Weshalb fast alle Journalisten und Experten falsch lagen
Noch vor kurzem hörte und las man allseits über die Probleme von Honda, was die miserablen Resultate deren Fahrer betraf und über die haarsträubend schlechten Resultate des weltgrößten Herstellers. Nicht zum ersten Mal waren sich fast alle Schreiberlinge, Kommentatoren und sogenannten Kenner der Szene absolut einig. Sogar das HRC Urgestein Alberto Puig als Teamchef widersprach in Interviews deren Behauptungen nicht und pflichtete ihnen bei, als er bestätigte, dass Honda derzeit im Hintertreffen gegenüber der Konkurrenz sei. Für uns gibt es dafür jedoch nur einen Grund: Der clevere spanische Haudegen wollte damit davon ablenken, dass er bei der Fahrerwahl für das Repsol Honda Werksteam und das Kundenteam LCR für mehrere Fehlgriffe mitverantwortlich ist. Doch sein bester Mann straft ihn und all die anderen Tatsachenverdrehern seit dem Grand Prix von Japan in Motegi nicht zum ersten Mal Lügen.
Die Hauptgründe für die desaströse Situation von Honda
Betrachtet man die Herstellerwertung in der MotoGP vor dem GP von Australien, könnte man Puig und den Journalisten samt sogenannten Experten und Kommentatoren beinahe Glauben schenken. Doch ein Blick in die Fahrerwertung und letzten zwei Resultate zeigt eindrücklich, wie falsch sie alle dabei liegen. In nur 8 von bisher 17 Rennen dieser Saison sah Repsol Honda Star Marc Marquez die Zielflagge. Kein Wunder bei insgesamt 7 Startverzichten in dieser Saison, aber trotzdem ist er damit bestklassierter Fahrer von Honda. Vor den letzten drei Rennen des Jahres liegt der schnelle Katalane sogar noch vor Joan Mir als Weltmeister von 2019 auf Suzuki, auch dieser jedoch mit zahlreichen Ausfällen nur noch ein Schatten seiner selbst und nebst Yamaha Star Franco Morbidelli einer der größten Verlierer des Jahres. Hinter Mir folgen in der Tabelle geschlossen die drei restlichen Honda Piloten Alex Marquez, Pol Espargaro und Takaaki Nakagami. Diese drei Fahrer sind in Tat und Wahrheit der wahre Grund für das Honda Debakel der Saison 2022.
Was Honda fehlt – ein fitter Marc Marquez und schnellere Markenkollegen
Lassen wir die Frage offen, ob nur Marc Marquez mit der Honda wirklich vorne mitfahren kann. Sein Teamkollege Pol Espargaro bewies zumindest beim Saisonauftakt in Losail (Katar) das Gegenteil, als er zum Jubel von Honda und deren Fans mit Rang 3 einen Podestplatz einfahren konnte. Bedenklich sind jedoch nicht nur seiner restlichen Resultate, sondern auch diejenigen seiner Markenkollegen Nakagami und Alex Marquez. Während letzterer auf kommende Saison zu Gresini Ducati wechseln wird, erhält der Japaner bei LCR Honda für viele überraschend noch eine weitere Chance. Als Ersatz für den jüngeren Bruder von Marc Marquez kommt mit Alex Rins ein unbestritten schneller Mann als neuer Teamkollege des Japaners. Anstelle von Pol wird mit Joan Mir der zweite Suzuki Mann zu Honda wechseln und die Box von Repsol Honda für 2023 komplettieren. Alle fragen sich deshalb, reicht dies für die Rückkehr auf die Überholspur für Honda?
Gute Ratschläge für kommendes Jahr
Wie bereits vor zwei Jahren, als Marc Marquez im ersten Corona-Jahr für die komplette Saison ausfiel, hatten wir auch dieses Jahr viel zu oft das Märchen von der vermeintlich langsamen Honda gehört und gelesen. Ratsam dürfte demnach wie so oft auch 2023 sein, den Einschätzungen der meisten Journalisten, sogenannten Experten und Kommentatoren mit Vorsicht zu begegnen. Ein gutes Beispiel dafür war auch der Saisonbeginn 2021. Vor dem Doppelrennen zum Auftakt in Katar galt der Circuit von Losail für viele als Ducati Strecke und die meistgenannten Favoriten waren Jack Miller und Francesco Bagnaia. Als WM-Leader reiste jedoch deren Ducati Markenkollege Johann Zarco ab und beide Siege gingen an Yamaha. Insofern ist Skepsis angebracht, was Expertisen und Kommentare betrifft und Hoffnung bezüglich mehr Ausgeglichenheit, was die Performance der verschiedenen Hersteller betrifft. Wir schließen uns zumindest auch der Meinung von Marc Marquez an, der für die Abschaffung der sogenannten „Ride height Devices“ und noch mehr komplizierter und unnötiger Elektronik einsteht.
Eine vorsichtige Prognose
Die sicherste Prognose dürfte aus der Erfahrung der letzten beiden Jahre sein, dass die meisten Wichtigtuer sich erneut blamieren werden. Dazu nebenbei bemerkt vor allem auch offensichtlich über ein miserables Langzeitgedächtnis verfügen. Siehe dazu die wiederholte und frei erfundene „Honda-Misere“, welche durch Marc Marquez bereits mehrmals ad absurdum geführt wurde. Wir erlebten es bereits im Vorjahr und soeben wieder seit den Grand Prix von Japan in Motegi und von Thailand in Buriram. Der Mann ist definitiv noch nicht einmal bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit und fährt nach langer Pause sofort wieder in die Top fünf! Insofern kann ihn nur eine erneute Verletzung oder Stürze daran hindern, im nächsten Jahr zusammen mit Fabio Quartararo und den Ducati Speerspitzen um den Titel mitzukämpfen. Aprilia dürfte 2023 ebenfalls ein ernsthaftes Wörtchen mitreden und KTM hoffentlich endlich die vor dem Einstieg in die MotoGP angekündigten Sprüche wahrmachen und ebenfalls konstant vorne abschneiden. Andernfalls wird kommende Saison nicht nur für Jack Miller zu einer heftigen Enttäuschung.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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