Ein neueres und ein altes Gesicht in der Superbike Weltmeisterschaft 1998 – Noriyuki Haga (Yamaha) vor Aaron Slight (Castrol Honda). Der Japaner sollte schon bald zu einer der bekanntesten und beliebtesten Figuren in Geschichte der WorldSBK werden (© WorldSBK).

Die erste Saisonhälfte 1998 – das 11. Jahr der WorldSBK

Im Vorjahr hatte John Kocinski auf der Castrol Honda dem Dominator der Jahre 1994 und 1995 den Meister gezeigt. Carl Fogarty war zwar zu Ducati zurückgekehrt, doch am US-Amerikaner 1996 im Titelkampf gescheitert. Letzterer trat ein Jahr später gar nicht mehr an, weil er zurück in die 500 cm³ Weltmeisterschaft gewechselt hatte. An seine früheren Erfolge konnte er dabei jedoch nicht mehr anknüpfen und nach einer zweiten Saison zog er sich in die USA zurück. Mit Troy Corser gab jedoch der Weltmeister von 1996 reumütig sein Comeback, nachdem er sich seinerseits mit wenig Glück bei Promotor Red Bull WCM Yamaha versucht hatte. Für viel Spannung war gesorgt und Ducati hatte mit dem Modell 996 nachgelegt, mit dem Foggy im Ducati Werksteam in der Saison 1998 antrat. Der Australier fuhr an der Seite von Pierfrancesco Chili dagegen noch auf dem Vorjahresmodell 916 R für das Ducati Racing ADVF Team. Als Nachfolger von Kocinski war Colin Edwards von Castrol Honda verpflichtet worden, eine Kombination welche noch viele Jahre gemeinsam mit großem Erfolg unterwegs sein sollte.

Simon Crafar (Kawasaki) vor John Kocinski (Honda) und Carl Fogarty 1997 in Sentul (Indonesien) – auch der hier in Führung liegende Neuseeländer trat wie Kocinski im Jahr darauf in der 500 cm³ Weltmeisterschaft an (© WorldSBK).

Der Kalender für 1998 – mit erneut 12 Runden

Zum vierten Mal in Folge enthielt der Kalender wieder zwölf Runden und diesmal war als Besonderheit Kyalami anstelle von Sentul in Indonesien neu aufgenommen worden. Dafür fand erstmalig das Saisonfinale im japanischen Sugo statt. In Deutschland ging es statt auf den Hockenheimring diesmal auf den 1984 neu gebauten Nürburgring. Damit verblieben nur noch Donington Park und Sugo als die letzten beiden seit der Premiere 1988 unverändert im Kalender belassenen Strecken.

Saisonauftakt in Phillip Island

Auf der Entry List fehlte nach dem Verzicht auf die Titelverteidigung durch John Kocinski zum zweiten Mal nacheinander die Nummer 1. Im Vorjahr wäre diese Troy Corser als Weltmeister von 1996 zugestanden, doch auch er hatte wie der US-Amerikaner ein Jahr nach ihm danach in die 500 cm³ Prototypen WM gewechselt. Diesmal war der Australier jedoch wieder mit dabei und hatte die Nummer 11. Insgesamt hatten sich für den Saisonauftakt 36 Fahrer eingeschrieben.

Wie im Vorjahr ging es auch diesmal zum ersten Event der Saison nach Down Under. Aaron Slight hatte diesmal auf die Nummer 111 gewechselt, doch beim Auftaktrennen brachte diese ihm kein Glück. In Kurve 2 ging Noriyuki Haga in der letzten Runde innen an zu überrundenden Jean-Marc Delétang (Yamaha) vorbei und der Neuseeländer probierte es gleichzeitig außen. Der Franzose war dabei sichtlich überfordert und drängte den Honda Piloten ins Gras ab, wo er stürzte und später wieder weiterfahren konnte. Der Sieg ging an Carl Fogarty vor seinem Ducati Markenkollegen Troy Corser und Yamaha Ass Haga. Platz 4 holte sich Pierfrancesco Chili (Ducati) vor Akira Yanagawa (Kawasaki), dem Australier Mark Willis (Suzuki) und Colin Edwards (Yamaha). Auf P8 folgten Neil Hodgson (Kawasaki), der zuvor gestürzte Slight und Scott Russell (Yamaha).

Peter Goddard – der Australier vor seinem Heimrennen. Er bildete zusammen mit dem Engländer Jamie Whitham das Suzuki Werksteam für die Saison 1998. Im ersten Rennen stürzte er in der neuntletzten Runde, doch im zweiten Lauf sollte es für ihn wesentlich besser laufen (© Peter Goddard).

Das zweite Rennen von Phillip Island
Der Sieger im zweiten Lauf war von blossem Auge nicht zu erkennen, als es wie so oft auf der Insel südlich von Victorias Hauptstadt Melbourne zu einem Foto-Finish kam. Vom Start weg hatte sich Noriyuki Haga auf seiner Yamaha vor den beiden Ducatis von Pierfrancesco Chili und Foggy an die Spitze gesetzt. In der vierten Runde lag der Italiener vor dem Engländer und der Japaner nur noch auf P3, während von hinten Aaron Slight herangeflogen kam und zur Führungsgruppe aufgeschlossen hatte. Wenig später fuhr Chili in der Kurve geradeaus und gab im 10. Umgang mit Reifenproblemen auf. Nachdem sich die verbliebenen drei Fahrer mehrmals an der Spitze abgewechselt hatten, fiel Fogarty gegen Ende leicht zurück. Haga gewann mit 0,071 Sekunden Vorsprung auf Slight und Peter Goddard schaffte es auf der besten Suzuki knapp Sekunden hinter dem Ducati Werkspiloten auf Platz 4. Dahinter folgten Yanagawa, Corser, Edwards, Russell, Willis und Steve Martin auf Ducati.

Carl Fogarty (Ducati) – der Gesamtsieger der ersten Runde in Phillip Island reiste damit als WM-Leader zu seinem Heimrennen in Donington Park nach Europa zurück (© WorldSBK).

