Bewegender Moment nach dem letzten Rennen am Sonntag – an der Unfallstelle, wo Dean Berta Viñales am Vortag sein Leben verlor, wurden sein Helm und ein Kranz niedergelegt und es gab nochmals eine Gedenkminute für den tragisch verunfallten Cousin von MotoGP Held Maverick.

Spannende Rennen vor traurigem Hintergrund

Es fiel weder Fahrern noch Teams leicht, am Sonntag wieder zur Tagesordnung überzugehen. Aber wie auch Johnny Rea nach dem ersten Lauf am Sonntagmorgen anmerkte, mussten er und seine Konkurrenten die traurigen Gedanken beim Rennen verdrängen und sich auf ihre Aufgabe versuchen zu konzentrieren. Bei ihm nützte dies nur am Morgen, als es noch etwas weniger heiss war, während er nachmittags bei höheren Temperaturen wie so oft in letzter Zeit chancenlos war. Nach Rang zwei im ersten Lauf schaffte es der Nord-Ire danach nur auf Platz fünf. Weil auch sein Kawasaki Teamkollege Alex Lowes starke Probleme hatte und vor allem mit seiner noch nicht ausgeheilten Hand auf verlorenem Posten stand, war es für die Grünen nach Most das bisher zweitschlechteste Wochenende der Saison. Ein Glück für Rea und sein Team, geht es in einer Woche bereits in Portugal weiter. Dort gewann der Rekordweltmeister im Vorjahr nach einem ähnlichen Debakel in Jerez danach sämtliche drei Rennen.

Toprak Razgatlioglu nach dem Rennen – der Yamaha Pilot wirkte nach dem tragischen Unfall in der Nachwuchsklasse trotz seines Doppelsiegs sehr geknickt und er konnte sich darüber nicht richtig freuen, wie er auch offen anmerkte.

Einige Fahrerstimmen nach dem Sonntag

Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team):Es war heute ziemlich harte Arbeit, besonders im zweiten Rennen, aber ich denke, ich kann und mit unserer Arbeit des Tages ziemlich zufrieden sein. Ich hätte nicht erwartet, hier in Jerez im ersten Rennen so stark zu sein. Von der ersten Session am Freitag an fühlte ich mich mit dem Motorrad und den Reifen recht gut und konnte im ersten Rennen bis zur letzten Runde mit Toprak kämpfen; es war sehr eng. Das war für mich positiv. Im zweiten Rennen war die Temperatur gestiegen und natürlich war es wie in Barcelona und ​​ich hatte etwa die gleichen Probleme mit dem weichen Reifen. Es gab wenig Grip und es war sehr schwer, das Motorrad anzuhalten und in die Kurve zu fahren, und das war der Unterschied. Normalerweise würden wir am Wochenende einen weichen Reifen aufziehen und der Unterschied in der Rundenzeit wäre viel positiver. Aber heute hatten wir dies nicht. Wir müssen erst noch nachprüfen, weshalb dies so war.“

Alex Lowes (Kawasaki Racing Team): Es war natürlich enttäuschend, im ersten Rennen keine bessere Leistung zeigen zu können. In der Praxis bin ich gefahren und habe meinen Stil an die mangelnde Kraft angepasst, die ich in meiner Hand habe. Im ersten Rennen, als ich am Start mit den anderen Motorrädern zusammen war, konnte ich einfach nicht so spät bremsen, wie ich wollte. Es war leicht für die Leute, mich anzugreifen und zu überholen. Mitten im Rennen, als ich allein war und nur die Linien nahm, die ich nehmen wollte, war die Pace in Ordnung. Aber an der Front hart zu pushen und zu kämpfen war nicht möglich. Heute gab es für uns einen kurzen Turnaround für das zweite Rennen und mit einigen Informationen aus dem ersten Rennen haben wir entschieden, dass wir meiner Hand vor dem nächsten Lauf in Portimao am besten eine Woche Ruhe gönnen.“

Alex Lowes (Kawasaki) hinter Michael van der Mark (BMW) und vor Loris Baz und Axel Bassani (beide Ducati), sowie Garrett Gerloff (Yamaha) und Sykes Ersatz Eugene Laverty (BMW) im ersten Rennen am Sonntag (© Kawasaki Racing Team).

