Zwei Suzukis mit Rins und Mir vor den beiden KTM von Espargaró (Red Bull KTM) und Miguel Oliveira (Tech 3 KTM) – das kleine Zweifahrer-Team aus Hamamatsu stellte sie alle in den Schatten. Keine Spur von Ärger oder Frust bei KTM, nachdem viele Chancen nicht in Siege umgemünzt werden konnten. Teils kegelten sich Fahrer wie die beiden hier im Bild hinten liegenden, selbst aus dem Rennen. So verhalten sich nach Niederlagen in der Regel nur geborene Verlierer (© MotoGP).

Ducati – drei Teams und 6 Fahrer, aber nur Hersteller-WM

Mit dem dreifachen Vize-Weltmeister Andrea Dovizioso war der italienische Hersteller nach dem überraschenden Ausfall von Marc Marquez in der Favoritenrolle. Doch der Angriff auf den ersten Fahrertitel seit 2007 mit Casey Stoner ging für die Roten gewaltig in die Hose. Einzig Jack Miller war über die ganze Saison stark, hatte jedoch auch einige Male unbeschreibliches Pech. Nebst selbst verschuldeten Stürzen fiel er in Misano 2 aufgrund eines Abreißvisiers von Fabio Quartararo aus, das sich ein der Airbox seiner Ducati verirrt hatte. In Le Mans ereilte den Australier ein Defekt und in Aragon wurde er von Brad Binder in der 2. Kurve abgeschossen. Nimmt man statt dieser 3 Ausfälle die Punkte für 3 zweite Plätze, wäre Miller 2020 Weltmeister geworden. So aber wurde er nur WM-Siebter und Dovi am Ende nur WM-Vierter. Ob Pecco Bagnaia als dessen Nachfolger im Werksteam die richtige Wahl war, muss er erst noch beweisen. Wir tippen auf Miller und Zarco als stärkste Ducati Piloten für 2021.

Andrea Dovizioso nach dem Crash von Barcelona, bei welchem er vom selbst gestürzten Johann Zarco abgeräumt wurde. Indirekt war Dovis Teamkollege Petrux daran beteiligt, als er dem vor ihm liegenden Pol Espargaró ausweichen musste und Zarco dahinter irritiert wurde und nach instinktivem Griff an die Bremse deshalb ausrutschte. Oft genug war der Franzose jedoch für Ducati auch Retter in der Not und deren bester Fahrer (© MotoGP).

Trotz unzähliger Vorteile – KTM verpasste die einmalige Chance

Im Sommer 2020 behauptete der Schreiberling einer österreichischen Motorsport-Newsseite, KTM hätte das beste MotoGP Bike des Jahres gebaut. Wir haben den Namen dieses Fantasten bereits genauso vergessen wie die Seite, für welche er diesen Unsinn schrieb. Es war ein klassischer Fall von „Dichtung und Wahrheit“, um an dieser Stelle ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe zu bemühen. Wenn der Wunsch Vater des Gedanken ist, gehen mit manchem Journalisten gerne mal die Pferde durch. Dumm ist jeweils nur, wenn danach die Wahrheit gnadenlos zuschlägt. Seit dem GP von Valencia ist es jedenfalls amtlich: KTM verpasste den WM-Titel, obwohl die Österreicher zu Saisonbeginn unzählige Vorteile ausspielen konnten. Viel zu oft eliminierten sich die Fahrer selbst oder gegenseitig und auf die nächste Saison verlieren sie den erfahrenen Pol Espargaró. Wohl kaum jemand würde auf einen KTM Fahrer als Weltmeister für 2021 setzen, doch lassen wir uns überraschen.

Johann Zarco (Esponsorama Ducati) – im Vorjahr bei KTM nach einem halben Jahr vorzeitig um Vertragsauflösung seines 2-Jahres Kontrakts gebeten, war der Franzose diese Saison bereits mehrmals der Retter der Ducati-Ehre. Im ersten Rennen von Valencia hatte er zwar Probleme, liess aber trotzdem sämtliche Yamaha Piloten hinter sich. An ihm haben die Österreicher 2019 ein wahres Juwel verloren (© MotoGP).

