Über die Einführung der Frauen-Weltmeisterschaft
FIM und Dorna gelten als dafür berüchtigt, die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen. Ein prägnantes Paradebeispiel dafür war beispielsweise nur wenige Wochen vor dem Termin deren Festhalten an einem angeblich stattfindenden Grand Prix von Finnland, obwohl bereits die Spatzen von den Dächern von der Absage pfiffen. Längst war damals klar, dass der KymiRing gar nicht mehr rechtzeitig fertiggestellt werden konnte und das Geld dazu ausgegangen war. Im Rahmen des Grand Prix von Spanien in Jerez gaben die illustren Herren in einer Pressekonferenz ihr neuestes Projekt bekannt. Auf die Saison 2024 wollen Sie im Rahmen von sechs Europarennen der WorldSBK eine sogenannte Motorrad Frauen-Weltmeisterschaft lanciert werden. Offenbar will man derzeit jeden Furz der Formel 1 nachahmen, wie dem geneigten Betrachter dabei erscheinen mag.
Weltmeisterschaft nur in Europa – das gab es schon einmal
Im Jahr 1949 wurde die sogenannte Motorrad-Weltmeisterschaft von der FIM ins Leben gerufen. Doch diese Gründung hatte mehr als nur einen Makel. Auf der einen Seite waren die Fahrer aus Deutschland in den ersten drei Jahren ausgeschlossen. Dies war aufgrund des zweiten Weltkriegs und auf den ersten Blick für den Betrachter vielleicht verständlich. Aber weshalb dann Italiener trotz ebenfalls faschistischem Regime in dieser Zeit und mit deren Nation als Verbündete der Deutschen im vielleicht schlimmsten Krieg, welchen die Menscheit je erlebte, startberechtigt waren? Dies ist nur schwer oder vielleicht eher gar nicht erklärbar. Vor allem geht es ja dabei bereits um einen Zeitraum von 4 Jahren nach Kriegsende. Mehr als ein Schönheitsfehler war zudem die geringe Zahl der Grand Prix in den ersten Jahren. Beispielsweise 1949 gab es gerade einmal 3 Runden der 125 cm³ Kategorie und deren 4 bei den 250-ern. Und genau wie bei der nun angekündigten Frauen-Weltmeisterschaft für 2024 fanden sämtliche Läufe in den ersten zwölf Jahren nur in Europa statt. Damit erleben wir nun einen wiederholten Etikettenschwindel, wobei diesmal keine Nationen ausgeschlossen sind (oder wie sieht dies mit Kriegstreiber Russland aus?) und wenigstens eine vernünftige Zahl an Runden etabliert wurde.
Positive und negative Seiten einer aus der F1 kopierten Idee
Wir enthalten uns der Stimme, wenn es um Vorteile und Nachteile zur Einführung dieser neuen Serie geht. Einerseits aus dem Grund, dass es Ana Carrasco 2018 auch ohne ein rein auf Frauen beschränktes Feld zu einem Weltmeistertitel geschafft hat. Auf der anderen Seite sollte man Bemühungen anerkennen, dem weiblichen Teil Chancen zu bieten, sich im Rennsport zu entwickeln. Seit der Pandemie sind jedoch nicht nur diverse jungen Frauen aus dem Zweiradsport viel zu früh wieder ausgestiegen, sondern auch einige hoffnungsvollen mänlichen Talente von der WM-Bühne verschwunden. Wir vermissen im internationalen Zweirad-Rennsport heute Namen wie beispielsweise Jan-Ole Jähnig (2019 achter in der WorldSSP 300 auf einer Freudenberg KTM und seinen damaligen Teamkollegen Maximilan Kappler. Wer unsere Aufstellung der letzten Europameisterschafts-Laufsiege betrachtet, stimmt uns sicher bei, dass hinter einem Philipp Öttl und Marcel Schrötter auch aus Deutschland guter Nachwuchs für den Sport in Zukunft sehr wichtig wäre. Dabei ist dem wahren Fan definitiv egal, ob männlich oder weiblich, hauptsache es schaffen einige davon, sich an der Spitze zu etablieren!
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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