1997: Das erste Halbjahr der 10. Superbike WM-Saison
Das Jubiläumsjahr der Superbike Weltmeisterschaft versprach viel Spannung, nachdem es bereits im Vorjahr wie so oft bis zum vorletzten Rennen gedauert hatte, bis der Titelträger feststand. Carl Fogarty war zum Ducati-Werksteam zurückgekehrt und an seiner Stelle verpflichtete Castrol Honda als sein Arbeitgeber von 1996 als Nachfolger John Kocinski. Nach seinem Wechsel aus der 500 cm³ WM hatte sich der US-Amerikaner in der seriennahen Weltmeisterschaft auf Anhieb erfolgreich in Szene gesetzt. Es gab einige neue Gesichter unter den Dauergästen im Paddock wie den Spanier Pere Riba (auf Honda), der in Albacete bereits im Vorjahr teilgenommen hatte. Auch der Engländer James Haydon (Ducati) und der Japaner Akira Yanagawa (Kawasaki) gehörten dazu. Scott Russell hingegen war als Weltmeister von 1993 auf Kawasaki ein Altbekannter. Der US-Boy trat neu für das Yamaha-Werksteam auf der YZF750 an, als Teamkollege von Colin Edwards.
Der Kalender für die WorldSBK Saison 1997
Zum ersten Mal fand der Saisonauftakt in Australien statt, was sich ab dann bewähren sollte und nach über 20 Jahren immer noch weiter so gehandhabt wurde. Neue Strecken kamen 1997 keine dazu, auch wenn eine davon früher als Österreich-Ring einen anderen Namen hatte. Der A1-Ring hatte jedoch durch den Umbau im Vorjahr ein schreckliches Layout erhalten, was noch Jahrzehnte später unter dem Namen Red Bull Ring in der MotoGP Jahr für Jahr zu Kopfschütteln Anlass geben sollte. Mit Donington Park, dem Hockenheimring und Sugo waren noch 3 Strecken seit der Premiere von 1988 unverändert jedes Jahr im Kalender verblieben.
Verregneter Saisonauftakt in Down Under
Ausgerechnet, nachdem man sich entschieden hatte, die Runde von Australien auf den Saisonbeginn zu legen, wurde dieser Mut anfänglich alles andere als belohnt. Das Regenrennen zum ersten Lauf erlebte unzählige Stürze mit einigen prominenten Opfern. Insgesamt sahen 16 Piloten das Ziel nicht, darunter Pierfrancesco Chili, Neil Hodgson (beide Ducati), Jamie Whitham (Suzuki), Lokalmatador Peter Goddard (Kawasaki), Vizeweltmeister Aaron Slight (Honda) und Piergiorgio Pontempi (Kawasaki).
Das Yamaha-Werksteam mit beinahe-Totalausfall und ein neues Gesicht
Auch Colin Edwards und sein Yamaha-Teamkollege Scott Russell waren abgeflogen, doch Letzterer konnte weiterfahren und belegte am Ende sogar noch Rang 7. Der Gewinner hieß John Kocinski (Honda) vor Carl Fogarty (Ducati), Simon Crafar und Akira Yanagawa (beide Kawasaki). Platz 5 ging an den Australier Troy Bayliss auf Suzuki, von dem man später noch viel hören sollte. Dahinter sein Landsmann Marty Craggill auf Kawasaki und hinter Russell komplettierten Andy Meklau (Ducati), Shawn Gilles und Pere Riba (beide Honda) die Top Ten.
Das zweite Rennen von Phillip Island
Diesmal war es trocken und es sollten immerhin 21 Fahrer statt nur deren 18 im ersten Lauf die Zielflagge sehen. Goddard und Chili traten verletzt gar nicht mehr an und nach dem Start entbrannte sich ein wilder Kampf um die Führung. Anfänglich lag noch Yanagawa vor Slight, Crafar und Foggy an der Spitze, doch der Japaner wurde kurz danach vom Neuseeländer überholt. Danach war es dessen Landsmann Simon Crafar, der das Feld anführte, bevor Fogarty den Lead übernahm. Wenig später lag wieder Yanagawa vorne, doch der Engländer erkämpfte sich die Führung zurück. Mittlerweile war auch Colin Edwards dazugestoßen, als Yanagawa bei der Überrundung von Nachzügler Jan Orchard sich verschätzte und Kurve 1 verpasste. Am Ende hatte Aaron Slight knapp vor Edwards die Nase vorne und Crafar schnappte Foggy noch Platz 3 vor der Nase weg. Bayliss wurde auf seiner Suzuki noch vor Russel und Kocinski fünfter. Die Ränge 8 bis 11 gingen allesamt an die einheimischen Fahrer Damon Buckmaster vor Graggill (beide Kawasaki), Gilles und Craig Connell (Ducati).
