Doug Polen (23), der amtierende Weltmeister Raymond Roche (1) und Stéphane Mertens mit der Nummer 3 – die Ducati Armada begann nach dem ersten Titel des Franzosen von 1990 immer mehr zu dominieren. Die Saison 1991 sollte nur einen Sieger sehen, welcher nicht auf einem der italienischen Bikes sass (© WorldSBK).

Teil 7: Erste Saisonhälfte 1991 – dem 4. Jahr der Superbike WM

In Donington begann diesmal die 4. Saison der seriennahen Weltmeisterschaft wieder an ihrem Ursprungsort, wo am 3. April 1988 alles begonnen hatte. Diesmal war es erneut sehr früh im Jahr, als am 30. März des Jahres 1991 die Motoren zum Auftakt der 4. Superbike WM das erste Mal aufheulten. Die Entry-List war riesig und umfasste nicht weniger als 54 Fahrer, eine heute fast unvorstellbare Zahl. Bis zum Ende der Saison sollten über 90 verschiedene Piloten WM-Punkte einfahren. Titelverteidiger war der Franzose Raymond Roche auf Ducati. Sein Teamkollege war wie im Vorjahr wieder Giancarlo Falappa. Der Italiener hatte nach einem fürchterlichen Unfall auf dem Österreich-Ring den Rest der Saison verpasst, siehe dazu auch unseren Bericht zur Saison 1990. Als Teamchef für die Ducati Werks-Mannschaft amtete im 3. Jahr der ehemalige 500 cm³ Rennfahrer Marco Lucchinelli, in der ersten WSBK Saison 1988 noch selbst Laufsieger in Donington Park.

Die Entry List von 1991 für das Event in Donington der WorldSBK, mit den Werks-Teams in Fettschrift. Zur besseren Übersicht haben wir die ursprüngliche Liste in unser Standardformat übernommen.

Konkurrenz von der eigenen Marke
Der Titelverteidiger sollte für die Saison 1991 mit Doug Polen einen starken Konkurrenten aus den USA erhalten. Der in der AMA Superbike bereits sehr erfolgreiche US-Amerikaner trat für das private Fast by Ferracci Team an. Obwohl die Werksmannschaft bereits das neue Modell 888 einsetzte, erwies sich die Ducati 851 des Belgiers Stéphane Merkel und erst recht die 888-er des genialen Tuners Eraldo Ferracci von Doug Polen als mindestens ebenbürtig. Immer wieder gibt es schlecht orientierte Journalisten, oder solche die für seriöse Recherchen schlicht zu faul sind, die Doug Polen allen Ernstes eine Werks-Ducati unterstellen. Doch nicht nur beispielsweise Troy Corser sollte später auf einer privaten Ducati durchstarten, sondern davor auch der US-Boy aus Detroit in Michigan.

Raymond Roche – der Franzose stieg auf Ducati im Jahr 1989 in die Superbike Weltmeisterschaft um, nachdem er davor noch in der 500 cm³ WM angetreten war. Auf Anhieb war der aus Ollioules in Südfrankreich, keine 15 km von der Strecke von Le Castellet entfernt, stammte sehr erfolgreich unterwegs. Ein Jahr danach holte er für Ducati den ersten Titel (© WorldSBK).

Der Kalender der WorldSBK Saison 1991

Nach Enna-Pergusa in Sizilien und Monza in Norditalien kamen diesmal die Strecken von Misano und Mugello zum ersten Mal für die Superbike WM zum Zug. Die Strecke von Manfeild in Neuseeland fehlte im Kalender zum ersten Mal, weshalb das Saisonfinale in Phillip Island (Australien) ausgetragen wurde. Statt in Jerez gastierte die seriennahe WM in Spanien diesmal auf der Strecke von Jarama, nahe der Hauptstadt Madrid. Zum ersten Mal seit Austragung der WSBK fehlte auch der Hungaroring in der Nähe von Budapest (Ungarn). Dafür probierte man es diesmal mit Anderstorp in Schweden. Hier waren von 1974 bis 1990 mehrmals die Fahrer der Prototypen-Weltmeisterschaft unterwegs gewesen.

Das Geld für das Programmheft von 4 Kanadischen Dollar für Mosport war 1991 keine gute Investition, weil sämtliche Spitzenfahrer das Rennen aus Protest meiden sollten.

Der Saisonstart in England

Der amtierende Weltmeister stieg genauso wie sein Vorgänger Fred Merkel (Honda) mit einem Fehltritt in die neue Saison. Raymond Roche blieb in der 10. Runde mit einem Motorschaden an seiner Werks-Ducati stehen und nur zwei Runden später erwischte es auch den US-Amerikaner mit analogem Problem. Dass sein Teamkollege Baldassare Monti im zehnten Umlauf stürzte, machte den ersten Lauf für seine Mannschaft zum Desaster. Stattdessen gewann für das Ducati Privatteam „Fast by Ferracci“ aus den USA Doug Polen vor Fabrizio Pirovano (Yamaha) und Terry Rymer (Yamaha). Hinter dem WM-Vierten des Vorjahres, Rob Phillis (Kawasaki) klassierten sich mit Rob McElnea, Brian Morrison, Niall Mackenzie und Ray Stringer vier Engländer. Der WM-Dritte von 1990 Stéphane Mertens (Ducati) war hingegen in der achten Runde abgeflogen.

