Wo alles begann – die sechste Runde der WorldSBK in Donington Park
Es war im Jahr 1988, als am 3. April zur ersten von damals neun Runden der neu eingeführten Superbike Weltmeisterschaft hier gestartet wurde. Mehr darüber siehe in unserer reichhaltig illustrierten History, mit sämtlichen Ergebnissen und vielen Zusatzinformationen, sowie zahlreichen Resultatblättern. Der Ursprung war Donington und das Reglement der damaligen Zeit wirkt heute wie ein schlechter Witz. Natürlich war die FIM dafür verantwortlich, die selbst heute noch als eine der fragwürdigsten Sportbehörden weltweit gilt. Diese Organisation zeichnete für ein Konstrukt verantwortlich, bei welchem beispielsweise der Sieger des ersten Rennens bei einem Sturz oder Ausfall im zweiten Lauf danach ohne Punkte nach Hause fuhr. Der heutige Ducati Manager Davide Tardozzi war das erste Opfer dieses schon kurz danach in wichtigen Punkten überarbeiteten Reglements. Auf einer Bimota mit Yamaha FZR750 Motor gewann der Italiener am 3. April 1988 das erste Rennen der WSBK Geschichte. Tardozzi stürzte jedoch im zweiten Lauf eine Runde vor Schluss und sein Landsmann Lucchinelli gewann dieses Rennen und wurde danach als Gesamtsieger ausgerufen.
Was Fans, Teams und die Fahrer bei der England-Runde erwartet
Diesmal ist die Ausgangslage so eintönig wie noch nie in der Geschichte der WorldSBK. Der kleine Spanier hatte bis auf den zweiten Lauf von Mandalika (Indonesien), bei welchem er aus eigener Schuld gestürzt war, jeden Lauf dieser Saison gewonnen. Dank seiner mit MotoGP Genen ausgestatteten Ducati Panigale V4R musste er dafür sogar weniger riskieren, als die meisten seiner Kontrahenten. Vor der zweiten Italien-Runde in Imola bietet Donington eine realistiche Chance auf echten Rennsport. Deshalb empfehlen wir den Fans unbedingt, diese Gelegenheit wahrzunehmen und sich das Wochenende für einen Besuch an dieser unvergleichlich schönen Strecke zu reservieren. Die Preise sind im Vergleich zu Tschechien und Italien moderat und es wird Rennsport in traumhafter Umgebung geboten. Zudem könnte zum ersten Mal in dieser Saison ein ernsthafter Kampf um die Spitze entstehen. Glücklicherweise stehen dafür die Aussichten auch in den folgenden Runden von Imola und Most ähnlich gut. Genau dies ist für Fahrer und Teams der Ducati Konkurrenz hoffentlich der Moment der Auferstehung, um endlich beweisen zu können, was in ihnen steckt.
Stand in der Weltmeisterschaft nach Runde 5 in Misano – so gut wie irrelevant
Diese Saison verzichten wir bewusst auf einen Zwischenstand, weil dies nach den Beobachtungen der laufenden Saison aus unserer Sicht kaum Sinn ergibt. Weil er mit seiner MotoGP Replica von Ducati im Gegensatz zu seinen Jahren 2020 und 2021 auf Honda so gut wie unschlagbar ist, kann Bautista auf vielen der verbleibenden Kurse niemand ernsthaft gefährden. Wenn nicht bereits in Magny-Cours, so zumindest in den letzten 3 Runden auf dem Motorland Aragon, in Portimão und San Juan (Argentinien) fehlen den restlichen Piloten derzeit die Mittel, den Mann aus Talavera de la Reina ernsthaft zu gefährden. So war es auch in den ersten fünf Runden dieser Saison und die kommenden drei werden daran wenig ändern.
Mit Blick auf den restlichen Kalender ist die WM praktisch bereits entschieden
Mit bereits 86 Punkten Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger Toprak Razgatlioglu (Yamaha) kann Ducati Mann Bautista höchstens noch eine ernsthafte Verletzung von seiner Titelverteidigung abhalten. Insbesondere in den letzten vier Runden der Weltmeisterschaft ist der Spanier aufgrund seines Vorteils beim Leistungsgewicht und dank der Mehrleistung seines Motorrads der Konkurrenz viel zu überlegen. Derzeit versuchen viele, seine Erfolge auf die Fahrkünste von Alvaro zu schieben, in erster Linie um damit von der haushohen Überlegenheit der Werks-Ducati Panigale V4R abzulenken. Die Wahrheit dazu zeigen jedoch seine Ergebnisse aus den Jahren 2020 und 2021, als er für Honda antrat und trotz einwandfrei gutem Bike nicht über die WM-Ränge 9 und 10 hinauskam. Auch in der MotoGP war der Spanier mit Ausnahme von 2012 und 2013 auf Honda mit den WM-Rängen 5 und 6 während neun Jahren nicht viel mehr als eine Randerscheinung.
