Giancarlo Falappa (Ducati) – für den italienischen Haudegen sollte 1994 die letzte Saison werden, als er nach 3 WM-Runden zum zweiten Mal in seiner Karriere mit schweren Verletzungen nur mit Glück überlebt hatte (© WorldSBK).

1994 – das 7. Jahr der Superbike WM

Im Vorjahr war die Weltmeisterschaft erst im vorletzten Rennen entschieden worden. Trotz 11 Saisonsiegen von Carl Fogarty gegenüber deren 5 von Scott Russell wurde der US-Amerikaner Weltmeister. Foggy hatte ganze 5 Mal das Ziel nicht erreicht, während der Kawasaki Pilot nur einmal gestürzt war und in Estoril aufgrund eines Kupplungsdefekts ausgefallen war. Doch zu diesem Zeitpunkt stand er bereits als Weltmeister fest, weil der Engländer davor bereits seinen 5. Sturz fabriziert hatte. Nun wollte es dieser natürlich erst recht wissen und Fogarty blies zusammen mit dem neu strukturierten Ducati Werksteam zum Angriff auf den Titel. Mit Doug Polen kehrte auch ein alter Bekannter ins Paddock zurück. Der US-Amerikaner war als zweifacher Weltmeister von 1991 und 1992 im Jahr danach zu Hause geblieben und hatte die AMA Superbike Meisterschaft gewonnen.

Der Auszug aus der Entry List von Donington. Die Saison brachte nebst Doug Polens Rückkehr zahlreiche Neuerungen. Unter anderem hatte Aaron Slight von Kawasaki zu Castrol Honda gewechselt und nach 6 Jahren Yamaha war Fabrizio Pirovano nun auf einer Ducati angetreten. Dazu war auch der langjährige Yamaha Pilot Terry Rymer neu auf Kawasaki unterwegs. Insgesamt hatten sich für den WM-Auftakt in Donington Park 58 Piloten eingeschrieben. Interessant auch der zweitunterste Mann auf diesem Auszug, von ihm war schon bald mehr zu hören. Übrigens war die Nationalität von Stéphane Mertens hier falsch aufgeführt, er ist definitiv Belgier. Die meisten heute im Netz kursierenden Listen sind in mehreren Punkten falsch, was leider viel zu oft auch für Wiki gilt. Doch wie soll es dort auch anders sein, als im viel zu oft mit Halb- und Unwahrheiten jonglierenden heutigen Journalismus.

WorldSBK Kalender 1994 mit einem Novum

Zum ersten Mal gab es ein Jahr mit zwei Rennen auf derselben Strecke. Dafür wurde mit Donington Park die Gaststätte des ersten Rennens in der Superbike WM überhaupt auserkoren. Ebenfalls neu war, dass die Saison erst im Mai startete. In den ersten 6 WorldSBK Jahren seit 1988 begann das Superbike Jahr bereits im März oder April. Donington, Hockenheim, der Österreich-Ring und Sugo waren die 4 Strecken, welche seit Anbeginn im Kalender standen. Nach einer Pause im Vorjahr kehrte Australien zudem wieder zurück und in Malaysia kam mit Sentul bereits die 3. Strecke zum Zug. Gegenüber dem Vorjahr waren Anderstorp in Schweden, Brünn in Tschechien und Estoril (Portugal) nicht mehr mit dabei. Dazu wurde Monza als zweites Rennen in Italien von Mugello abgelöst. Seit 1989 war es die Saison mit den wenigsten Stationen, nachdem ab 1990 die WM immer über 13 Runden ausgetragen wurde.

Saisonauftakt in Donington

Das erste Rennen und Foggys perfekter Auftakt
Beim ersten WM-Lauf der Saison schlug Vizeweltmeister Carl Fogarty auf der Werks-Ducati zu und entschied das Heimrennen für sich. Dahinter folgten Aaron Slight (neu auf Castrol Honda), Fabrizio Pirovano (Team Ducati Tardozzi), der amtierenden Weltmeister Scott Russell (Kawasaki) und Foggys Teamkollege Giancarlo Falappa. Ex-Weltmeister Doug Polen auf seiner Castrol Honda wurde hinter Simon Crafar (Rumi Honda), Piergiorgio Bontempi (Kawasaki Italy Bertocchi) und Brian Morrison (Rumi Honda) neunter.

Das Programmheft für das erste Event der Saison 1994 der Superbike WM kostete damals 3 Pfund.

