Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) auf der angeblichen Ducati Strecke der haushoch überlegene Mann – nach dem Rennen kam es zu einem Skandal durch die Rennkommissare, durch welchen er zum Glück nicht betroffen war, dafür sein Landsmann hinten rechts im Bild mit der Nummer 5.

Das absolute Chaos durch die FIM-Stewards mit den Track-Limits

Der ehemalige MotoGP Fahrer brachte es als Co-Kommentator nach den peinlichen Vorfällen in Mugello auf den Punkt, als er ins Mikrofon sprach „diese Track-Limits gehören abgeschafft, diese sind für den Allerwertesten!“. Im Paddock ist eine Mehrheit der Stimmen der Ansicht, diese umstrittene Regelung sei von der FIM nur instrumentiert worden, damit sie ihre Macht demonstrieren und Ergebnisse nachträglich nach Belieben manipulieren kann. Eigentlich ist es aber völlig egal, ob diese Meinung zutrifft oder nicht. Weil es gibt im Motorsport traditionell kein „in und out“ wie bei Ballspielen, zumindest vor Einführung dieser völlig unsinnigen Neuerung. Zudem bringen einige Zentimeter inner- oder ausserhalb grün markierten (was für eine originelle Farbgebung für einen verbotenen Bereich der Strecke!) dem Fahrer keine Vorteile. So hielt es auch Hofmann fest und die meisten aktiven Fahrer stimmen ihm dabei zu.

Alex Hofmann von uns in der Startaufstellung in Jerez fotografiert – ehemaliger MotoGP Fahrer und heute für deutschsprachige Sender als Co-Kommentator tätig. Dabei wird ihm von einigen Beobachtern oft eine etwas gar einseitige Sichtweise unterstellt. In einer Frage äusserte er sich in zumindest einem Fall beim GP von Italien absolut eindeutig.

Auch in der WorldSBK eingeführt und sofort auf Widerstand gestossen
In der seriennahen Weltmeisterschaft wurde derselbe Unfug neu auf diese Saison eingeführt. Wir haben seither noch von keinem Fahrer gehört, der mit dieser neuen Regelung einverstanden ist. Im Gegenteil kritisierten sämtliche bisher betroffenen Piloten diese Regelung. Die meisten von ihnen argumentieren auch ähnlich wie Alex Hofmann. Bei teils über 300 km/h könne ein Fahrer so gut wie unmöglich auch noch versuchen, bestimmte neu eingeführte Limitierungen mit künstlicher Verknappung der Streckenbreite zu beachten. Höchstens Long-Lap Penaltys seien etwas, das man als mögliche Alternative für Zeitstrafen nach dem Rennen in Betracht ziehen könne. Fährt ein Fahrer neben die Strecke, verliert er in der Regel ja auch Zeit und er gewinnt keine und für Abkürzungen in Schikanen oder ähnlichem gibt es seit Jahren eine klare Vorschrift. Der Fahrer muss sich danach freiwillig auf die vorherige Position zurückfallen lassen, ansonsten wird er bestraft.

Chaz Davies (GoEleven Ducati) vor Kawasaki Pilot Alex Lowes und Eugene Laverty (BMW). Nebst dem Nord-Iren mit der Nummer 50 beschwerte sich auch der Ducati Star in Estoril am letzten Wochenende über die Einführung der neuen „MotoGP-Reglemente“ durch die FIM bitter. Den selbstherrlichen Funktionären ist dies seit Jahrzehnten jedoch egal, sie sitzen definitiv am längeren Hebel als die Fahrer.

Das Paradebeispiel willkürlicher Anwendung in Mugello

Wer nach dem Moto2 Zieleinlauf Joe Roberts auf Position 3 sah, hatte keine Fehlfunktion seiner Augen. Es wurde auch zuerst so angezeigt, aber kurz danach schlugen die Funktionäre der FIM erbarmungslos zu. Der US-Boy wurde plötzlich als Vierter kommuniziert und in einer Einblendung wurde gezeigt, wie er in der letzten Runde um wenige Zentimeter über den grün eingefärbten Bereich gefahren war. Man kann sich die Reaktion des Betroffenen vorstellen und wir brauchen an dieser Stelle seine ersten Worte nicht zu zitieren. Aber dann folgte der Knaller und ausgerechnet die Stewards sollten nach dem Rennen der MotoGP öffentlich demonstrieren, wie sie wenig später ihr eigenes Reglement völlig willkürlich auslegten und ohne einleuchtende Begründung ausser Kraft setzten. Interessant war dabei auch, wie wenig dies Co-Kommentator Hofmann bei dieser Gelegenheit interessierte, es ging ja dabei auch nicht um KTM und damit um das Team, für welches er zuletzt noch Testfahrer gewesen war, bevor er als Fahrer endgültig zurücktrat.