Das Programmheft des Saisonauftakts in Donington Park 1991 kostete damals 2 Pfund.

Das zweite Rennen in Donington
Als Sieger des ersten Laufs erwischte es zwei Runden vor Schluss des zweiten Rennens diesmal Doug Polen mit einem Triebwerksdefekt an seiner privaten Ducati 888. Mertens gewann vor Roche, Rob Phillis, Rymer und McElnea. Platz 9 holte sich ein gewisser Carl Fogarty auf Honda, der im ersten Rennen noch mit einem Problem an seinem Schaltgestänge ausgeschieden war. Damals konnte noch niemand ahnen, dass er schon bald zu einer prägenden Figur der Superbike WM werden sollte. Nebst Polen erwischte vor allem dessen Landsmann Fred Merkel einen rabenschwarzen Tag. Diesmal kam der Weltmeister von 1988 und 1989 nur 8 Runden weit, bevor seine Rumi Honda ihren Geist aufgab.

Donington Park im Juli 2019 – vor der Corona Saison 2020 fand hier eines der spektakulärsten Wochenenden der Motul WorldSBK eines sehr spannenden Jahres statt. Wir waren vor Ort und können nur festhalten, wer noch nie an der Strecke mit dabei war, auf welcher die Superbike WM im April 1988 ihren ersten Lauf austrug, hat als Motorsport Fan etwas verpasst!

WM-Runde 2 in Jarama

Seit 1969 war auf dieser Strecke nordöstlich von Madrid schon oft die Motorrad-Weltmeisterschaft zu Gast gewesen. Nach 1990 in Jerez war die spanische WSBK Runde diesmal auf dem Circuito del Jarama eingeplant worden. Im ersten Lauf schockte Doug Polen die Konkurrenz erneut, als er mit 8 Sekunden Vorsprung auf den Australier Rob Phillis das Rennen überlegen gewann. Roche hingegen stürzte bereits in der ersten Runde und 5 Umgänge später machte es ihm auch Fred Merkel nach. Kurz nach dem Start hatte es zudem einen Massensturz gegeben, dem unter anderen auch Stéphane Mertens zum Opfer gefallen war. Das Podium komplettierte der Spanier Juan López Mella vor seinem Landsmann Daniel Amatriain (beide Honda), Pirovano, Monti und Terry Rymer. Der Deutsche Udo Mark holte sich auf Yamaha vor Carl Fogarty (Honda) den hervorragenden 8. Platz.

Start zum WSBK Rennen auf dem Circuito del Jarama bei Madrid am 28. April 1991, der zweiten von 13 Runden im Kalender. Praktisch sämtliche Fahrer sollten danach jedoch auf die Teilnahme in Kanada verzichten, womit sich die Superbike WM dieses Jahres über 24 Läufe statt deren 26 entschied (© WorldSBK).

Das zweite Rennen in Spanien
Der Sieger des ersten Laufs doppelte souverän nach und triumphierte damit bereits zum 3. Mal in 4 Rennen. Doug Polen war damit natürlich WM-Leader, bevor es in Kanada und den USA mit den Übersee-Runden weiterging. Stéphane Mertens war vor dem amtierenden Weltmeister Roche zweiter geworden, der sich damit gleich zwei privaten Ducatis geschlagen geben musste. Die Top Ten wurden komplettiert von Mella, Pirovano, Amatriain, Mark, Fogarty, dem Finnen Jari Suhonen und mit Luis Carlos Maurel einem weiteren Spanier (beide Yamaha). Auch diesmal hatte es gleich in der ersten Runde mit Rob Phillis und Baldassare Monti zwei prominente Sturzopfer gegeben. Fred Merkel flog nur eine Runde später ebenfalls noch ab. Insgesamt verpassten noch weitere 7 Fahrer die Zielankunft, darunter auch Giancarlo Falappa auf der zweiten Werks-Ducati.

Carl Fogarty (Honda, vorne im Bild) hatte im Vorjahr mit zwei sechsten Plätzen in Donington bereits aufhorchen lassen. Im Jahr 1991 fuhr der Engländer bis auf Kanada und Australien seine erste volle Saison in der Superbike Weltmeisterschaft. Das Wochenende von Jarama war nach Donington 1990 sein bisher erfolgreichstes Wochenende in der seriennahen WM. Wenige Jahre später sollte er zu einer der prägendsten Figuren der WorldSBK werden (© WorldSBK).

Der Boykott des kanadischen WM-Laufs in Mosport

Die brandgefährliche Strecke von Mosport in Kanada hatte bereits in den ersten Jahren zu einigen Diskussionen geführt. Wenn hier ein Fahrer an der falschen Stelle stürzte, waren schwerste Verletzungen oder gar tödliche Folgen zu befürchten. Daher kam es auf die Saison 1991 zum Boykott sämtlicher Weltklassefahrer, dem sich auch die besten US-Amerikaner wie Polen und Merken angeschlossen hatten. Mangels sportlichem Wert dieser Veranstaltung verzichten wir auf die Details der Resultat-Liste. Im ersten Rennen hatten nur 15 Fahrer das Ziel gesehen und Lauf 2 sah sogar nur 13 Piloten im Ziel.