Der Belgier mit verpfuschtem Saisonbeginn und ein neuer Australier
Noch weiter hinten landete sein ehemaliger WM-Kontrahent Stéphane Mertens auf der Red Devils Ducati mit P18. Der Australier Troy Corser fuhr für das ehemalige Weltmeister-Team von Doug Polen, Fast by Ferracci Ducati und stürzte 2 Runden vor Schluss. In der siebten hatte er die schnellste Runde mit 1:35,520 gefahren. Bereits vor 2 Jahren hatte er in Australien und Neuseeland auf sich aufmerksam gemacht, insbesondere als ihm beim Saisonfinale in Manfeild zwei Top Ten Resultate gelangen. Von ihm sollte man später noch sehr viel hören. In der Saison 1994 konzentrierter er sich jedoch noch auf die AMA Superbike Meisterschaft und fuhr nur 4 Runden in der WSBK

Honda RVF 750 RC45 – die neue Waffe des weltgrößten Herstellers im Kampf um die Superbike WM-Krone feierte in der Saison 1994 ihre Premiere. Mit dem Neuseeländer Aaron Slight gelang ein perfekter Einstieg mit Platz 1 im ersten Rennen der Saison, ihm fehlten nur 1,33 Sekunden zum Auftaktsieg (© WorldSBK).

Der zweite Lauf in Donington Park
Nach verpasstem Podium im ersten Rennen schlug der amtierende Weltmeister Scott Russell zurück und gewann Lauf 2 vor den beiden Ducati Piloten Fogarty und Troy Corser. Platz 4 ging an Falappa vor Crafar, Morrison, Polen und Mauro Lucchiari. Nur gerade 19 Fahrer sahen im zweiten Rennen das Ziel. Nebst mehreren Stürzen gab es auch zahlreiche Ausfälle mit Bremsproblemen. Dazu fiel Fabrizio Pirovano mit Motorproblemen seiner Ducati aus. Aaron Slight und der Österreicher Andy Meklau wurden aufgrund der Verwendung illegalen Sprits disqualifiziert. Die drei Engländer Terry Rymer, Ray Stringer und Jamie Whitham waren zudem aufgrund von Verletzungen nicht angetreten.

Carl Fogarty auf der neuen Ducati 916 R des Werksteams „Ducati Corse Virginio Ferrari“ – der Gesamtsieger der ersten WM-Runde in Donington Park. Zum zweiten Event in Deutschland reiste der Engländer damit als WM-Leader an (© WorldSBK).

Zweite WM-Runde auf dem Hockenheimring

Für Carl Fogarty ging es in der zweiten WM-Runde wieder ähnlich los wie vor einem Jahr, als er sich in Brands Hatch bei einem Sturz im ersten Lauf verletzt hatte. Diesmal war der Engländer bereits im Training gestürzt und fehlte diesmal gleich zu Beginn schon in der Startaufstellung. In seiner Abwesenheit gewann Scott Russell vor Aaron Slight und den beiden Kawasaki Piloten Terry Rymer (GBR) und Adrien Morillas (Frankreich). Doug Polen fuhr auf Platz 5 vor der besten Ducati des Franzosen Jean-Yves Mounier, dem Neuseeländer Simon Crafar (Honda) und dem Schweizer Edwin Weibel (Ducati). Rob Phillis holte sich Platz neun vor dem zweiten Schweizer Urs Kellenberger (Yamaha). Der australische Kawasaki Pilot war zwei Jahre davor noch WM-Dritter geworden und sollte im Jahr 1994 nur zweimal in die Punkteränge fahren.

Das offizielle Programmheft für den deutschen Lauf auf dem Hockenheimring von 1994 kostete 5 DM.

Der zweite Lauf von Hockenheim
Russell gewann auch das 2. Rennen, womit er als Gesamtsieger der zweiten WM-Runde feststand. Diesmal brachte Fabrizio Pirovano eine Ducati aufs Podium vor Doug Polen auf Honda. Ducati Werksfahrer Falappa wurde vierter vor Keiichi Kitagawa auf Kawasaki und Terry Rymer. Der Deutsche Udo Mark schaffte es bei seinem Heimrennen mit Rang 9 auf seiner Ducati in die Top Ten. Historisch war an diesem Sonntag vor allem das erste Top 5 Resultat eines Japaners in der Superbike WM auf europäischem Boden. Der Belgier Mertens hatte wieder einmal Pech und war mit Motorschaden an seiner Ducati ausgefallen.

Aaron Slight (Honda RVF 750 RC45) – mit zwei 2. Plätzen auf der neuen Honda sehr gut in die Saison gestartet. Doch der Neuseeländer verlor in Donington im 2. Lauf aufgrund einer Disqualifikation wichtige Punkte und im zweiten Rennen von Deutschland durch Sturz in der 8. Runde erneut (© WorldSBK).