WM-Runde 2 in Donington Park – wo alles begann

Für den Hausherrn Carl Fogarty wurde sein Heimrennen in England alles andere als zu einem Triumph. Um die Führung stritten anfänglich Troy Corser und Noriyuki Haga, gefolgt von Pierfrancesco Chili und Aaron Slight. Foggy hingegen lag hinter Scott Russell und vor Troy Bayliss nur auf P10. Letztgenannter fiel in Runde 3 mit seiner Ducati aus. Im 10. Umlauf lag der WM-Leader mit etwas über 6 Sekunden Rückstand auf P6. Drei Runden vor Schluss lag Haga deutlich vor Corser, Chili und Slight in Führung. Am Ende gewann der Japaner bereits sein 2. Rennen in diesem noch kurzen Jahr. Vier Sekunden hinter ihm kreuzte Troy Corser die Ziellinie und Chili rettete sich knapp vor Slight noch den letzten Podestplatz. Dahinter folgten Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki vor Colin Edwards (Honda) und einem enttäuschten Carl Fogarty mit 21,616 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Achter wurde Jamie Whitham vor seinem Suzuki Teamkollegen Peter Goddard und Steve Hislop (Yamaha).

Der zweite Lauf von Donington Park
Nach dem Start führte Corser vor Haga und „Franky“ Chili, dahinter Gregorio Lavilla und Foggy bog zumindest in den Top Ten auf die Start-Ziel-Gerade ein. Wenig später führte Haga vor Corser und einer 4-er Gruppe mit Slight, Chili, Edwards und Fogarty. Infolge eines Motorplatzers an Chris Walkers Kawasaki kam es zum Abbruch mit roter Flagge und einem Neustart. Erneut balgten sich Corser und Haga danach um die Führung, gefolgt von Foggy und Slight. Am Ende kreuzte der Lokalmatador auf seiner Ducati als erster die Ziellinie, gefolgt von Haga und Corser. Mit Addition der Zeiten ergab sich jedoch ein Sieg für den Japaner auf seiner Yamaha vor den beiden Ducati Piloten Corser und Fogarty. Slight auf der besten Honda belegte Platz 4 vor Chili, Niall Mackenzie (Yamaha) und Castrol Honda Neuzugang Colin Edwards. Jamie Whitham wurde achter vor Steve Hislop (Yamaha) und Peter Goddard. Yamaha Werkspilot und Ex-Weltmeister Scott Russell reichte es diesmal nur für Platz 11 vor Chris Walker, Piergiorgio Bontempi (beide Kawasaki), James Haydon und Terry Rymer (beide Suzuki).

Aaron Slight (links, Castrol Honda) und Piergiorgio Bontempi (Kawasaki Bertocchi) – beide Piloten waren bereits seit 1992 als Stammfahrer mit dabei und fuhren damit bereits ihre siebte volle Saison (© WorldSBK).

Die 3. WM-Runde von Monza

Nach dem ersten Lauf sollte kein Europäer auf dem Podest stehen. In der ersten Runde führte Carl Fogarty vor Aaron Slight, Troy Corser, Colin Edwards und Akira Yanagawa. Der Japaner schied in der dritten Runde jedoch durch Sturz aus und seine Kawasaki fackelte danach förmlich ab. Inzwischen hatte sich Edwards Platz 2 hinter Castrol Honda Teamkollege Slight erobert. Im 8. Umgang hatte sich Chili auf P3 vorgekämpft und die beiden Honda Piloten stritten sich an der Spitze um die Führung. Wenig später mischte auch der Italiener dabei mit. Es wurden auf der schnellen Strecke in Norditalien bereits Geschwindigkeiten von über 300 km/h gestoppt. Auch Neil Hodgson hatte sich auf seiner Kawasaki an die 4 Führenden herangekämpft und ging kurz danach an Foggy vorbei.

Typisches Gedränge in der Schikane von Monza mit Carl Fogarty in Führung vor Troy Corser (beide Ducati), dahinter Colin Edwards mit der Nr. 45 vor Chili (7) und in der Mitte Aaron Slight mit Nummer 111 (© WorldSBK).

Chilis beinahe-Horrorsturz und das spannende Finale
In der Parabolica, der langgezogenen Zielkurve von Monza, hatte der Lokalmatador sämtliche Glücksengel auf seiner Seite. Mit einem beinahe-Highsider konnte Pierfrancesco Chili einen Horrorsturz nur knapp verhindern, als ihm sein Hinterrad auszubrechen begann, wodurch er auf P5 zurückfiel. Es war Colin Edwards, der am Ende seine Nase knapp vor seinem Honda-Teamkollegen Aaron Slight hatte. Mit 5,634 Sekunden Rückstand auf den Sieger folgte Troy Corser auf der besten Ducati vor Hodgson, Chili und Foggy. Peter Goddard wurde auf der besten Suzuki guter siebter vor Teamkollege Jamie Whitham, Nori Haga und Gregorio Lavilla (Ducati).

Colin Edwards (Honda) vor Carl Fogarty (Ducati), Aaron Slight (Honda), Troy (Ducati) und Lokalmatador Pierfrancesco Chili auf Ducati. Der US-Amerikaner holte sich seinen ersten WorldSBK Sieg in seiner Karriere am 10. Mai 1998 in Monza (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Monza
Offenbar fehlte es den Yamahas an Topspeed, jedenfalls kämpfte Noriyuki Haga als dreifacher Sieger in den ersten beiden Runden der Saison offenbar mit stumpfen Waffen und musste sich nach P9 im ersten Lauf nun mit Platz 10 zufriedengeben. Immerhin erging es dem Japaner damit im 2. Rennen noch besser als Aaron Slight, der eine Runde vor Schluss mit einem Motorschaden aufgeben musste. Der Neuseeländer hatte mit seiner Honda keinen guten Start gehabt und es dauerte einen Moment, bis er zu den führenden Fogarty, Corser und Edwards aufgeschlossen hatte. Im 7. von 18 Umgängen hatte sich auch Chili an die Spitzengruppe herangepirscht. Slight lag zwischendurch gar in Führung und hatte sich mit dem US-Amerikaner leicht abgesetzt, als seine Honda in Rauch aufging. Edwards holte sich den Doppelsieg mit 2,697 Sekunden Vorsprung auf Fogarty, Chili und Corser. Whitham belegte P5 vor Yanagawa, Hodgson, Goddard, dem Österreicher Andy Meklau (Ducati) und Haga, der immer noch WM-Leader war.

Blick in die Castrol Honda Box mit dem Bike von Aaron Slight, dem Pechvogel des 2. Laufs in Monza. An Tospeed und Motorleistung fehlte es den japanischen Raketen definitiv nicht. Die Rekordrunde des Neuseeländers lag bei 1:46,866 und einem Schnitt von 194,374 km/h (© WorldSBK).