Stéphane Mertens (Honda) vor dem Kanadier Michel Mercier und Fabrizio Pirovano (beide Yamaha), im letzten Rennen von 1990, bei welchem die Weltspitze mit am Start war. Nach dem Fahrer-Boykott im Jahr danach flog die WM-Runde von Kanada aus dem Kalender (© WorldSBK).

Die eigentlich 3. WM-Runde in Brainerd

Die Strecke im Crow Wing County im US-amerikanischen Bundesstaat Minnesota war den Lokalmatadoren natürlich bestens bekannt. Fred Merkel hatte dort auch bereits Laufsiege in der AMA Superbike Meisterschaft errungen, jedoch im Vorjahr bei den WSBK Rennen mit Reifenproblemen gekämpft. Auch am Sonntag, dem 2. Juni 1991 sollte der kalifornische Sonnyboy wieder unzufrieden aus Brainerd abreisen. Im ersten Rennen reichte es ihm nur für Platz 6. Doug Polen besiegte auf seiner Ferrucci-Ducati seinen Landsmann Scott Russell (Kawasaki), der vor Mertens auf der zweitbesten und ebenfalls privaten Ducati Platz 2 holte. Vierter wurde Rob Phillis (AUS, Kawasaki) vor Vize-Weltmeister Fabrizio Pirovano (ITA, Yamaha). Raymond Roche pausierte nach einem Sturz im 1. Qualifying verletzt, während sein Teamkollege Falappa Platz 7 holte. Carl Fogarty wurde im 1. Rennen elfter.

Doug Polen besiegte auf der privat eingesetzten „Fast by Ferrucci“ Ducati bei seinem Einstieg in die WSBK seine Gegner reihenweise. Mit Ausnahme des Boykott-Laufes in Kanada gewann er 5 der ersten 6 Läufe (© WorldSBK).

Lauf zwei im US-Rennen – erneuter Doppelsieg für Doug Polen
Das zweite Rennen war bis auf etwas knappere Abstände der ersten drei auf dem Podest eine Kopie des ersten Laufs. Während sein Landsmann Polen mit einem erneuten Doppelsieg triumphierte musste sich Merkel diesmal mit P4 zufriedengeben. Rob Phillis sah die Zielflagge diesmal als fünfter vor Pirovano und Monti. Fogarty wiederholte sein Resultat aus dem ersten Lauf und hinter ihm wurde sein Landsmann Niall Mackenzie zwölfter. Eine deutliche Verbesserung nach Rang 15 im 1. Rennen. Der nach seinem fürchterlichen Crash im Training von Spielberg 1990 nach 27 Knochenbrüchen wieder genesene Giancarlo Falappa fiel bei Rennhälfte aus.

Terry Rymer (Loctite Yamaha) war in den ersten beiden Jahren bester Engländer in der Superbike WM, bis er 1990 hinter Rob McElnea die Saison nur als zweitbester seines Landes abschloss. Doch 1991 sollte er erneut der beste Brite werden und die Weltmeisterschaft zum vierten Mal in Folge in den Top Ten beenden, eine wahrhaft beeindruckende Bilanz (© WorldSBK).

Die Rückkehr nach Spielberg

Der italienische Draufgänger Giancarlo Falappa hatte gar keine guten Erinnerungen an den Österreich-Ring. Die viel zu nahe angebrachten Leitplanken hätten ihn im Vorjahr bei einem fatalen Crash beinahe das Leben gekostet. Dreißig Jahre später sollte der Kurs als Red Bull Ring in der MotoGP erneut zu Recht in Verruf geraten, als die Bikes zweier gestürzten Fahrer beinahe Valentino Rossi und seinen Teamkollegen erschlugen. Doch Sicherheit wurde allgemein damals noch recht kleingeschrieben und so kehrten die WSBK Helden auch 1991 wieder nach Spielberg zurück. Erst nach 1999 sollte die Strecke endgültig aus dem Kalender fliegen.

Das Layout des ursprünglichen Österreich-Rings zur damaligen Zeit war noch wesentlich flüssiger, als nach dem ersten Umbau von 1996. Dieser Kurs wurde danach unglücklicherweise auch für den Red Bull Ring per 2011 eins zu eins übernommen.

Das erste Rennen und der belgische Sieger
Nach seinem Sieg im 2. Rennen von Donington triumphierte im ersten Lauf auf dem Österreich-Ring zum zweiten Mal in der Saison Stéphane Mertens auf seiner privaten Ducati. Seriensieger Doug Polen wurde vor Raymond Roche zweiter. Erneut hatte damit der französische Werksfahrer auf seiner neuen Ducati 888 gegen zwei Privatfahrer, wovon der Belgier gar auf dem älteren 851-er Modell unterwegs war, den Kürzeren gezogen. Doch diesmal war es eine der knappsten Entscheidungen der Geschichte. Mit 4 Fahrern innerhalb von 1,198 Sekunden verpasste der Australier das Podium nur um rund zweieinhalb Zehntel. Zahlreiche Fahrer waren mit technischen Problemen ausgeschieden, darunter Fabrizio Pirovano und der Schweizer Andreas Hofmann. Lokalmatador Karl Truchsess war gestürzt, genauso wie ausgerechnet Falappa in der 3. Runde, der sich aber zum Glück dabei nicht erneut verletzte.