Die dritte Runde in Misano

Damals wurde noch im Gegenuhrzeigersinn auf dem Autodromo di Santa Monica gefahren, wie er damals noch hiess. Nach dem Unfall von 500 cm³ Weltmeister Wayne Rainey im Vorjahr und seiner Querschnittlähmung war die Strecke aus dem GP Kalender geflogen. Die Superbike WM trat hier aber noch weiter an und später sollte dieser Kurs umgebaut und ab dann im Uhrzeigersinn befahren. Erst ab 2007 sollte die MotoGP wieder nach Misano zurückkehren.

Der erste Lauf mit dem vierten Sieg in Folge des amtierenden Weltmeisters
Scott Russell war definitiv in Hochform und vermochte im vierten Rennen nacheinander zu triumphieren. Mit ihm aufs Podium schafften es Falappa als Lokalmatador und Aaron Slight. Dahinter schaffte Stéphane Mertens mit P4 das erste zählbare Resultat der Saison, gefolgt von den beiden Italienern Mauro Lucchiari und Valerio Destefanis (alle auf Ducati). Die Top Ten wurden komplettiert vom Neuseeländer Simon Crafar, Gianmaria Liverani (beide Honda), Massimo Meregalli (Yamaha) und dem Österreicher Andy Meklau auf Ducati. Meregalli sollte einige Jahrzehnte später als Manager im Yamaha Werksteam mit unter anderen Valentino Rossi als Fahrer wesentlich bekannter werden, denn in seiner ersten Karriere als Pilot.

Ducati Werksfahrer Giancarlo Falappa – von seinen Landsleuten auch genannt „der Löwe von Jesi“ (nach seinem Herkunftsort in der Nähe von Ancona). Der Italiener feierte im ersten Rennen das 1. Podium der Saison mit Platz 2 (© WorldSBK).

Das zweite Rennen und Falappas letzter Triumph
Niemand konnte damals ahnen, dass der Sieg des italienischen Draufgängers nahe seiner Heimat sein letzter sein sollte. Der „Ducati Corse Virginio Ferrari“ Werksfahrer und seine Landsleute feierten seinen Triumph ausgelassen, doch es sollte sein letztes Rennen bleiben. Scott Russell musste sich nach 4 Siegen in Folge zum ersten Mal um die Winzigkeit von 0,168 Sekunden geschlagen geben. Platz 3 ging an Mauro Lucchiari vor Aaron Slight und Carl Fogarty. Zum ersten Mal seit Donington hatte der Engländer Punkte geholt und war in der WM mit 48 Punkten auf Platz 3 zurückgefallen. Russell führte mit bereits 110 vor Slight mit 62 Zählern.

Giancarlo Falappa (Ducati 916R) – der bis heute unvergessene Haudegen feierte den letzten Sieg seiner Karriere am 29. Mai 1994 (© WorldSBK).

WM-Runde 4 in Albacete

Bereits vor dem Rennwochenende drangen besorgniserregende Meldungen an die Öffentlichkeit. Giancarlo Falappa hatte bei privaten Testfahrten von Ducati in Albacete einen fürchterlichen Highsider, nach welchem er aus hohem Flug auf dem Kopf gelandet war. Angeblich war ein technischer Defekt an der neuen elektronischen Schaltung die Ursache für seinen heftigen Crash. Der Italiener schwebte danach länger in Lebensgefahr und lag 33 Tage im Koma. An ein Comeback war danach nicht mehr zu denken. Auf der anderen Seite konnte Falappa froh sein, nebst demjenigen in Albacete auch seinen fürchterlichen Crash im Training auf dem Österreich-Ring drei Jahre zuvor mit insgesamt 27 Knochenbrüchen überlebt zu haben.

Giancarlo Falappa – il leone di Jesi. 1989 WM-Rang 6, 1990 nur elfter mit schwersten Verletzungen und frühem Saisonabbruch. Dann die Rückkehr 1991 mit dem neunten Schlussrang, 1992 WM-vierter und 1993 Rang 5, bis sein fürchterlicher Unfall in Albacete 1994 seiner Karriere vorzeitig ein Ende setzte (© WorldSBK).

Der erste Lauf und das Ende der Glückssträhne von Russell
Der WM-Leader sollte diesmal das Ziel zum ersten Mal in dieser Saison nicht sehen. Gleich nach dem Start suchte Carl Fogarty sein Heil in der Flucht. Hinter Piergiorgio Bontempi lag kurz danach Scott Russell auf Platz 3 und bereits in der dritten Runde hatte er sich mit der bis dahin schnellsten Zeit den Italiener geschnappt. Doch der US-Amerikaner stürzte kurz nach Rennhälfte beim Versuch, Foggy noch einzuholen. Wütend warf er seine Handschuhe in den Reifenstapel und stapfte von dannen, während sein größter Herausforderer im Titelkampf einem ungefährdeten Sieg entgegenfuhr. Zweiter wurde Aaron Slight vor Jamie Whitham (Ducati). Dahinter kreuzte Bontempi die Ziellinie vor Terry Rymer, Doug Polen und Andreas Meklau. Nachfolgend die komplette Resultatliste:

