bei den Testfahrten sehen, sondern wie die Vergangenheit oft zeigte, erst kurz nachdem die Startampeln ausgehen werden. Ein WM-Rang zwischen 5 und 8 dürfte bei Andrea als Erfolg gewertet werden. Für weiter nach vorne vermuten wir, ist die Luft für ihn zu dünn.
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Provisorischer Kalender für 2021
Eigentlich wollte der WSBK-Verantwortliche der Dorna, Gregorio Lavilla mit drei für die Superbike WM neuen Strecken überraschen (mehr über seine Karriere als Fahrer siehe in unserer History). Dessen sehr spät veröffentlichter provisorischer Kalender enthielt jedoch nur eine und zum Leidwesen vieler Deutschen Fans fehlt darin Oschersleben. Genau deshalb barg der Kalender auch so viele Überraschungen, vor allem den indonesischen Ort auf der Insel Lombok und Donington ohne WorldSSP. Während Red Bull Media fälschlicherweise bis kurz vor Veröffentlichung über deren Seite speedweek von einem angeblichen Start in Jerez berichtete, soll dieser Termin nun erst im September stattfinden. Saisonstart im April in Assen tönt jedenfalls gut. Aber viele befürchten, das Event fällt ohne Bewilligung für Zuschauer am Ende flach. Derzeit muss daher noch mit einigen Modifikationen gerechnet werden.
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