Der heutige Kurs in Spielberg hat bis auf den Teil links und die Start-Ziel-Gerade mit der damaligen Strecke nicht mehr viel zu tun. Der 2011 wieder eröffnete Red Bull Ring fand ab 2016 Aufnahme in den MotoGP Kalender, nicht aber demjenigen für die Superbike WM.

Das zweite Rennen und der Beginn einer fast unheimlichen Serie
Nach seinem nur um 0,27 Sekunden verpassten Sieg im ersten Lauf und gewann den zweiten gar noch knapper vor Mertens. Roche blieb erneut nur Rang 3 und Phillis kreuzte als undankbarer Vierter die Ziellinie mit lächerlichen 6,1 Zehnteln hinter dem Sieger. Pirovano wurde auf der besten Yamaha fünfter vor seinen beiden Landsleuten Davide Tardozzi und Giancarlo Falappa (beide Ducati). Dahinter lag Ex-Weltmeister Fred Merkel (Honda) vor Terry Rymer, Udo Mark, Jari Suhonen und dem Niederländer Jeffrey de Vries (alle Yamaha). Der Deutsche Peter Rubatto hatte es mit Rang 13 auf seiner Yamaha ebenfalls noch in die Punkteränge geschafft, nachdem er in Lauf 1 bereits einen Zähler geholt hatte.

Doug Polen blamierte auf der privat getunten „Fast by Ferrucci“ 888-er Ducati seines US-Amerikanischen Teams das italienische Werksteam mit Raymond Roche und Giancarlo Falappa von Rennen zu Rennen. Einem Ausfall standen in den ersten 8 gefahrenen Rennen 6 Siege und ein zweiter Platz gegenüber (© WorldSBK).

Die Misano Premiere der Superbike WM mit Runde 6

Zum ersten Mal gastierte die seriennahe Weltmeisterschaft auch auf dem Autodromo di Santamonica bei Misano Adriatico. Kurioserweise war mit dem 8. August ein denkbar ungünstiges Datum mitten im Hochsommer dafür gewählt worden. Der Ausgang der beiden Rennen erlebte jedoch keine Überraschung. Der neue Überflieger Doug Polen triumphierte auch in Italien mit seinem bereits dritten Doppelsieg der Saison. Rob Phillis unterlag im ersten Rennen auf seiner Kawasaki um nur 0,748 Sekunden. Im zweiten Lauf wurde er von Weltmeister Roche nur hauchdünn auf Platz 3 verwiesen, der im ersten Rennen das Podium noch um einen Rang verpasst hatte. Kurios war die Klassierung von Virginio Ferrari auf einer Kawasaki. Der ehemalige 500 cm³ Star wurde im ersten Lauf mit P22 zweitletzter und im zweiten 23. und letzter der klassierten Fahrer.

Fabrizio Pirovano (Yamaha FZR750R) – der amtierende Vize-Weltmeister sah mit Ausnahme vom 1. Rennen in Spielberg in jedem Rennen (bis auf das boykottierte Kanada-Event) die Zielflagge in den top Ten. Allerdings hatte er mit dem 1. Rennen von Donington bis vor Anderstorp auch erst ein Podium geschafft. In Misano klassierte er sich auf den Rängen 5 und 4 (© WorldSBK).

Zum ersten Mal in Schweden für WM-Runde 7

In Schweden schien sich mit Barry Sheene der 500 cm³ Superstar der 1970-er Jahre besonders wohl zu fühlen. In Anderstorp und Karlskoga gewann der Engländer ab 1976 nicht weniger als sechsmal in Folge. Im vierten Jahr der Superbike WM gastierte nun auch die seriennahen Bikes zum ersten Mal in Anderstorp. Doch es sollte ein kurzes Gastspiel bleiben und nach einem Unterbruch 1992 fand im Jahr darauf bereits wieder die sogenannte Dernière statt und damit war es das. Der erste Lauf bei der Premiere von 1991 wurde wenig überraschend eine Beute von Doug Polen. Doch der Privatfahrer aus den USA musste bis zum Zielstrich mit Rob Phillis um den Sieg kämpfen. Der Kawasaki Pilot schenkte dem WM-Leader dabei keinen Meter. Ganze 0,31 Sekunden trennten die beiden am Ende, während Fabrizio Pirovano als Dritter bereits über 24 Sekunden später abgewunken wurde.

Doug Polen (Fast by Ferrucci Ducati 888) – als Privatfahrer stellte er auf für ihn völlig neuen Strecken sämtliche Werksfahrer in den Schatten. Hier in Anderstorp nach seinem Triumph von 1991 (© WorldSBK).

Die weiteren Platzierungen mit einem bald aufsteigenden Stern
Auf Rang 4 traf mit Carl Fogarty auf Honda ein Fahrer im Ziel ein, dessen Stern am WSBK Himmerl schon bald noch viel weiter aufsteigen sollte. Hinter dem Engländer wurde der Finne auf der zweitbesten Yamaha vor Giancarlo Falappa Fünfter. Die Top Ten wurden komplettiert vom Engländer Terry Rymer (Yamaha), Ex-Weltmeister Fred Merkel (Honda), dem Franzosen Jean-Yves Mounier und Udo Mark (beide Yamaha). Pech hatte der Lokalmatador Christer Lindholm (Yamaha) gehabt, der aufgrund eines Batterieschadens ausgefallen war. Genauso der amtierende Weltmeister Raymond Roche. Der Franzose hatte mit einem Kettenschaden nicht einmal die erste Runde zustande gebracht und sah seine Felle in der Weltmeisterschaft immer weiter davonschwimmen.

