Die erste Saisonhälfte 1999 – das 12. Jahr der WorldSBK
Im Vorjahr führte Carl Fogarty auf seiner Werks-Ducati genau zweimal, nämlich nach dem Auftaktrennen und vor dem Finalrennen. Dazwischen hatten lange Zeit Fahrer wie Rookie Noriyuki Haga (Yamaha World Superbike Team), Privatfahrer Troy Corser (Ducati Racing ADVF) und Aaron Slight (Castrol Honda) im WM-Zwischenklassement die Nase vorne gehabt. Aber am Ende behielt der Engländer die Nerven und holte sich den 3. WM-Titel der Karriere. Damit war er der erste dreifache Weltmeister in der Geschichte der Superbike WM seit ihrer Premiere 1988. Viele seiner Landsleute nannten ihn ab nun nur noch „King Carl“. Er war zu einer Ikone seines Sports geworden und gierte nach mehr. Inzwischen hatte die WorldSBK der Motorrad-WM bei einigen Rennen bezüglich der Besucherzahlen gar den Rang abgelaufen. Es war das goldene Zeitalter der Superbike Weltmeisterschaft und sollte noch einige Jahre dauern.
WM-Kalender 1999 – mit neu wieder 13 Runden
Zum ersten Mal seit 1993 wurde die WorldSBK wieder über 13 Runden mit je zwei Rennen ausgetragen. Damals waren gar 14 Veranstaltungen geplant, doch das für Mexico City vorgesehene Finale wurde im Lauf der Saison ersatzlos gestrichen. Die Strecken waren allesamt in teils anderer Reihenfolge bereits im Vorjahr im Programm gestanden, neu war diesmal vor allem der Saisonbeginn in Kyalami (Südafrika) und mit dem Hockenheimring ein zweites deutsches Rennen gegenüber 1998. Zwei Jahrzehnte später gab es leider bereits kein einziges mehr und die Corona-Pandemie machte 2020 auch noch der Rückkehr von Oschersleben den Garaus. Im Gegensatz zu Phillip Island und insbesondere Sugo und Laguna Seca hatten die Stammfahrer beim Saisonauftakt keine starken einheimischen Piloten zu befürchten. Dies zumindest die Erfahrung aus der Saison 1998.
Der Saisonauftakt im Süden Afrikas
Von Startposition 2 ging vom Start weg mit Carl Fogarty die Nummer 1 in Führung, gefolgt von Ducati-Teamkollege Troy Corser, der noch in der ersten Runde von Noriyuki Haga auf der Yamaha überholt wurde. Doch der Australier kämpfte sich auf P2 zurück, während etwas weiter hinten Peter Goddard auf seiner Aprilia ins Kiesbett rutschte. Wenig später lagen die zwei Castrol Honda Piloten Aaron Slight und Colin Edwards direkt hinter dem Japaner und in Runde 8 kam die erste Attacke des Neuseeländers. Der amtierende Weltmeister fuhr einem sicheren Sieg entgegen, während hinter ihm auch Troy Corser den hinter ihm liegenden Slight bis ins Ziel in Schach halten konnte. Rang 4 ging an Haga vor Edwards, Akira Yanagawa (Kawasaki) und dem neu für Suzuki antretenden Pierfrancesco Chili. Der Spanier Gregorio Lavilla (Kawasaki) wurde achter vor Doriano „Rambo“ Romboni (Ducati) und dem Österreicher Robert Ulm auf Kawasaki.
Das zweite Rennen von Südafrika
Nach der ersten Runde führte Honda Ass und Vizeweltmeister Aaron Slight vor Foggy und Corser, doch kurz danach ging der Weltmeister an die Spitze. Noriyuki Haga stürzte in der 14. von 25 Runden und beim Zweikampf um Platz 2 hinter dem souveränen Leader Fogarty hatte diesmal Slight die Nase vor Corser. Edwards belegten Rang 4 vor den beiden Kawasakis von Yanagawa und Lavilla. Dahinter folgte Peter Goddard auf Aprilia vor Chili, Romboni und Katsuaki Fujiwara auf Suzuki. Robert Ulm wurde diesmal elfter vor Lucio Pedercini (Ducati), Vittoriano Guareschi (Yamaha) und Lokalmatador Lance Isaacs (Ducati).
