Start zum Rennen auf der kurvenreichsten Strecke im Kalender. Ganz rechts im Bild Polesetter Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR), dem am Samstagnachmittag nach Donington das zweite Missgeschick der Saison in einer Rechtskurve passierte.

Toprak gewinnt vor Scotty – das 200. Podium von Rea mit Rang 3

Erneut hatte Toprak in Kurve 1 die Nase vorne und bog als erster in Kurve 1. Dahinter Rea, Locatelli und Redding, der den vor ihm liegenden Yamaha Piloten am Ende der ersten Runde bei Start-Ziel überholte. Vorne folgte ein Duell, wie im ersten Rennen am Samstag, aber diesmal stürzte Rea dabei nicht. Trotzdem beging er erneut einen kleinen Fehler, welcher ihn den Anschluss zum Türken kostete. Der amtierende Weltmeister verpasste Kurve 1 jedoch etwas später und musste geradeaus durch den „Notausgang“. Damit war der Türke allein in Führung, weil Redding zu diesem Zeitpunkt über eine Sekunde zurücklag und Rea direkt vor diesem auf die Strecke zurückkehrte. Der Ducati Pilot schaffte es auf der Start-Ziel-Gerade in der letzten Runde am WM-Leader vorbei und wurde Zweiter. Mit einem dritten Platz sein 200. Podium zu feiern, war nicht ganz nach dem Geschmack des Nord-Iren, aber er hatte die WM-Führung damit verteidigt, wenn auch nur um knappe 7 Punkte auf Toprak.

Parc Fermé nach dem Superpole Race mit rechts im Bild Jonathan Rea (Kawasaki) als drittplatziertem, der einen kritischen Blick auf den Hinterreifen von Toprak Razgatlioglus Yamaha wirft. Links hinten Redding, der nach Lauf 1 am Samstag erneut zweiter geworden war.

Die Vorgeschichte mit dem Drama am Samstag

Nach dem ersten Rennen am Samstagnachmittag wurde Toprak von Scott Redding aufgrund einer überharten Attacke in der letzten Runde heftig kritisiert. Aufgrund des Manövers vom Türken verlor der Engländer den Sieg und er sprach seine Kritik an Razgatlioglu nicht nur nach dem Rennen beim Interview ins Mikrofon, sondern er sagte es diesem auch direkt ins Gesicht. Jonathan Rea hingegen hatte die Zielflagge gar nicht erst gesehen, weil er nach zwei Crashes in Folge zum zweiten Mal in dieser Saison ohne Punkte ausging. Seine Führung vor dem Superpole Race betrug jedoch immer noch 12 Punkte, aber nach ursprünglich deren 37 war der Vorsprung merklich zusammengeschmolzen. Damit war die Situation in der Weltmeisterschaft auf einen Schlag wieder vollkommen offen. Nachfolgend die Worte des grenzenlos enttäuschten WM-Leaders aus Nord-Irland und seines ebenfalls gestürzten Teamkollegen nach dem ersten Rennen von Most.

Jonathan Rea: Ich bin nach den Stürzen am Samstag vollkommen in Ordnung. Beim ersten Sturz vor der Schikane war ich gerade noch auf der Linie, aber es war sehr seltsam, weil ich früh auf den Bodenwellen gestürzt bin. Es scheint ein ähnlicher Crash gewesen zu sein wie der, den ich in Donington hatte. Das Motorrad war ziemlich verbogen, aber ich konnte sehen, nachdem ich es aufgehoben hatte, dass ich auf dem 11. Platz war – also in einer Punkteposition, ich fuhr einfach herum. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was in der vorletzten Ecke genau passiert ist. Eigentlich habe ich mich auf das konzentriert, was ich immer tue, nicht zu sehr gepusht und bin dabei einfach gestürzt. Ich hatte alles richtig gemacht und landete trotzdem im Kiesbett. Deshalb bin ich natürlich besonders frustriert über das Ergebnis.

Alex Lowes:Ein harter Tag auf einer harten Strecke für mich. Körperlich bin ich nicht gut genug, um 100 % zu fahren und diese Strecke ist in dieser Hinsicht wirklich hart. Ich hatte einen schlechten Start und habe einen kleinen Fehler gemacht und diese erste Kurve ist im Allgemeinen ziemlich hart. Das Tempo war danach wie vor dem Sturz, aber wir haben einige Punkte auf dem Brett geholt. Ein harter Tag, aber wir werden versuchen, es morgen besser zu machen.