Leon Haslam (HRC Honda):Die beiden heutigen Rennen waren am Ende enttäuschend. Unsere Pace zu Beginn des Wochenendes bedeutete, dass wir hier für eine Top-5-Platzierung hätten antreten müssen. Wir hatten hart an den Reifen gearbeitet und sahen konstanter aus. Aber in Rennen 1 hatte ich wirklich Schwierigkeiten und hatte Probleme sowohl mit der Traktionskontrolle als auch mit der Motorbremse. Für das zweite Rennen hatten wir eine große Veränderung vorgenommen und obwohl dies positives und negatives mit sich brachte, war das Ergebnis mehr oder weniger das gleiche wie im ersten Rennen. Daher bin ich frustriert, da ich wirklich dachte, wir wären stärker. Wir müssen verstehen, wie wir dies verbessern können und hoffen jetzt auf Portugal.“

Alvaro Bautista (HRC Honda):Angesichts des gestrigen Tages war es heute schwierig, fokussiert zu bleiben. Auch wenn wir Profis sind, ist es nicht einfach. Ich habe mein Bestes gegeben, um mich auf mein Bike und die Action auf der Strecke zu konzentrieren. In Rennen 1 hatte ich einen guten Start, aber in den ersten Runden konnte ich die Reifen nicht voll ausnutzen, womit wir schon seit einiger Zeit zu kämpfen haben. So öffnete sich eine Lücke zwischen mir und den Fahrern davor und ich konnte sie nicht einholen. Es war ein körperlich anstrengendes Rennen, da das Motorrad mit viel Grip etwas aggressiv war und ich kämpfen musste, um es zu kontrollieren. Wie auch immer, unsere Pace war derjenigen der Führenden sehr ähnlich und eine weitere Top-5-Platzierung war nach Katalonien auf einer ganz anderen Strecke wirklich gut. Ich hatte erwartet, in Rennen 2 noch mehr zu kämpfen, aber mit den wesentlich höheren Temperaturen wurde das Bike von Anfang an einfacher und geschmeidiger zu fahren. Vor allem ab Mitte des Rennens konnte ich schnell und konstant Runden fahren. Ich fing an, die Fahrer vor mir einzuholen und sie dann zu überholen. Ich habe es genossen, die anderen Fahrer auf der Bremse zu überholen und mit ihnen zu kämpfen. Am Ende haben wir ein weiteres Podium geholt und ich bin glücklich, weil ich mich auf dem Motorrad so viel besser gefühlt habe. Wir arbeiten alle sehr hart am Motorrad, geben nie auf und deshalb sind diese Fortschritte und Ergebnisse eine Belohnung für uns alle.“

Alvaro Bautista vor Leon Haslam (beide HRC Honda) – in seiner Heimat war erneut der Spanier deutlich der schnellere der beiden und mit seiner Pace deklassierte er Michael van der Mark (zwei Positionen hinter Haslam im Bild) auf dessen BMW am Sonntag förmlich (© HRC Honda).

Toprak Razgatlıoglu (Pata Yamaha mit BRIXX):Dieser Tag wäre normalerweise großartig, aber es ist zu schwierig, sich wegen des gestrigen Tages glücklich zu fühlen. Ich bin nur traurig, wenn ich daran denke. Wir verbessern das Motorrad für Rennen 1 und ich kämpfe ein bisschen mit Johnny. Für das zweite Rennen versuchen wir das Bike wieder zu verbessern, aber aufgrund der heißen Bedingungen hatte ich kein so gutes Gefühl. Ich denke, das war für jeden Fahrer ähnlich und das Bike rutschte viel. Ich kämpfe diesmal mit Scott, und auch er war in den letzten Runden sehr stark, aber ich habe mein Bestes gegeben und konnte wieder gewinnen. Gerne betone ich noch einmal, bei jedem Rennen schaue ich nicht auf die Meisterschaft. Ich konzentriere mich einfach auf jedes Rennen und versuche zu gewinnen, auch in Portimão werde ich versuchen zu gewinnen. Aber vielleicht fange ich am letzten Rennwochenende in Indonesien an, auf die Meisterschaft zu schauen. Ich weiß, dass Johnny sehr stark ist und er in Portugal auch schnell ist, aber ich hoffe wieder, dass wir um den Sieg kämpfen. Normalerweise gefällt mir Portimão und auch der neue Asphalt jetzt, auch die Yamaha ist dieses Jahr viel besser, wir werden sehen.