Das Programmheft der 7. WM-Runde der WorldSBK am 10. auf 11. August 1991 kostete damals 30 schwedische Kronen.

Der zweite Lauf – ein weiterer Doppelsieg für den Überflieger aus den USA
Auf den ersten beiden Plätzen bot sich beim Zieleinlauf ein ähnliches Bild wie im ersten Rennen. Doch der Abstand war mit 2,96 Sekunden diesmal wesentlich deutlicher. Auf Platz 3 traf mit Raymond Roche der Pechvogel des ersten Laufs mit 3,55 Sekunden Rückstand auf Sieger Doug Polen ein. Carl Fogarty auf der erneut besten Honda wiederholte mit P4 sein Resultat von Lauf 1, gefolgt vom Schweden Christer Lindholm, Fred Merkel (Honda), Jari Suhonen und Rob McElnea (beide Yamaha). Waren im ersten Lauf noch 8 Fahrer ausgefallen, erhöhte sich die Zahl im zweiten Rennen auf ganze dreizehn. Darunter der im ersten Durchgang bereits gestürzte Belgier Stéphane Mertens, diesmal aufgrund eines Kupplungs-Schadens. Auch die Italiener Piergiorgio Bontempi und Fabrizio Pirovano, im ersten Lauf noch Dritter, sahen die Zielflagge nicht. Letzterer war durch Sturz 3 Runden vor Schluss ausgeschieden.

Ducati-Tuner Eraldo Ferracci – der Mann hinter dem Erfolg von Doug Polen im Jahr 1991 lebte seit 1967 in den Vereinigten Staaten. Bei Motobi in Pesaro (Italien) hatte er seinen Traumberuf als Motorradmechaniker erlernt, bevor er auswanderte. Mit seinem Team „Fast by Ferracci“ blamierte er das Ducati Werksteam im Jahr seines WM-Einstiegs prompt bis auf die Knochen.
Doug Polen auf der privaten „Fast by Ferracci“ Ducati 888 – der US-Boy fuhr die gesamte Weltelite auf mit einer Ausnahme für ihn völlig neuen Strecken in Grund und Boden (© WorldSBK).

Zweite Saisonhälfte 1991 – im 4. Jahr der Superbike WM

Doug Polen reiste als WM-Leader nach Japan. Der US-Amerikaner hatte mit dem aus seinem Land stammenden Team in der ersten Saisonhälfte mit zwei Ausnahmen sämtliche der 12 Rennen gewonnen, bei welchen sie angetreten waren und war einmal Zweiter geworden. Das Rennen in Mosport (Kanada) wurde von sämtlichen Spitzenfahrern boykottiert und sollte im Jahr darauf aus dem Kalender fliegen. Der amtierende Weltmeister Raymond Roche lag mit bereits 110 Punkten Rückstand auf Polen nur auf dem vierten Zwischenrang. Fabrizio Pirovano als Vizeweltmeister von 1990 hatte genauso wie Stéphane Mertens ebenfalls schon mehr als 100 Zähler auf den Ducati Privatfahrer aus den USA verloren. Nur der Australier Rob Phillis lag mit allerdings auch bereits 56 Punkten weniger als Doug Polen auf Platz 2, bevor es am 25. August in Sugo weiterging.

In Suzuka war die Superbike Weltmeisterschaft seit ihren Anfängen 1988 für viele Jahre Dauergast. Nicht alles war für Europäer ohne vertiefte Japanisch-Kenntnisse wirklich lesbar, wie dieses Beispiel von 1991 zeigt. Bereits im Jahr 1989 hatte Doug Polen auf Suzuki den ersten Lauf bei einem Wildcard-Abstecher an dieser Stätte gewonnen. Erst 1990 gelang Raymond Roche als erstem Europäer bei der dritten Austragung im 1. Rennen der erste Sieg.

Sugo (Japan) – der Überflieger machte erneut Ernst

Im Uhrzeigersinn befahren war die Strecke von Sugo 3,737 km lang und hatte wie Shah Alam ein ziemlich merkwürdiges Layout. Für die Motorrad-WM kam dieser Kurs nie infrage, die Grand Prix Rennen fanden ab 1963 in Suzuka und danach in Fuji statt, dann nach langer Pause ab 1987 in Suzuka und nach dem tödlichen Unfall des Japaners Kato nur noch in Motegi.

Eine bekannte Strecke für den WM-Leader
Auf einer der wenigen Strecken, welche er von seinem Einsatz als Gaststarter 1989 bereits kannte, hatte Doug Polen mit seinen Gegnern auch in Sugo erneut kein Erbarmen. Diesmal gingen auch die Europäer in Japan wieder beinahe unter. Bester von ihnen wurde im ersten Rennen auf P6 wenig überraschend der amtierende Weltmeister Raymond Roche auf der Werks-Ducati vor Fabrizio Pirovano (Yamaha). WM-Leader Polen gewann den ersten Lauf vor dem Australier Rob Phillis und dem Neuseeländer Aaron Slight (beide Kawasaki). Platz 4 ging an den Australier Peter Goddard vor sienem Landsmann Kevin Magee (beide Yamaha). Mit Rang 8 für den US-Amerikaner Scott Russell auf Kawasaki sah man ein bereits aus der 4. WM-Runde in Brainerd (USA) bekanntes Gesicht. Er hatte bereits hinter Polen bei seinem Heimrennen mit zwei 2. Plätzen beeindruckt. Der Belgier Mertens war im ersten Rennen gestürzt und sah damit, wie weitere 10 Piloten die Zielflagge nicht.