WM-Runde 4 in Albacete

Der am Mittag gestartete erste Lauf war das erste Regenrennen der Saison. Ideale Verhältnisse daher für den als Spezialisten für nasse Verhältnisse bekannten Italiener Chili auf seiner Ducati 916R. Anfänglich führte sogar Lokalmatador Lavilla auf seiner privaten Ducati 916, doch gegen den „Regenkönig“ von der Adria war an diesem Tag einmal mehr kein Kraut gewachsen. Chili siegte 1,316 Sekunden vor Troy Corser und mit Platz 3 schaffte der Spanier Gregorio Lavilla sein erstes Podium der Karriere in der Superbike WM. Vierter wurde Aaron Slight auf der besten Honda vor Teamkollege Colin Edwards und Scott Russell. Dahinter Neil Hodgson (Kawasaki), Alessandro Gramigni, Carl Fogarty (beide Ducati) und Noriyuki Haga.

Der Sieger Pierfrancesco Chili auf der Ehrenrunde vor seinem Landsmann Alessandro Gramigni (beide Ducati). Der erste Saison-Triumph des italieners sollte nicht sein letzter in diesem Jahr sein (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Albacete mit turbulenten Startszenen
Auf trockener Strecke kam es nach dem Start zu einer Berührung zwischen Nori Haga und Neil Hodgson, die glimpflich ausging. Doch in der 1. Kurve hatte Akira Yanagawa innenliegend einen Rutscher, wodurch er seinen Kawasaki Teamkollegen rempelte, worauf Hodsgon mit Lavilla kollidierte und die beiden gemeinsam abflogen. Auch Suzuki Pilot Jamie Whitham ruderte danach aus dem Kiesbett, nachdem er den beiden zuvor nicht hatte ausweichen können. An der Spitze duellierten sich nach 5 Runden Fogarty und Haga, während dahinter Corser und Yanagawa gefolgt von Slight, Russell, Bontempi und Chili versuchten, den Anschluss wiederherzustellen.

Aaron Slight (Castrol Honda) holte sich Platz 2 hinter Foggy in Albacete. Der Neuseeländer trat mit der Nummer 111 an. Eigentlich hätte er 1998 zum bereits vierten Mal die Nummer 3 auf seiner Honda spazieren gefahren (© WorldSBK).

Fogarty holt sich Laufsieg Nummer Zwei in Spanien
Während Haga bereits dreimal gewonnen hatte, war es für Carl Fogarty in Albacete erst sein zweiter Laufsieg der Saison. Mit einem Wheelie fuhr der Engländer über die Ziellinie, bevor es ihm kurz danach Aaron Slight als zweiter nachmachte. Platz 3 ging an Troy Corser und der anfänglich auf P2 gelegene Japaner kreuzte als vierter die Ziellinie. Bevor es nach Deutschland ging, führte Corser neu die WM an und hatte bis dahin 135 Punkte gesammelt. Haga war hinter Foggy (128) mit 123 Zählern auf P3 zurückgefallen, dahinter folgten Slight (106), Chili (103) und Edwards (98).

Hier die komplette Resultatliste des 2. Rennens von Albacete:

Die WorldSBK Premiere auf dem Nürburgring mit Runde 5

Der erste Lauf war wie in Albacete eine Runde zuvor ein Regenrennen und nach dem Start setzte sich diesmal Akira Yanagawa an die Spitze. Hinter dem Kawasaki Piloten folgte Colin Edwards auf Honda, Noriyuki Haga auf Yamaha und Troy Corser auf der vordersten Ducati, dahinter mit Aaron Slight der zweite Castrol Honda Pilot. Nach dem ersten Renndrittel waren immer noch dieselben 4 Fahrer an der Spitze, ergänzt von Regenspezialist „Franky“ Chili. Carl Fogarty hingegen lag nur auf Platz 14, mit über 22 Sekunden Rückstand auf die Führenden. Soeben gestürzt war in der 7. Runde Kawasaki Ass Neil Hodgson. Kurz danach machte Haga einen Ausflug ins Kiesbett, konnte jedoch sein Rennen wieder fortsetzen.

Scott Russell (Weltmeister 1993 auf Kawasaki) und Noriyuki Haga – das Yamaha Werks-Team der Superbike WM-Saison 1998. Meist stellte dabei der schnelle Japaner seinen erfahrenen Mannschaftskollegen auf für ihn neuen Strecken deutlich in den Schatten (© WorldSBK).

Der erste Saisonsieg für Aaron Slight
Als bekannt guter Fahrer bei nassen Verhältnissen war es am Ende keine Überraschung, dass Aaron Slight zuoberst auf dem Podium stand. Sein neuer Castrol Honda Teamkollege Colin Edwards belegte mit 6,608 Sekunden Rückstand Platz 2 vor Pierfrancesco Chili auf der besten Ducati. Dahinter folgten die beiden Japaner Yanagawa und Haga, sowie Peter Goddard (Suzuki) und Chilis Ducati ADVF Racing Teamkollege Troy Corser. Rang 8 ging an Kawasaki Privatpilot Piergiorgio Bontempi vor Jamie Whitham (Suzuki), Alessandro Gramigni (Ducati) und Scott Russell (Yamaha). Fogarty musste mit dem undankbaren 13. Platz hinter Lucio Pedercini (Ducati) vorlieb nehmen. Letzterer wurde ab 1993 erfolgreicher Teamchef in der WorldSBK als einer der vielen, die auch später noch dem Sport erhalten blieben.

Pedercini Racing Team – Vorstellung mit Gruppenbild beim Saisonstart 2020 mit dem in letzter Minute verpflichteten Deutschen Sandro Cortese als Fahrer in Phillip Island. Leider verletzte sich der „Italo Schwabe“ früh in der Corona-Saison und es musste Ersatz für ihn gesucht werden (© Pedercini Racing).

Das zweite Rennen auf dem Nürburgring
Im Gegensatz zu Albacete war in Deutschland auch der zweite Lauf verregnet. Nach dem Start ging in leuchtend rotem Oberteil Colin Edwards in Führung, dahinter folgte Haga, der kurz danach von Chili und Slight überholt wurde. Zusammen mit Troy Corser bildeten diese Fahrer zuerst eine Spitzengruppe, bevor sich Edwards und Chili leicht absetzten konnten. Kurz danach lag der Italiener allein in Führung und Slight hatte an seinem Teamkollegen Edwards vorbeigefunden. Doch der Neuseeländer beging danach einen Fehler, flog ab und rappelte sich sofort wieder auf. Damit war er auch noch hinter Corser zurückgefallen, lag aber immer noch auf P4. Mit einem Vorsprung von 11,117 Sekunden auf Colin Edwards machte „Franky“ Chili seinem Ruf als Regenkönig mal wieder alle Ehre. Corser wurde nur knapp hinter dem Honda Piloten Edwards dritte und Slight schaffte mit 34,889 Sekunden Rückstand Platz 4. Nachfolgend die Resultatliste des zweiten Rennens auf dem Nürburgring.

