Ein typisches Bild in BuriRam bei der Motul World – keine Paddock Show und überall verschlossene Türen. Obwohl im 1. Rennen in Phillip Island in Australien die Paddock Show mit dabei war, hier in Thailand leider nicht.

2. Runde der Motul WorldSBK 2019 im Niemandsland

Unglücklicherweise, zumindest für viele potenziellen Besucher, fanden die MotoGP und WorldSBK Veranstaltungen in Thailand seit einiger Zeit in BuriRam statt. Die Kleinstadt mit dem Chang International Circuit hat in der Nähe einen kleinen Flughafen und ist ab Bangkok in rund 50 Flug-Minuten erreichbar. Yamaha Ass Michael van der Mark fuhr die Strecke von der Thailändischen Metropole nach BuriRam 2018 sogar im Mietwagen. Wie uns sein ebenfalls aus den Niederlanden stammender damaliger Riding Coach in blumigen Worten verriet, dauerte die Fahrt gut 6 Stunden und verlief reichlich abenteuerlich. Wer schon einmal in dem tropischen Land außerhalb der großen Zentren unterwegs war, ist sich bewusst, was dies bedeutet. In nicht touristischen Regionen ist in diesem Land praktisch alles nur in Thailändisch angeschrieben und signalisiert. Zudem ist es in den meisten Regionen wie auch in der Gegend von BuriRAm das ganze Jahr über sehr heiß. Als nicht besonders Hitze-erprobter Kaukasier sucht man meist nur überall den nächsten Schatten am Rennwochenende. Wir hatten oft einen Schirm mit dabei, MotoRacers Zippy ist zum Glück ein wahres Organisationstalent. Daher rechnet sie in diesem Land immer auch mit gelegentlichen und durchaus heftigen Regenschauern.

Der 4-fache Weltmeister und Titelverteidiger Jonathan Rea vor dem Start. Rechts im Vordergrund mit dem Rücken zur Kamera sein langjähriger Crew Chief Pere Riba, selbst ehemaliger Rennfahrer. Im Jahr 2001 hatte er mit WM-Rang 6 auf Ten Kate Honda seine erfolgreichste Saison.

Harte Bedingungen für Fahrer, Material und Besucher
Als Zuschauer kann man bei rund 40 Grad Celsius (dies traf sowohl bei unserem Besuch 2018 wie auch 2019 zu) nur versuchen, möglichst immer im Schatten zu bleiben. Was es insbesondere für die Fahrer natürlich extrem schwer macht, da sie auf ihren Bikes und im Kombi der Sonne und Hitze gnadenlos ausgesetzt sind. Die Piloten versuchen es mit allen Tricks, in den Rennen nicht auszutrocknen. Kältepackungen und eine Trinkflasche sind bei solchen Veranstaltungen Pflicht. Für die Besucher auf dem Chang Circuit, genannt „Destination of Speed“, wurde wenig geboten. Die wenigen Verpflegungsstände auf der Rückseite der Haupttribüne, welche überhaupt geöffnet hatten, waren mit einem überschaubaren Angebot ausgestattet. Da nützen dem Fan die günstigen Eintrittspreise im Vergleich zu europäischen Strecken natürlich wenig. Immerhin bot die sehr große Haupttribüne eine knapp ausreichende Zahl an schattigen Sitzplätzen für die Besucher. Aber im Vergleich zu den meisten Kursen in Europa fällt BuriRam stark ab. Bei der Motul WorldSBK nur schon aufgrund der bei diesem Event fehlenden Paddock Show, eine bei den Besuchern überaus beliebte Institution dieser Rennserie.

Tom Sykes 2019 auf BMW – in BuriRam bei der Startvorbereitung.

Die Gefahr bei großer Hitze

Kurzer Rückblick in die 50er Jahre des Motorsports, am 7. Juli 1957 auf dem Schleizer Dreieck in der damaligen DDR. Der Australier Roger Barker qualifizierte sich auf der Pole Position für das 350-Rennen. Am Tag des Rennens herrschte eine drückende Sommerhitze. Bei rund vierzig Grad Celsius im schwarzen Lederkombi eine Qual und Roger fühlte sich in schwerer Hitze schon seit jeher nie wohl. Darüber hinaus wussten Sportler im Jahr 1957 noch nicht viel über Dehydration. Beide Rennen, für welche sich Barker eingetragen und qualifiziert hatte, waren von einer Dauer von mehr als eine Stunde. Ab dem Start des 350 cm³ Rennens führte Roger und stellte sogar einem neuen Rundenrekord auf, bevor er mit Reifenproblemen ausschied. Beim 500-er Lauf kurze Zeit später lag er erneut an der Spitze – gejagt von Ernst Hiller auf BMW. Auf halbem Weg für die geplanten 20 Runden und auf der gegenüberliegenden Seite des Kurses, führten die Bedingungen aufgrund seiner Dehydration jedoch zum Kollaps des Aussies. Roger Barker brach zusammen und stürzte während der Fahrt von seiner Maschine. Er traf einen einsamen Apfelbaum an der Seite der Rennstrecke und wurde dabei sofort getötet.

