Teil 7: Erste Saisonhälfte 1991 – dem 4. Jahr der Superbike WM
In Donington begann diesmal die 4. Saison der seriennahen Weltmeisterschaft wieder an ihrem Ursprungsort, wo am 3. April 1988 alles begonnen hatte. Diesmal war es erneut sehr früh im Jahr, als am 30. März des Jahres 1991 die Motoren zum Auftakt der 4. Superbike WM das erste Mal aufheulten. Die Entry-List war riesig und umfasste nicht weniger als 54 Fahrer, eine heute fast unvorstellbare Zahl. Bis zum Ende der Saison sollten über 90 verschiedene Piloten WM-Punkte einfahren. Titelverteidiger war der Franzose Raymond Roche auf Ducati. Sein Teamkollege war wie im Vorjahr wieder Giancarlo Falappa. Der Italiener hatte nach einem fürchterlichen Unfall auf dem Österreich-Ring den Rest der Saison verpasst, siehe dazu auch unseren Bericht zur Saison 1990. Als Teamchef für die Ducati Werks-Mannschaft amtete im 3. Jahr der ehemalige 500 cm³ Rennfahrer Marco Lucchinelli, in der ersten WSBK Saison 1988 noch selbst Laufsieger in Donington Park.
Konkurrenz von der eigenen Marke
Der Titelverteidiger sollte für die Saison 1991 mit Doug Polen einen starken Konkurrenten aus den USA erhalten. Der in der AMA Superbike bereits sehr erfolgreiche US-Amerikaner trat für das private Fast by Ferracci Team an. Obwohl die Werksmannschaft bereits das neue Modell 888 einsetzte, erwies sich die Ducati 851 des Belgiers Stéphane Merkel und erst recht die 888-er des genialen Tuners Eraldo Ferracci von Doug Polen als mindestens ebenbürtig. Immer wieder gibt es schlecht orientierte Journalisten, oder solche die für seriöse Recherchen schlicht zu faul sind, die Doug Polen allen Ernstes eine Werks-Ducati unterstellen. Doch nicht nur beispielsweise Troy Corser sollte später auf einer privaten Ducati durchstarten, sondern davor auch der US-Boy aus Detroit in Michigan.
Der Kalender der WorldSBK Saison 1991
Nach Enna-Pergusa in Sizilien und Monza in Norditalien kamen diesmal die Strecken von Misano und Mugello zum ersten Mal für die Superbike WM zum Zug. Die Strecke von Manfeild in Neuseeland fehlte im Kalender zum ersten Mal, weshalb das Saisonfinale in Phillip Island (Australien) ausgetragen wurde. Statt in Jerez gastierte die seriennahe WM in Spanien diesmal auf der Strecke von Jarama, nahe der Hauptstadt Madrid. Zum ersten Mal seit Austragung der WSBK fehlte auch der Hungaroring in der Nähe von Budapest (Ungarn). Dafür probierte man es diesmal mit Anderstorp in Schweden. Hier waren von 1974 bis 1990 mehrmals die Fahrer der Prototypen-Weltmeisterschaft unterwegs gewesen.
Der Saisonstart in England
Der amtierende Weltmeister stieg genauso wie sein Vorgänger Fred Merkel (Honda) mit einem Fehltritt in die neue Saison. Raymond Roche blieb in der 10. Runde mit einem Motorschaden an seiner Werks-Ducati stehen und nur zwei Runden später erwischte es auch den US-Amerikaner mit analogem Problem. Dass sein Teamkollege Baldassare Monti im zehnten Umlauf stürzte, machte den ersten Lauf für seine Mannschaft zum Desaster. Stattdessen gewann für das Ducati Privatteam „Fast by Ferracci“ aus den USA Doug Polen vor Fabrizio Pirovano (Yamaha) und Terry Rymer (Yamaha). Hinter dem WM-Vierten des Vorjahres, Rob Phillis (Kawasaki) klassierten sich mit Rob McElnea, Brian Morrison, Niall Mackenzie und Ray Stringer vier Engländer. Der WM-Dritte von 1990 Stéphane Mertens (Ducati) war hingegen in der achten Runde abgeflogen.