Die 6. Runde an der Adria-Küste

Nach dem Desaster auf dem Nürburgring mit den zwei 13. Plätzen hoffte Carl Fogarty auf trockene Verhältnisse. Sein Wunsch ging in Erfüllung und auf dem damals noch im Gegenuhrzeigersinn befahrenen Autodromo di Santamonica ging es bei prächtigem Wetter ins erste Rennen. Doch der Engländer hatte keinen guten Start erwischt. Anfangs zweiter Runde führte Troy Corser vor Colin Edwards und dessen Castrol Honda Teamkollege Aaron Slight war soeben an Noriyuki Haga vorbeigegangen. Foggy lag hinter Whitham, Goddard und Yanagawa zu diesem Zeitpunkt auf Platz 8. Kurz danach flog Piergiorgio Bontempi auf seiner Kawasaki ab und wenig später war auch sein Landsmann Chili an der Reihe, der seine Ducati ins Aus pfefferte.

Scott Russell auf der Werks-Yamaha – der US-Amerikaner war im zweiten Lauf von Deutschland noch mit Bremsproblemen ausgeschieden, welche ihn bereits nach 2 Runden zur Aufgabe gezwungen hatten. In Misano sollte er endlich mal bester Yamaha Pilot werden (© WorldSBK).

Die Entscheidung im ersten Rennen von Misano
In der 5. Runde war auch Peter Goddard auf seiner Suzuki abgeflogen. An der Spitze setzte der zwischenzeitlich an seinem Teamkollegen vorbei gegangene Slight Leader Corser gehörig unter Druck. Die ersten 4 lagen zusammen mit Edwards und Haga noch innerhalb von eineinhalb Sekunden. Corser wurde nacheinander von Aaron Slight, Colin Edwards und Nori Haga überholt und Foggy auf Platz 5 hatte kurz nach Halbzeit 6,5 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Am Ende holte sich Slight seinen zweiten Sieg nach dem ersten Rennen auf dem Nürburgring. Troy Corser hatte sich wieder nach vorne gearbeitet und kreuzte die Ziellinie nur 0,72 Sekunden hinter dem Neuseeländer. Dritter wurde Colin Edwards und Fogarty holte sich Platz 4, weil Haga 3 Runden vor Schluss noch gestürzt war. P5 ging an Akira Yanagawa vor Jamie Whitham, Neil Hodgson, Scott Russell, dem Österreicher Andreas Meklau (Ducati) und dem deutschen Suzuki Piloten Udo Mark. Dahinter erst die beiden besten Italiener Alessandro Gramigni, Lucio Pedercini und Paolo Blora (alle Ducati).

Aaron Slight (Castrol Honda) 1998 in Misano – zu Saisonmitte war der Neuseeländer zu einer wahren Hochform aufgelaufen. Ab Runde 4 in Albacete war er nie mehr schlechter als vierter und hatte sich im 1. Rennen von Misano soeben den zweiten Sieg gesichert (© WorldSBK).

Der zweite Lauf auf dem Autodromo di Santamonica
Diesmal hatte Carl Fogarty nach dem Start die Nase vorne, gefolgt von Ducati Markenkollege Troy Corser und Suzuki Pilot Jamie Whitham. In der zweiten Runde hatte Aron Slight seinen Honda Teamkollegen Colin Edwards überholt und ging kurz danach auch an Whitham vorbei. Corser lag in Führung und auch Foggy wurde kurz danach vom entfesselt fahrenden Slight überholt und distanziert. Wenig später bog Chili in die Box ab und Jamie Whitham beendete seine Ambitionen im Kiesbett. Während Fogarty und Edwards mit den beiden Führenden nicht mithalten konnten, hatte sich auch Akira Yanagawa an den US-Amerikaner herangepirscht. Im Ziel hatte erneut Slight die Nase vorne und Corser musste sich mit P2 begnügen, etwas über 2 Sekunden vor Foggy. Dahinter passierte knapp vor Yanagawa Edwards als Vierter die karierte Flagge. Scott Russell holte sich P5 und Yamaha Teamkollege Haga war 2 Runden vor Schluss erneut abgeflogen. Die Top Ten komplettierten Gregorio Lavilla (Ducati), Neil Hodgson (Kawasaki), Andy Meklau und der Slowene Igor Jerman (Kawasaki).

Ohne Punkte blieben Lokalmatador Enzo Chiapello (Kawasaki), der Tscheche Jirí Mrkyvka (Honda), Bruno Scatola (Italien, Yamaha), der Grieche Stavros Stavroulakis (Ducati) und der Slowake Vladimir Karban auf Suzuki (© WorldSBK).

Der WM-Zwischenstand zur Halbzeit von 1998

An der Spitze lag Troy Corser mit 200 Punkten vor Aaron Slight (194), Colin Edwards (167), Carl Fogarty (164), Pierfrancesco Chili (144) und Noriyuki Haga (143). Deutlich abgeschlagen war bereits Akira Yanagawa, der nur 101 Zähler totalisierte, bevor es zwei Wochen später nach Südafrika und nur eine Woche danach in die USA nach Laguna Seca in Kalifornien ging.

Noriyuki Haga (Yamaha) – nach drei Siegen gleich zu Saisonbeginn ging die Leistungskurve des schnellen Japaners nach unten bis zum Tiefpunkt in Misano mit zwei Stürzen. Zusammen mit Aaron Slight war er der einzige mit bis dahin 3 Siegen bis zur Halbzeit (© WorldSBK).
Carl Fogarty (Ducati) – der Weltmeister von 1994 und 1995 gehörte auch in der Saison 1998 zu den Mitfavoriten auf den WM-Titel. Der amtierende Weltmeister John Kocinski war nach zwei Jahren WSBK in die 500-er WM zurückgekehrt und somit konnte es keinen Titelverteidiger geben (© WorldSBK).

Die zweite Saisonhälfte 1998

Mit bereits drei Regenrennen durften die Fahrer in Südafrika und Kalifornien als nächste Stationen auf trockene Verhältnisse hoffen. Mit Kyalami ging es zum ersten Mal auf die etwa in der Mitte zwischen Johannesburg und Pretoria gelegene Strecke von Südafrika. Und offenbar waren die Beteiligten mehrheitlich von diesem Kurs begeistert, zumindest sollte im Jahr darauf hier sogar der Saisonauftakt stattfinden. Bekannte Fahrer gab es aus diesem Land seit einiger Zeit keine mehr. Zwei Jahrzehnte war bereits die Blütezeit mit Kork Ballington und John Ekerold her und Fahrer wie der 6-fache GP Sieger William Raymond Amm (tödlich verunfallt auf MV Agusta 1955 in Imola) hatten die meisten wohl schon längst vergessen.