Das zweite Rennen von Albacete
An die spanische Kleinstadt und deren Rundkurs dürfte Scott Russell keine besonders guten Erinnerungen haben. Dies gilt insbesondere für seinen kurzen Aufenthalt im Jahr 1994, weil auch im zweiten Lauf war er alles andere als vom Glück verfolgt. Er war vor seinem letztjährigen Muzzy Kawasaki Teamkollegen Aaron Slight in Führung gelegen, als der US-Amerikaner mit seiner Honda in einer Rechtskurve abflog und damit das zweite Rennen in Folge im Kiesbett beendete. Carl Fogarty gelang es später, noch an Slight vorbeizugehen. Platz 3 ging an Jamie Whitham vor seinem Ducati Markenkollegen Andreas Meklau und den beiden Kawasaki Piloten Rymer und Bontempi. Die Top Ten wurden komplettiert von Ex-Weltmeister Doug Polen auf Honda, Carlos Cardús (Ducati), Adrien Morillas (Kawasaki) und Stéphane Mertens (Ducati).

Doug Polen (Castrol Honda) – der Weltmeister von 1991 und 1992 auf Ducati und AMA Superbike Champion von 1993 vermochte bei seiner Rückkehr in die WorldSBK auf der Honda RVF 750 RC45 nicht mehr an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Doch seine Erfolge lassen sich nicht ausradieren und er blieb als einer der ganz großen der seriennahen Weltmeisterschaft definitiv unsterblich (© WorldSBK).

WM-Runde 5 in Spielberg

Trotz doppeltem Missgeschick in Albacete traf Russell als WM-Leader in der Steiermark ein. Da Fogarty sogar drei Ausfälle zu verkraften hatte, lag er nach der vierten Runde auf Platz 3 in der WM-Zwischenrangliste. Es führte zu diesem Zeitpunkt der US-Amerikaner mit 110 Punkten vor Slight (96), Fogarty (88), dem schwerst verletzten Falappa (74) und Ex-Weltmeister Polen (66). Bei sonnigem Wetter gab es ein denkbar knappes Rennen an der Spitze. Am Ende setzte sich erneut Foggy durch, der sich bis ins Ziel leicht von seinen Verfolgern abzusetzen vermochte. Dahinter gab es um Platz 2 eine hauchdünne Entscheidung, welche Lokalmatador Andy Meklau vor Doug Polen, Aaron Slight und Stéphane Mertens als Gewinner sah. Die vier Streithähne lagen dabei innerhalb von 0,8 Sekunden. Simon Crafar traf auf P6 vor Jamie Whitham ein. Um den 8. Platz entbrannte sich ein Streit unter insgesamt sieben Fahrern. Dabei hatte Fabrizio Pirovano die Nase vorne und der amtierende Weltmeister landete als hinterster der Gruppe nur auf Rang 14. Nachfolgend das Resultatblatt vom 1. Rennen:

Das zweite Rennen auf dem Österreich-Ring
Auf dem heutigen leider ungünstig verunstalteten Red Bull Ring wiederholte Carl Fogarty sein Husarenstück vom ersten Lauf und gewann auch das zweite Rennen. Erneut wurde Meklau zweiter, auch diesmal vor Doug Polen auf der besten Honda. Dahinter folgte erneut dessen Castrol Honda Teamkollege Slight vor Mertens, Crafar und Paolo Casoli auf der besten Yamaha. Hinter dem Italiener vermochte sich Jochen Schmid aus Deutschland auf Platz 8 zu behaupten und konnte dabei seinen Kawasaki Markenkollegen Bontempi hinter sich lassen. Russell traf hinter seinem Markenkollegen Rymer und vor Rob Phillis auf P12 im Ziel ein und verlor weitere Punkte auf Sieger Fogarty, der nun vor Slight und ihm die WM-Führung übernommen hatte.

Aaron Slight vor Doug Polen (beide Castrol Honda) – die beiden Teamkollegen kämpften auf dem Österreich-Ring zweimal um das Podest und beide Male hatte dabei der Ex-Weltmeister von 1991 und 1992 aus den USA die Nase vor dem Neuseeländer (© WorldSBK).

Die 6. Runde in Malaysia auf neuer Strecke

Nach je 2 Rennen in Shah Alam (1990 und 1991) und Johor Bahru (1992 und 1993) war diesmal mit Sentul bereits die dritte Strecke in Malaysia an der Reihe. Der nahe dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Kuala Lumpur gelegene Kurs von Sepang existierte damals noch nicht. Das erste Rennen auf der 3,965 km langen Strecke sah Jamie Whitham auf der Ducati als Sieger. Es war der erste und einzige Triumph in der Karriere des Engländers. Platz 2 ging an Aaron Slight vor Scott Russell auf der besten Kawasaki. Auf P4 folgten Doug Polen, Simon Crafar (beide Honda), Andreas Meklau (Ducati) und dahinter die beiden Kawasakis von Adrien Morillas (Frankreich) und Terry Rymer (GBR). Carl Fogarty hatte mit 1:28,406 in der 7. die schnellste Runde gefahren, fiel jedoch 12 Umgänge später mit einem Motorschaden aus.