Joe Roberts (Italtrans Racing Team) vor Marco Bezzecchi (Sky Racing VR46) bei seinem „Vergehen“, als er um wenige Zentimeter den grün eingefärbten Bereich leicht touchierte, wonach er um eine Position zurückversetzt wurde.

Das Reglement zu den Track Limits und die inkonsequente Anwendung der FIM
Es muss ein Nachteil für den Fahrer sein, wenn er diese Regel verletzt, wo der Wortlaut des Reglements. Nach dem MotoGP Rennen wurde es jedoch endgültig lächerlich. Kurz nach dem Zieleinlauf auf Position 2 vor Joan Mir und Johann Zarco kam nach dem ersten Podium die Hiobsbotschaft für KTM und Miguel Oliveira. Zurückversetzung aufgrund seiner Missachtung der Track-Limits. Es folgte eine Einblendung exakt derselben Stelle, wo auch Roberts ein Rennen davor für dasselbe „Vergehen“ bestraft wurde. Danach aber kam der absolute Hammer. Plötzlich stellten die Stewards angeblich auch fest, dass Joan Mir ebenfalls knapp im grün markierten Bereich war.

Dieses Bild ist fast identisch wie dasjenige von Joe Roberts im Rennen davor und ursprünglich wollten die Stewards Oliveira auch dafür bestrafen, dies wurde sogar auch offiziell bereits bekannt gegeben, danach aber wieder zurückgenommen. Man sieht hier auch gut, wie nahe Zarco auf P4 hinter den beiden dran war, als es passierte.

Die fragwürdige Entscheidung jenseits jeglicher zuvor angewandten Logik
Also alles klar, beide je eine Position zurückversetzt und Zarco eine nach vorne oder gleich zwei? Nicht die Bohne und weit gefehlt. Die haarsträubend ungerechte Entscheidung der FIM-Stewards war die Aufhebung der Bestrafung beider Fahrer auf P2 und 3 und der Franzose blieb auf Platz 4. Dies stinkt zum Himmel und wir verstehen einige Kommentare französischer Kollegen und stimmen ihnen vollauf bei. Bei derartiger Willkür ist beinahe egal, was für fragwürdige neue Reglemente die FIM einführt, sie legen es sowieso absolut willkürlich aus. Traurigerweise gibt es keine höhere Instanz, welche diesem Unfug einen Riegel schiebt.

Das Siegerpodium, welches es laut Anwendung der Reglemente wie in der Moto2 so gar nicht hätte geben dürfen. Links oder zumindest rechts sollte Johann Zarco stehen, statt Oliveira und Mir und der Mann in der Mitte hätte mit seinem Landsmann zum zweiten Mal danach die Marseillaise gesungen.

Wie ein roter Faden – die Willkür der FIM-Stewards
Interessanterweise profitieren meist Spanier oder Italiener von der einseitigen Auslegung der Reglemente. Im Fall der Moto2 war es mit Roberts ein US-Amerikaner, der zugunsten von Bezzecchi bestraft wurde. Im Fall von Zarco war es ein Franzose, der nicht von einer konsequenten Anwendung profitieren konnte, während Joan Mir nicht bestraft wurde. Im Vorjahr hatte Pol Espargaró in Kurve 1 in Brünn den innen liegenden Johann Zarco von aussen kommend gerempelt und kam dabei zu Sturz. Nicht der Spanier wurde jedoch danach bestraft, sondern der sich auf der Ideallinie befindende Mann aus Cannes erhielt einen Long-Lap Penalty. Wenig später brachte Pol seinen eigenen Teamkollegen mit einer ähnlichen Aktion sogar zu Sturz, aber die FIM sah von einer Bestrafung des Spaniers ab. Die einseitig ausgelegte Anwendung grundsätzlich teils fragwürdiger Regelungen durch die FIM-Stewards zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.

Pol Espargaró (KTM) beim GP von Tschechien 2020 und innen auf der Ideallinie Johann Zarco (Ducati), kurz vor Pols Crash, nachdem er in den Franzosen gefahren war und dabei selbst zu Sturz gekommen war. Die Faustregel besagt grundsätzlich, dass dem innen in der Kurve fahrenden Piloten die „Kurve gehört“, aber den FIM-Stewards war dies egal und sie bestraften Zarco für ein Vergehen, welches gar nicht existierte. Wie hier jedes Kind gut erkennen kann, war der Ducati Pilot auch nicht hinter dem Spanier.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).