Tom Sykes in der BMW Box – der Engländer erfuhr kurz vor dem Navarra Wochenende, dass für ihn im Werksteam der Blau-Weißen für 2022 kein Platz mehr sein wird, weil Scott Redding verpflichtet wurde. Er gab seine Antwort darauf in den drei Rennen.

Toprak schlägt zurück und gewinnt vor Redding und Rea

Nach zwei Niederlagen gegen Redding und Rea war klar, dass Razgatlioglu für das dritte und letzte Rennen in Navarra mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfen würde. Toprak musste sich jedoch wie alle seine Kontrahenten vor dem zweiten Lauf am Sonntag etwas gedulden, weil aufgrund eines Problems seines Yamaha Markenkollegen Nozane mit seinem Bike der Start zum Rennen verzögert wurde. Als es endlich mit Verzögerung losging, war es zuerst Lotatelli, der für etwas chaotische Verhältnisse sorgte, als er an Redding vorbeiging und danach auch noch eine Kurve beinahe verpasste. Noch in der ersten Runde war mit einem Crash das Rennen für Gerloff und Davies bereits vorbei. Rea hatte nach einem schlechten Start Position drei hinter Redding und dem in Führung liegenden Türken erobert und ging wenig später am Engländer vorbei.

Aufgrund der überhöhten Preise war die Haupttribüne so gut wie leer und dafür nahmen fast alle Besucher mit Schirm und den wesentlich günstigeren Tickets vorlieb, um sich die spannenden Rennen anzusehen.

Die Jagd auf den Führenden
Weil der Ducati Pilot etwas an Boden auf den an der Spitze liegenden Toprak verloren hatte, machte sich der WM-Leader sofort auf die Jagd nach dem Yamaha Piloten. In der dritten Runde war das Kawasaki Ass in dessen Windschatten angekommen. Leandro Mercado war zu diesem Zeitpunkt das nächste Sturzopfer. Scott Redding gab sich noch nicht geschlagen und es begann ein Dreikampf im Kampf um den Sieg im letzten Rennen der Navarra Premiere. Auf P4 lag Locatelli vor Sykes, van der Mark, Lowes, Rinaldi, Bassani und Bautista. Lucas Mahias bekam einen Long-Lap-Penalty aufgrund eines verbotenen Manövers in der Startaufstellung aufgebrummt. Lowes kämpfte sich kurz danach am vor ihm liegenden Niederländer vorbei und eroberte sich damit Position 6 hinter dessen BMW Teamkollegen.

Die Erklärung weshalb Toprak auch oft Stopprak genannt wird, liefert dieses Bild von ihm nach dem zweiten Rennen am Sonntag, nachdem er in Navarra zum ersten Mal ganz vorne hatte mitmischen können.

Die zweite Halbzeit
Toprak war es bis dahin nicht gelungen, seinen Verfolgern davonzufahren. Aber es sah zu Rennmitte auch nicht danach aus, als könnten sie ihn gefährden. Als noch neun Runden zu fahren waren, lag Toprak jedoch eine Sekunde vor dem Verfolgerduo. Es sah zu diesem Zeitpunkt danach aus, als könne vor allem Redding noch ein Stück zulegen, während Rea offenbar eher Mühe hatte, die Lücke zum Spitzenreiter konstant zu halten. Als er sich wieder etwas vom Ducati Piloten frei fahren konnte, hatte der Nord-Ire in der Zielkurve wenig später nur mit Mühe einen Crash in der Zielkurve verhindert. Damit kam Scott ihm wieder näher und ging in der viertletzten Runde sogar kurz vorbei, aber das Kawasaki Ass vermochte zu kontern. Kurz danach lag doch wieder Redding vorne und versuchte, in den letzten drei Umgängen den Leader aus der Türkei noch abzufangen. Rea hatte davor einen zweiten beinahe-Sturz gehabt und vor ihm ging es nun um den Sieg zwischen Razgatlioglu und Redding. Es reichte nicht und während Nozane in der letzten Runde noch stürzte, fuhr Toprak den ersten Sieg in Navarra ein.

Jonathan Rea vor dem letzten Rennen in der Kawasaki Racing Box – es sollte nicht ganz nach Wunsch für ihn laufen, aber umso mehr freut er sich auf Magny-Cours, wo er in früheren Jahren schon viele Triumphe feiern konnte.

Die Fahrer hinter dem Podium

Garrett Gerloff wäre wohl kaum auf dem Podest gestanden, aber vermutlich hätte der Texaner ein gutes Rennen zeigen können. Bei ihm war es jedoch ein Fehler von Chaz Davies, der zu seinem Crash führte, womit er auf die Strecke in Nevers hoffen muss, wo er im Vorjahr zu beeindrucken vermochte. Wesentlich besser als für den US-Boy ging das Wochenende hingegen für Locatelli und Lowes aus, die in Navarra zusammen mit BMW Pilot Tom Sykes das beste Trio hinter den top drei bildeten. In allen drei Rennen war der Italiener vierter geworden und der Kawasaki Werksfahrer glänzte mit zwei fünften und einem sechsten Platz, zweimal vor und einmal hinter seinem Landsmann aus Huddersfield. Dieser hatte in sämtlichen Läufen Teamkollege van der Mark geschlagen, was für eine Genugtuung, nachdem am Donnerstag öffentlich geworden ist, dass er für Redding im BMW Werksteam Platz machen muss!

Kurve neun in der ersten Runde mit in Bildmitte einem weit gehenden Locatelli und hinter ihm dem stürzenden Chaz Davies, welcher bei seinem Crash auch noch Garrett Gerloff am Heck traf und zu Fall brachte.