Doug Polen („Fast by Ferracci“ Ducati 851) – der Triumphator von Sugo in beiden Rennen. Nach seinem Sieg im Jahr 1989 im 1. Lauf auf Suzuki holte sich der US-Boy diesmal gleich das Double (© WorldSBK).

Das zweite Rennen in Suzuka
Diesmal gewann Doug Polen 6 Sekunden vor Roche und mit Platz schaffte es Kevin Magee im 2. Anlauf als einziger Australier aufs Podium. Aaron Slight landete diesmal auf P4 vor Scott Russell (beide Kawasaki), Niall Mackenzie und Fabrizio Pirovano (beide Yamaha). Bester Honda Fahrer war wie bereits in Anderstorp (Schweden) in der vorherigen Runde Carl Fogarty vor dem Markenkollegen und zweifachen Weltmeister von 1988 und 1989 Fred Merkel. Davide Tardozzi komplettierte die Top Ten vor seinem Landsmann Giancarlo Falappa (beide Ducati). Dahinter folgten mit Ryuji Tsuruta und Kiyokazu Tada die zwei schnellsten Japaner, beide auf Kawasaki. Eine ganze Reihe Fahrer sahen die Zielflagge auch im zweiten Lauf nicht, insgesamt waren es deren sechs und fünf hatten zudem auf den Start verzichtet. Stéphane Mertens gehörte zu den Ausfall-Opfern, diesmal aufgrund eines Motorschadens an seiner privat eingesetzten Ducati. Die prominentesten gestürzten Piloten waren Peter Goddard und Udo Mark.

Raymond Roche auf der brandneuen Werks-Ducati 888 – der Weltmeister von 1990 war viel zu oft nicht bester Pilot der Marke. Die Privatfahrer Doug Polen (Fast by Ferracci, USA) und Stéphane Mertens (Total Wanty Mertens Racing) standen ihm in der Saison 1991 meist vor der Sonne (© WorldSBK).

WM-Runde 9: Zum zweiten Mal in Malaysia

Im Uhrzeigersinn befahren hatte der Kurs von Shah Alam ein reichlich seltsames Layout und war lediglich 3,505 km lang. Im Jahr 2003 wurde die Strecke abgerissen und heute stehen Häuser an dieser Stelle.

Die zweite Ausgabe nach dem Vorjahr
Mit Shah Alam kam nach der Premiere von 1990 erneut die Strecke zum Zug, auf welcher von 1991 bis 1997 auch die Prototypen-Motorrad WM zu Gast war. Im ersten Jahr konnte hier Fabrizio Pirovano mit der Yamaha FZR-750R einen Doppelsieg verbuchen. Es sollte die einzige Strecke im Kalender von 1991 bleiben, auf welcher WM-Leader Doug Polen nicht mindestens ein Rennen gewann. Zudem das erste Mal, wo es der US-Boy nicht wenigstens in einem der beiden Läufe aufs Podium schaffte. Der bisher in dieser Saison sieglose amtierende Weltmeister Raymond Roche erlöste sich und die Ducati Werksmannschaft sogar mit einem Doppelsieg.

Resultat des ersten Rennens:

Doug Polen fuhr zwar in der dritten die schnellste Runde, landete aber am Ende knapp hinter den Podestplätzen. Der Bruder von Mick Doohan beendete das Rennen auf Yamaha knapp außerhalb der Punkteränge auf Platz 17.

Resultat des zweiten Rennens:

Der 2. Lauf von Malaysia brachte mit Platz 5 den schlechtesten Zieleinlauf für Doug Polen in seiner überragenden Rookie Saison in der Superbike WM. Terry Rymer blieb mit einem Getriebeschaden und Giancarlo Falappa mit Motorproblemen stehen, während bei Rob Phillis ein Problem mit der Vordergabel das Aus bedeutete. Stéphane Mertens stand nach der 6. WM-Runde in Spielberg (Steiermark/Österreich) das erste Mal wieder auf dem Podest.

Die 10. Runde auf dem HockenheimRing

Hier das frühere Layout des Hockenheimrings, in dieser Skizze fehlt jedoch noch die Schikane in der Ostkurve, unten links im Bild. Bei einer Streckenlänge von 6,788 km sahen die Zuschauer auf der Haupttribüne die Fahrer damals für sehr lange im Wald verschwinden, bis sie wieder im Motodrom auftauchten.

Nur noch 4 Strecken seit der Premiere von 1988 dabei
Hockenheim war eine der nur vier Strecken, welche im 4. Jahr der Superbike WM immer noch im Kalender standen. Die anderen waren Donington Park, der Österreich-Ring und der japanische Kurs von Sugo. Der amtierende Weltmeister und sein starker Herausforderer teilten sich die Siege in den beiden Rennen. Die Rekordrunde von Roche im 2. Lauf mit einem Schnitt von über 196 km/h unterstreicht, wie gefährlich der Hockenheimring mittlerweile geworden war. Erst nach der Verkürzung im Jahr 2002 wurde die Strecke in Baden-Württemberg, südlich von Mannheim sicherer.