WM-Runde 2 mit dem Europa-Auftakt in Misano
Auf dem Autodromo di Santamonica, wie er damals noch hieß, sollten im ersten Rennen ganze 9 Fahrer die Zielflagge nicht sehen. Wie in Australien fand der erste Lauf in Italien erneut bei Regen statt. Mit Kawasaki Pilot Akira Yanagawa erwischte es bereits in der ersten Runde ausgerechnet den Fahrer, der im zweiten Lauf von Australien nicht ganz aus eigener Schuld kurz vor Schluss gestürzt war, als er einem Nachzügler ausweichen musste. Damals wurde noch im Gegenuhrzeiger gefahren und der Japaner stürzte in Führung liegend in der heutigen Kurve 8, genannt Quercia, als er zu früh ans Gas gegangen war per Highsider. In der zweiten Runde setzte sich Carl Fogarty an die Spitze, welche davor Piergiorgio Bontempi (Kawasaki) vor Scott Russell (Yamaha) innehatte. Dahinter lauerten Pierfrancesco Chili und Aaron Slight.
Die Demonstrationsfahrt des „Hausherrn“
In der dritten Runde führte Russell und Chili hatte soeben Foggy überholt. Nachdem er kurz nach Rennhälfte auch am US-Amerikaner vorbeigegangen war, zog der Lokalmatador unwiderstehlich davon. Kurz vor Schluss flog der auf Platz 2 liegende Russell noch ab und krümmte sich in gefährlicher Nähe einer Betonmauer am Boden kauernd. Doch zum Glück hatte sich der Yamaha Pilot nicht ernsthaft bei seinem Crash verletzt und er konnte zum zweiten Rennen wieder antreten. Der Hausherr gewann auf seiner Ducati überlegen vor Kocinski, Fogarty, Slight und Crafar. Colin Edwards wurde mit einer Runde Rückstand fünfter vor Neil Hodgson, Piergiorgio Bontempi und Pere Riba. Nur 17 Fahrer sahen die Zielflagge und ab dem dreizehnten Igor Jermann aus Slowenien hatten alle sogar 2 Überrundungen durch Chili erlebt.
Der zweite Lauf von Misano
Nach dem Start ging Piergiorgio Bontempi in Führung, der jedoch vor der Curva Tramonto bereits von Scott Russell und Neil Hodgson überholt wurde. Auch das zweite Rennen war bei Regen gestartet worden und für die Fahrer galt es, das Risiko zu dosieren. In der dritten Runde hatte sich erneut Pierfrancesco Chili nach vorne gearbeitet. Hinter Russell lag Foggy auf Platz 3, bevor er in Runde 5 von Kocinski geschnappt wurde, dessen Castrol Honda Teamkollege Slight etwa 50 Meter hinter dem Engländer lag. In Runde 12 ging Kocinski am bis dahin führenden Chili vorbei, der wenig später mit einem Elektrikdefekt an seiner Ducati ausscheiden sollte. Der Sieg ging mit über 30 Sekunden Vorsprung an den Honda Piloten vor Slight, Fogarty und Hodgson. Akira Yanagawa brachte die beste Kawasaki auf P5 ins Ziel, dahinter folgten Scott Russell, Simon Crafar und Colin Edwards. Pere Riba als neunter hatte bereits eine Runde Rückstand auf den Sieger.
Runde 3 in Donington Park
Wenigstens in England war es trocken, als der erste Lauf gestartet wurde und gleich nach dem Start ging Lokalmatador Carl Fogarty in Führung. Nach drei Runden hatte sich mit ihm, Neil Hodgson und „Franky“ Chili ein Ducati Trio gebildet, verfolgt von Colin Edwards auf der Yamaha. Kurz danach ging Hodgson an seinem Landsmann vorbei und übernahm die Spitze. Mit knapp 3 Sekunden Rückstand folgten hinter Edwards Slight und Crafar auf Position 4 und 5. Vier Umgänge später lag wieder Foggy vorne und bei Rennhälfte hatte Aaron Slight zum Führungstrio aufgeholt. Zwei Runden vor Schluss lag der Neuseeländer vor Fogarty und der Italiener war mit Sturz ausgeschieden. Hodgson hatte den Anschluss verloren und wurde noch von Crafar auf der Kawasaki kassiert. Am Ende triumphierte Slight vor Foggy, Crafar, Hodgson, Edwards und Russell. Dahinter folgten die drei Engländer Niall Mackenzie (Yamaha), Jamie Whitham (Suzuki) und John Reynolds (Ducati). Kocinski musste sich mit Platz 10 begnügen.
