Am Freitag geht es los – 1. MotoGP Weekend ohne Marquez!
Das Doppelrennen im zweiten Corona-Jahr hat für viele Beobachter einen schalen Beigeschmack. Auf der einen Seite geht es darum, dass die Dorna ausgerechnet den Saisonstart auf einen Veranstaltungsort legte, welchen man nur per Flug erreichen kann. Dies beinhaltet automatisch ein hohes Infektionsrisiko, wovon derzeit praktisch sämtliche Regierungen abraten. Überall wurde vor unnötigen Reisen gewarnt und ein Saisonbeginn samt Tests hätte mit wesentlich geringerem finanziellen Aufwand in Europa stattfinden können. Vier Tage vor dem ersten freien Training wurde endlich auch offiziell bestätigt, was unsere Leser bereits 2 Wochen davor gewusst hatten. Am 8. März 2021 hatten wir bereits klargestellt, das ein Comeback von Marc Marquez vor der 4. Runde in Jerez undenkbar ist, siehe hier http://www.motoracers.eu/zum-marquez-comeback/.
Die preisgünstige Alternative wurde nicht genutzt
In Jerez und Portimão waren die Bedingungen die ganze Zeit im März optimal und dort gab es auch keinen Sandsturm, der den 5. Tag der MotoGP verhindert hätte, sowie nie Regen. Es hätte bei MotoGP Tests und Rennen dort keine Überschneidungen mit der WorldSBK gegeben. Der nächste offizielle WSBK-Test ist in Barcelona. Auch die peinliche Beschränkung der Testrunden in der Moto2 hätte man sich durch die damit verbundenen Einsparungen an Transport- und Reisekosten ersparen können. Dazu wären auch Flugreisen nicht zwingend notwendig geworden. So aber durften die Moto2 Fahrer in 9 Sessions à über 1 Stunde im Schnitt keine 13 Runden fahren, um nicht unter das Total von maximal 111 zu kommen. Hinter vorgehaltener Hand bezeichneten einige im Paddock dies als schlechten Witz.
Die bisherigen Sieger des Grand Prix von Katar
Mit je 4 Siegen führen Valentino Rossi und Casey Stoner die Statistik der MotoGP Sieger seit dem ersten Rennen 2004 immer noch gemeinsam an. Dies wird sich auch kaum ändern, sofern der Altmeister nicht völlig überraschend am 28. März oder 4. April sein erstes Rennen seit vielen Jahren gewinnt. Genauer formuliert sind es seit seinem letzten Sieg in Assen 2017 schon bald vier Jahre, die der Liebling der Massen auf seinen nächsten Triumph wartet. Überholen können ihn weder Marc Marquez noch Maverick Viñales, selbst wenn letzterer zweimal nacheinander gewinnen sollte. Der erstgenannte wird höchstens in Katar einreisen, wenn er wie kürzlich erst, nur als Impftourist nach Doha kam. Seinem nach wie vor unbrauchbaren rechten Arm nützt die Covid-19 Spritze allerdings nicht.
Die Krux für Marc Marquez – wo soll er das Comeback wagen?
Auch wenn er auf dem Autodromo do Algarve bereits kürzlich wieder seine Runden drehte, ein Einsatz mit 5 Tagen Testrückstand des Repsol Honda Fahrers in Losail galt von vornherein als fragwürdig. Nun wartet er bis mindestens zum dritten Rennen in Portugal. Damit verliert er pro Renn-Wochenende jeweils weitere 3 Tage Praxis gegenüber seinen Honda Markenkollegen und sämtlichen Gegnern. Für seine Fans müsste jedenfalls klar sein, dass sein Eingriff in den Titelkampf bereits so gut wie undenkbar ist. Mit anderen Worten, die Weltmeisterschaft 2021 ist für Marc Marquez bereits vor dem ersten Rennen damit so gut wie gelaufen.
Der International Circuit of Losail
Als einziges Rennen findet hier seit dem 9. März 2008, vier Jahre nach der ersten Austragung der MotoGP, ein Nachtrennen statt. Das Rennen gilt als sehr spektakulär, hat aber für Zuschauer sehr viele Nachteile. Der wesentlichste ist, dass der einzig zugängliche Bereich für Normalsterbliche die Haupttribüne und deren Rückseite mit ausreichender Zahl an sauberen Toiletten ist. Eine Begehung rund um den Kurs ist hier nicht möglich und die Videoleinwand oberhalb des Boxen-Gebäudes ist armselig klein. Im Verhältnis zum riesigen Aufwand für alles andere vor Ort eigentlich ein kümmerlich schlechter Witz. Der Strom für die Nacht-Beleuchtung wird von riesigen Diesel-Generatoren erzeugt, die man in den Pausen laut brummen hört.