Das zweite Rennen in Donington
Als Sieger des ersten Laufs erwischte es zwei Runden vor Schluss des zweiten Rennens diesmal Doug Polen mit einem Triebwerksdefekt an seiner privaten Ducati 888. Mertens gewann vor Roche, Rob Phillis, Rymer und McElnea. Platz 9 holte sich ein gewisser Carl Fogarty auf Honda, der im ersten Rennen noch mit einem Problem an seinem Schaltgestänge ausgeschieden war. Damals konnte noch niemand ahnen, dass er schon bald zu einer prägenden Figur der Superbike WM werden sollte. Nebst Polen erwischte vor allem dessen Landsmann Fred Merkel einen rabenschwarzen Tag. Diesmal kam der Weltmeister von 1988 und 1989 nur 8 Runden weit, bevor seine Rumi Honda ihren Geist aufgab.
WM-Runde 2 in Jarama
Seit 1969 war auf dieser Strecke nordöstlich von Madrid schon oft die Motorrad-Weltmeisterschaft zu Gast gewesen. Nach 1990 in Jerez war die spanische WSBK Runde diesmal auf dem Circuito del Jarama eingeplant worden. Im ersten Lauf schockte Doug Polen die Konkurrenz erneut, als er mit 8 Sekunden Vorsprung auf den Australier Rob Phillis das Rennen überlegen gewann. Roche hingegen stürzte bereits in der ersten Runde und 5 Umgänge später machte es ihm auch Fred Merkel nach. Kurz nach dem Start hatte es zudem einen Massensturz gegeben, dem unter anderen auch Stéphane Mertens zum Opfer gefallen war. Das Podium komplettierte der Spanier Juan López Mella vor seinem Landsmann Daniel Amatriain (beide Honda), Pirovano, Monti und Terry Rymer. Der Deutsche Udo Mark holte sich auf Yamaha vor Carl Fogarty (Honda) den hervorragenden 8. Platz.
Das zweite Rennen in Spanien
Der Sieger des ersten Laufs doppelte souverän nach und triumphierte damit bereits zum 3. Mal in 4 Rennen. Doug Polen war damit natürlich WM-Leader, bevor es in Kanada und den USA mit den Übersee-Runden weiterging. Stéphane Mertens war vor dem amtierenden Weltmeister Roche zweiter geworden, der sich damit gleich zwei privaten Ducatis geschlagen geben musste. Die Top Ten wurden komplettiert von Mella, Pirovano, Amatriain, Mark, Fogarty, dem Finnen Jari Suhonen und mit Luis Carlos Maurel einem weiteren Spanier (beide Yamaha). Auch diesmal hatte es gleich in der ersten Runde mit Rob Phillis und Baldassare Monti zwei prominente Sturzopfer gegeben. Fred Merkel flog nur eine Runde später ebenfalls noch ab. Insgesamt verpassten noch weitere 7 Fahrer die Zielankunft, darunter auch Giancarlo Falappa auf der zweiten Werks-Ducati.
Der Boykott des kanadischen WM-Laufs in Mosport
Die brandgefährliche Strecke von Mosport in Kanada hatte bereits in den ersten Jahren zu einigen Diskussionen geführt. Wenn hier ein Fahrer an der falschen Stelle stürzte, waren schwerste Verletzungen oder gar tödliche Folgen zu befürchten. Daher kam es auf die Saison 1991 zum Boykott sämtlicher Weltklassefahrer, dem sich auch die besten US-Amerikaner wie Polen und Merken angeschlossen hatten. Mangels sportlichem Wert dieser Veranstaltung verzichten wir auf die Details der Resultat-Liste. Im ersten Rennen hatten nur 15 Fahrer das Ziel gesehen und Lauf 2 sah sogar nur 13 Piloten im Ziel.
Die eigentlich 3. WM-Runde in Brainerd
Die Strecke im Crow Wing County im US-amerikanischen Bundesstaat Minnesota war den Lokalmatadoren natürlich bestens bekannt. Fred Merkel hatte dort auch bereits Laufsiege in der AMA Superbike Meisterschaft errungen, jedoch im Vorjahr bei den WSBK Rennen mit Reifenproblemen gekämpft. Auch am Sonntag, dem 2. Juni 1991 sollte der kalifornische Sonnyboy wieder unzufrieden aus Brainerd abreisen. Im ersten Rennen reichte es ihm nur für Platz 6. Doug Polen besiegte auf seiner Ferrucci-Ducati seinen Landsmann Scott Russell (Kawasaki), der vor Mertens auf der zweitbesten und ebenfalls privaten Ducati Platz 2 holte. Vierter wurde Rob Phillis (AUS, Kawasaki) vor Vize-Weltmeister Fabrizio Pirovano (ITA, Yamaha). Raymond Roche pausierte nach einem Sturz im 1. Qualifying verletzt, während sein Teamkollege Falappa Platz 7 holte. Carl Fogarty wurde im 1. Rennen elfter.