Luftaufnahme der Rennstrecke von Kyalami, die zwischen 1983 und 1992 auch mehrmals Gaststätte der Motorrad-Weltmeisterschaft war. Das 500 cm³ Rennen gewannen hier die beiden ehemaligen AMA Superbike Stars Eddie Lawson (1984 und 1985) und Freddie Spencer (1983). Bei der Austragung von 1992 triumphierte zudem der Superbike Weltmeister von 1997, John Kocinski.

WM-Situation zur Halbzeit und der beeindruckende Rookie
Bisher hatte sich in den ersten 6 der 12 WM-Runden noch kein klarer WM-Favorit abgezeichnet. An der Spitze lag Troy Corser mit 200 Punkten vor Aaron Slight (194), Colin Edwards (167), Carl Fogarty (164), Pierfrancesco Chili (144) und Noriyuki Haga (143). Dahinter Akira Yanagawa mit 101 Zählern. Mit Rookie Noriyuki Haga sah die Saison 1998 zumindest einen klaren Senkrechtstarter. Der Japaner hatte im Vorjahr bei Wildcard Einsätzen in Sugo (Japan) und Sentul (Indonesien) beeindruckt. Dabei kam ein Sieg und dazu zwei weitere Podestplätze heraus.

Kawasaki Speerspitze Akira Yanagawa – der Japaner hatte im Vorjahr zwei Rennen gewonnen und stand 1998 oft im Schatten seines starken Landsmannes Noriyuki Haga, dem Yamaha Werksfahrer (© WorldSBK).

Die Premiere in Kyalami mit WM-Runde 7

Im ersten Lauf war der zweite Startplatz leer, als die Ampel ausging. Der Weltmeister von 1996 und WM-Leader Troy Corser war mit seiner Ducati bereits in der Warm Up Lap gestürzt und daher gingen die verbliebenen 20 Fahrer ohne den Australier ins Rennen. Der Flaggenmann wollte beinahe nicht mehr von der Strecke gehen, als ihm Pierfrancesco Chili mit einer wütenden Handbewegung bedeutete, er solle endlich abhauen. Hinter Suzuki Pilot Jamie Whitham, Carl Fogarty und Gregorio Lavilla (beide Ducati) bog der Italiener danach auf P4 in die erste Kurve ein. In Runde zwei übernahm Foggy die Führung und wenig später kassierte Chili auch den vor ihm liegenden Spanier. Zwei Umgänge später war auch Whitham an der Reihe und der Italiener machte sich auf die Jagd nach dem führenden Engländer.

Jamie Whitham – der Suzuki Pilot trat 1998 zusammen mit seinem australischen Teamkollegen Peter Goddard immer wieder ganz weit vorne in Erscheinung (© WorldSBK).

Die Entscheidung im ersten Lauf mit dem Ducati-Festival
Chili war in Hochform und es gelang dem ehemaligen Bademeister von Rimini, den in Führung liegenden Ducati Markenkollegen Carl Fogarty noch abzufangen. Nachdem er zwischenzeitlich von Jamie Whitham überholt worden war, hatte sich Gregorio Lavilla wieder Platz 3 zurück erkämpft und sorgte damit für einen dreifach-Triumph der roten Renner aus Borgo Panigale bei Bologna. Die beiden Suzukis von Jamie Whitham und Peter Goddard folgten knapp dahinter und sechster wurde Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki vor seinem japanischen Landsmann Nori Haga (Yamaha). Honda Speerspitze Aaron Slight musste sich vor Teamkollege Colin Edwards mit P8 begnügen und Scott Russell landete auf Rang 10.

Der Sieger und der Zweitplatzierte des ersten Laufs von Kyalami, links Pierfrancesco Chili im Gespräch mit seinem Ducati Markenkollegen Carl Fogarty (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Kyalami
Diesmal machte Troy Corser seine Sache besser und übernahm gleich nach dem Start die Führung vor seinen 3 Markenkollegen Fogarty, Chili und Lavilla. Der Spanier ging kurz danach am vor ihm liegenden Italiener vorbei und in den ersten Runden änderte sich am Bild mit den 4 roten Bikes an der Spitze nichts. Dann flogen in der 4. Runde Slight, Lavilla und Whitham ab, offenbar waren sie alle in einer Rechtskurve auf Öl ausgerutscht und nur der Neuseeländer konnte das Rennen danach wieder fortsetzen. Anschliessend an diesen Massensturz wurde übrigens dann die Warnflagge geschwenkt. An der Spitze duellierten sich danach Foggy und Corser, bis der Australier zurückfiel und der Engländer danach von Haga und Chili unter Druck gesetzt wurde. Der Italiener gewann mit 0,23 Sekunden auf Fogarty und Haga blieb Platz 3 vor Colin Edwards, Akira Yanagawa, Peter Goddard und dem anfänglich führenden Corser. Slight musste sich mit P8 vor Russell und Bontempi begnügen, wodurch er zum zweiten Mal wichtige Punkte liegenließ.

Akira Yanagawa – der Japaner lieferte mit den Rngen 6 und 5 in Südafrika eine solide Leistung, doch für Siege sollte es 1998 entgegen dem Vorjahr nicht reichen (© WorldSBK).

WM-Runde 8 in Laguna Seca

Wie auch in Sugo (Japan) waren auch beim US-Amerikanischen Superbike WM-Lauf traditionell meist starke einheimische Fahrer mit einer Wildcard dabei. So auch im Jahr 1998 und damit nahmen diese Piloten natürlich auch den von ihnen geschlagenen Kollegen in deren Kampf um die WM Punkte weg. Dass ausgerechnet Kawasaki Urgestein Doug Chandler dabei auf dem Podium landen würde, konnte jedoch nicht erwartet werden. Der Mann war bereits 1989 im zweiten Jahr der WorldSBK mit dabei gewesen und hatte bei seinem Heimrennen als Gaststarter in Brainerd Punkte geholt. Ganze neun Jahre später fuhr der Mann mit Nummer 110 immer noch auf Kawasaki mit und ließ dabei unzählige Weltklassefahrer alt aus sehen, Chapeau!

