Ein Bild, woran sich die Fans erst noch gewöhnen müssen – van der Mark im Leder und vor dem Truck des BMW-Werksteams. Bringt seine Verpflichtung nach einer desaströsen Saison 2020 nun den Umschwung für die Blau-Weissen? (© BMW Motorrad WSBK).

Michael van der Mark zu BMW und der neuen Saison

Kürzlich kamen die ersten Schreiberlinge zur Einsicht, mit den Tests in Portugal in einer Woche könnte es eng werden. Mittlerweile sind wohl doch auch die letzten von ihnen aus dem Winterschlaf erwacht und haben verstanden, wovor wir im Vorjahr bereits gewarnt hatten: Was FIM und Dorna an Rennen und Tests für die 2. Corona-Saison geplant hatten, war kaum das Papier wert, worauf es gedruckt wurde. Auch die überarbeitete Fassung von MotoGP und WorldSBK ist ein sehr fragwürdiges Konstrukt. Vermutlich wird es daher noch länger dauern, bis „Magic Michael“ zum ersten Mal unter Rennbedingungen auf der M-1000RR sitzen wird. Eine gute Gelegenheit, sich die Meinung von Michael van der Mark zum Wechsel von BMW und der neuen Saison anzuhören.

„Magic Michael“ van der Mark von uns auf der Pata Yamaha vor dem Start in Aragon fotografiert. Der Niederländer war nach 2 Jahren für Honda von 2017 bis 2020 Bestandteil des Yamaha Werks-Teams. Es wurde gemunkelt, die japanische Marke hätte ihm für eine Vertragsverlängerung ein zu wenig attraktives Angebot gemacht. Jetzt wechselt er zu BMW und sass seit Oktober 2020 noch nie unter Rennbedingungen auf seinem neuen Arbeitsgerät.

Van der Mark zur Motivation für den Weggang bei Yamaha

Ich denke, der Hauptgrund, warum ich zu BMW gekommen bin, ist die neue M 1000 RR. Es war eine schwierige Entscheidung, aber das machte es ein bisschen einfacher. Das Projekt mit der Evolution der S 1000 RR sieht sehr vielversprechend aus und ich denke, für die Zukunft hat das Motorrad viel Potenzial. Definitiv hatte die S 1000 RR bereits viel Potenzial, aber mit dem M-Modell sollte nochmals eine deutliche Steigerung drin liegen. Dies ist der Grund, warum ich mich entschieden habe, den Hersteller zu wechseln. Es war eine seltsame Saison, weil man normalerweise an Rennwochenenden mit verschiedenen Teams spricht. Ich habe mit BMW gesprochen, als wir alle im Lockdown waren. Es war ein bisschen seltsam, aber am Ende war es keine wirklich schwierige Entscheidung für mich. Normalerweise schaut man sich die Rennen an, man schaut sich die Ergebnisse anderer Fahrer an und man spricht an Rennwochenenden ein bisschen mit ihnen. Aber wir saßen damals einfach zu Hause fest“.

Der Mann aus Gouda in den Niederlanden bei seinem ersten Ausritt auf dem Evolutionsmodell der M 1000 RR, welche er mangels Gelegenheit davor noch gar nie fahren durfte. Auf der BMW-Teststrecke in Südfrankreich war mitten im Dezember aber kein Ritt am Limit möglich, was allein aufgrund der Temperaturen natürlich undenkbar gewesen wäre (© BMW Motorrad WSBK).

Was denkst Du bezüglich der zwei zusätzlichen Teams?

Michael: „Es ist gut, zwei weitere BMWs am Start zu haben, insbesondere für die Entwicklung. Ich denke, es bringt viel, zwei wirklich schnelle Fahrer mit Eugene Laverty und Jonas Folger zu haben. Zwei Jungs mit viel Erfahrung. Es ist gut für die Meisterschaft, sie zu haben, und zwei weitere BMWs zu haben, ist gut für das gesamte Projekt, um das Motorrad zu entwickeln und Schritte schneller zu machen.

WSBK 2011 – Eugene Laverty auf der Verfolgung von BMW Teamkollege Marco Melandri in Monza. Der neue Markenkollege von van der Mark war bereits vor diesem auf Yamaha unterwegs und dabei durchaus erfolgreich, wie seine beiden Siege und WM-Rang 4 eindrücklich belegen. Mehr über die früheren Jahre der Superbike Weltmeisterschaft siehe in unserer ständig wachsenden und reich illustrierten History und der aktuellen Artikel-Serie dazu (© WorldSBK).
Von links Jonas Folger und Eugene Laverty – die beiden neuen Markenkollegen, welche „Magic Michael“ nebst Tom Sykes möglichst regelmässig hinter sich lassen möchte, um bester Fahrer zu der deutschen Marke werden (© BMW Motorrad WSBK).