Lauf zwei im US-Rennen – erneuter Doppelsieg für Doug Polen
Das zweite Rennen war bis auf etwas knappere Abstände der ersten drei auf dem Podest eine Kopie des ersten Laufs. Während sein Landsmann Polen mit einem erneuten Doppelsieg triumphierte musste sich Merkel diesmal mit P4 zufriedengeben. Rob Phillis sah die Zielflagge diesmal als fünfter vor Pirovano und Monti. Fogarty wiederholte sein Resultat aus dem ersten Lauf und hinter ihm wurde sein Landsmann Niall Mackenzie zwölfter. Eine deutliche Verbesserung nach Rang 15 im 1. Rennen. Der nach seinem fürchterlichen Crash im Training von Spielberg 1990 nach 27 Knochenbrüchen wieder genesene Giancarlo Falappa fiel bei Rennhälfte aus.
Die Rückkehr nach Spielberg
Der italienische Draufgänger Giancarlo Falappa hatte gar keine guten Erinnerungen an den Österreich-Ring. Die viel zu nahe angebrachten Leitplanken hätten ihn im Vorjahr bei einem fatalen Crash beinahe das Leben gekostet. Dreißig Jahre später sollte der Kurs als Red Bull Ring in der MotoGP erneut zu Recht in Verruf geraten, als die Bikes zweier gestürzten Fahrer beinahe Valentino Rossi und seinen Teamkollegen erschlugen. Doch Sicherheit wurde allgemein damals noch recht kleingeschrieben und so kehrten die WSBK Helden auch 1991 wieder nach Spielberg zurück. Erst nach 1999 sollte die Strecke endgültig aus dem Kalender fliegen.
Das erste Rennen und der belgische Sieger
Nach seinem Sieg im 2. Rennen von Donington triumphierte im ersten Lauf auf dem Österreich-Ring zum zweiten Mal in der Saison Stéphane Mertens auf seiner privaten Ducati. Seriensieger Doug Polen wurde vor Raymond Roche zweiter. Erneut hatte damit der französische Werksfahrer auf seiner neuen Ducati 888 gegen zwei Privatfahrer, wovon der Belgier gar auf dem älteren 851-er Modell unterwegs war, den Kürzeren gezogen. Doch diesmal war es eine der knappsten Entscheidungen der Geschichte. Mit 4 Fahrern innerhalb von 1,198 Sekunden verpasste der Australier das Podium nur um rund zweieinhalb Zehntel. Zahlreiche Fahrer waren mit technischen Problemen ausgeschieden, darunter Fabrizio Pirovano und der Schweizer Andreas Hofmann. Lokalmatador Karl Truchsess war gestürzt, genauso wie ausgerechnet Falappa in der 3. Runde, der sich aber zum Glück dabei nicht erneut verletzte.
Das zweite Rennen und der Beginn einer fast unheimlichen Serie
Nach seinem nur um 0,27 Sekunden verpassten Sieg im ersten Lauf und gewann den zweiten gar noch knapper vor Mertens. Roche blieb erneut nur Rang 3 und Phillis kreuzte als undankbarer Vierter die Ziellinie mit lächerlichen 6,1 Zehnteln hinter dem Sieger. Pirovano wurde auf der besten Yamaha fünfter vor seinen beiden Landsleuten Davide Tardozzi und Giancarlo Falappa (beide Ducati). Dahinter lag Ex-Weltmeister Fred Merkel (Honda) vor Terry Rymer, Udo Mark, Jari Suhonen und dem Niederländer Jeffrey de Vries (alle Yamaha). Der Deutsche Peter Rubatto hatte es mit Rang 13 auf seiner Yamaha ebenfalls noch in die Punkteränge geschafft, nachdem er in Lauf 1 bereits einen Zähler geholt hatte.