Die WM-Fortsetzung in Down Under mit der 2. Runde
Nachdem Foggy im Vorjahr mit nur 3 Siegen Weltmeister geworden war, hatte er nach der ersten von 13 Runden nun bereits zwei Drittel dieser Marke geschafft. Natürlich war er damit als erster WM-Leader nach Australien angereist, wo es drei Wochen nach Kyalami auf der beliebten Strecke von Phillip Island im Süden von Melbourne weiterging. Zweimal hatte der Engländer hier bereits gewonnen, während Lokalmatador Troy Corser erst einen Sieg verbuchen konnte. Allerdings war er im Gegensatz zu Fogarty 1997 nicht in der WorldSBK angetreten, weil er sich nach seinem WSBK Titel von 1996 in der 500-er WM versucht hatte. Ein Jahr später war der Australier aber reumütig wieder in der seriennahen WM zurück und wurde WM-Dritter.
Hier die Entry List der zweiten WM-Runde in Australien:
Nach dem Start übernahm ab der zweiten Kurve Ducati Ass Troy Corser die Führung, gefolgt von Colin Edwards, Aaron Slight, Nori Haga und Foggy. In der zweiten von 22 Runden war Slight auf Position 5 zurückgefallen und Corser hatte einen Abstand von etwa 50 Meter herausgefahren. Im 4. Umgang musste Frankie Chili mit defekter Benzinpumpe an seiner Suzuki GSX-R 750 aufgeben. Mittlerweile lag Fogarty auf P2 vor Slight und Edwards, an dem in Runde 6 Haga vorbeiging, der kurz danach auch den Neuseeländer kassierte. Doch Slight gab nicht nach und kämpfte sich auf P3 zurück, während von hinten Yanagawa auf der Kawasaki herangekommen war.
Auch Edwards war noch nicht zurückgefallen und so kam es nach Rennhälfte zu einem munteren Schlagabtausch zwischen den vier Streithähnen. Am Ende gewann Corser mit 3,801 Sekunden Vorsprung auf Foggy und Edwards hatte auf der Ziellinie bei dem Viererpaket die Nase hauchdünn vorne. Slight wurde Vierter vor Yanagawa und Haga, dem keine 3 Zehntel auf das Podium fehlten.
Der zweite Lauf von Phillip Island
Was die Spitze nach dem Start betraf, war es eine Kopie des ersten Rennens. Corser kam als Führender im Honda Corner (Kurve 4) an. Dahinter balgten sich Slight, Haga, Edwards und Foggy um die Verfolgerrolle. Anfänglich hatte der Neuseeländer diese Rolle inne, als er als einziger nach der ersten Runde noch halbwegs am Lokalmatador dran war. Fogarty und Edwards hatten schon rund eine Sekunde Rückstand nach der ersten Zielpassage. Dahinter folgten Haga, Goddard, Lavilla und „Rambo“ Romboni. Im vierten Umlauf ging Foggy an Slight vorbei und Haga hatte sich an Edwards vorbei gekämpft.
Die Entscheidung im zweiten Rennen
Kurz nach Halbzeit des 2. Laufs hatte sich Fogarty an Corser herangepirscht und es entstand ein spannender Zweikampf um den Sieg. Viel knapper als mit 5 Tausendstel konnte der Hausherr dabei beinahe nicht gewinnen. Von blossem Auge war eine Entscheidung unmöglich. Colin Edwards holte sich erneut Platz 3 vor Teamkollege Slight und diesmal lag zwischen ihm und dem fünften Haga weniger als ein Zehntel. Mit einem Respektabstand von beinahe 15 Sekunden folgte Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki vor den drei Ducatis von Steve Martin (AUS), Dario Romboni und Craig Connell (AUS). Dahinter auf P10 Katsuaki Fujiwara (Suzuki), der Österreicher Andreas Meklau (Ducati) und die beiden Suzukis von Shawn Giles (AUS) und Pierfrancesco Chili.
WM-Runde 3 in Donington Park
Nach der ersten Kurve setzte sich Pierfrancesco Chili auf der Alstare Corona (letzteres war eine Biermarke, zumindest vor der Corona-Pandemie) Suzuki an die Spitze. Dahinter folgten Chris Walker auf Kawasaki und WM-Leader Fogarty auf der Ducati. In der dritten Runde lag bereits der Lokalmatador vorne. Der WM-Leader liess ab dann nichts mehr anbrennen und fuhr einen sicheren Sieg nachhause. Zwei Umgänge später schnappte sich Aaron Slight den bis dahin auf P3 liegenden Troy Corser. Wenig später war mit Colin Edwards auch der zweite Castrol Honda Pilot am Australier vorbei. Slight war nach Runde 10 am zweitplatzierten Chili dran und ging kurz danach an ihm vorbei.