Im ersten Rennen setzte sich nach dem Start Troy Corser an die Spitze, gefolgt von Nori Haga und den beiden Kawasaki Piloten Chandler und Yanagawa. Dahinter folgte der Suzuki Wildcard Pilot Mat Mladin vor Neil Hodgson, Jamie Whitham und dem weiteren US-Amerikaner Ben Bostrom auf Honda. In der 3. Runde flog Yamaha Ass Haga ins Kiesbett ab und Mladin musste mit Motorproblemen aufgeben. Kurz nach Rennmitte kam es bei der Anfahrt zur berüchtigten Cork-Screw zu einem Massencrash, der zum Abbruch führte. Damit erhielten die ersten 15 Fahrer nur halbe Punkte gutgeschrieben. Sieger war Corser vor Yanagawa, Chandler, Bostrom, Carl Fogarty, Jamie Whitham und dem ebenfalls gestürzten Pierfrancesco Chili. Platz 8 ergab 4 Punkte, die an Aaron Slight gingen, dahinter folgten Neil Hodgson, Jamie Hacking (Yamaha), Colin Edwards und Aaron Yates (Suzuki). Es hatte sogar noch einen Restart gegeben, aber dabei passierte ein erneuter Massencrash direkt nach dem Start, wonach endgültig mit Lauf 1 Schluss war.

Kurz nach dem Start des ersten Rennens bei der Einfahrt in die Cork-Screw die Verfolger von Leader Corser: Haga, Chandler, Yanagawa und Mat Mladin. Hinten links sieht man die 2 von Foggy und rechts mit der 111 Aaron Slight (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Laguna Seca
Von 26 Fahrern sollten 13 das Ziel nicht sehen, dabei waren deren 6 gar nicht erst zum Start angetreten. Darunter waren nebst Aaron Slight auch Doug Chandler, Piergiorgio Bontempi und sein Kawasaki Markenkollege Akira Yanagawa. Anfänglich war Scott Russell in Führung gegangen, doch der Yamaha Pilot schied nach zwei Runden per Sturz aus. Kurz davor hatte er noch eine Stop and Go Strafe angezeigt erhalten und lag hinter Teamkollege Haga auf P2. Troy Corser machte sich auf die Verfolgung des japanischen Leaders. Gefolgt von seinen Ducati Markenkollegen Bostrom und Chili traf er hinter dem Yamaha Ass am Ende auch im Ziel ein. Carl Fogarty musste nach 7 Runden mit technischen Problemen aufgeben. Platz 5 ging an Jamie Whitham (Suzuki) vor Neil Hodgson (Kawasaki), Jamie Hacking (Yamaha), Peter Goddard (Suzuki), Alessandro Gramigni (Ducati) und Honda Pilot Colin Edwards.

Carl Fogarty (Ducati) in der Cork Screw – der zweifache Weltmeister hatte bisher erst 2 Rennen gewonnen. Aber weil auch seine Gegner zwischendurch immer wieder mit Problemen kämpften, war er im Fight um den WM-Titel immer noch mit im Rennen (© WorldSBK).

Die Rückkehr nach Europa mit Runde 9 in England

Vor Brands Hatch lag Troy Corser mit 242 Punkten im WM-Zwischenklassement in Führung. Dahinter folgten Aaron Slight (214), Pierfrancesco Chili (212), Carl Fogarty (209), Colin Edwards (196) und Noriyuki Haga (193). Damit war für das letzte Drittel die Entscheidung im Titelkampf nach wie vor völlig offen.

Das erste Rennen wurde zu einem Honda Festival, bei welchem Colin Edwards vor seinem Castrol Honda Teamkollegen Aaron Slight triumphierte. Anfänglich waren noch die beiden Ducati Piloten Troy Corser und Pierfrancesco Chili, doch schon bald ging Edwards an den beiden vorbei und in Führung. Wenig später war auch Slight am Vormarsch und machte sich auf die Verfolgung des Spitzenreiters. Im Formationsflug kreuzten die beiden Leader nach 25 Runden mit einem Abstand von über 10 Sekunden vor Scott Russell auf Platz 3 die Ziellinie. Als bester Engländer und Ducati Pilot musste Carl Fogarty mit Rang 4 vorlieb nehmen. Dahinter folgten Jamie Whitham (Suzuki), Niall Mackenzie (Yamaha), Corser (Ducati), Steve Hislop (Yamaha), Chili und Peter Goddard (Suzuki). Haga wurde vor dem Australier Troy Bayliss auf Ducati zwölfter. Letzterer sollte in den kommenden Jahren noch für viel Aufmerksamkeit in der Superbike WM sorgen.

Scott Russell (Yamaha) – der Weltmeister von 1993 auf Kawasaki musste bis zur neunten Runde warten, bis sein erstes Podium Realität wurde (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Brands Hatch
Erneut ging Troy Corser nach dem Start in Führung. Nach der ersten Runde war Colin Edwards auf P2 vor Jamie Whitham und Foggy. Mit knapp 2 Sekunden Rückstand folgte Slight vor Hodgson, Haga und dem Engländer Sean Emmett (Ducati). Nach 9 von 25 Runden lag Carl Fogarty auf Platz 2 vor seinen Landsleuten Whitham und Emmett, der später ausfallen sollte. Dahinter die beiden Hondas von Edwards und Slight. Am Schluss wurde Corser als Sieger abgewunken und mit 3,24 Sekunden Rückstand folgte Foggy auf Platz 2 vor Jamie Whitham mit der Suzuki. Vierter wurde Colin Edwards vor Slight, Chili, Haga und Russell. Die ersten 10 vervollständigten Hodgson und Mackenzie. Hislop wurde elfter vor Haydon, Goddard, Reynolds und Bayliss. Akira Yanagawa (Kawasaki) musste noch nach seiner in Laguna Seca zugezogenen Verletzung pausieren.

Carl Fogarty (Ducati) – zweiter hinter Honda Pilot Colin Edward als Gesamtsieger in Brands Hatch und damit nach wie vor im Kampf um den WM-Titel in aussichtsreicher Position (© WorldSBK).

Das letzte Viertel begann mit Runde 10 in der Steiermark

Die Rückkehr nach Österreich war für Carl Fogarty an positive und negative Erinnerungen geknüpft. Im Vorjahr hatte das Ducati Ass den ersten Lauf gewonnen, war jedoch im zweiten ausgeschieden. Als WM-Leader reiste Troy Corser an, der Australier führte mit 276 Punkten vor Slight (245), Foggy (242), Edwards (234) und Chili (229).