Die Misano Premiere der Superbike WM mit Runde 6
Zum ersten Mal gastierte die seriennahe Weltmeisterschaft auch auf dem Autodromo di Santamonica bei Misano Adriatico. Kurioserweise war mit dem 8. August ein denkbar ungünstiges Datum mitten im Hochsommer dafür gewählt worden. Der Ausgang der beiden Rennen erlebte jedoch keine Überraschung. Der neue Überflieger Doug Polen triumphierte auch in Italien mit seinem bereits dritten Doppelsieg der Saison. Rob Phillis unterlag im ersten Rennen auf seiner Kawasaki um nur 0,748 Sekunden. Im zweiten Lauf wurde er von Weltmeister Roche nur hauchdünn auf Platz 3 verwiesen, der im ersten Rennen das Podium noch um einen Rang verpasst hatte. Kurios war die Klassierung von Virginio Ferrari auf einer Kawasaki. Der ehemalige 500 cm³ Star wurde im ersten Lauf mit P22 zweitletzter und im zweiten 23. und letzter der klassierten Fahrer.
Zum ersten Mal in Schweden für WM-Runde 7
In Schweden schien sich mit Barry Sheene der 500 cm³ Superstar der 1970-er Jahre besonders wohl zu fühlen. In Anderstorp und Karlskoga gewann der Engländer ab 1976 nicht weniger als sechsmal in Folge. Im vierten Jahr der Superbike WM gastierte nun auch die seriennahen Bikes zum ersten Mal in Anderstorp. Doch es sollte ein kurzes Gastspiel bleiben und nach einem Unterbruch 1992 fand im Jahr darauf bereits wieder die sogenannte Dernière statt und damit war es das. Der erste Lauf bei der Premiere von 1991 wurde wenig überraschend eine Beute von Doug Polen. Doch der Privatfahrer aus den USA musste bis zum Zielstrich mit Rob Phillis um den Sieg kämpfen. Der Kawasaki Pilot schenkte dem WM-Leader dabei keinen Meter. Ganze 0,31 Sekunden trennten die beiden am Ende, während Fabrizio Pirovano als Dritter bereits über 24 Sekunden später abgewunken wurde.
Die weiteren Platzierungen mit einem bald aufsteigenden Stern
Auf Rang 4 traf mit Carl Fogarty auf Honda ein Fahrer im Ziel ein, dessen Stern am WSBK Himmerl schon bald noch viel weiter aufsteigen sollte. Hinter dem Engländer wurde der Finne auf der zweitbesten Yamaha vor Giancarlo Falappa Fünfter. Die Top Ten wurden komplettiert vom Engländer Terry Rymer (Yamaha), Ex-Weltmeister Fred Merkel (Honda), dem Franzosen Jean-Yves Mounier und Udo Mark (beide Yamaha). Pech hatte der Lokalmatador Christer Lindholm (Yamaha) gehabt, der aufgrund eines Batterieschadens ausgefallen war. Genauso der amtierende Weltmeister Raymond Roche. Der Franzose hatte mit einem Kettenschaden nicht einmal die erste Runde zustande gebracht und sah seine Felle in der Weltmeisterschaft immer weiter davonschwimmen.
Der zweite Lauf – ein weiterer Doppelsieg für den Überflieger aus den USA
Auf den ersten beiden Plätzen bot sich beim Zieleinlauf ein ähnliches Bild wie im ersten Rennen. Doch der Abstand war mit 2,96 Sekunden diesmal wesentlich deutlicher. Auf Platz 3 traf mit Raymond Roche der Pechvogel des ersten Laufs mit 3,55 Sekunden Rückstand auf Sieger Doug Polen ein. Carl Fogarty auf der erneut besten Honda wiederholte mit P4 sein Resultat von Lauf 1, gefolgt vom Schweden Christer Lindholm, Fred Merkel (Honda), Jari Suhonen und Rob McElnea (beide Yamaha). Waren im ersten Lauf noch 8 Fahrer ausgefallen, erhöhte sich die Zahl im zweiten Rennen auf ganze dreizehn. Darunter der im ersten Durchgang bereits gestürzte Belgier Stéphane Mertens, diesmal aufgrund eines Kupplungs-Schadens. Auch die Italiener Piergiorgio Bontempi und Fabrizio Pirovano, im ersten Lauf noch Dritter, sahen die Zielflagge nicht. Letzterer war durch Sturz 3 Runden vor Schluss ausgeschieden.