Der Crash von Chili und die beiden Profiteure
Nach Rennhälfte flog der Italiener ab und Corser bekam plötzlich Gesellschaft von den beiden Kawasaik Fahrern Walker und Yanagawa. Nun lagen die beiden Honda Piloten Slight und Edwards auf Podestkurs und sie liessen sich danach nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Am Ende holte sich Foggy seinen bereits dritten Saisonsieg vor den beiden Castrol Hondas des Neuseeländers und US-Amerikaners. Chris Walker gelang es, seinen Kawasaki Markenkollegen Akira Yanagawa bis ins Ziel hinter sich zu halten und Troy Corser musste dahinter mit P6 vorlieb nehmen. John Reynolds (Ducati) wurde siebter vor Steve Hislop (Kawasaki), Sean Emmett (Ducati) und Noriyuki Haga auf der besten Yamaha.
Das zweite Rennen von Donington Park
Diesmal ging nach dem Start Troy Corser in Führung und dahinter stritten sich Frankie Chili und Carl Fogarty um P2. In der ersten Runde flog der Australier Peter Goddard auf der Aprilia RSV 1000 spektakulär per Highsider ab. Deutlich in Führung lag zu diesem Zeitpunkt Corser vor Foggy, während dahinter Slight nach einer beinahe-Kollision mit Teamkollege Edwards abflog, danach aber weiterfahren konnte. Der US-Amerikaner hatte ausgerechnet in der Kurve einen Rutscher und dem Neuseeländer ging außen die Straße aus. Edwards drehte sich verwundert kurz um, als er es wohl hinter sich scheppern hörte, fuhr aber natürlich weiter. Nun begann der Texaner seine Attacke auf die führenden Ducati Piloten zu reiten, holte sie beide ein und distanzierte Fogarty bis ins Ziel um 4,213 Sekunden. Corser wurde dritter vor Akira Yanagawa, Chili, Haga, John Reynolds, Doriano Romboni, Steve Hislop und Niall Mackenzie.
Zwei Wochen später in Albacete mit WM-Runde 4
Nach dem ersten knappen Drittel sah es nicht danach aus, als werde es zu einer knappen Entscheidung im Titelkampf kommen. Zu stark erinnerte der Saisonbeginn an 1995, als Carl Fogarty sieben der ersten 12 Rennen gewonnen hatte und nie schlechter als auf Platz 2 klassiert war. Diesmal waren bisher 6 Läufe absolviert worden, wovon der Engländer 3 zu gewinnen vermochte und dreimal Zweiter wurde. Natürlich führte er damit vor der spanischen Runde auch im WM-Zwischenklassement. Troy Corser als Zweiter hatte zu diesem Zeitpunkt 23 Punkte Rückstand und Colin Edwards auf Platz 3 bereits deren 38.
Vor dem Start zum ersten Rennen ging es wie üblich zuerst auf die Warm Up Lap. Beim Wegrollen rannte ein reichlich bekloppt wirkender Spanier mit nacktem Oberkörper und zwei an Stierkampf-Waffen erinnernden Gegenständen in seinen Händen von der Startlinie durch die wegrollenden Fahrer. Gestartet wurde danach aber zum Glück normal und per Ampel, wonach in der ersten Kurve Colin Edwards in Führung ging. Nach der ersten Runde führte jedoch Noriyuki Haga vor Akira Yanagawa, Frankie Chili, Foggy und Edwards. Letzter kämpfte sich einen Umgang später wieder auf P3 zurück, bevor er mit Motorproblemen ausrollen lassen musste.
Der japanische Doppelsieg im 1. Rennen
Bei Halbzeit des ersten Laufs hatte sich eine Spitzengruppe gebildet, bei welcher Haga vor Yanagawa und Fogarty führte. Doch der WM-Leader vermochte den beiden Japanern bald nicht mehr zu folgen. Gegen Ende des Rennens wurde der Kampf um den Sieg daher zu einem Zweikampf, bei welchem immer noch Haga vorne lag. Der Yamaha Pilot liess auf der brandneuen YZF-R7 nichts anbrennen und überquerte das Ziel mit erhobenem linken Zeigefinger als Sieger. Akira Yanagawa holte für Kawasaki im 7. Rennen der Saison das erste Podium. Dahinter folgte der amtierende Weltmeister auf seiner Ducati. Der Kampf um Platz 4 ging an Aaron Slight, hauchdünn vor Chili und dem neu auf Kawasaki antretenden Lokalmatador Gregorio Lavilla. Troy Corser musste sich mit P7 begnügen, vor Katsuaki Fujiwara auf der besten Suzuki, Hagas Yamaha Teamkollege Vittoriano Guareschi und Peter Goddard auf der Aprilia RSV Mille.