Jamie Whitham auf der Moto Cinelli Ducati 916 R Desmoquattro – der Engländer vermochte im besten Jahr seiner Karriere mehrmals zu beeindrucken. Die Krone setzte er dabei in der Saison 1994 mit dem Sieg in Sentul auf (© WorldSBK).

Der zweite Lauf
Diesmal schlug wieder Carl Fogarty nach seinem Pech im ersten Rennen zurück. Zwei Sekunden vor Aaron Slight kreuzte der Engländer diesmal die Ziellinie und auf P3 folgte mit Scott Russell sein härtester Widersacher aus dem Vorjahr. Der US-Amerikaner war als Titelverteidiger auch 1994 im Titelkampf der Mann, den es zu schlagen galt und Foggy war dazu entschlossen, dies im zweiten Anlauf endlich zu schaffen. Doch auch Slight war nicht zu unterschätzen und führte sogar nach Sentul zum ersten Mal die WM 8 Punkte vor Fogarty und 10 vor Russell an, bevor es nach Japan weiterging. Whitham wurde diesmal dritter vor Andy Meklau, Doug Polen und Terry Rymer. Nur 18 Fahrer waren nach Malaysia angereist und 17 davon sahen diesmal die Zielflagge.

Aaron Slight auf der legendären Honda RVF 750 RC45 in Sentul, mit zwei 2. Plätzen der Gesamtsiege in der 6. WM-Runde von Malaysia. Der Neuseeländer reiste danach als WM-Leader nach Japan weiter, wo nur eine Woche später die siebte von insgesamt 11 Runden stattfand (© WorldSBK).

Die zweite Saisonhälfte von 1994 – dem 7. Jahr der WorldSBK

Nach der 6. Runde auf der neuen Strecke von Sentul in Malaysia ging es weiter nach Japan. Aus dem Zweikampf um den Titel zwischen dem amtierenden Weltmeister Scott Russell und Carl Fogarty war mittlerweile ein Dreikampf geworden. Aaron Slight hatte im Gegensatz zu Russell mit bis dahin 4 Siegen und Fogarty mit deren 5 keine Laufsiege vorzuweisen. Aber 7 Podiums-Platzierungen und drei vierte Plätze bei nur zwei Ausfällen ergaben bis vor Sugo trotzdem die WM-Führung für den Neuseeländer. Zum ersten Mal den 1990-er Jahren wurde die Superbike Weltmeisterschaft nicht über 13, sondern diesmal nur 11 Runden entschieden. Für die letzten 5 Events war damit für reichlich Spannung gesorgt.

Die 7. Runde in Sugo

Als eine von zusammen mit Donington, Hockenheim und dem Österreich-Ring (heute Red Bull Ring) nur noch 4 Strecken, war Sugo auch in der 7. WM-Runde immer noch im Kalender verblieben. Beim 1. Rennen in Japan schoss der amtierende Weltmeister gleich vom Start weg in Führung. Gefolgt von Fogarty und dem Japaner Keiichi Kitagawa, welcher jedoch bereits in der 1. Runde mit seiner Kawasaki crashte. Vier Umgänge später flog auch Stéphane Mertens auf seiner privaten Ducati ab. Kurz danach wurde Foggy von seinem Ducati Markenkollegen Fabrizio Pirovano überholt. Aber der Engländer blieb am Italiener dran und konnte sich nochmals an ihm vorbeikämpfen.

Anthony Gobert auf Honda RVF 750 RC45 – der australische Wildcard Pilot beeindruckte in Japan mit zwei Top Ten Resultaten. Beim Saisonfinale in Phillip Island sollte er auf einer Kawasaki noch eins draufsetzen (© Honda Racing).

Der Altmeister gewinnt harten Kampf um Platz 2
Am Ende hatte wieder der Routinier aus Biassono (direkt an der Strecke von Monza liegend) die Nase vorne und auch dem Japaner Yasumoto Nagai (Yamaha) gelang es, am Vizeweltmeister vorbeizugehen. Einige Runden später war Foggy Position 2 los und seine beiden Verfolger hatten den Weg an ihm vorbeigefunden. Am Ende konnte er noch froh sein, vor dem starken Yamaha Piloten Wataru Yoshikawa um 0,166 Sekunden den 4. Rang ins Ziel zu retten. Aaron Slight kam nicht über Platz 7 vor Takuma Aoki, Anthony Gobert (alle Honda) hinaus. Der Österreicher Andy Meklau (Ducati) komplettierte mit Ex-Weltmeister Doug Polen (Honda) die Top Ten.