Zweite Saisonhälfte 1991 – im 4. Jahr der Superbike WM
Doug Polen reiste als WM-Leader nach Japan. Der US-Amerikaner hatte mit dem aus seinem Land stammenden Team in der ersten Saisonhälfte mit zwei Ausnahmen sämtliche der 12 Rennen gewonnen, bei welchen sie angetreten waren und war einmal Zweiter geworden. Das Rennen in Mosport (Kanada) wurde von sämtlichen Spitzenfahrern boykottiert und sollte im Jahr darauf aus dem Kalender fliegen. Der amtierende Weltmeister Raymond Roche lag mit bereits 110 Punkten Rückstand auf Polen nur auf dem vierten Zwischenrang. Fabrizio Pirovano als Vizeweltmeister von 1990 hatte genauso wie Stéphane Mertens ebenfalls schon mehr als 100 Zähler auf den Ducati Privatfahrer aus den USA verloren. Nur der Australier Rob Phillis lag mit allerdings auch bereits 56 Punkten weniger als Doug Polen auf Platz 2, bevor es am 25. August in Sugo weiterging.
Sugo (Japan) – der Überflieger machte erneut Ernst
Eine bekannte Strecke für den WM-Leader
Auf einer der wenigen Strecken, welche er von seinem Einsatz als Gaststarter 1989 bereits kannte, hatte Doug Polen mit seinen Gegnern auch in Sugo erneut kein Erbarmen. Diesmal gingen auch die Europäer in Japan wieder beinahe unter. Bester von ihnen wurde im ersten Rennen auf P6 wenig überraschend der amtierende Weltmeister Raymond Roche auf der Werks-Ducati vor Fabrizio Pirovano (Yamaha). WM-Leader Polen gewann den ersten Lauf vor dem Australier Rob Phillis und dem Neuseeländer Aaron Slight (beide Kawasaki). Platz 4 ging an den Australier Peter Goddard vor sienem Landsmann Kevin Magee (beide Yamaha). Mit Rang 8 für den US-Amerikaner Scott Russell auf Kawasaki sah man ein bereits aus der 4. WM-Runde in Brainerd (USA) bekanntes Gesicht. Er hatte bereits hinter Polen bei seinem Heimrennen mit zwei 2. Plätzen beeindruckt. Der Belgier Mertens war im ersten Rennen gestürzt und sah damit, wie weitere 10 Piloten die Zielflagge nicht.
Das zweite Rennen in Suzuka
Diesmal gewann Doug Polen 6 Sekunden vor Roche und mit Platz schaffte es Kevin Magee im 2. Anlauf als einziger Australier aufs Podium. Aaron Slight landete diesmal auf P4 vor Scott Russell (beide Kawasaki), Niall Mackenzie und Fabrizio Pirovano (beide Yamaha). Bester Honda Fahrer war wie bereits in Anderstorp (Schweden) in der vorherigen Runde Carl Fogarty vor dem Markenkollegen und zweifachen Weltmeister von 1988 und 1989 Fred Merkel. Davide Tardozzi komplettierte die Top Ten vor seinem Landsmann Giancarlo Falappa (beide Ducati). Dahinter folgten mit Ryuji Tsuruta und Kiyokazu Tada die zwei schnellsten Japaner, beide auf Kawasaki. Eine ganze Reihe Fahrer sahen die Zielflagge auch im zweiten Lauf nicht, insgesamt waren es deren sechs und fünf hatten zudem auf den Start verzichtet. Stéphane Mertens gehörte zu den Ausfall-Opfern, diesmal aufgrund eines Motorschadens an seiner privat eingesetzten Ducati. Die prominentesten gestürzten Piloten waren Peter Goddard und Udo Mark.