Der zweite Lauf von Albacete
Zum ersten Mal war der WM-Leader nicht mindestens auf Platz 2 im Ziel eingetroffen, doch ein Podestplatz war nicht so schlecht vor dem Hintergrund, dass seine nächsten Verfolger diesmal gestrauchelt waren. Zumindest einer davon vermochte diese Scharte jedoch im 2. Rennen wett zu machen. Diesmal erwischte es mit Haga ausgerechnet den Sieger des ersten Laufs mit einem Motorschaden, als er seine Yamaha in der 11. Runde ausrollen lassen musste. Der Kampf um den Sieg entwickelte sich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, wobei am Ende der US-Amerikaner die Nase vorne hatte. Einen Wimpernschlag dahinter folgte Yanagawa vor Fogarty. Lavilla holte sich knapp vor Chili Platz 4, dahinter folgten Slight, Fujiwara, Guareschi, Goddard und der Österreicher Andy Meklau auf Ducati.
Auf dem Autodromo Nazionale di Monza für WM-Runde 5
Auf der Strecke in Norditalien hatte Foggy seit 1996 nie mehr gewonnen, während im Vorjahr hier Colin Edwards auf der Castrol Honda einen Doppelsieg geholt hatte. Doch mit der neuen Ducati 996 RS hatte der Engländer diesmal wieder eine Waffe, die auch im Topspeed der Konkurrenz absolut ebenbürtig war. Auf der anderen Seite war die Honda RVF750 RC45 des US-Amerikaners mittlerweile in die Jahre gekommen. Im nächsten Jahr sollte er deshalb auf einem komplett anderen Bike antreten. Auf Highspeed Strecken wie dem Autodromo Nazionale di Monza mit wie auf dem Hockenheim Durchschnittsgeschwindigkeiten von um die 200 km/h war jedoch die aktuelle Maschine von Edwards immer noch eine der schnellsten im Feld.
Der erste Lauf sollte erneut ein Herzschlag-Finale bringen. Nach dem Start war Edwards anfänglich nur auf Platz 6 gelegen, während an der Spitze die drei Ducatis von Fogarty, Corser und Romboni den Ton angaben. Der US-Amerikaner auf der Castrol Honda war kurze Zeit später gar auf P7 zurückgefallen, doch er kämpfte sich danach Platz um Platz nach vorne. Doriano Romboni hingegen war in der zweiten Runde spektakulär abgeflogen. In der dritten Runde lag der Doppelsieger des Vorjahres bereits auf P3 und machte sich auf die Jagd nach den beiden führenden Ducati-Werksfahrer. Im 7. Umgang war es so weit und mit Lokalmatador Chili im Schlepptau hatte sich Colin Edwards herangepirscht.
Das Finale des ersten Laufs von Monza
Auf der Start-Ziel-Geraden ging der Castrol Honda Pilot sogleich an den beiden Werks-Ducatis vorbei und in der Schikane beging Corser einen Fehler, der ihn leicht zurückwarf. In der nächsten Schikane ging der Lokalmatador am Australier vorbei und versuchte, zu den beiden Führenden aufzuschliessen. In Runde 10 hatte sich Troy Corser einen weiteren Fehler geleistet, der ihn deutlich zurückwarf. Chili hingegen gelang es in den letzten Runden, an Foggy und Edwards heranzukommen und es kam zum Dreikampf um den Sieg. Es war der amtierende Weltmeister, der in der letzten Runde den Ton angab und sich bis ins Ziel nicht mehr austricksen liess und sein 4. Rennen der Saison gewann. Der Honda Pilot knapp dahinter auf P2 und der Italiener mit dem ersten Podium der Saison für sich und Suzuki. Vierter wurde Corser vor Slight, Haga, Yanagawa, Lavilla und Goddard. Andreas Meklau landete auf Platz 10 vor Yamaha Werkspilot Guareschi, Igor Jerman (Kawasaki) und Lucio Pedercini auf Ducati.
Das zweite Rennen in Norditalien
Foggy gewann auch den zweiten Lauf und hatte damit die Hälfte der ersten 10 Rennen für sich entschieden. Bei allen anderen war er mindestens auf Platz 3 ins Ziel gekommen, womit er seine Führung im WM-Zwischenklassement deutlich ausbauen konnte. Colin Edwards verpasste den Sieg um winzige 5 Tausendstel und auch Frankie Chili lag nur gerade 0,544 Sekunden hinter dem Sieger. Dahinter folgten Corser, Yanagawa, Haga, Lavilla, Meklau, Fujiwara und Guareschi. Aaron Slight war mit einer schwarzen Flagge aus dem Rennen geholt worden. Der Neuseeländer hatte am Start etwas früh gezuckt und danach eine Stop-and-go Strafe aufgebrummt erhalten, welche er danach jedoch rundenlang ignoriert hatte.