Der amtierende Weltmeister Scott Russell (Kawasaki ZXR-750) – im ersten Lauf von Sugo unschlagbar, holte sich der US-Amerikaner seinen fünften Sieg der Saison und ließ seinen Gegnern dabei keine Chance (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Sugo
Diesmal hatte Carl Fogarty mit seiner Ducati den besten Start und Russell war anfänglich nur auf Platz 3 gelegen. Doch kurze Zeit später hatte er sich den vor ihm liegenden Japaner Yasumoto Nagai (Yamaha) geschnappt und machte sich auf die Verfolger des englischen Leaders. Auf P4 lag anfänglich Keiichi Kitagawa (Kawasaki) vor Fabrizio Pirovano, der seine Ducati jedoch in der Schikane noch in der 1. Runde ausrutschte. Dahinter folgten mit einigem Abstand Anthony Gobert, Aaron Slight (beide Honda) und dahinter ein junger Japaner namens Noriyuki Haga auf Yamaha. Von ihm sollte man in der WorldSBK in Zukunft noch sehr viel hören und sehen.

Wataru Yoshikawa (Yamaha, hier eine spätere Aufnahme auf einer YZF R1) – Platz 5 und 4 beim Superbike WM-Lauf und 1994 japanischer Superbike Meister, danach nochmals im Jahr 1999. Später wurde der Japaner im MotoGP Paddock als Teammanager im Yamaha Factory Racing Team noch bekannter (© Yamaha Racing).

Führungswechsel zum Nachteil von Foggy
Zusammen mit Nagai machte sich Russell auf die Verfolgung des Leaders und beide fanden den Weg am Engländer vorbei, nachdem sie zu ihm aufgeschlossen hatten. Nur wenig dahinter lauerte auch bereits der im 1. Lauf gestürzte Kitagawa. Zwei Runden vor Schluss führte immer noch der US-Amerikaner knapp vor Nagai. Mit einem kleinen Respektabstand folgte Fogarty und dahinter die beiden weiteren Lokalmatadoren Kitagawa und Yoshikawa. Letzterer hatte auf seiner Yamaha die Lücke vor sich zugefahren und lag somit in Schlagdistanz zu Platz 3. Foggy vermochte die Lücke vor sich zu schliessen und Nagai konnte anfangs der vorletzten Runde vor der Schikane am Leader vorbeigehen. Aber der junge Japaner geriet wenig später in der weiten Rechtskurve aufs Gras und fiel auf P5 zurück, bis er wieder auf der Strecke war. Letztlich gewann erneut Russell, diesmal vor Fogarty, Kitagawa, Yoshikawa, Nagai, Gobert und Slight.

Carl Fogarty (Ducati Corse Virginio Ferrari) – nach zwei Podestplätzen lag der Werksfahrer der Roten wieder auf WM-Rang 2, bevor es zurück nach Europa ging (© WorldSBK).

WM-Runde 8 in der Cathedral of Speed

In Assen ging es zwei Wochen nach Sugo mit den letzten 3 Rennen von Europa weiter. Die ersten 3 im WM-Zwischenklassement lagen immer noch sehr nahe zusammen. Nur 11 Punkte lag Aaron Slight hinter WM-Leader Russell und Foggy hatte den Neuseeländer wieder um 3 Zähler überholt. Für den WM-Leader wurde das Wochenende zum Desaster. Beim ersten Rennen machte sich Carl Fogarty vom Start weg aus dem Staub. Russell hingegen war schlecht weggekommen, weil ihn einige Frühstarter irritiert hatten. Doch im Gegensatz zu heute gab es damals für derart leichte Vergehen keine Bestrafung. Der US-Amerikaner dürfte in den ersten Kurven unter seinem Helm jedoch kräftig geflucht haben, weil er zahlreiche Plätze dadurch verloren hatte. Am Ende seiner Aufholjagd wurde es immerhin noch Platz 6 hinter Fogarty, Paolo Casoli (Yamaha), Aron Slight (Honda), Terry Rymer (Kawasaki) und Ducati Pilot Jamie Whitham.

Das Programmheft des niederländischen Laufs von 1994 in Assen, für umgerechnet etwas über 2 Euro. Auch heute noch ist der WM-Lauf der WorldSBK in der „Cathedral of Speed“ jedes Jahr auch für uns ein absolutes Highlight. Im Gegensatz zur MotoGP sehr preisgünstig, deutlich mehr Rennen und dazu viel weniger Gedränge, ist es eine Empfehlung für jeden Motorsportfan. Mehr über die Strecke und ihre Geschichte siehe auf dieser Seite unter „Racetracks“.