WM-Runde 9: Zum zweiten Mal in Malaysia
Die zweite Ausgabe nach dem Vorjahr
Mit Shah Alam kam nach der Premiere von 1990 erneut die Strecke zum Zug, auf welcher von 1991 bis 1997 auch die Prototypen-Motorrad WM zu Gast war. Im ersten Jahr konnte hier Fabrizio Pirovano mit der Yamaha FZR-750R einen Doppelsieg verbuchen. Es sollte die einzige Strecke im Kalender von 1991 bleiben, auf welcher WM-Leader Doug Polen nicht mindestens ein Rennen gewann. Zudem das erste Mal, wo es der US-Boy nicht wenigstens in einem der beiden Läufe aufs Podium schaffte. Der bisher in dieser Saison sieglose amtierende Weltmeister Raymond Roche erlöste sich und die Ducati Werksmannschaft sogar mit einem Doppelsieg.
Resultat des ersten Rennens:
Resultat des zweiten Rennens:
Die 10. Runde auf dem HockenheimRing
Nur noch 4 Strecken seit der Premiere von 1988 dabei
Hockenheim war eine der nur vier Strecken, welche im 4. Jahr der Superbike WM immer noch im Kalender standen. Die anderen waren Donington Park, der Österreich-Ring und der japanische Kurs von Sugo. Der amtierende Weltmeister und sein starker Herausforderer teilten sich die Siege in den beiden Rennen. Die Rekordrunde von Roche im 2. Lauf mit einem Schnitt von über 196 km/h unterstreicht, wie gefährlich der Hockenheimring mittlerweile geworden war. Erst nach der Verkürzung im Jahr 2002 wurde die Strecke in Baden-Württemberg, südlich von Mannheim sicherer.
Resultat des ersten Rennens:
Resultat des zweiten Rennens:
Premiere auf dem Circuit de Nevers in Magny-Cours
Am Rand des Burgunds, rund 200 km südlich von Paris liegend, kam in der Superbike WM im vierten Jahr zum ersten Mal Magny-Cours zum Zug. Seither ist die Strecke nahe der Kleinstadt Nevers fester Bestandteil im Kalender. Bei der Premiere zeigten sich die beiden US-Amerikaner Polen und Merkel diesmal vor allem gut in Form. Lokalmatador Roche hatte alle Hände voll zu tun, wenigstens den Ex-Weltmeister der ersten beiden WSBK-Jahre in Schach zu halten. Für den Honda Piloten Merkel sollte das erste Podium der Saison auch gleich sein letztes sein. Rob Phillis auf der besten Kawasaki holte sich im 1. Rennen Platz 4 vor Terry Rymer (Yamaha), Carl Fogarty (Honda) und Stéphane Mertens (Ducati). Nebst Giangarlo Falappa beendete auch dessen Landsmann Fabrizio Pirovano das Rennen nicht. Bei seiner Yamaha FZR-750R war nach einer Runde das Gaskabel gerissen.
Das 2. Rennen in Magny-Cours – der Weltmeister stand bereits davor fest
Auch rechnerisch stand Doug Polen bereits nach dem ersten Lauf als neuer Superbike Weltmeister des Jahres 1991 fest. Es waren nur noch 100 Punkte in den letzten 5 Rennen zu vergeben und der US-Amerikaner lag bereits 110 Zähler vor den punktgleichen Roche und Phillis. Die Art und Weise, wie der neue World Champion seinen Titel feierte, war schlicht sensationell. Doug Polen fuhr mit nicht weniger als 27,54 Sekunden auf Raymond Roche im zweiten Rennen über die Ziellinie. Platz 3 ging an den Belgier Mertens vor Terry Rymer, Phillis, Pirovano, Fogarty und Falappa. Der Schweizer Edwin Weibel holte sich mit Rang 9 ein Top Ten Resultat, noch vor Fred Merkel.
Die zweitletzte Runde in Mugello
Zum ersten Mal im 4. Jahr der Superbike WM fand in Italien ein zweites Rennen statt. Nach der Premiere von Misano folgte im Herbst die zweitletzte Runde in Mugello. Am 6. Oktober fuhr der neue Weltmeister seinen bereits 16. Sieg der Saison nach Hause. Es sollte sehr lange dauern, bis einem anderen Fahrer eine derartige Serie gelingen sollte. Mit Jonathan Rea aus Nord-Irland auf Kawasaki musste die Geschichte lange warten, bis er dieses Kunststück in der Saison 2018 schaffen würde. Doch zurück zur WSBK Premiere in der schönen Gegend rund 50 km nördlich von Florenz im Apennin gelegen. Raymond Roche musste sich mit Platz 2 vor Stéphane Mertens auf der drittbesten Ducati begnügen. Arges Pech hatte der um den Vize-Titel mit dem Franzosen kämpfende Australier Rob Phillis. Der Kawasaki Pilot hatte sich auf P8 problemlos qualifiziert, aber aufgrund einer Verletzung auf einen Start im Rennen verzichten müssen.