Die Rückkehr auf den Nürburgring für WM-Runde 6
Diesmal fanden die Rennen im Gegensatz zur Premiere vor einem Jahr bei trockenen Verhältnissen statt. Doch das Event auf dem Nürburgring wurde zu einem skandalösen Wochenende und auch der WM-Leader hatte leichten Anteil daran. Als Carl Fogarty zur Überrundung ansetzte, fuhr er dem deutschen Privatfahrer Lothar Kraus (Kawasaki) seitlich von rechts voll ins Motorrad, worauf dieser zu Sturz kam. Wie wir beim Betroffenen direkt in Erfahrung brachten, war dieser absichtlich vom Gas gegangen, um die Führungsgruppe vorbeizulassen, aber nirgends wurden vor deren Ankunft blaue Flaggen geschwenkt.
Kommentator und Streckenposten nicht mit Ruhm bekleckert
Wie leider viel zu oft üblich rutschten dem deutschsprachigen Kommentator (der Name dieses Laien verdient es nicht, an dieser Stelle erwähnt zu werden) in der TV-Übertragung bei Betrachtung der Szene reichlich unqualifizierte Äußerungen über die Lippen. Zudem hatte davor der Slowene Igor Jerman mit seiner Kawasaki Öl verloren und die Streckenposten versagten erneut auf der ganzen Linie. Da sie alle verpassten, die Warnflaggen rechtzeitig zu schwenken, flogen daraufhin reihenweise Fahrer ab, darunter nacheinander Yanagawa, Haga, Chili und Edwards.
Die Wertung des Skandalrennens
Carl Fogarty siegte ungefährdet vor Slight, Corser und Lavilla, auch weil diese davor dem von Foggy abgeschossenen Lothar Kraus und seiner Kawasaki ausweichen mussten und dadurch den Anschluss verloren hatten. Durch die vielen Ausfälle vor ihm holte der Australier Peter Goddard auf der Aprilia RSV 1000 mit P5 sein erstes Top fünf Ergebnis. Dahinter trafen Katsuaki Fujiwara (Suzuki), Vittoriano Guareschi (Yamaha), Andreas Meklau (Ducati), das schwedische Urgestein Christer Lindholm (Yamaha), der Deutsche Jochen Schmid (Kawasaki) und Lucio Pedercini (Ducati) im Ziel ein. Man kann heute von Glück reden, passieren derartige Dinge im Rennsport kaum mehr oder zumindest nicht ungeahndet. Zudem war Foggy bereits davor schon meilenweit in Führung gelegen. Daher konnte er froh sein, wurde an diesem schwarzen Sonntag des Rennsports am 13. Juni 1999 durch diese Vorfälle nicht die WM entschieden.
Der zweite Lauf auf der Eifel
Nach Rang vier im ersten Rennen ereilte den Spanier Lavilla auf seiner Kawasaki die Defekt-Hexe und dies ausgerechnet in der vierten Runde. In vielen asiatischen Ländern gilt diese Nummer als Unglückszahl. Foggy als Rüpel des Tages wurde von den Renngöttern (sofern es diese wirklich gibt) mit Platz 15 im zweiten Rennen und nur einem WM-Punkt bestraft. Der Sieg ging an seinen Ducati Werksteam-Kollegen Troy Corser, allerdings nur etwas über ein Zehntel vor Aaron Slight. Platz 3 holte sich Akira Yanagawa vor Edwards, Chili, Haga, Fujiwara und Goddard. Der von Fogarty im 1. Lauf abgeschossene Deutsche Lothar Kraus konnte verletzt nicht zum zweiten Rennen antreten. Heute betreibt er eine Tuningfirma in Östringen, südwestlich von Sinsheim (BW).
Die 7. WM-Runde in Misano
Mit Ausnahme vom zweiten Lauf des Skandal-Sonntags auf dem Nürburgring stand Foggy vor der Anreise an die Adria jedes Mal auf dem Podium. Damals wurde der Autodromo di Santamonica, wie er damals noch hieß, im Gegenuhrzeigersinn befahren. Natürlich waren unzählige Tifosi an der Strecke, um ihren Helden und Fabrikate anzufeuern. Nebst Ducati war ja neu sogar Aprilia mit der RSV Mille und dem Australier Peter Goddard als Fahrer werksseitig mit dabei. Die vorwiegend einheimischen Fans an der Strecke sollten zwei Wochen nach der ersten von 2 Runden in Deutschland (Hockenheim stand im September im Kalender) in Misano am 27. Juni 1999 auch nicht enttäuscht werden.