Die restlichen Platzierungen
Für Leon Haslam war das Rennen wie bei Kohta Nozane mit einem Sturz vorzeitig zu Ende. Sein Teamkollege Alvaro Bautista hatte wenigstens mit Rang 9 hinter dem kürzlich Vater gewordenen Michael van der Mark noch ein zweites Top Ten Ergebnis nach dem Morgen damit zu verbuchen. Nachdem er in den beiden Rennen davor keine Punkte geholt hatte, weil P10 im Sprintrennen keine Punkte gibt und er am Samstag infolge Crash leer ausgegangen war, ein versöhnlicher Abschluss für den Spanier. Ähnlich für Michael Ruben Rinaldi, der nach schwachen Leistungen in den ersten beiden Läufen als Siebter seine Ehre als Ducati Werksfahrer noch halbwegs zu retten vermochte. Sämtliche Fahrer von Axel Bassani auf Platz 10 bis Leandro Mercado als fünfzehntem holten Punkte und waren damit definitiv zufrieden. Dies gilt besonders auch für Jonas Folger, der erst zum dritten Mal in dieser Saison sein Konto leicht aufbessern konnte, wenn auch ausserhalb der Top Ten. Selbst Lucas Mahias war zufrieden, als er es trotz Problemen vor dem Restart und einem Long-Lap Penalty doch noch auf Rang 14 geschafft hatte, bevor es in seiner Heimat weitergeht.

Die Honda von Leon Haslam, der ein schreckliches Wochenende auf dem Circuito de Navarra hinnehmen musste und mit nur 3 Punkten aus dem ersten Lauf am Samstag die Heimreise antreten musste.

Das zweite WorldSBK Rennen am Sonntag von Navarra in Zahlen

Interviews nach dem Rennen
Jonathan Rea war natürlich mit Platz 3 alles andere als glücklich, aber er stellte dabei auch klar, dass er nicht die Mittel hatte, um den Sieg zu kämpfen. Im letzten Teil des Rennens hätte er keine Chance gehabt, mit den beiden Kollegen mitzuhalten und zu fighten. Aber er freue sich bereits auf Magny-Cours, wo er sich definitiv ein besseres Resultat erhoffe. Toprak bedankte sich als Erstes bei seinem Team und er sei froh, dass er nun wieder gewonnen habe. Wichtig sei auch, in Navarra nun immer auf dem Podium gestanden zu haben, was für die Meisterschaft sehr wichtig sei. Scott Redding sprach von einem guten Weekend. Er wolle probieren, um die Weltmeisterschaft mitzukämpfen. Mit heissem Vorderreifen hätte er versucht, das Rennen zu kontrollieren. Als Rea gegen Ende des Rennens Probleme bekam, hätte er attackieren können und sich letztlich dazu entschieden, lieber Platz 2 ins Ziel zu bringen, als einen Sturz beim Kampf um den Sieg zu riskieren.

Das Podium mit von links Scott Redding (Ducati, P2), Sieger Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und dem drittplatzierten Kawasaki Piloten Jonathan Rea.

Die völlig offene Situation in der Weltmeisterschaft nach 21 Rennen

Punktgleichheit bei Rea und Toprak, wobei der Nord-Ire bei 8 Siegen hält und der Türke erst bei sechs, dahinter Redding als fünffacher Gewinner. Der Engländer konnte seinen Rückstand auf die Spitze in Navarra auf 38 Punkte Reduzieren, womit er definitiv wieder im Rennen um den Titelkampf ist. Sollte es in Nevers regnen, könnte er Toprak womöglich bereits in zwei Wochen in Frankreich einholen. In diesem Falle wäre natürlich auch Rea zu favorisieren, aber bisher hatte Razgatlioglu mit dem Wetter trotz teils schlechter Prognosen mehr als Glück gehabt. Bei Nässe gilt der Mann aus Alanya grundsätzlich als chancenlos, wie man auch im Vorjahr bei Regen in Magny-Cours beobachten konnte.

P, Rider, Points, Bike
1. TOPRAK RAZGATLIOGLU 311 YAMAHA
   JONATHAN REA 311 KAWASAKI
3. SCOTT REDDING 273 DUCATI
4. ALEX LOWES 169 KAWASAKI
5. ANDREA LOCATELLI 151 YAMAHA
6. MICHAEL RUBEN RINALDI 150 DUCATI
7. TOM SYKES 146 BMW
8. GARRETT GERLOFF 135 YAMAHA
9. MICHAEL VAN DER MARK 131 BMW
10. CHAZ DAVIES 92 DUCATI
11. ALVARO BAUTISTA 92 HONDA
12. AXEL BASSANI 87 DUCATI
13. LEON HASLAM 71 HONDA
14. LUCAS MAHIAS 38 KAWASAKI
15. TITO RABAT 35 DUCATI
16. KOHTA NOZANE 30 YAMAHA
17. ISAAC VINALES 19 KAWASAKI
18. JONAS FOLGER 14 BMW
19. EUGENE LAVERTY 14 BMW
20. CHRISTOPHE PONSSON 11 YAMAHA
21. LEANDRO MERCADO 8 HONDA
22. MARVIN FRITZ 6 YAMAHA
23. LORIS CRESSON 3 KAWASAKI
24. ANDREA MANTOVANI 2 KAWASAKI
25. LUKE MOSSEY 2 KAWASAKI

Circuito de Navarra

Die Streckenskizze von Navarra, wo am 22. August 2021 das erste WorldSBK Rennen der Geschichte gestartet wird. Mit 9 Rechts- und 6 Linkskurven wird der Circuito de Navarra wie die meisten anderen Strecken im Kalender im Uhrzeigersinn befahren. Die Rennstrecke wurde im Juni 2010 fertiggestellt und ist 3,933 km lang und die Start-Ziel-Gerade misst 800 m.

Wie es weitergeht im provisorischen Kalender

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).