Raymond Roche (Ducati 888) vor Rob Phillis (Kawasaki ZXR750) – die beiden kämpften ab Hockenheim in erster Linie um den Vize-Weltmeistertitel. Der Vorsprung von Doug Polen auf die beiden betrug nach Hockenheim bereits über 100 Punkte (© WorldSBK).

Resultat des ersten Rennens:

Resultat des zweiten Rennens:

Premiere auf dem Circuit de Nevers in Magny-Cours

Am Rand des Burgunds, rund 200 km südlich von Paris liegend, kam in der Superbike WM im vierten Jahr zum ersten Mal Magny-Cours zum Zug. Seither ist die Strecke nahe der Kleinstadt Nevers fester Bestandteil im Kalender. Bei der Premiere zeigten sich die beiden US-Amerikaner Polen und Merkel diesmal vor allem gut in Form. Lokalmatador Roche hatte alle Hände voll zu tun, wenigstens den Ex-Weltmeister der ersten beiden WSBK-Jahre in Schach zu halten. Für den Honda Piloten Merkel sollte das erste Podium der Saison auch gleich sein letztes sein. Rob Phillis auf der besten Kawasaki holte sich im 1. Rennen Platz 4 vor Terry Rymer (Yamaha), Carl Fogarty (Honda) und Stéphane Mertens (Ducati). Nebst Giangarlo Falappa beendete auch dessen Landsmann Fabrizio Pirovano das Rennen nicht. Bei seiner Yamaha FZR-750R war nach einer Runde das Gaskabel gerissen.

Von links Carl Fogarty (Honda), der neue Weltmeister Doug Polen (Ducati) und Stéphane Mertens auf einer ebenfalls privaten Ducati 851 wie der US-Boy an seiner Seite (© WorldSBK).

Das 2. Rennen in Magny-Cours – der Weltmeister stand bereits davor fest
Auch rechnerisch stand Doug Polen bereits nach dem ersten Lauf als neuer Superbike Weltmeister des Jahres 1991 fest. Es waren nur noch 100 Punkte in den letzten 5 Rennen zu vergeben und der US-Amerikaner lag bereits 110 Zähler vor den punktgleichen Roche und Phillis. Die Art und Weise, wie der neue World Champion seinen Titel feierte, war schlicht sensationell. Doug Polen fuhr mit nicht weniger als 27,54 Sekunden auf Raymond Roche im zweiten Rennen über die Ziellinie. Platz 3 ging an den Belgier Mertens vor Terry Rymer, Phillis, Pirovano, Fogarty und Falappa. Der Schweizer Edwin Weibel holte sich mit Rang 9 ein Top Ten Resultat, noch vor Fred Merkel.

Der neue Superbike Weltmeister 1991 – Doug Polen auf der privaten „Fast by Ferracci“ Ducati des als junger Mann aus seinem Heimatland Italien ausgewanderten genialen Tuners Eraldo Ferracci. Mit seinem Fahrer aus der neuen Heimat USA dominierte sein Team die WM wie davor noch niemand und blamierte damit nebenbei das Ducati Werksteam (© WorldSBK).

Die zweitletzte Runde in Mugello

Zum ersten Mal im 4. Jahr der Superbike WM fand in Italien ein zweites Rennen statt. Nach der Premiere von Misano folgte im Herbst die zweitletzte Runde in Mugello. Am 6. Oktober fuhr der neue Weltmeister seinen bereits 16. Sieg der Saison nach Hause. Es sollte sehr lange dauern, bis einem anderen Fahrer eine derartige Serie gelingen sollte. Mit Jonathan Rea aus Nord-Irland auf Kawasaki musste die Geschichte lange warten, bis er dieses Kunststück in der Saison 2018 schaffen würde. Doch zurück zur WSBK Premiere in der schönen Gegend rund 50 km nördlich von Florenz im Apennin gelegen. Raymond Roche musste sich mit Platz 2 vor Stéphane Mertens auf der drittbesten Ducati begnügen. Arges Pech hatte der um den Vize-Titel mit dem Franzosen kämpfende Australier Rob Phillis. Der Kawasaki Pilot hatte sich auf P8 problemlos qualifiziert, aber aufgrund einer Verletzung auf einen Start im Rennen verzichten müssen.

Giancarlo Falappa auf der Werks-Ducati 888, hier mit offensichtlichen Problemen konfrontiert. Der Italiener hatte sich auf dem Österreich-Ring im Vorjahr bei einem fürchterlichen Crash 27 Knochenbrüche zugezogen und war nach langer Rekonvaleszenz 1991 wieder für sein Team am Start (© WorldSBK).