Eigenschaften des Losail International Circuit
Die Strecke ist abwechslungsreich, hat ein gutes Layout und mit 1068 m eine sehr lange Start-Ziel-Gerade. Der Kurs verfügt über 6 Links- und 10 Rechtskurven. Den all time lap record hält seit 2019 immer noch Marc Marquez, unterlag im Rennen dann aber Andrea Dovizioso. WorldSBK Ass Jonathan Rea bewies 2019 vor unseren Augen, dass man jedoch trotz rund 15 km/h Topspeed Nachteil hier trotzdem gewinnen kann. Er fuhr seinen Gegnern in den 16 Kurven davon, obwohl die pfeilschnellen Ducatis von Davies und Bautista auf der langen Geraden jedes Mal wieder deutlich aufholen konnte. Deshalb will auch Maverick Viñales diese Strategie des Nord-Iren gerne kopieren und vom Start weg sein Heil in der Flucht suchen.
Das MotoGP-Debakel von 2009 und in der WorldSBK 2018
Im Jahr 2009 war die Austragung von schlechten Wetterverhältnissen geprägt. Aufgrund der durch die künstliche Ausleuchtung der Strecke bei nassen Verhältnissen gefährlichen Lichtreflexionen war von vornherein eine Austragung der Läufe bei Regen ausgeschlossen worden. Der 125 cm³ GP musste wegen einsetzendem Regen prompt bereits nach vier Runden abgebrochen werden und wurde nicht mehr neu gestartet. Danach wurde das Rennen der 250 cm³ Klasse von 20 auf 13 Runden verkürzt. Die MotoGP-Klasse wurde wegen starken Regens und Sturms gar nicht erst gestartet und fand am Montag statt, was einer Katastrophe gleichkam. In der WorldSBK musste neun Jahre später das Rennen am Sonntag abgesagt werden. An den damaligen Sandsturm wurden am 5. Testtag der MotoGP wieder viele erinnert, die das WSBK-Debakel von 2018 mitbekommen hatten.
Die Favoriten für den Grand Prix von Katar
Wir haben unsere Sichtweise zur Favoritensuche für den WM-Titel bereits vor einer Woche dargelegt, siehe im Bericht http://www.motoracers.eu/immer-wieder-falsch/. Es gibt zahlreiche Fahrer, die jedoch zumindest in Katar für den Sieg infrage kommen. Nur aufgrund seiner guten Pace im Losail-Test Jack Miller als Hauptfavoriten zu nennen, halten wir für falsch. Platz 8 vor vier Jahren war das beste Resultat des Ducati Werkspiloten. Bestimmt ist die Ducati eine gute Waffe auf der langen Geraden von Losail, aber meist wurde das Rennen dort in den Kurven entschieden.
Die überzeugendsten Fahrer der letzten Austragung
Nur Rossi und Viñales, dieser aber nicht im Rennen, vermochten nebst Fabio Quartararo. Letzterer hatte mit der schnellsten Rennrunde 2019 in Katar überzeugt, nachdem er aus der Boxengasse starten musste. Vor der Aufwärmrunde hatte der Franzose als Rookie in der Aufregung den Motor seiner Yamaha abgewürgt. Wir hoffen, es gibt nicht zu viele Stürze und sind genauso gespannt wie alle Fans, wer beim ersten Rennen die Sieger und wer die Verlierer sind.
Der Zeitplan für die Rennen in Losail
Zu beachten dabei ist, dass die Sommerzeit von Samstag auf Sonntag am Rennwochenende zurückkommt. Insofern gibt es am Tag des Rennens eine geringere Zeitverschiebung gegenüber Katar, weil die Araber dabei nicht mitmachen. Leider steigen zahlreiche Übertragungen erst am Samstag mit dem Qualifying ein, so insbesondere Servus TV. Der zu Red Bull gehörende Sender ignoriert sämtliche freien Trainings und Warm-Ups. Deren TV-Übertragung beginnt erst kurz vor dem Q1 der Moto3, zum Leidwesen der Fans aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Die Streaming-Dienste von DAZN und MotoGP sind eine Alternative, auch weil bei demjenigen der Dorna keine störende Werbung dauernd die Kunden verärgert, wie bei Servus. Deutscher Kommentar am Freitag ist jedoch Fehlanzeige, auf unsere Anfrage zu einer Verbesserung bei der Dorna kam nichts Vernünftiges zurück. Bis auf eine Standardmail erhielten wir nie eine Antwort der spanischen Firma.
Der provisorische Kalender 2021 mit noch vielen Fragezeichen
Nebst den Überseerennen bestehen berechtigte Zweifel an Rennen wie Assen, Sachsenring und Silverstone. Bei allen Veranstaltungen gelten im zweiten Corona-Jahr voraussichtlich dieselben Einschränkungen wie im Vorjahr, speziell bezüglich einem Besucherverbot für Grossveranstaltungen. Dagegen gab es auch in Ländern wie Österreich bereits Zeichen, die den Ticketverkauf für Spielberg als schlechten Witz dastehen lassen. Derzeit ist auch was Reisebeschränkungen und Überesee-Rennen betrifft, wenig Hoffnung angesagt. Stattdessen ist wieder mit weiteren Doppelveranstaltungen wie 2020 zu rechnen, vorzugsweise dabei wieder in Spanien und Italien.
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