Trotz starker Fahrer – Yamaha deutlich unter den Erwartungen

Franco Morbidelli als der am vielleicht meisten unterschätzten Fahrer von Yamaha war am Ende der mit Abstand erfolgreichste. Wie es aussieht, wird er auch kommende Saison mit seinem auf der 2019-er M1 basierenden „A-Spec“ Bike ins Rennen gehen. Dass dies für ihn kein Nachteil sein muss, zeigte die verkürzte und völlig verrückte Corona-Saison. Trotz dreier Ausfälle und alle drei schuldlos, wurde der Italiener mit teils brasilianischen Wurzeln Vize-Weltmeister. Sämtliche anderen Yamaha Piloten blieben mit Ausnahme der ersten 2 Rennen von Jerez deutlich unter den Erwartungen. Die Leistungs-Schwankungen von Fabio Quartararo und Maverick Viñales waren eklatant und auch für nächste Saison höchst beunruhigend. Bei Valentino Rossi ging beinahe alles schief, vor allem aber dämpft die seit 2019 bereits höhere Sturzanfälligkeit des Altmeisters die Erwartungen an ihn für nächste Saison ebenfalls deutlich.

Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) – beim Idol der Massen sind die Erwartung mit Abstand am tiefsten für nächste Saison. Vielleicht ist dies ein Vorteil für den Routinier aus Tavullia und er blüht wider Erwarten 2021 nochmals auf (© MotoGP).

Honda ohne Marc Marquez – der erwartet tiefe Absturz

Als Alex Marquez für Repsol Honda offiziell gemeldet wurde, haben wir dies erst als schlechten Witz verstanden. Für uns grenzte dies schon beinahe an Vetternwirtschaft, waren damals doch bewährte Piloten wie Johann Zarco auf dem Markt verfügbar. Weil Alex in der Moto2 ähnlich wie damals Tom Lüthi in der mittleren Klasse sehr lange brauchte, bis er wirklich konkurrenzfähig war, hatten wir dessen sofortige Beförderung in das Repsol Honda als Fehler bezeichnet. Wir sollten Recht behalten, die Testresultate waren ernüchternd und prompt reagierten die HRC-Verantwortlichen noch vor Saisonbeginn und degradierten ihn auf die Saison 2021 ins LCR Kundenteam. Mit ihm und Test- und Ersatzfahrer Stefan Bradl anstelle des verletzten Marc Marquez kam jedoch der völlige Absturz.

Alex Marquez vor Stefan Bradl – beide auf Repsol Honda. Je zweimal gelang den beiden Fahrern ein Resultat, was halbwegs einer Werksmaschine des Weltmeisterteams würdig war. Beim Bruder des Langzeitverletzten Marc die beiden zweiten Plätze in Le Mans und Aragon 1 und beim Bayern mit etwas Goodwill die Plätze 8 in Frankreich und 7 beim WM-Finale in Portugal. Alles andere waren bis auf 3 weitere Top Ten Resultate von Alex Marquez reine Enttäuschungen (© MotoGP).

Suzuki packte die Chance – auch wenn Alex Rins Pech hatte

Aus Sicht des „Inspektor Gadget“ der MotoGP passte beinahe alles im Jahr 2020, nur stand am Ende der falsche Mann aus seinem Team ganz oben. Er selbst hatte zu den Topfavoriten auf den WM-Titel gezählt, insbesondere als sich Marc Marquez zum Langzeit-Verletzten entwickelt hatte. Doch Alex Rins hatte sich eine Schulterverletzung beim Saisonauftakt zugezogen, welche ihn noch lange stark behindern sollte. Ausgerechnet sein Teamkollege Joan Mir war mit seiner Konstanz am Ende der Mann, welcher von den vielen überraschenden Pleiten anderer starker Piloten profitierte und die Weltmeisterschaft für sich entschied. Suzuki machte alles richtig, packte die Chance und wir hatten uns in Mir vor einem Jahr gewaltig getäuscht. In der ersten Saisonhälfte 2019 war er noch eine einzige Enttäuschung und vielleicht hat ihn genau diese Erfahrung im verkürzten Corona-Jahr so stark gemacht.