Lauf zwei von Mugello
In der Heimat seines Teams gelang Raymond Roche im zweiten Rennen die Revanche und er siegte vor Polen und Terry Rymer, der sich mit P3 sein drittes Podium der Saison holte. Vierter wurde Piergiorgio Bontempi auf Kawasaki, der sich hiermit seine zuvor weniger erfolgreiche Saison krönte. Der Niederländer Jeffrey de Vries wurde fünfter und auch für ihn war es das beste Resultat des Jahres, wobei er eine deutlich konstantere Saison hinter sich hatte, mit immerhin vier zusätzlichen Top Ten Resultaten. Zahlreiche Fahrer sahen im letzten Rennen in Europa das Ziel nicht, darunter Fred Merkel, nach einem Crash in Runde 4 Stéphane Mertens, Carl Fogarty und Lokalmatador Giancarlo Falappa mit defekter Benzinpumpe.

Die Ducati Werks-Mannschaft mit Raymond Roche (links) und Giancarlo Falappa wurde nach dem ersten Titel im Jahr 1990 im Jahr danach empfindlich geschlagen. Doch zum Glück für die Roten war es ein von einem ausgewanderten Italiener aus den USA geführtes Team auf deren Bikes, welche die WM 1991 mit Doug Polen dominierte, wie noch nie bisher in der Superbike WM (© WorldSBK).

Das Saisonfinale in Phillip Island

Auch der beliebte Eurosport Kommentator Lenz Leberkern bekommt leuchtende Augen, wenn er von seinen Aufenthalten in Australien erzählt. So ging es uns insbesondere auch 2020, als wir das Glück hatten, das einzig „normale“ Event der Superbike WM besuchen und erleben zu dürfen. Als die WorldSBK hier im Jahr 1991 zu Gast war, fuhren die Stars der seriennahen Weltmeisterschaft auf der Strecke in Down Under erst zum zweiten Mal. Aufgrund der hohen Reisekosten waren natürlich nur wenige Europäer vor Ort, aber von der Strecke direkt am Meer dürften sie wohl allesamt uneingeschränkt begeistert gewesen sein. Die Werksmannschaft von Ducati hatte sich die Reise wenig überraschend erspart. Raymond Roche hatte den zweiten Platz nach der Verletzung von Bob Phillis bereits auf sicher und den Hersteller-Titel hatte im Prinzip das Privatteam „Fast by Ferracci“ aus den USA für die Roten gewonnen.

Die Strecke mit Blick auf die Bass Strait in Phillip Island im australischen Bundesstaat Victoria, in der Nähe von Melbourne bietet für jeden Besucher etwas. Dass wir vom Essen meist weniger begeistert waren, verzeihen wir den Gastgebern genauso wie die recht hohen Preise vor Ort.

Das erste Rennen – mit hauchdünner Entscheidung
Mit Kevin Magee entschied ein einheimischer Pilot den ersten Lauf einen Wimpernschlag vor dem neuen Weltmeister für sich. Die Kleinigkeit von 5 Hundertsteln kreuzte der Australier auf seiner Yamaha die Ziellinie vor Doug Polen auf der Ducati 888 und nur gerade 0,13 Sekunden hinter dem Sieger wurde Aaron Slight auf Kawasaki abgewunken. Der Neuseeländer sollte in den nächsten Jahren in der WorldSBK noch genauso wie Carl Fogarty eine prägende Rolles spielen. Der nach seinem Sturz in Mugello wieder genesene Rob Phillis sah die Zielflagg mit knapp 10 Sekunden Rückstand vor Stéphane Mertens als bestem Europäer auf seiner privaten Ducati 851.

Eraldo Ferracci (rechts im Bild) hatte ein gutes Gespür für die richtigen Fahrer, wie sein Erfolg mit Doug Polen in der WSBK eindrücklich bewies. Mit Troy Corser als erstem nicht amerikanischen Fahrer gewann der in den späten 1960-er Jahren in die USA ausgewanderte Italiener drei Jahre später auch die AMA Superbike Meisterschaft.

Der letzte Lauf der Saison 1991
Doug Polen unterstrich im zweiten Rennen von Phillip Island deutlich, wer der beste Fahrer der Superbike Weltmeisterschaft 1991 war. In einer erneut hauchdünnen Entscheidung behielt er vor Kevin Magee diesmal die Nase um 0,23 Sekunden vorne. Mit einem respektablen Rückstand von etwas über 14 Sekunden auf den Sieger kreuzte Rob Phillis das Ziel, aber immerhin ein versöhnliches Saisonende und WM-Rang 3 durfte sich für den Australier auf seiner Kawasaki mehr als sehen lassen. Der Australier Scott Doohan (der Bruder von 500 cm³ Weltmeister Mick) auf Yamaha sicherte sich hinter Malcolm Campbell (Honda) Platz 5, nachdem er im ersten Rennen siebter geworden war. Dahinter sah Stéphane Mertens als bester Europäer mit Rang 6 die karierte Flagge. Sämtliche restlichen klassierten Fahrer stammten aus Neuseeland oder Australien.

Phillip Island – die Küste von Cowes, dem Übernachtungs-Ort unserer Station am WorldSBK Event 2020, bevor die Corona-Pandemie die gesamte Saisonplanung von MotoGP und WSBK komplett über den Haufen warf.

Rangliste der Superbike WM 1991 – P1 bis 40

Rang 41 bis 77

Rang 78 bis 95

WSBK Hersteller-Wertung 1991

Doug Polen (USA) – der beste Superbike Fahrer der Welt im Jahr 1991. Im Jahr danach sollte er wieder zurückkehren, um die Verteidigung seines WM-Titels anzustreben.