Das zweite Rennen von Donington
Diesmal sollte Pierfrancesco Chili endlich mal wieder sein Pech loswerden und dazu sitzenbleiben. Der furchtlose Italiener wurde hinter dem zweifachen Weltmeister und Ducati Markenkollegen Carl Fogarty diesmal zweiter. Nur knapp dahinter holte sich Aaron Slight mit Platz 3 sein zweites Podium des Sonntags. Dahinter dessen neuseeländischer Landsmann Crafar auf der besten Kawasaki auf P4 vor Kocinski, Edwards und Russell. Ab Rang 8 folten die 5 Engländer Mackenzie, Hodgson, Whitham, Reynolds und Sean Emmett (Ducati).
WM-Runde 4 auf dem Hockenheimring
Mit rund 200 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit der Superbikes war die Strecke bei Hockenheim in Baden-Württemberg überhaupt nicht mehr zeitgemäss. Aber gefahren wurde trotzdem darauf, auch wenn die Zuschauer auf dem 6,792 km langen Kurs die Fahrer jeweils nur kurz im Motodrom zu sehen bekamen. Videoleinwände kamen erst wesentlich später, daher sah man am TV bei solchen Rennen wesentlich mehr als die zahlenden Besucher vor Ort. Nach dem Start zum ersten Lauf kehrte Aaron Slight an der Spitze ins Motodrom zurück, dahinter lagen Carl Fogarty, Akira Yanagawa, Simon Crafar und John Kocinski. Eine Runde später hatte der Neuseeländer einen leichten Vorsprung vor dem restlichen Feld.
Die Entscheidung im ersten Rennen
Im Verlauf der folgenden Runden vermochte sich John Kocinski Platz für Platz nach vorne zu kämpfen. In der sechsten von 14 Runden fiel die Kawasaki des zu diesem Zeitpunkt auf Platz liegenden Simon Crafar an bedrohlich zu rauchen und der Neuseeländer musste mit einem kapitalen Motorschaden aufgeben. Im drittletzten Umlauf hatte Kocinski auf Platz 2 einen Rückstand von 2,101 Sekunden auf seinen führenden Castrol Honda Teamkollegen. Ein gutes Stück dahinter kämpften die Ducati Piloten Hodgson, Chili und Fogarty um P3 mit Scott Russel dicht dahinter. Zwei Runden vor Schluss hatte Kocinski zu Slight aufgeschlossen und ging an ihm vorbei. In der letzten Runde bog der Neuseeländer als erster ins Motodrom ein und gewann hauchdünn vor seinem Honda Teamkollegen. Russell gelang es bis ins Ziel, an allen 3 Ducatis vorbeizugehen und holte sich Platz 3 vor Foggy, Chili, Hodgson und Edwards.
Der zweite Lauf auf dem Hockenheimring
Diesmal gab es einen völlig anderen Zieleinlauf als noch am Mittag. Nach zweieinhalb Runden führte Neil Hodgson vor Ducati Markenkollege Carl Fogarty, Aaron Slight auf der vordersten Honda, Scott Russell (Yamaha), Simon Crafar und Akira Yanagawa (beide Kawasaki). Aber die Positionen wechselten aus dem Windschatten auf den vielen schnellen Streckenabschnitten dauernd und bei der dritten Zielpassage lag bereits Crafar vorne. In der viertletzten Runde hatte sich an der Spitze eine Dreiergruppe mit Hodgson, Slight und Foggy gebildet. In der ersten Schikane flog jedoch der Neuseeländer als Sieger des ersten Rennens über das Vorderrad ab.
Dramatisches Finale mit überraschendem Podium
Kurz danach verbremste sich Chili und geriet aufs Gras. In die letzte Runde ging als Leader einer Vierergruppe Hodgson vor Yanagawa, Fogarty und Whitham auf Suzuki. Bei der Einfahrt ins Motodrom verschätzte sich jedoch der Führende und beim Versuch, wieder Boden gutzumachen gleich in der letzten Linkskurve nochmals. Dadurch gewann am Ende Foggy vor Yanagawa, Whitham und den beiden Yamaha Piloten Russell und Edwards. Crafar wurde sechster vor Chili, Hodgson, dem Deutschen Jochen Schmid (Kawasaki) und dem Österreicher Andy Meklau (Ducati). John Kocinski hingegen musste mit Platz 14 vorlieb nehmen.