Die Entscheidung um den Sieg auf dem seit 1996 auf A1-Ring umbenannten ehemaligen Österreichring fiel denkbar knapp aus. Aaron Slight holte sich den vierten Saisonsieg vor Chili und Fogarty und zog dadurch mit Haga und Chili gleich, die ebenfalls bereits viermal gewonnen hatten. Der wieder genesene Akira Yanagawa schaffte auf seiner Kawasaki Platz 4 vor Whitham, Corser und Edwards. Neil Hodgson wurde achter vor Nori Haga und Peter Goddard auf der zweitbesten Suzuki.

Das Kawasaki Team mit Neil Hodgson (links) und Akira Yanagawa – das vom Deutschen Harald Eckl geführte Werksteam der Grünen war zweite Hälfte der 1990-er Jahre durchaus erfolgreich unterwegs. Für einen WM-Titel reichte es dabei jedoch nie (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Österreich
Nach dem Start ging mit Aaron Slight der Sieger des ersten Rennens in Führung. Im Rechtsknick, der verwirrender weise auch heute noch als Kurve 3 benannt ist, wurde der Castrol Honda Pilot innen von Suzuki Pilot Jamie Whitham überholt. Doch vor Kurve 4 lag er bereits wieder vorne. In der 5. von 25 Runden lagen Fogarty, Corser und Yanagawa hinter dem Leader. Wenig später lag der Australier vor Slight in Führung und Foggy knapp dahinter. Es entwickelte sich ein Dreikampf um die Spitze und nur wenig dahinter lauerten Yanagawa und Pierfrancesco Chili. Corser fiel gegen Ende zurück und es kam zum Zweikampf zwischen dem Engländer und dem Neuseeländer um den Sieg. Letzterer gewann und Fogarty musste sich um die Winzigkeit von 0,181 Sekunden geschlagen geben. Dahinter folgte der Italiener vor dem Japaner und Australier. Sechster wurde Whitham vor Gregorio Lavilla (Ducati), Peter Goddard (Suzuki), Colin Edwards (Honda) und Neil Hodgson auf Kawasaki.

Aaron Slight (Castrol Honda) – der Doppelsieger von Spielberg hatte sich im Ziel zweimal hauchdünn durchgesetzt. Damit war der Neuseeländer bis auf 2 Punkte an WM-Leader Corser herangekommen (© WorldSBK).

Die vorletzte Runde in Assen

Vor dem WM-Finale, welches erstmals im japanischen Sugo stattfand, kam die Vorschlussrunde in der „Cathedral of Speed“ zur Austragung. Wer als Motorsportfan noch nie in Assen zu Gast war, ist selbst schuld. Wir können dies sämtlichen Fans nur wärmstens ans Herz legen. Allerdings empfehlen wir dringendst, dabei nicht an das MotoGP Rennen zu gehen, sondern ein WorldSBK Wochenende zu besuchen. Kaum Gedränge, tiefe Preise und sehr viel Rennsport-Action für wenig Geld, mehr geht fast nicht. Auch im Jahr 1998 sollten die angereisten Besucher nicht enttäuscht werden. Ihnen wurde definitiv einiges an Spannung und Unterhaltung geboten. Beim ersten Lauf ging nach dem Start sofort Carl Fogarty auf der Ducati 996 in Führung, gefolgt von Peter Goddard auf der Suzuki und Troy Corser, der kurz danach an seinem australischen Landsmann vorbeiging.

In der zweiten Kurve flog derweil Suzuki Pilot Jamie Whitham ab, als ihm die Piste ausging. Kurz danach ging auch Pierfrancesco Chili an Goddard vorbei, womit drei Ducatis in Führung lagen. Wenig später lag Corser an der Spitze und die drei roten hatten sich von ihren nächsten Verfolgern um rund 100 m abgesetzt. In der 11. von 16 Runden wechselten sich Chili und Foggy mehrfach an der Spitze ab, während der Australier leicht zurückgefallen war. Der Engländer lag anfangs der letzten Runde an der Spitze, doch Chili gelang es, ihn zu überholen und danach liess sich der Italiener von ihm nicht mehr übertölpeln. Corser wurde dritter vor den beiden Castrol Honda Piloten Slight und Edwards. Dahinter folgte Goddard vor Akira Yanagawa, Noriyuki Haga, Scott Russell und Neil Hodgson.

Alessandro Gramigni (Ducati) – der Italiener holte sich nach drei Top Ten Resultaten in Assen Platz 6 (© WorldSBK).
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Das zweite Rennen von Assen
Nach dem Start lag zuerst Suzuki Ass Goddard in Führung, gefolgt von Fogarty, Corser, Slight und Chili. Noch in der ersten Runde gingen die ersten drei Verfolger am Australier vorbei. Gleichzeitig war Yamaha Pilot Scott Russell abgeflogen, der US-Amerikaner musste sich an diesem Sonntag mit 7 Punkten begnügen. Zur Halbzeit hatte sich eine Vierergruppe gebildet, als Slight und Chili, nachdem sie zuerst etwas zurückgelegen waren, wieder an Foggy und Corser aufgeschlossen hatten.

Der Slowene Igor Jerman (Kawasaki) war auch in der Endurance WM erfolgreich unterwegs und sicherte sich in Assen sein zweites Top Ten Ergebnis der Saison 1998 (© WorldSBK).

Dramatische Entscheidung um den Sieg
Zwei Runden vor Schluss lagen Chili und der zweifache Weltmeister mit deutlichem Abstand zu den beiden anderen an der Spitze. Kurz vor dem Ziel übernahm wieder der Italiener die Führung, doch in der letzten Schikane vor Start-Ziel verbremste er sich und flog über das Vorderrad ab. Fogarty siegte vor Slight, Corser, Edwards, Whitham, Yanagawa und Goddard. Die Top Ten komplettierten Nori Haga vor Neil Hodgson und dem Slowenen Igor Jerman (beide Kawasaki). Nur 14 Fahrer sahen die Zielflagge und sämtliche restlichen Piloten waren auf Kawasaki unterwegs.

Carl Fogarty und der stürzende Ducati Markenkollege Pierfrancesco Chili, welcher den Doppelsieg wenige hundert Meter vor dem Ziel durch seinen Crash verschenkte (© WorldSBK).

Das WM-Finale in Sugo mit der WM-Entscheidung

Einen Monat nach den beiden Läufen in den Niederlanden kam es zum Showdown in Japan. In Führung lag mit 328,5 Punkten immer noch Troy Corser, doch nur einen halben Zähler dahinter lauerte Aaron Slight und Carl Fogarty fehlten nur gerade 6 Punkte auf den WM-Leader. Pierfrancesco Chili und Colin Edwards waren zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Rennen um die Titelentscheidung. Bereits traditionell war die Tatsache, dass die starken einheimischen Fahrer in der Regel die Ranglisten gehörig durcheinander brachten. Doch bereits vor dem ersten Rennen kam es zu einem veritablen Drama.