Das zweite Rennen von Assen
Während Foggy auch den zweiten Lauf nach Belieben dominierte, lief es für den amtierenden Weltmeister diesmal noch schlechter. Das Podium wurde von Aaron Slight und Mauro Lucchiari (Ducati) komplettiert. Dahinter folgten Paolo Casoli (Yamaha), Jamie Whitham (Ducati) Terry Rymer (Kawasaki), Simon Crafar (Honda) und dann erst die beiden Kawasaki Piloten Jochen Schmid und Scott Russell. Die Top Ten komplettierte der Schwede Christer Lindholm auf Yamaha.

Carl Fogarty (Ducati, vorne innen) und Aaron Slight auf Honda waren die beiden stärksten Herausforderer des amtierenden Weltmeisters und Kawasaki Piloten Scott Russell (© WorldSBK).

Den falschen Übeltäter bestraft
Eine reichlich abstrakte Disqualifikation traf in Lauf 2 den Italiener Piergiorgio Bontempi, der aufgrund „exceeding noise limit“ (überschreiten des Lärmgrenzwerts) von der Wertung ausgeschlossen wurde. Der Autor dieses Berichts kann gar nicht aufzählen, wie viele seiner Landsleute er beinahe schon erschlagen hätte aufgrund ihrer Lärmbelästigung mit offenem Auspuff im Straßenverkehr. Und diesmal wurde ausgerechnet einer ihrer Landsleute als Rennfahrer dafür bestraft, was für eine Perversion!

Carl Fogarty (Ducati) – die Saison 1994 sollte für den Engländer den endgültigen Durchbruch bringen, nachdem er im Jahr davor im Titelkampf noch knapp an Scott Russell gescheitert war (© WorldSBK).

Die 9. WM-Runde in Mugello

Diesmal war Russell wild entschlossen, die Scharte von Assen wieder wettzumachen. Vom Start weg zog der Kawasaki Pilot unwiderstehlich davon und setzte sich innert weniger Runden von seinen nächsten Verfolgern ab. Dahinter entbrannte zunächst ein Kampf zwischen Foggy und Slight um P2, bis sich der Engländer durchsetzen konnte und den Neuseeländer zu distanzieren vermochte. Dieser bekam im Lauf des Rennens Gesellschaft von Troy Corser auf der Fast by Ferracci Ducati. Der Australier wurde immer aufdringlicher und ab nun kämpften die beiden Streithähne vom anderen Ende der Welt verbissen um den letzten Podiums-Platz. Am Ende war es Corser, der zusammen mit Russell und Fogarty auf dem Podest stand. Etwas mehr als eine halbe Sekunde hatte er die Nase im Ziel vorne gehabt.

Scott Russell (Kawasaki ZXR-750) – der amtierende Weltmeister war beim italienischen WM-Lauf auf der Strecke im Apennin, rund 50 km nördlich von Florenz, schlicht unschlagbar (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Mugello
Zu Beginn versuchte Fogarty sein Heil in der Flucht, doch es dauerte nicht lange, bis ihn Russell eingefangen hatte. Während Corser diesmal mit Ketten-Schaden ausgefallen war, setzte sich erneut der Kawasaki Pilot an die Spitze. Doch der US-Amerikaner sollte sich nicht lange über seine Führung freuen. Nachdem er in der achten Runde noch die schnellste Runde mit 1:56,305 aufgestellt hatte, war 8 Umläufe danach Schluss für ihn und er rollte mit einem Motorschaden an seiner Kawasaki in die Box. Für Foggy war danach der Weg frei und der Engländer holte bei dieser Gelegenheit 20 der vielleicht wichtigsten Punkte seiner Karriere. Slight traf auf P2 ein und Lucchiari rettete die Ehre der Italiener mit Rang 3.

Von links Giancarlo Falappa (Ducati, gestürzt bei einer Testfahrt in Albacete), Raymond Roche (erster Weltmeister für Ducati 1990) und Marco Lucchinelli (ehemaliger 500 cm³ Star). Viele vermissten den Lokalmatadoren aus Jesi, als er statt im Paddock von Mugello zu erscheinen nach über einmonatigem Koma seine Karriere unfreiwillig beenden musste (© WorldSBK).