Zurück in Italien für die 5. Runde der WorldSBK
Auf der traditionsreichen Strecke in Norditalien ging es zwei Wochen später nochmals in Europa weiter, bevor mit Laguna Seca Kalifornien an der Reihe war. Wie im ersten Rennen in Deutschland lagen auch hier am Ende wieder die beiden Castrol Honda Piloten ganz vorne. Doch diesmal war es John Kocinski, der vor seinem Teamkollegen Aaron Slight gewann. Platz 3 ging an Carl Fogarty vor Simon Crafar auf der besten Kawasaki, Scott Russell, Jamie Whitham, Lokalmatador Pierfrancesco Chili und Akira Yanagawa. Russels Yamaha-Teamkollege Colin Edwards war verletzt gar nicht zum Start angetreten.
Das zweite Rennen von Monza – ein weiteres Regenrennen
Diesmal schlug die Stunde des Lokalmatadoren, nachdem „Franky“ Chili im ersten Lauf nur auf P7 im Ziel eingetroffen war. Nur Kocinski vermochte ihm einigermaßen zu folgen, als der Italiener seinem dritten Sieg auf der verregneten heimischen Strecke seit der Saison 1994 entgegenfuhr. Doch nicht nur die ersten zwei Fahrer im zweiten Rennen von Monza waren interessant, sondern auch der Mann, welcher dritter wurde und insbesondere dabei dessen Bike. Mit seiner Suzuki GSX-R750 holte sich Jamie Whitham einen Podestplatz, was schon beinahe historischen Wert hatte. Endlich hatte ein Fahrer auf dem Urvater aller modernen Superbikes mit dem im Langstreckensport bereits sehr erfolgreichen Modell ein Podium geschafft. Fogarty musste sich vor Slight mit Platz 4 begnügen. Rang 6 ging an Piergiorgio Bontempi vor Simon Crafar (beide Kawasaki), Scott Russell auf der besten Yamaha, Mike Hale (Suzuki), Jochen Schmid (Kawasaki) und Pere Riba (Honda).
WM-Runde 6 in Laguna Seca
Mit der Strecke in Kalifornien war ein Event an der Reihe, bei welchem wie in Japan und Australien in der Vergangenheit schon oft einige Wildcard-Piloten für viel Abwechslung gesorgt hatten. So war es auch 1997, als mit dem starken Kanadier Miguel Duhamel ein Fahrer nach dem ersten Rennen auf dem Podest, welcher nur in den USA mit am Start war. Der Sieg ging an John Kocinski mit nur 0,139 Sekunden vor Carl Fogarty. Damit war der Castrol Honda Pilot der erste Fahrer mit bereits 4 Saisonsiegen. Auf Platz 4 kreuzte Simon Crafar die Ziellinie, dahinter sein Kawasaki Markenkollege Doug Chandler. Auf Rang 6 folgte Yamaha Ass Scott Russell, während sein Teamkollege Colin Edwards nicht zum Start angetreten war. Der Mann mit der Nummer 45 sollte für den Rest der Saison der große Abwesende sein. Aaron Slight landete auf Platz 7 vor Jamie Whitham, Piergiorgio Bontempi und dem Japaner Akira Yanagawa.
Der zweite Lauf von Laguna Seca
Diesmal gelang es John Kocinski, sich im Lauf des Rennens an der Spitze liegend von seinen Verfolgern abzusetzen. Carl Fogarty wurde 4,862 Sekunden hinter dem Lokalmatador abgewunken. Mit Honda Pilot Miguel Duhamel auf Rang 3 war das Podium damit eine Kopie des ersten Laufs in Kalifornien. Scott Russell belegte auf der Yamaha Platz 4 vor Yanagawa auf der besten Kawasaki, Chili (Ducati), Piergiorgio Bontempi (Kawasaki) und dem US-Amerikaner Tom Kipp auf Yamaha. Komplettiert wurden die ersten zehn von Ducati Fahrer Neil Hodgson und Aaron Slight, hinter dem sein Vornamensvetter Aaron Yates auf Suzuki die Zielflagge sah. Nur gerade 14 Fahrer kamen ins Ziel und zu den prominenten Sturzopfern gehörten unter anderem Simon Crafar und Suzuki Ass Jamie Whitham.