Die Katastrophe für den WM-Leader
Später würde wie so oft in erster Linie nur noch interessieren, wer den WM-Titel in der Saison 1998 geholt hatte. Aber in diesem Fall hatte derjenige auch eine gehörige Portion Glück auf seiner Seite. Mit Troy Corser fiel nämlich ausgerechnet der WM-Leader bereits vor dem Start zum ersten Rennen aus. Der Australier hatte sich mit einem starken Qualifying die Poleposition gesichert. Doch im Warm-Up kam es für den Weltmeister von 1996 auf Ducati zur Katastrophe. Bein seinem Sturz zog sich Corser Rippenbrüche zu und musste danach auf die Teilnahme an den Rennen verzichten.

Troy Corser (Ducati) war als WM-Leader nach Sugo angereist und musste noch vor dem ersten Rennen passen, weil er sich im Aufwärmtraining verletzt hatte (© WorldSBK).

Das erste Rennen
Vor heimischer Kulisse ging Noriyuki Haga gleich nach dem Start in Führung. Im Vorjahr hatte sich der Yamaha Pilot hier mit Platz 2 und einem ersten Rang den Gesamtsieg geholt. Auf P2 folgte mit Suzuki Pilot Akira Ryo ein Landsmann vor Carl Fogarty auf Ducati und Keiichi Kitagawa (Suzuki). Nach 5 von 25 Runden war die Reihenfolge an der Spitze unverändert geblieben und dahinter lagen Scott Russell, Neil Hodgson, Akira Yanagawa und Aaron Slight. In der 13. Runde fehlte plötzlich der Leader. Haga war in einer Rechtskurve abgeflogen und zunächst regungslos liegen geblieben. Kurz danach stand er jedoch auf und stapfte von dannen.

Noriyuki Haga (Yamaha) – oft gab es für den Japaner nur Sturz oder Sieg und genau dies machte aus ihm genauso wie bei „Franky“ Chili einen Publikumsliebling (© WorldSBK).

Die Vorentscheidung im ersten Rennen
Mit einem Suzuki Doppelsieg durch Kitagawa vor Ryo kam es zu einem historischen Triumph für das Werk aus Hamamatsu. Dritter wurde Carl Fogarty auf Ducati vor Akira Yanagawa (Kawasaki), Scott Russell (Yamaha) und Neil Hodgson auf Kawasaki. Aaron Slight verlor mit P7 wichtige Punkte auf den nun in der WM führenden Foggy. Dadurch war nun der Engländer neuer Leader, doch sein Vorsprung auf den Neuseeländer betrug nur gerade 1,5 Zähler. Der Vollständigkeit halber seien hier jedoch auch noch die übrigen Platzierungen erwähnt. Achter wurde Shinichi Ito (Honda) vor Wataru Yoshikawa (Yamaha), Peter Goddard, Jamie Whitham (beide Suzuki) und Chili nur auf P12 vor Colin Edwards und weiteren 3 Japanern. Nun musste Slight unbedingt versuchen, vor Fogarty ins Ziel zu kommen, ansonsten war dieser Weltmeister.

Carl Fogarty auf der neuen Ducati 996 – nach dem Saisonauftakt in der ganzen restlichen Saison nie WM-Leader, mit Ausnahme des wichtigsten Moments, nämlich vor dem letzten Rennen des Jahres (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Sugo mit der Titelentscheidung im allerletzten Rennen der Saison
Vom Start weg ging erneut „Nitro Nori“ Haga, wie man ihn bald nennen sollte, vor Foggy in Führung. Dahinter Akira Ryo, Aaron Slight und Keiichi Kitagawa. Dem auf P4 liegenden Neuseeländer wollte es danach einfach nicht gelingen, an den sich immer mehr absetzenden neuen WM-Leader heranzukommen. Stattdessen kam von hinten Akira Yanagawa auf der Kawasaki in der 13. Runde herangebraust, der zu ihm aufschliessen konnte. Bereits im ersten Rennen hatte Slight dem Japaner angedeutet, gefälligst hinter ihm zu bleiben, doch auch diesmal war Akira nicht dazu bereit, Geschenke zu verteilen.

Akira Yanagawa auf der Kawasaki ZX-7R. Der schnelle Japaner spielte bereits im ersten Rennen Zünglein an der Waage im WM-Kampf, als er sich zwischen Foggy und Slight geschoben hatte (© WorldSBK).

Zum dritten Mal Supersport Weltmeister – Carl Fogarty

Yanagawa ging nicht nur an Slight vorbei, sondern später kassierte er auch noch Foggy und Suzuki Ass Akira Ryo, um am Ende hinter einem überragenden Noriyuki Haga (Yamaha) für Kawasaki Platz 2 zu holen. Carl Fogarty riskierte diesmal nichts und gab sich mit Rang 4 zufrieden, während Aaron Slight etwas über eine Sekunde hinter Keiichi Kitagawa (Suzuki) enttäuscht die Ziellinie kreuzte. Erneut war der Neuseeländer am lange ersehnten Titelgewinn gescheitert. Nach 4 dritten Rängen und einem Vizeweltmeistertitel 1996 wurde es für ihn erneut nur der sogenannte „Runner up“ (englisch für Vize oder Zweitplatzierter). Foggy hingegen wurde von seinen Landsleuten mittlerweile „King Carl“ gerufen und machte sich als erster dreifacher Weltmeister der WSBK Geschichte endgültig unsterblich. Für ihn war bereits klar, dass er im Jahr darauf erneut für das Ducati-Werksteam die Titelverteidigung anstreben würde.

Noriyuki Haga (Yamaha) – der Sieger des Abschlussrennens in seiner Heimat Japan sollte noch für viele Jahre die Fans der WorldSBK begeistern und auch im Jahr darauf mit Yamaha zurückkehren (© WorldSBK).

Der WM-Endstand 1998

In Laguna Seca wurden nach zwei Massenstürzen im ersten Rennen nach dem zweiten Abbruch nur halbe Punkte vergeben. Der erste Sieg einer Suzuki im 11. Jahr der Superbike WM durch Akira Ryo hatte historischen Charakter. Leider wurde ein solcher Erfolg von den beiden Werkspiloten Jamie Whitham und Peter Goddard verpasst, doch mit WM-Rang 8 und 9 lagen sie in der Endabrechnung immerhin noch vor Ex-Weltmeister und Yamaha Werksfahrer Scott Russel (USA).

Hersteller WM 1998 – Sieg für Ducati