Auf Poleposition stand Carl Fogarty, aber der Ducati Pilot bog nur als fünfter in die erste Kurve. In der dritten Runde lag der WM-Leader bereits auf Position 3 und wenig später befand er sich als zweiter auf der Verfolger von Blitzstarter Troy Corser. Der australische Teamkollege und Weltmeister von 1996 auf einer privaten Ducati für Power Horse bekam danach schon bald von hinten Gesellschaft. Bei Rennhälfte war Foggy Leader und mit einem Respektabstand von knapp 100 m folgte Corser. Doch der Mann von Down Under hatte noch nicht aufgegeben und kämpfte sich nochmals an den Führenden heran. Im Ziel trennten die beiden lächerliche 0,126 Sekunden und der amtierende Weltmeister hatte dabei die Nase vorn. Den dritten Platz erkämpfte sich Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki. Publikumsliebling Pierfrancesco Chili (Suzuki) wurde vierter vor Aaron Slight, Colin Edwards (beide Honda) und Gregorio Lavilla (Kawasaki). Die Top Ten komplettierten die beiden Yamaha Werksfahrer Nori Haga und Vittoriano Guareschi vor Peter Goddard auf Aprilia.
Das zweite Rennen in Misano
Foggy gewann auch den zweiten Lauf und das Podium wurde zu einer Kopie des Mittags-Rennens. Rang 4 ging diesmal an Slight vor Lavilla und einem enttäuschten Chili. Haga war in der 11. Runde gestürzt und 4 Umgänge davor hatte es bereits Goddard auf der einzigen Aprilia im Feld erwischt. Edwards musste mit P7 vorlieb nehmen, vor Guareschi, Katsuaki Fujiwara (Suzuki) und dem Deutschen Robert Ulm auf Kawasaki. Die WM-Führung von Fogarty auf Edwards betrug bereits 99 Punkte und nur Ducati-Teamkollege Corser war mit deren 55 noch halbwegs auf Schlagdistanz zum Engländer.
Die zweite Saisonhälfte 1999
Wir haben vom deutschen Fahrer Lothar Kraus, der auf dem Nürburgring von Fogarty förmlich abgeschossen wurde (siehe vorheriger Teil), soeben die Zusicherung erhalten: Er ist dem Ducati Piloten nicht böse, obwohl er damals zum zweiten Rennen infolge eines nicht mehr rechtzeitig reparierten Bikes nicht mehr antreten konnte. Aber einige Informationen, welche er uns zu damals zusätzlich noch gab, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt noch gesondert veröffentlichen. Gerade weil immer wieder Fehler von Funktionären passieren, die sehr gefährlich ausgehen können.
Die WM-Situation nach der ersten Halbzeit
Nach der ersten Saisonhälfte, respektive 7 von damals 13 WM-Runden ging es weiter in die USA nach Laguna Seca. Foggy lag bereits meilenweit in Führung, was das WM-Zwischenklassement betraf. Doch immer noch hatten einige weitere Fahrer Titelchancen, in erster Linie sein Teamkollege Troy Corser, aber auch Colin Edwards, Aaron Slight (beide Castrol Honda) und Akira Yanagawa (Kawasaki) hatten noch nicht aufgegeben.
Die USA-Rennen in Kalifornien mit WM-Runde 8
Wie in Sugo und manchmal auch Australien waren die Rennen in den USA jeweils für die Stammpiloten der WorldSBK beileibe kein leichtes Pflaster. Immer wieder waren in den letzten Jahren einheimische Piloten der Weltelite auf und davongefahren. Im Jahr 1997 war Haga noch einer davon, als er in Sugo nach Platz zwei im ersten Lauf das zweite Rennen sogar gewonnen hatte. Diesmal war es interessanterweise ein Altbekannter, dazu gar noch Australier, der sämtlichen Stammfahrern im ersten von zwei Läufen den Meister zeigen sollte.
Nach der ersten Zielpassage des ersten Laufs führte Anthony Gobert auf Ducati vor Akira Yanagawa (Kawasaki). Der australische Leader hatte vor 5 Jahren bereits für Furore gesorgt, als er 1994 in seiner Heimat das 2. Rennen gewann. In der darauffolgenden Saison hatte er für die Grünen WM-Rang 4 geholt und war daher beileibe kein unbeschriebenes Blatt in der WorldSBK. Hinter den beiden Führenden folgten mit Ben Bostrom (Ducati), Colin Edwards und Eric Bostrom (beide Honda) drei einheimische Piloten. Dahinter erst Nori Haga, Foggy, Frankie Chili, Troy Corser und Aaron Slight.