2. Saisonhälfte mit Runde 7 in Brands Hatch
Im ersten Lauf auf seiner Heimstrecke in Brands Hatch, südöstlich von London kam es für Carl Fogarty in der 4. von 25 Runden zum ärgerlichsten Sturz der Saison. Der Engländer hatte aus einer Rechtskurve wohl eine Spur zu früh Gas gegeben, worauf er direkt vor Simon Crafar stürzte, der seiner Ducati nicht mehr ausweichen konnte und ebenfalls abflog. John Kocinski belegte hinter Pierfrancesco Chili und Scott Russell Platz 3 und übernahm damit die WM-Führung. Neil Hodgson wurde vierter vor Akira Yanagawa, Aaron Slight und Jamie Whitham. Der Engländer Chris Walker wurde hinter dem Italiener Piergiorgio Bontempi und dem US-Amerikaner Mike Hale zehnter.
Das zweite Rennen von Brands Hatch
Carl Fogarty kam nur als vierter vom Start weg, aber natürlich versuchte er früh, ganz nach vorne zu kommen. Zuerst hatte sich eine fünfköpfige Spitzengruppe gebildet und wenig später lag der Engländer knapp vor Chili, als es in der Rechtskurve nach Start-Ziel zwischen ihm und dem Italiener zu einer Berührung kam und dieser danach abflog. Wenig später kam es ruch eine rote Flagge zum Abbruch, als Regen einsetzte. Dadurch gab es einen Neustart bei nasser Strecke mit Regenreifen und als „wet Race“. Hier führte lange Michael Rutter auf Honda vor Foggy und dem immer näher kommenden Kocinski. Der US-Amerikaner ging danach auch an seinem Widersacher im Titelkampf vorbei und wurde als zweiter hinter Rutter abgewunken. Durch Addition der zwei Etappenzeiten lag am Ende jedoch Fogarty vorne und stand als Sieger vor Kocinski und Rutter. Yanagawa holte sich P4 vor Russell, Hodgson, Crafar, Slight und Whitham.
Rund 8 auf dem A1-Ring (heute Red Bull Ring)
Als Österreich-Ring war diese Strecke bestimmt nach modernen Kriterien sicher nicht optimal, aber zumindest wesentlich besser für Motorrad-Rennen geeignet, als nach der Verschandelung im Jahr 1996. Leider wurde auch im Zug der Modernisierung als Red Bull Ring später verpasst, dieses Manko zu korrigieren. Im Prinzip bestand der Kurs ab 1996 angefangen mit der Start-Ziel-Geraden aus drei durch einen Knick getrennten (mehr oder weniger) Geraden Abschnitten und einem vierten Teil mit 6 Kurven. Nach 1994 war der Österreich-Ring aus dem Kalender geflogen und im Jahr darauf kam für nur eine Veranstaltung der Salzburgring als Ersatz. Nach einem Jahr Pause kehrte die WorldSB 1997 wieder nach Spielberg zurück.
Das erste Rennen in Spielberg
Beim Start begann die Maschine des Österreichers Christian Häusle Feuer zu fangen. Als der Mann noch auf der Startgerade hüpfend von seiner Ducati sprang, war klar geworden, dass im dabei definitiv mehr als warm geworden war. Er sollte am Nachmittag zum zweiten Lauf sogar wieder antreten, verpasste mit einer Runde Rückstand auf den Sieger und Platz 16 jedoch knapp den letzten WM-Punkt. Anfänglich führte Akira Yanagawa mit seiner Kawasaki, doch in der 7. Runde ging Pierfrancesco Chili auf seiner Ducati am Japaner vorbei. Dahinter folgten Fogarty, Slight und Simon Crafar. Kocinski versuchte auf P6 liegend den Anschluss zu finden, was ihm auch wenig später gelingen sollte.
Carl Fogarty setzt sich durch
Zwei Runden vor Schluss kämpfen an der Spitze nur noch Foggy, Yanagawa und Slight um den Sieg, während die Verfolger den Anschluss verpasst hatten. Vor dem Bergabstück übernahm der Engländer wieder die Führung vom Japaner und liess sich danach nicht mehr überrumpeln. Carl Fogarty gewann vor Akira Yanagawa, Aaron Slight, Chili, Kocinski und Crafar. Scott Russell auf der besten Yamaha sah die Zielflagge als siebter vor Neil Hodgson (Ducati), Piergiorgio Bontempi (Kawasaki) und Jamie Whitham (Suzuki).