Rennsport in den 50-er Jahren – Roger Barker/Australien. Komplett dehydriert brach er während des Rennens am Schleizer Dreieck zusammen und verunfallte tödlich.

Viele Gründe für die geringe Zuschauerzahl

Laut offiziellen Statistiken nahm die Zuschauerzahl in Buri Ram zunehmend ab. Die Gründe dafür sind leicht zu erklären. Bei nur einer Handvoll Hotels in der Kategorie von 3 bis 4 Sternen, sind natürlich fast sämtliche Plätze bei Motorsport-Events wie MotoGP und WorldSBK bereits im Voraus ausgebucht. Für Teams, Offizielle, Journalisten und Fahrer sind bei WM-Läufen mehrere hundert Zimmer jeweils vor Veröffentlichung des Rennkalenders fix reserviert. Für die MotoGP Runde in Thailand fand man 2019 in vernünftiger Nähe zur Strecke höchstens noch Zeltplätze. Allerdings können wir die Übernachtung im Zelt in diesem Land definitiv nicht empfehlen. Abgesehen von diversen Gifttieren stören auch Moskitos die Nachtruhe, dazu die selten unter 30 Grad Celsius liegenden Temperaturen. Die Flüge von Bangkok nach Buriram sind nicht besonders zahlreich. Dazu gibt keine größere Stadt in vernünftiger Entfernung von weniger als einer Stunde Fahrzeit. Im Prinzip liegt der Chang Circuit ähnlich ungünstig wie beispielsweise der Red Bull Ring in Österreich oder Spaniens Motorland Aragon. Auch dort mangelt es an ausreichendem Unterkunfts-Angebot für die Fans in vernünftiger Distanz zur Rennstrecke.

Ein Zugang zur Haupttribüne war am Samstag geschlossen. Seitlich gab es allerdings einen Lift, der meist nicht überwacht war. Dadurch konnte man leicht ohne Ticketkontrolle und trotz fehlender Zutrittsberechtigung auf die Haupttribüne gelangen.

Entwicklung der WorldSBK Zuschauerzahlen in BuriRam

Ein wahrhaft starker Einbruch bei den Ticketverkäufen war ab 2017 zu beklagen. Daher überraschte es wenig, dass diese Veranstaltung per 2020 aus dem Motul WorldSBK Kalender flog.

Ticketverkäufe nicht zwingend relevant für Erhebung der Besucherzahlen
Ob die Zuschauerzahl wirklich den verkauften Tickets der WorldSBK Events entspricht, darf allerdings bezweifelt werden. Wir hatten 2019 nicht den Eindruck, dass viel weniger Zuschauer auf der Haupttribüne waren, als im Jahr davor. Mehrmals kamen wir versuchsweise zudem problemlos ohne Kontrolle der Tickets auf die Tribüne, übrigens der einzig schattige Platz bis auf einige wenige Stände auf dem Parkplatz hinter dem Grand Stand. Jedenfalls dürften die Ticketverkäufe nicht zwingend relevant für Erhebung der Besucherzahlen sein. Zudem sahen für uns viele Besucher nicht aus, als könnten sie sich Eintrittstickets zum Preis eines in diesem Land üblichen Monatsgehalts von einem Lehrer leisten.

Die Verpflegungspreise – immerhin beinahe konkurrenzlos günstig im internationalen Vergleich. Menus mit Getränk ab 2.35 Euro!

WSBK BuriRam 2019 – 2 Kategorien im selben Rennen?