Letzte Europa-Runde mit dem 2. Saisonrennen in Donington

Auf nasser Strecke ging es in England in das erste Rennen und Foggy hatte von der Pole gleich zu Beginn einige Plätze verloren. Russell setzte sich auf seiner Kawasaki vorne ab und Troy Corser schnappte sich Gegner um Gegner. Als er am Leader dran war, ging er auch kurz danach an diesem vorbei, doch der US-Amerikaner konterte und übernahm erneut die Spitze. Am Ende war er es, der im Ziel um exakt eine viertel Sekunde die Nase vor dem jungen Australier auf der Ducati hatte. Paolo Casoli (Yamaha) holte sich Platz 3 vor Alan Carter (Ducati). Aaron Slight hatte nach einem Fehler hinter Crafar, Bontempi und Meklau mit Rang 8 vorlieb nehmen müssen, nachdem er zuvor noch Chancen auf das Podest gehabt hatte. Foggy reichte es diesmal gar nur für P14.

Das Programmheft des zweiten Donington Laufs von 1994.

Das zweite Rennen von Donington Park
Vor dem Start war immer noch Fogarty mit 12 Punkten WM-Leader vor Slight und Russell fehlten zu diesem Zeitpunkt 15 Zähler auf den WM-Leader. Im zweiten Lauf war es noch nasser als im ersten und diesmal war der Engländer von Beginn an in der Spitzengruppe mit dabei. Vorne hatte sich zunächst Marco Lucchiari (Ducati) absetzen können. Doch angeführt von Troy Corser arbeiteten sich die Verfolger wieder näher an den Italiener heran. Als erster war der junge Australier an Lucchiari dran, doch Russell kam ebenfalls immer näher. Foggy musste abreißen lassen, während vorne zuerst Corser und kurz danach auch der amtierende Weltmeister am anfänglich führenden vorbeigingen. Am Ende ging erneut der US-Amerikaner an Corser vorbei und holte sich damit den Doppelsieg, während Fogarty sich mit Platz 5 begnügen musste.

Scott Russell (Kawasaki ZXR-750) – nach seinem Ausfall im 2. Rennen von Mugello mit einem Doppelsieg in Donington den Titelkampf gegen Foggy und Slight offen gehalten (© WorldSBK).

Die Entscheidung um den WM-Titel in Phillip Island

Mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpften die beiden Streithähne Fogarty und Russell rundenlang um die Führung. Aaron Slight hingegen war nach anfänglich dritter Position etwas zurückgefallen und sah die Zielflagge am Ende als Vierter. Vorne vermochte sich Foggy abzusetzen und Russell verlor zwischendurch P2 an Lokalmatador Anthony Gobert. Doch am Schluss war es doch der US-Amerikaner, der links von Fogarty auf das Podest stieg. Gobert hatte deutlich vor dem Ziel das Gas weggenommen, um seinem Kawasaki Markenkollegen den Vortritt zu lassen. Damit war die WM noch nicht entschieden, aber der Engländer mit einem Bein bereits Weltmeister.

Das Programmheft für das Saisonfinale, den „Final Showdown“

Der zweite Lauf von Australien mit dem dramatischen Ende
Für Russell war die Ausgangslage klar. Er musste gewinnen und Fogarty auf der anderen Seite reichte selbst in diesem Fall Rang Vier zum ersten WM-Titel seiner Karriere. Nach dem Start war Russell der Mann, der außen an seinen Gegnern in der ersten Kurve in Führung ging. Der Engländer lag anfänglich nur fünfter und konnte sich kurz danach um eine Position verbessern. An der Spitze bildete sich anfänglich ein Kawasaki Duo mit Russell und Gobert, doch Fogarty begann die Lücke vor sich immer mehr zuzufahren. Als er an den beiden Führenden dran war, begann sich Gobert abzusetzen und der US-Amerikaner bekam offenbar Probleme. Er winkte gar seinen Kontrahenten vorbei und winkte mit der Hand ab, dass es für ihn gelaufen sei. Kurz danach musste er an die Box und ließ das Hinterrad wechseln. Der Engländer stand als Weltmeister fest, wurde zweiter hinter Gobert und Russell blieb punktelos.

Aaron Slight (Honda RVF 750 RC45) in Phillip Island, zwischendurch WM-Leader und am Ende mit WM-Rang 3 die Saison in Australien als bester Honda Pilot abgeschlossen (© WorldSBK).

Rangliste der Superbike WM 1995 – P1 bis 40

Mit WM-Rang 6 konnte damals ein Österreicher mitten in der Weltelite mitmischen, was Andy Meklau angesichts der damaligen Konkurrenz in der WorldSBK nach Rupert Hollaus Heinz Kinigadner und Gustl Auinger zu einem der bekanntesten Zweirad-Artisten der Alpenrepublik machte. Meklau schaffte eines der besten Ergebnisse eines deutschsprachigen Piloten in der Geschichte der WSBK überhaupt.

Carl Fogarty (Ducati 916 R) – der Mann, den seine Landsleute schon bald „King Carl“ nennen sollten, hatte nach knapper Niederlage im Vorjahr 1994 seinen ersten WM-Titel geschafft (© WorldSBK).

Rang 41 bis 64

WSBK Hersteller-Wertung 1994