Das Finale des ersten Laufs
An den vordersten 4 Positionen änderte sich bis zur letzten Runde nichts, bis Ben Bostrom vor der Cork Screw innen am zweitplatzierten Japaner vorbeistach und kurz danach hinter Gobert Platz 2 ins Ziel rettete. Fogarty wurde fünfter hinter Edwards und vor Corser, Chili und dem US-Amerikaner Jamie Hacking (Yamaha). P9 ging an Aaron Slight vor Eric Bostrom, Katsuaki Fujiwara (Suzuki) und Gregorio Lavilla (Kawasaki).
Das zweite Rennen von Laguna Seca
Nach dem Start führte ein grünes Bike vor vielen roten, so die farbliche Darstellung, als Akira Yanagawa vor der Ducati Meute die Führung übernommen hatte. Anfangs dritter Runde ging Anthony Gobert auf seiner Ducati am japanischen Kawasaki Piloten vorbei und übernahm die Spitze. Dahinter lag Bostrom vor Chili, Corser, Fogarty, Haga und Eric Bostrom. Slight, Edwards, Goddard und Lavilla waren die weiteren Verfolger. Im 5. Umlauf übernahm Chili die Führung, doch der Italiener lag nur bis vor der Cork-Screw vorne, bis ihn wieder Gobert ablöste. Doch dieser flog in der 12. von 28 Runden synchron mit Yanagawa ins Kiesbett ab. Letzterer konnte danach noch weiterfahren und kam auf P12 ins Ziel. Am Ende siegte Ben Bostrom vor Troy Corser und Frankie Chili. Foggy sah die karierte Flagge mit gut 10 Sekunden Rückstand vor Edwards, Slight, Eric Bostrom und Lavilla. Platz 9 ging an Peter Goddard vor Nori Haga auf der besten Yamaha.
WM-Runde 9 in Brands Hatch – zum zweiten Mal in England
Zurück in Europa war mit Brands Hatch südöstlich von London natürlich Carl Fogarty wieder der haushohe Favorit, auch wenn es im Vorjahr nur zu den Rängen 4 und 2 gereicht hatte. Der Lokalmatador ging auch nach dem Start sofort in Führung, aber noch in der ersten Runde übernahm Honda Ass Colin Edwards das Kommando und auf Platz 3 lag Corser vor Yanagawa, Haga und Slight. Der neue Leader hatte im Vorjahr bereits das erste Rennen hier gewonnen und fühlte sich offenbar in Brands Hatch pudelwohl. Kurz vor Halbzeit des ersten Rennens hatte sich Aaron Slight auf P3 vor Corser und hinter Fogarty vorgekämpft und Edwards lag noch immer an der Spitze. Chili lauerte auf seiner Suzuki hinter dem auf Position 4 liegenden Australier auf seine Chance, an diesem vorbeizugehen.
Foggy verlor seine dritte Position kurz danach an Pierfrancesco Chili, der danach zur Jagd auf den vor ihm liegenden Slight blies. Wenige Runden danach kam es zu dramatischen Szenen um den WM-Leader, der an die Box fuhr und auf die Reparatur seiner Ducati warten musste. Fogarty verdrehte die Augen, während seine Mechaniker am Hinterrad herumwerkelten. Er fuhr danach nochmals raus, doch mehr als Platz 19 mit einer Runde Rückstand war am Ende für ihn nicht mehr drin. Sieger wurde Colin Edwards vor seinem Castrol Honda Teamkollegen Aaron Slight und Suzuki Speerspitze Chili. Der Engländer John Reynolds vermochte auf seiner privaten Ducati Werkspilot Troy Corser zu bezwingen und wurde Vierter. Yanagawa folgte auf P6 vor Haga, Niall Mackenzie (Yamaha), James Haydon (Suzuki) und Chris Walker (Yamaha).
Der zweite Lauf von Brands Hatch
Nach dem Start ging der amtierende Weltmeister energisch in Führung, er war geladen und wollte die Scharte vom ersten Rennen unbedingt auswetzen. Anfänglich war sein englischer Landsmann Chris Walker auf seiner Kawasaki sein nächster Verfolger, doch dieser sollte 4 Runden vor Schluss mit technischen Problemen ausscheiden. Zum selben Zeitpunkt musste auch Frankie Chili mit Reifen-Problemen aufgeben. Nach wenigen Runden lag Foggy nur noch auf P3 und Edwards führte vor „Nitro Nori“ Haga.