Doch nun zu den Rennen, bei welchen es in der WSBK für die Fans und Zuschauer zu Beginn dieser Saison etwas ungewohnt war. Etliche Besucher und TV-Zuschauer rieben sich verwundert die Augen und fragten sich, ob vielleicht die Ducatis einen Turbolader oder Kompressor (was allerdings das Spezialgebiet von Kawasaki wäre) verbaut haben. Wir hörten danach sehr viele Kommentare von Rennbesuchern, dies seien eigentlich keine echten Rennen gewesen. Bei kleinen und nicht stark besetzten nationalen Meisterschaften treten manchmal verschiedene Kategorien im selben Rennen an. Früher wurden manchmal Superbike und Superstock beispielsweise im selben Lauf miteinander ausgetragen. Bei Tests in WSSP und WSBK sieht man teils auch beide Kategorien zur selben Zeit auf der Strecke. In den ersten Runden der Motul WorldSBK sah es jedenfalls aus, als hätte Ducati vor dem Versand ihrer Werks-Bikes versehentlich in die falsche Kiste gegriffen. Man hatte den Eindruck, der auf die Saison 2019 von der MotoGP in die SBK gewechselte Alvaro Bautista trat mit seiner Ducati GP-18 gegen die „echten Superbikes“ an.

„Best of the rest“ – die Verfolgergruppe von Johnny Rea und Alvaro Bautista. Mit Leon Haslam (Kawasaki) vor Michael van der Mark, Alex Lowes (beide Yamaha), Toprak Razgatlioglu (Kawasaki) und Sandro Cortese (Yamaha).

Keine Spannung wie früher
Alle Fans und Zuschauer, die sich in den Jahren davor aufgrund der teils erdrückenden Überlegenheit von Jonathan Rea spannendere Rennen gewünscht hatten, wurden nun alles andere als erhört. Selbst für die Kommentatoren von Eurosport, egal ob im englischsprachigen Kanal oder auf Deutsch, wirkten ob dem Gebotenen reichlich überfordert. Zu Beginn
lag, wie meist in den Jahren zuvor, Rea an der Spitze. Er fuhr absolut am Limit, aber es war wie ein Kampf gegen Windmühlen. Gegen die Ducati von Alvaro Bautista, welche rund 2000 U/Min höher drehen durfte, war der Nord-Ire absolut chancenlos. Als er von Bautistas Ducati überholt wurde, konnte er sich nach zwei Geraden nicht mal mehr in dessen Windschatten halten. Es war davon auszugehen, dass Ducati in den ersten 3 Rennen einen Leistung-Vorsprung von rund 20-30 PS auf die Konkurrenz hatte. Die Probleme von Bautistas Teamkollege Chaz Davies mit der Umstellung von der 1200 cm³ V2-Panigale auf die MotoGP Replica konnten darüber nicht hinwegtäuschen. Mit Winzling Bautista, der die Charakteristik der Panigale V4 bereits aus der MotoGP bis 2018 gewohnt war, konnte es niemand aufnehmen.

Sandro Cortese vor dem Rennen auf seiner Yamaha R1 – der Deutsche schaffte in der Superpole am Samstagmorgen der hervorragenden 4. Startplatz. Beim Saisonauftakt 2019 in Phillip Island (Australien) hatte er mit 3 Top Ten Resultaten geglänzt.

Das erste Rennen am Samstag
Wie eingangs erwähnt gab es, nachdem Johnny Rea von Alvaro Bautista mit einem Geschwindigkeitsüberschuss von rund 15-20 km/h auf der Start-Zielgeraden überholt worden war, keinen Kampf um die Spitze mehr. Der kleine Spanier zog sofort auf und davon. Auch wenn Rea jedes Mal in den Bremszonen wieder etwas Boden gutmachen konnte, in der Beschleunigung und auf den Geraden verlor er immer wieder Zeit auf die Ducati vor ihm. Dadurch wurde es nur noch beim Kampf um die Plätze 3 und 5 spannend. Gegen Ende des Rennens lieferten sich die beiden Pata Yamaha Team-Kollegen Alex Lowes (GBR) und Michael van der Mark (NED) einen engen Kampf um das Podium. Es war der Engländer, der am Schluss mit einer knappen halben Sekunde Vorsprung Platz 3 vor dem Mann aus der Käsestadt Gouda holte. Dahinter ging es zwischen Leon Haslam (GBR, Kawasaki) und Marco Melandri (ITA, GRT Yamaha) um Rang 4 noch enger zu. Haslam behielt die Nase vorne und sicherte sich den 5. Platz.

1. Runde im ersten Rennen der WorldSBK 2019 in BuriRam in Kurve 5 – Rea (Kawasaki ZX-10RR) führt vor Bautista (Ducati V4R), Lowes (Yamaha R1), Sykes (BMW S1000-RR) und Haslam (Kawasaki ZX-10RR).