Der Mann aus Gouda zu den Unterschieden BMW zu Yamaha

Van der Mark sprach über seinen Fahrstil und den Unterschied zwischen den beiden Maschinen: „Zunächst einmal konsequent. Ich denke, das ist mein Fahrstil. Ich kann sehr aggressiv fahren, kann aber auch wirklich sanft unterwegs sein. Aus meiner Sicht bin ich als Fahrer ein bisschen eine Mischung von beidem. Für mich ist eine Sache, die das Bike wirklich gut im Bremsverhalten sein muss. Weil ich hart und meist spät bremse, aber dazu muss mir das Motorrad auch dabei helfen. Wenn es das tut, fühle ich mich schon ziemlich gut. Die Yamaha stoppt sehr gut, was wir gegenüber der BMW noch etwas verbessern müssen. Dafür ist die BMW im Vergleich zur Yamaha im „turning“ sehr gut, sprich was das Kurvenverhalten betrifft. Beide haben bessere und schlechtere Teile, also müssen wir es beim neuen Bike wie aus Teilen zu einem Puzzle gut zusammensetzen “.

Michael van der Mark (links im Bild) mit seinen Yamaha-Kollegen Franco Morbidelli und Hafizh Syahrin am EWC Langstrecken Event Ende 2019 in Sepang. Wenig überraschend waren die drei auf Anhieb ein Dream-Team und beeindruckten von der ersen Minute an mit sensationellen Zeiten (© FIM-EWC).

Der Testkalender wackelt gewaltig

Bereits die erste Fassung der FIM und Dorna Planung für MotoGP und WSBK glich eher einem Schönwetter- respektive Wunsch-Programm, als einem realistischen Kalender. Mehrere Tests wurden bereits abgesagt und verschoben und nun wackelt auch der nächste WSBK-Test-Termin aufgrund der Pandemie bereits gewaltig. Für BMW wäre am 4. und 5. März die erste Ausfahrt auf dem Autodromo do Algarve geplant gewesen. Nachdem das Team überraschend auf die November-Tests 2020 in Jerez verzichtet hatte, könnte es langsam mit der Entwicklung der neuen M-1000RR eng werden. Ein Weltkonzern wie die Bayern dürfte anfangs März jedoch kaum seine Leute ins Pandemie-Hochrisiko-Gebiet Portugal entsenden. Nachfolgend der provisorische Testkalender bis im Frühling:

Portimao-Test: 4. – 5. März – 1. von BMW ursprünglich geplanter Test
Jerez-Test: 9. – 10. März (nur Honda)
Misano-Test: 15. – 16. März
Estoril-Test: 24. – 25. März
Barcelona-Test: 31. März – 1. April
MotorLand Aragon Test: 12. – 13. April

Als Sykes (links) noch mit Rea im selben Team war – von uns im Juni 2018 in Brünn fotografiert, mit rechts van der Mark nach Platz 3 im ersten Rennen auf der Pata Yamaha. Am nächsten Tag gab es zwischen den beiden Fahrern links von ihm gewaltig Zoff, als Sykes mit einem gefährlichen Manöver den Nord-Iren zu Sturz gebracht hatte. Ähnliches brachte der neue Teamkollege 2020 in Phillip Island mit Rea zustande und später auch noch in Aragon mit Leandro Mercado, der sich dabei dazu noch schwer verletzte.

Der WorldSBK Fragezeichen-Kalender für 2021

Von einer richtigen und glaubwürdigen Planung kann dabei selbst nach der ersten Überarbeitung noch keine Rede sein. FIM und Dorna heckten einen Kalender aus, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet. Nebst zwei seit Erstfassung mit Fragezeichen versehenen Events sind natürlich auch die Übersee-Rennen derzeit (und dies war durchaus bereits im November 2020 absehbar) völlig undenkbar. Mit der Verschiebung von Assen von April auf Juli wurde zumindest klar, dass die Motivation in erster Linie die Hoffnung auf die Erlaubnis für Zuschauer an der Strecke dafür war.

Das Versteckspiel
Wie zu erwarten war, spielt die Dorna aber mit völlig verdeckten Karten, was die MotoGP und WorldSBK Planung betrifft. Statt offen bekannt zugeben, welche Events nur mit Zuschauern infrage kommen, machen sie daraus lieber ein Versteckspiel. Mit fehlenden Informationen öffnen die Herren aus Madrid Spekulationen Tür und Tor. Sicher ist derzeit daher nur, dass es noch viele Änderungen geben wird.

Von uns am WorldSBK Event im September 2019 am Autodromo do Algarve in Portugal fotografiert – im Innern der riesigen Haupttribüne war nur ein Bruchteil der Verpflegungs-Stände geöffnet. Aktuell sind derartige Bilder der Horror sämtlicher Behörden, was die Erlaubnis für Veranstaltungen betrifft. Trotz Corona-Pandemie waren sie jedoch beispielsweise in den Alpen vor Skiliften täglich zu beobachten.