Der zweite Lauf auf dem A1-Ring
Der Start ging für den von Simon Crafar vor Kurve 1 von der Piste gerempelten Neil Hodgson (Ducati) gehörig schief. Der Versuch einer Aufholjagd endete kurz danach in Runde 3 mit einem Sturz, welcher sein Rennen endgültig beendete. Nach heutigen Regeln wäre übrigens etwa die Hälfte des Feldes aufgrund eines Frühstarts bestraft worden. In Führung lag in der ersten Runde John Kocinski vor Akira Yanagawa und Carl Fogarty. Im siebten Umgang rutschte Chili weg, dessen Ducati unter die Kawasaki von Crafer geriet, welcher dadurch ebenfalls abflog. In der Zwischenzeit hatte Foggy die Führung übernommen, verfolgt von Yanagawa und mit einigem Respekt-Abstand Slight und Kocinski. Letzterer arbeitete sich jedoch wieder nach vorn und machte sich auf die Jagd nach dem führenden Engländer. In der 18. von 25 Runden war es so weit und der US-Amerikaner ging an seinem Kontrahenten vorbei.
Das missratene Manöver des zweifachen Weltmeisters und sein Aus
Fogarty wollte sich das nicht gefallen lassen und versuchte sich im Rechts-Knick nach dem Bergaufstück wieder innen an Kocinski vorbeizudrücken. Dieser sah in zu spät, wodurch die beiden kollidierten und der Ducati Pilot dadurch zu Sturz kam, während der Castrol Honda Fahrer aus dem Kiesbett wieder auf die Strecke ruderte. Während für Foggy das Rennen vorbei war, konnte sich der US-Amerikaner wenigstens noch hinter Yanagawa mit seinem ersten Sieg und Slight auf Platz 3 retten. Vierter wurde Scott Russell (Yamaha) vor Piergirogio Bontempi (Kawasaki) und den beiden Suzuki Fahrern Jamie Whitham und Mike Hale. Lokalmatador Andy Meklau (Ducati) schaffte es diesmal mit P8 vor Udo Mark (Suzuki) und Chris Walker (Yamaha) in die ersten zehn.
Die 9. Runde in der „Cathedral of Speed“
Nur zwei Wochen nach der Steiermark ging es nach Assen auf eine völlig andere Strecke, welche auf eine lange Tradition zurückblicken konnte. Nach dem Start zum ersten Lauf ging Carl Fogarty sofort in Führung und Piergiorgio Bontempi fiel bereits im ersten Umlauf mit seiner Kawasaki durch Sturz aus. Auch der Schweizer Eskil Suter beendete die erste Runde nicht. An der Spitze bildete sich derweil eine Dreiergruppe mit Foggy, Russell und Yanagawa. Im 3. Umgang schnappte sich Chili den Japaner, kurz nachdem er den Anschluss geschafft hatte. Kurz danach war auch Russell an der Reihe und auch Slight kämpfte sich an Yanagawa vorbei. In der 6. Runde ging Chili in Führung, doch der Engländer erkämpfte sie sich wieder zurück.
Starkes Finale des WM-Leaders
Sechs Runden vor Schluss hatte sich Kocinski bis auf eine Sekunde hinter die Führungsgruppe herangearbeitet. Nur zwei Umläufe später lag der US-Amerikaner auf seiner Castrol Honda bereits hinter Leader Fogarty. In der Zweitletzten Runde ging der WM-Leader gar am zweifachen Weltmeister auf seiner Ducati vorbei und liess ihm bis ins Ziel keine Chance. Knapp hinter dem Engländer belegte Chili Platz 3. Mit einem Respektabstand folgten Aaron Slight (Honda), Neil Hodgson (Ducati), Scott Russell (Yamaha) und Jamie Whitham auf der besten Suzuki. Die ersten zehn wurden komplettiert von Akira Yanagawa, Simon Crafar (beide Kawasaki) und dem Engländer Chris Walker (Yamaha).
Das zweite Rennen in den Niederlanden
Carl Fogarty musste unbedingt gewinnen, um die WM vor den letzten 3 Runden möglichst offenzuhalten und das schaffte er auch. Der Engländer gewann eine knappe Sekunde vor „Franky“ Chili und John Kocinski belegte Platz 3 vor seinem Teamkollegen Aaron Slight. Dahinter folgten Neil Hodgson, Simon Crafar, Akira Yanagawa und Scott Russell. Die Top Ten wurden von Scott Russell und Piergiorgio Bontempi komplettiert. Nur gerade 5 Punkte trennten WM-Leader Kocinski von seinem Verfolger Foggy, bevor es 3 Wochen nach Assen weiter nach Albacete in Spanien ging. Aaron Slight hatte bereits 67 Punkte Rückstand und damit nur noch theoretische Titelchancen.