Die beiden Deutschen und die gestürzten Fahrer
Sandro Cortese (GRT Yamaha) konnte mit P7 nach Startplatz 4 nicht vollauf zufrieden sein. Dass der Deutsche bis ins Ziel auf Markenkollege Lowes über 10 Sekunden verlor, war schlicht zu viel. Hinter Melandri war er zudem auch schlechtester der Yamaha Piloten. Noch enttäuschender lief es für seinen Landsmann Markus Reiterberger (BMW). Reiti landete als Vierzehnter weit abgeschlagen im Ziel. Nur noch Davies, Warokorn und del Bianco vermochte Reiti dabei hinter sich lassen. Chaz Davies war, genauso wie Eugene Laverty und Thitipong Warokorn, im 1. Lauf in Kurve 3 gestürzt. Er konnte sich danach aber wie Warokorn wieder aufrappeln und das Rennen fortsetzen. Auch der Japaner Kiyonari war gestürzt und gab wie Laverty danach auf.

Panorama-Aufnahme des Chang Circuit mit der Zielkurve 12 rechts und links im Bild Kurve 6.

Ergebnis WSBK Runde 2 – Lauf 1 BuriRam

Ergebnis WSBK Runde 2 – Superpole Race BuriRam

Auch die Geschichte des Superpole Race am Sonntagmorgen ist schnell erklärt. Diesmal ging Alvaro Bautista gleich nach dem Start in Führung und fuhr dem Rest des Feldes auf und davon. Beim nur über 10 Runden dauernden Sprintrennen gelang es nur Jonathan Rea und Alex Lowes halbwegs am Spanier dranzubleiben. Wie die englischen Kommentatoren von Eurosport richtig dabei (wir sahen uns nach dem Rennen wie immer die Aufzeichnung an) festgestellt hatten, hatten die beiden auf den Geraden und in der Beschleunigung keine Chance. Mit mehr Risiko gelang es ihnen jeweils nur in den Bremszonen, wieder einige Zehntel auf Bautistas Ducati aufzuholen. Die Plätze 1 bis 7 waren exakt gleich verteilt, wie im ersten Rennen. Nur die Abstände im Ziel waren aufgrund der kürzeren Distanz des SP-Race geringer. Die Top Ten wurden diesmal von Chaz Davies (Ducati), Toprak Razgatlioglu (Kawasaki) und Tom Sykes (BMW) komplettiert. Erneut keine Verbesserung gelang dem BMW-Fahrer Markus Reiterberger. Der Deutsche kam wie im 1. Lauf nicht über Platz 14 hinaus und im Sprintrennen erhalten nur die ersten 9 Fahrer WM-Punkte, womit er diesmal sogar leer ausging.

Ergebnis WSBK Runde 2 – Lauf 2 in BuriRam

Nach Einführung des Superpole Race auf die Saison 2019 entfiel eine fragwürdige Regel von früher. Bis 2018 wurde nämlich der Sieger des 1. Rennens in etwas fragwürdiger Form dafür bestraft, indem die Start-Aufstellung für Lauf 2 in umgekehrter Reihenfolge der ersten 10 Fahrer vom 1. Zieleinlauf erstellt wurde. Dadurch wurde Jonathan Rea davor meist auf Platz 9 zurückversetzt und musste sich am Sonntags-Rennen zuerst durch das halbe Feld pflügen. Alvaro Bautista hatte deshalb erneut leichtes Spiel und startete als Sieger im 1. Rennen von der Poleposition, von wo er gleich zu Beginnn die Führung übernahm und nie mehr abgab. Wie am Vortag und am Morgen davor fuhr der Spanier dank der Mehrleistung seiner MotoGP Replica von Ducati sofort auf und davon. Bis ins Ziel einen Vorsprung von über 10 Sekunden auf seinen nächsten Verfolger Jonathan Rea. Die Ränge 1 bis 7 waren erneut eine Kopie des 1. Rennens. Die Top Ten wurden diesmal von Michael Ruben Rinaldi (Barni Racing Ducati), Toprak Razgatlioglu (Kawasaki) und Jordi Torres (Kawasaki) komplettiert. Reiti hielt diesmal den Schaden etwas in Grenzen und schaffte Platz 11. Dabei profitierte er allerdings von den Ausfällen von Chaz Davies und Tom Sykes. Die beiden schieden aufgrund von technischen Problemen aus.

Chaz Davies als Passagier auf dem Roller eines Streckenposten. Im 2. Rennen über die volle Distanz fiel der Wailser infolge eines technischen Problems aus.

Spannendes Rennen in der WSSP

Siehe auf dieser Seite unter “ 2019″ – „WSSP 2019“ – „WSSP 02 THA 2019“.

Mehr Bilder zum BuriRam Mehr Bilder zum BuriRam Event siehe „Gallery“ – „BuriRam WSBK Gallery“..