Ein geknickter Alex Rins in der Suzuki Box nach dem Saisonfinale in Portimão (Portugal). Vor dem ersten Rennen hatte er sich im Qualifying an der Schulter verletzt und am Ende verpasste er den Vizeweltmeistertitel hinter Teamkollege Joan Mir. Zudem wurde nichts aus dem Sieg in der Hersteller-Wertung, obwohl dieser in Griffweite gelegen hatte (© MotoGP).

Endstand MotoGP Weltmeisterschaft 2020

WM-Endstand Herstellerwertung

KTM konnte Platz 4 nur dank des unerwartet langen Ausfalls von Marc Marquez erreichen. Nicht einmal die Streichung der Punkte von Jerez konnte Yamaha von Platz 2 verdrängen. Man sieht an den beiden Nullen in Fettschrift, dass mit dem Doppel- und Dreifachsieg damals die meisten Punkte geholt hat. Aufgrund der „Ventil-Causa“ wurden diese gegen Saisonende jedoch gestrichen.

WM-Zwischenstand Teamwertung

TV-Angebot für MotoGP & WorldSBK – weiterhin düstere Aussichten

Leider hielt Servus TV seit Übernahme der TV Übertragungs-Rechte für Deutschland, die Schweiz und Österreich zum Ärger der MotoGP Fans auch in der Corona-Saison weiterhin an ihrem Sparprogramm fest. Seit 2019 verzichtet der zu Red Bull Media gehörenden Sender eisern auf rund zwei Drittel der Action auf den Strecken und steigt jeweils erst am Samstagmittag mit der TV-Live-Übertragung ein. Nur beim Heimrennen in Spielberg wird jeweils eine Ausnahme gemacht, dazu sagen die Fans nur pfui! Wir empfehlen daher die MotoGP App oder ein DAZN Streaming Abo, damit erspart man sich auch die häufigen Werbe-Unterbrechungen bei Servus TV. Vor allem verpasst man damit nichts und hat dazu noch Zugriff auf ein Archiv mit früheren Rennen und Interviews.

Blick von der Haupttribüne in Spielberg, einer sehr schön gelegenen Strecke, bei welcher man leider bei der letzten Sanierung 2011 eine Optimierung des Layouts verpasst hatte. Für Motorrad-Rennen ist dieser Kurs schlicht zu langweilig und vor allem zu gefährlich und aus diesem Grund nicht mehr zeitgemäß. Für Großveranstaltungen hat es in der näheren Umgebung leider schlicht viel zu wenige Übernachtungsmöglichkeiten, was wir nicht nur bei Rennen, sondern auch dem Rolling Stones Konzert 2017 schmerzhaft zu spüren bekamen. Spät nachts auf dem Bike bei nasskaltem Wetter noch eine gute Stunde Fahrzeit zum Hotel zurück, puh!

Kombinierter Kalender 2021 – MotoGP und WorldSBK

Für Brünn sieht es mittlerweile wohl genauso schlecht aus wie für die ersten 3 Rennen in Übersee. Nachdem wir dies bereits anfangs November nach der Veröffentlichung kundgetan hatten, scheinen mittlerweile immer mehr Personen von dieser Erkenntnis beleuchtet, auch wenn es bei den meisten gut einen Monat dauerte. Praktisch sämtliche Portale beurteilten den provisorischen Kalender der Dorna wie eine gemachte Sache, obwohl kein vernünftiger Mensch in der aktuellen Lage rund um Corona daran glauben konnte. Die drei Kollisionen mit der WorldSBK sind in Rotschrift aufgeführt, wovon nur die erste zeitlich überschneidend ist. Die Termine in Kursivschrift sind größtenteils aus derzeitiger Sicht fraglich und teils auch absolut unrealistisch, was vor allem für die ersten 3 MotoGP Runden gilt.

Offensichtlich packt mittlerweile auch die letzten Schlauberger die Erkenntnis, dass wir vor einem Monat bereits goldrichtig lagen, als wir die ersten 3 Termine für unhaltbar bezeichneten. Genauso damals auch beim ersten Lockdown im Frühling. Während andere News Seiten damals noch von Rennen in Argentinien, den USA und im Mai fantasierten, stellten wir früh klar, dass vor Hochsommer keine Events stattfinden werden.