Zeitplan und Infos zum WorldSBK Event in Donington Park
Zahlenspielereien vor der englischen WorldSBK Runde
Wie bereits in unserem Artikel „Verfälschte Zahlen“ (Verfälsche Zahlen – MotoRacers) erwähnt, machen die Offiziellen von FIM und Dorna, sowie viele Berichterstatter derzeit alle denselben krassen Fehler. Einerseits unterschlagen sie die Gründe für die drastische Überlegenheit Bautistas zu erwähnen und auf der andern Seite vergleichen sie seine und die Leistungen anderer heutiger Piloten ohne zwingend wichtigen Hinweis mit denjenigen früherer Helden. Beispiele dafür gibt es zuhauf. Da wäre einmal die Marke von 150 Starts in der WorldSBK von Alvaro Bautista im Sprintrennen von Donington. Damit holt der Spanier erstaunlich früh seinen berühmten Landsmann Carlos Checa ein, Dafür brauchte der Weltmeister von 2011 auf einer privaten Ducati ganze 6 Jahre und er hatte wesentlich mehr Konkurrenz als Alvaro heutzutage. Checa war zudem auch zweifacher Grand Prix Sieger in der MotoGP (in der damaligen 500 cm³ Klasse) und er stand immerhin in der Königsklasse ganze 24 Mal auf dem Podest. Alvaro schaffte letzteres mickrige 3 Mal in neun Jahren und gewann nicht ein einziges Mal. Er ist zweifellos ein guter Fahrer, aber auch in seinen beiden Honda Jahren auf der pfeilschnellen CBR-1000RR-R von 2020 bis 2021 stand er nur zweimal auf dem Podest.
Wie entstehen die irreführenden Statistikvergleiche?
Weil ab 2019 drei Rennen und eines davon nur über 10 Runden und mit halben Punkten für die ersten 9 belohnt, gefahren werden, kommen heutige Fahrer viel zu früh an die Rekorde älterer Piloten heran. Aber dies natürlich nur, wenn man anders als es in der MotoGP üblich ist, die Sprintrennen mitzählt. So ergibt dieser fragwürdige Vergleich in Relation zu früher natürlich seit 2019 die Hälfte mehr Läufe, als es noch bis im Jahr davor der Fall war. Selbst von den Offiziellen der Dorna wird in der MotoGP dies für das Tissot Sprintrace jedoch anders gehandabt und Grans Prix Siege haben nichts mit Sprintsiegen zu tun. Gegner der aktuellen Eintönigkeit in der WorldSBK dürften vor allem von der Ducati Bilanz begeistert sein. Es war im Jahr 2011 im zweiten Lauf, als mit Carlos Checa zum letzten Mal ein Pilot auf dieser Marke auf dem wunderschönen Kurs in Donington Park gewann. Diese Saison konnte einzig ein selbstverschuldeter Sturz von Bautista im Tissot Sprintrace von Mandalika (Indonesien) die mittlerweile langweilige, wenn nicht für viele gar nervtötende Siegesserie des amtierenden Weltmeisters Bautista unterbrechen.
Die reelle Chance auf einen anderen Sieger 2023
Nachdem die Saison ähnlich wie 2019 begann, als Ducati mit Alvaro Bautista die WSBK Welt auf den Kopf stellte und mit ihm 11 Läufe in Serie gewann, sind die Hoffnungen für die aktuelle Saison auf ein anderes Gesicht zuoberst auf Podium durchaus berechtigt. Natürlich wünschen sich die einheimischen Fans dafür vor allem einen Briten, wobei die Chancen für Alex Lowes eher besser stehen als für Scott Redding. In der Regel wäre vor allem Jonathan Rea hierfür erster Anwärter, aber der Nord-Ire macht derzeit die sicher schwierigste Phase seiner Karriere durch. Seit die FIM das neue Modell der Kawasaki ZX-10RR bei dessen Einführung 2021 mit fragwürdigen Argumenten förmlich kastrierte, kämpfen der Rekordweltmeister und sein Teamkollege Lowes mit einem fahrerisch kaum gutzumachenden Handicap. Den zahlreichen Fans von Rea und seinem Mannschaftskollegen wäre es trotzdem zu wünschen, wenn es wenigstens für einen der beiden endlich wieder mit einem Sieg klappen sollte. Ansonst könnte es in Abwesenheit des verletzten zweifachen Siegers Michael van der Mark (BMW, siegte 2018 auf Yamaha) zumindest Toprak Razgatlioglu richten, zumindest so lange er noch für Yamaha fährt.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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