Lauf zwei von Mugello
In der Heimat seines Teams gelang Raymond Roche im zweiten Rennen die Revanche und er siegte vor Polen und Terry Rymer, der sich mit P3 sein drittes Podium der Saison holte. Vierter wurde Piergiorgio Bontempi auf Kawasaki, der sich hiermit seine zuvor weniger erfolgreiche Saison krönte. Der Niederländer Jeffrey de Vries wurde fünfter und auch für ihn war es das beste Resultat des Jahres, wobei er eine deutlich konstantere Saison hinter sich hatte, mit immerhin vier zusätzlichen Top Ten Resultaten. Zahlreiche Fahrer sahen im letzten Rennen in Europa das Ziel nicht, darunter Fred Merkel, nach einem Crash in Runde 4 Stéphane Mertens, Carl Fogarty und Lokalmatador Giancarlo Falappa mit defekter Benzinpumpe.
Das Saisonfinale in Phillip Island
Auch der beliebte Eurosport Kommentator Lenz Leberkern bekommt leuchtende Augen, wenn er von seinen Aufenthalten in Australien erzählt. So ging es uns insbesondere auch 2020, als wir das Glück hatten, das einzig „normale“ Event der Superbike WM besuchen und erleben zu dürfen. Als die WorldSBK hier im Jahr 1991 zu Gast war, fuhren die Stars der seriennahen Weltmeisterschaft auf der Strecke in Down Under erst zum zweiten Mal. Aufgrund der hohen Reisekosten waren natürlich nur wenige Europäer vor Ort, aber von der Strecke direkt am Meer dürften sie wohl allesamt uneingeschränkt begeistert gewesen sein. Die Werksmannschaft von Ducati hatte sich die Reise wenig überraschend erspart. Raymond Roche hatte den zweiten Platz nach der Verletzung von Bob Phillis bereits auf sicher und den Hersteller-Titel hatte im Prinzip das Privatteam „Fast by Ferracci“ aus den USA für die Roten gewonnen.
Das erste Rennen – mit hauchdünner Entscheidung
Mit Kevin Magee entschied ein einheimischer Pilot den ersten Lauf einen Wimpernschlag vor dem neuen Weltmeister für sich. Die Kleinigkeit von 5 Hundertsteln kreuzte der Australier auf seiner Yamaha die Ziellinie vor Doug Polen auf der Ducati 888 und nur gerade 0,13 Sekunden hinter dem Sieger wurde Aaron Slight auf Kawasaki abgewunken. Der Neuseeländer sollte in den nächsten Jahren in der WorldSBK noch genauso wie Carl Fogarty eine prägende Rolles spielen. Der nach seinem Sturz in Mugello wieder genesene Rob Phillis sah die Zielflagg mit knapp 10 Sekunden Rückstand vor Stéphane Mertens als bestem Europäer auf seiner privaten Ducati 851.
Der letzte Lauf der Saison 1991
Doug Polen unterstrich im zweiten Rennen von Phillip Island deutlich, wer der beste Fahrer der Superbike Weltmeisterschaft 1991 war. In einer erneut hauchdünnen Entscheidung behielt er vor Kevin Magee diesmal die Nase um 0,23 Sekunden vorne. Mit einem respektablen Rückstand von etwas über 14 Sekunden auf den Sieger kreuzte Rob Phillis das Ziel, aber immerhin ein versöhnliches Saisonende und WM-Rang 3 durfte sich für den Australier auf seiner Kawasaki mehr als sehen lassen. Der Australier Scott Doohan (der Bruder von 500 cm³ Weltmeister Mick) auf Yamaha sicherte sich hinter Malcolm Campbell (Honda) Platz 5, nachdem er im ersten Rennen siebter geworden war. Dahinter sah Stéphane Mertens als bester Europäer mit Rang 6 die karierte Flagge. Sämtliche restlichen klassierten Fahrer stammten aus Neuseeland oder Australien.