Die Vorentscheidung in Albacete
Im ersten Rennen ging sofort Carl Fogarty in Führung, während John Kocinski anfänglich nur auf Platz 6 lag. Anfangs der zweiten Runde lag der Engländer bereits deutlich in Führung. Die beiden Castrol Honda Piloten Crafar und Kocinski arbeiteten sich nach vorne und Simon Crafar versuchte sich vor ihnen auf P2 liegend, nicht vom Leader nicht zu stark abschütteln zu lassen. Im neunten von 26 Umläufen waren die beiden Honda Piloten an den beiden führenden dran und der WM-Leader lag bereits vor seinem Teamkollegen auf Platz 3. Kurz danach flogen Jamie Whitham und Scott Russell ab. Der Yamaha Pilot war in einer Linkskurve weggerutscht und hatte den Briten dabei ebenfalls vom Sattel geholt. In Runde 11 ging Kocinski an Crafar vorbei und begann Foggy unter Druck zu setzen.
Der fatale Crash des zweifachen Champions
Kurz nach Rennhälfte war es so weit und der US-Amerikaner ging am zweifachen Weltmeister vorbei. John Kocinski gelang es danach, Fogarty zu distanzieren und hinter diesem lag zwischenzeitlich bereits Aaron Slight auf Platz 3. Vier Runden vor Schluss passierte, was aus Sicht des Engländers und des Ducati-Werksteams nie hätte passieren dürfen. Mit seinem Abflug ins Kiesbett begrub Foggy seine Ambitionen für eine Spitzenplatzierung im Kiesbett. Mit 6,028 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen ging der Sieg an den Castrol Honda Piloten aus den USA. Simon Crafar holte sich vor seinem Kawasaki Mannschaftskamerad Akira Yanagawa Platz 3. Pierfrancesco Chili brachte seine Ducati vor seinem Landsmann Piergiorgio Bontempi (Kawasaki), dem Spanier Gregorio Lavilla (Ducati), Mike Hale (Suzuki), Jochen Schmid (Kawasaki) und Chris Walker (Yamaha) auf P5 ins Ziel. Platz 11 ging mit Pere Riba (Honda) an einen weiteren Einheimischen.
Der zweite Lauf mit viel Pech und fatalem Fehler von Fogarty
Nach dem Start bremste John Kocinski vor Suzuki Pilot Jamie Whitham die erste Kurve an, dahinter die beiden Ducati Piloten Carl Fogarty und Neil Hodgson. Lokalmatador Lavilla flog bereits im ersten Umgang ins Kiesbett ab, wobei er auch Foggy von der Piste gedrängt hatte, der danach am Ende des gesamten Feldes wieder auf die Piste zurückgekehrt war. Dieser startete danach natürlich eine wilde Aufholjagd, welche kurz nach Halbzeit in der 14. von 26 Runden auf P11 liegend in einem Sturz endete. Kocinski gewann vor Simon Crafar und Teamkollege Aaron Slight. Yanagawa holte sich Platz 4 vor Scott Russell auf der besten Yamaha und Piergiorgio Bontempi. Die ersten zehn vervollständigten Pierfrancesco Chili, Neil Hodgson (beide Ducati), Mike Hale und Jamie Whitham (beide Suzuki).
Die zweitletzte WM-Runde in Sugo
In der Heimat von Akira Yanagawa galt es wieder, die vielen starken Wildcard Piloten im Auge zu behalten. Mit 45 Punkten Vorsprung auf Carl Fogarty hatte es John Kocinski vor den Augen vieler Mitarbeiter seines Arbeitgebers Honda in der Hand, sich den WM-Titel vorzeitig zu sichern. Auf der anderen Seite stand sein Kontrahent nach den beiden Nullern in Spanien hier natürlich besonders stark unter Druck. Der erste Lauf war Beleg dafür, wie stark bei deren Heimrennen die vielen Japaner waren. In den ersten 11 lagen gerade einmal drei Ausländer und nur Simon Crafar hatte es auf seiner Kawasaki als dritter hinter Markenkollege Yanagawa und Noriyuki Haga (Yamaha) aufs Podest geschafft. Während es Aaron Slight nur für P6 reichte, war Kocinski als neunter noch weiter hinten. Doch für Foggy wurde der 1. Lauf mit Platz 13 hinter Pierfrancesco Chili erst recht zur Katastrophe. Das Rennen war 3 Runden vor Schluss aufgrund beginnenden Regens abgebrochen worden. Im zweiten Lauf musste der Engländer nun alles auf eine Karte setzen, um den Titel nicht vorzeitig zu verlieren.