Andrea Locatelli (Pata Yamaha mit BRIXX):Am Ende war es wieder ein gutes Wochenende für uns. Trotzdem bin ich ein wenig frustriert, weil wir heute die Möglichkeit auf zwei Podestplätze verloren haben. Aber am Ende können wir glücklich sein, denn als wir hier angekommen sind am Freitag war es für mich nicht so einfach, ein gutes Gefühl auf dem Bike zu bekommen. Dann haben wir gestern die Möglichkeit verloren, ein Rennen zu fahren, aber es war die richtige Entscheidung, das Rennen abzusagen. Heute haben wir das Podium nur knapp verpasst, aber wir haben uns verbessert, um im Rennen stärker und auch schneller zu werden. Ich möchte versuchen, in der ersten Gruppe zu bleiben und in Rennen 1 haben wir nicht so schlecht abgeschnitten. In Rennen 2 verlor ich ein bisschen das Gefühl und konnte nicht in der Spitzengruppe bleiben, aber es ist auf jeden Fall eine positive Leistung und wir werden auf jeden Fall so weitermachen. Jetzt werden meine Erfahrungen besser und wir werden es in Portimão sehen, aber ich möchte mich bei den Jungs bedanken, denn wir arbeiten sehr gut und sie machen einen tollen Job. Am wichtigsten ist, dass es mir bei den Freunden und der Familie von Dean Berta Viñales so leid tut.“

Zwischen Toprak und Scott war es am Sonntagnachmittag denkbar knapp, aber am Ende hatte der WM-Leader dabei die Nase vorne und dem Ducati Piloten blieb nur Rang zwei vor Alvaro Bautista (HRC Honda), Razgatlioglus Yamaha Teamkollege Andrea Locatelli und dem amtierenden Weltmeister Rea auf Kawasaki.

Der Circuito de Jerez

Die Stelle, an welcher Dean Berta Viñales verunfallte, liegt zwischen Turn eins und zwei. Der Crash war dabei nicht das gravierendste Problem, sondern der Umstand, dass der junge Katalane danach von mehreren nachfolgenden Piloten getroffen wurde. In Kurve drei ging die Karriere von „Quick Mick“ Doohan zu Ende, der vor der 500 cm³ WM auch bereits in der Superbike WM siegreich gewesen war. Es ist auch die Schicksalskurve des in der MotoGP zum Mitfahrer gewordenen Repsol Honda Asses Marc Marquez. Weil er nach seiner Verletzung vorschnell ein Comeback riskierte, verlor der Katalane die ganze Saison 2020 und laboriert seither permanent an diversen Problemen, welche ihn schon seit längerer Zeit handicapieren. Am Sonntagmorgen beendete an dieser Stelle auch Michael Ruben Rinaldi sein Rennen im Kiesbett.

Der aktuelle WM-Stand in der WorldSBK

Durch die Absage des ersten Rennens am Samstag gab es statt dem Sprintrennen am Sonntagmorgen ein Rennen über die volle Distanz. Damit wurden in Jerez de la Frontera nur zwei Läufe statt derer drei ausgetragen. In der WM baute der Türke Razgatlioglu seinen Vorsprung von einem auf 20 Punkte aus, wobei in noch 9 zu fahrenden Rennen absolut nichts entschieden ist im Kampf um die WM-Krone. Kawasaki droht jedoch diese Saison nicht nur nach 2015 zum ersten Mal den Fahrertitel zu verlieren, sondern auch in der Herstellerwertung die Verteidigung ihrer Weltmeisterschaft des Vorjahres zu verpassen. Viel schlimmer schaut es jedoch für BMW aus. Tom Sykes stürzte durch seine Verletzung in Barcelona von P8 auf Rang 10 in der Zwischenwertung ab. Teamkollege Michael van der Mark ist zwar noch siebter, aber der Niederländer wurde in Andalusien nur siebter und neunter. Von Alvaro Bautista auf der HRC Honda wurde der Mann aus Gouda damit vernichtend geschlagen und selbst Loris Baz holte auf der privaten GoEleven Ducati nicht weniger Punkte. Der Franzose war als Chaz Davies Ersatz kurzfristig eingesprungen, weil der Waliser wie Sykes infolge Verletzung nicht antreten konnte.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).