Das Resultat des Sprintrennens vom Sonntagmorgen

Die Interviews nach dem Rennen
Toprak war natürlich sehr glücklich und betonte, dass erneut für ihn wichtig war, keinen Fehler zu begehen. Als Jonathan in den Notausgang musste, sei er natürlich ohne Druck gewesen und hätte versucht, dies ins Ziel zu bringen, was ihm gelang. Nun werde er nach seinen zwei Siegen natürlich alles tun, auch am Nachmittag nochmals nachzulegen. Rea hingegen betonte, er sei konstant am Limit gewesen und war etwas zu nah an Toprak, als er Turn 1 verpasste. Er gratulierte seinen Gegnern und sagte, er wolle im zweiten Lauf erneut das Beste versuchen. Redding merkte an, er hätte mit dem Grip zu kämpfen gehabt und war froh, das Rennen überstanden zu haben. Durch den Fehler von Jonathan hätte er die Chance für P2 erhalten und diese gepackt. Nun freue er sich auf das letzte Rennen des Wochenendes.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) schaffte nach seinem 100. Sieg der Karriere in Aragon diesmal eine neue Bestmarke – mit nun 200 Podestplätzen schaffte er eine Marke, die beinahe unglaublich erscheint. Der beste Fahrer aller Zeiten hat aber auch diese Saison alles andere als ein leichtes Leben, um seinen Titel zu verteidigen.

Locatelli erneut stark – wenig Licht für BMW

Nach Platz 3 am Vortag und seinem ersten WSBK Podium musste sich Andrea Locatelli diesmal mit Rang vier zufriedengeben. Aber beinahe drei Sekunden vor Tom Sykes nach zehn Runden die Zielflagge zu sehen, war ein Resultat, worauf der Italiener erneut stolz sein durfte. Als fünfter rette Sykes nach P9 am Samstag diesmal die Ehre für die Blau-Weißen, während Folger drittletzter wurde und van der Mark mit P11 die Punkteränge nach seinem Crash am Vortag erneut verpasste. Auch Rinaldi, Haslam und Davies vermochten nicht zu glänzen und verfehlten wie der Niederländer ausserhalb der Positionen, für welche es WM-Punkte gibt. Genauso Tito Rabat, der nach einem Fehler in Turn 1 das Rennen aufgab. Einzig Gerloff, Lowes, Bassani und Bautista hielten sich schadlos und fuhren in die top neun. Am Nachmittag gibt es für alle nochmals eine Chance, wenn es über die volle Distanz gehen wird. Aufgrund der zeitlichen Kollision mit der MotoGP wurde der Start auf 15:15 Uhr Lokalzeit verschoben, was erst 5 Tage vor dem ersten Rennen überhaupt kommuniziert wurde.

Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha with BRIXX) mit einem kritischen Blick vor seiner Box – der Türke geriet am Samstag wie sein Landsmann Can Öncü in der WSSP aufgrund einer rücksichtslosen Fahrweise in die Kritik. Beim WSBK Piloten verwundert dies nach seinem Crash in Assen sehr, nach welchem er Gerloff seinerseits dasselbe vorgeworfen hatte.

Der WM-Stand nach dem 17. Rennen der Saison

1. JONATHAN REA 250 KAWASAKI
2. TOPRAK RAZGATLIOGLU 243 YAMAHA
3. SCOTT REDDING 191 DUCATI
4. ALEX LOWES 133 KAWASAKI
5. MICHAEL RUBEN RINALDI 124 DUCATI
6. GARRETT GERLOFF 119 YAMAHA
7. TOM SYKES 114 BMW
8. ANDREA LOCATELLI 106 YAMAHA
9. MICHAEL VAN DER MARK 104 BMW
10. CHAZ DAVIES 85 DUCATI
11. ALVARO BAUTISTA 78 HONDA
12. AXEL BASSANI 73 DUCATI
13. LEON HASLAM 63 HONDA
14. LUCAS MAHIAS 36 KAWASAKI
15. TITO RABAT 23 DUCATI
16. KOHTA NOZANE 23 YAMAHA
17. ISAAC VINALES 19 KAWASAKI
18. EUGENE LAVERTY 14 BMW
19. JONAS FOLGER 8 BMW
20. LEANDRO MERCADO 7 HONDA
21. MARVIN FRITZ 6 YAMAHA
22. CHRISTOPHE PONSSON 6 YAMAHA
23. LORIS CRESSON 3 KAWASAKI
24. ANDREA MANTOVANI 2 KAWASAKI
25. LUKE MOSSEY 2 KAWASAKI

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).