Das zweite Rennen von Sugo mit der Titel-Entscheidung
Bereits im ersten Lauf war mit Noriyuiki Haga ein Japaner stark in Erscheinung getreten, als er als einer der vielen einheimischen Wildcard-Piloten dem Sieger Yanagawa alles abverlangt hatte. Der Kawasaki Pilot hatte mit nur 0,033 Sekunden das Rennen hauchdünn vor seinem Landsmann auf Yamaha für sich entscheiden können. Im zweiten Rennen musste Yanagawa in der 7. Runde mit Getriebeproblemen jedoch aufgeben. Nach dem Start hatte es einen Massensturz gegeben, bei dem unter anderem Fujiwara, Bondempi und Chili auf der Strecke blieben. Abgebrochen wurde jedoch nicht. Diesmal ließ sich Haga die Butter nicht vom Brot nehmen und gewann vor Crafar, Kocinski, Slight und den 4 Japanern Fujiwara, Serizawa, Takeda und Ryo. Carl Fogarty war 5 Runden vor Schluss gestürzt, wodurch die WM vor dem Finale in Sentul (Indonesien) bereit entschieden war.
Die Entscheidung – John Kocinski stand als Weltmeister fest
Im 10. Jahr der Superbike WM war der US-Amerikaner bereits der 6. Vertreter seines Landes, welcher seine Karriere mit einem Titel krönte. Für Honda war es der dritte und diesen Moment in Japan erleben zu dürfen, war für unzählige Fans und Mitarbeiter des weltgrößten Herstellers ein besonderer Moment. Für „little John“ war es nach dem Platztausch mit Foggy und dem damit verbundenen Wechsel von Ducati zu Honda erst reicht eine besondere Genugtuung. Seit Beginn der Ducati-Dominanz im Jahr 1990 und dem Titel von Raymond Roche war auch wichtig, dass nach Scott Russell 1993 auf Kawasaki 4 Jahre später wieder einmal eine 750-er Vierzylinder-Maschine gewann. Ducati legte daraufhin nach und trat ein Jahr später mit dem brandneuen Modell 996 an.
Saisonfinale in Sentul
Eine Woche nach Japan ging es weiter nach Indonesien, auf die Strecke von Sentul im Süden von Indonesiens Hauptstadt Jakarta. Nur gerade 13 Fahrer sollten nach dem ersten Rennen die Zielflagge sehen. Carl Fogarty stand am Ende zwar auf dem Podium, doch hinter den beiden Castrol Honda Piloten Kocinski und Slight. Akira Yanagawa belegte den vierten Platz vor Noriyuki Haga, der auch hier mit am Start gewesen war. Scott Russell folgte auf P7, er sollte im nächsten Jahr an der Seite von Haga das Yamaha Werksteam bilden.
Die Plätze 8 bis 13
Dahinter kamen John Reynolds Ducati und die beiden Suzuki Piloten Mike Hale und Jamie Whitham ins Ziel. Der Slowene Igor Jermann hatte es mit seiner Kawasaki gar in die Top Ten geschafft, vor Pere Riba auf Honda und Makoto Suzuki (Ducati). Der Indonesier Simon Yudha Kusuma sah die Zielflagge mit 2 Runden Rückstand, wurde aber noch als dreizehnter gewertet. Pierfrancesco Chili und Neil Hodgson hingegen waren per Sturz ausgeschieden. Der Italiener hatte den Engländer bei seinem Ausritt über den inneren Teil einer Linkskurve mit aus dem Rennen geworfen.
Der zweite Lauf von Sentul
Mit seinem Sieg im letzten Rennen der Saison gab es für Carl Fogarty noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss, bevor die Vorbereitungen für das nächste Jahr begannen. Akira Yanagawa holte auf der Kawasaki Platz 2 vor Noriyuki Haga auf der besten Yamaha und Aaron Slight. Scott Russel lief auf P5 ein vor Jamie Whitham, Neil Hodgson, Sean Emmett und Igor Jermann. Kocinski und Crafar waren in der vorletzten Runde gestürzt. Die beiden waren nach einer unterschiedlichen Linie in der Zielkurve miteinander kollidiert. Der Neuseeländer lag danach noch kurze Zeit mitten auf der Fahrbahn und hatte Glück, dass die nachfolgenden Piloten alle auswichen.