Doppelsieg für den US-Amerikaner und verpasstes Podium für Foggy
Als erster im Ziel feierte Colin Edwards nach Monza 1998 seinen zweiten Doppelsieg in der Superbike WM. Sein Castrol Honda Mannschaftskollege Slight wurde zweiter vor Haga und Fogarty musste sich mit dem undankbaren vierten Platz zufriedengeben. Akira Yanagawa holte auf der besten Kawasaki Rang 5 vor Sean Emmett (Ducati), Niall Mackenzie (Yamaha), John Reynolds (Ducati), Peter Goddard (Aprilia) und Gregorio Lavilla (Kawasaki).
Die drittletzte Runde in der Steiermark
WM-Runde 10 fand wieder auf dem 1996 reichlich verunstalteten A1-Ring statt, heute unter dem Namen Red Bull Ring bekannt und noch unbeliebter als damals. Die Schuld dafür liegt jedoch nicht am Sprudelkonzern, für welchen manchmal seine Werbeträger in den Tod springen. Das Verbrechen an diesem wunderschön gelegenen Kurs und seinem Layout geschah bereits unter dem österreichischen Mobilfunk-Konzern, nach welchem die Strecke vor dem Kauf durch Red Bull benannt wurde. Die Kurve 3 verdiente diese Bezeichnung schon damals nicht und in der MotoGP kam es 2020 mehr als zwei Jahrzehnte später beinahe zur Katastrophe, bei welcher das Idol Valentino Rossi und sein Teamkollege Maverick Viñales um ein Haar ihr Leben verlieren sollten.
Prompt hatte es an der sowieso schon gefährlichen Stecke in den Alpen noch geregnet und dadurch wurde das erste Rennen zum Tanz auf Messers Schneide. Nach dem Start ging Aaron Slight in Führung, gefolgt von Castrol Honda RC 45 Teamkollege Colin Edwards und Carl Fogarty auf der Ducati 996 RS. Zahlreiche Fahrer stürzten im Lauf des Rennens, darunter Lokalmatador Andy Meklau (Ducati), Nori Haga (Yamaha), Pierfrancesco Chili, Katsuaki Fujiwara (beide Suzuki), Gregorio Lavilla (Kawasaki) und Troy Corser (Ducati). Foggy lag zwischendurch auf Platz 2, bevor ihn Chili und Edwards wieder überholen konnten. Am Ende stürzte nebst Chili mit Slight auch noch der Leader des Rennens und nur 13 Fahrer hatten das Ziel erreicht. Ganze 17 sahen jedoch die Zielflagge nicht. Sieger wurde Edwards vor Fogarty, Guareschi (Yamaha), dem Österreicher Robert Ulm und dem nach seinem Crash wieder weitergefahrenen Lavilla (beide Kawasaki).
Das zweite Rennen auf dem A1-Ring
Als erster flog kurz nach dem Start Peter Goddard als erster von bis am Ende 11 Fahrern auf der Aprilia ab. Nach dem zweiten Umgang führte Gregorio Lavilla (Kawasaki) vor dem Italiener Giovanni Bussei (Suzuki), Haga (Yamaha), der kurz danach von Slight überholt wurde. Dahinter Ulm Edwards, Chili und Foggy. In der 4. Runde lag der schlecht gestartete Edwards auf Platz 8 und fiel kurz danach gar auf P11 zurück. Im achten Umlauf lag Chili vor Lavilla und kurz danach flog Haga zum zweiten Mal an diesem Tag ab, nachdem sein Hinterrad ausgebrochen war und er zu Sturz gekommen war. Nebst dem Japaner fielen unter anderen auch noch Fujiwara, Gramigni, Lavilla, Pedercini und 5 Runden vor Schluss Guareschi aus.
Das Resultat des zweiten Laufs in Spielberg:
WM-Runde 11 in den Niederlanden
Beim ersten Lauf kam es wie schon oft an der Spitze zu einem Zweikampf von Carl Fogarty mit Pierfrancesco Chili, der seinerseits von Troy Corser bedrängt wurde. Während die Verfolger um Platz 2 stritten, konnte sich der Leader immer mehr absetzen, dafür hatte sich mittlerweile Aaron Slight an die beiden Kampfhähne herangeschlichen. Chili verlor gegen Ende leicht an Boden, womit Corser vor Slight und dem Italiener am Ende Platz 2 belegen sollte. Foggy hingegen brachte mit beinahe 4,5 Sekunden Vorsprung auf Corser seinen ersten Sieg seit dem zweiten Rennen von Misano nachhause. In den sechs Läufen davor hatte der Engländer nur ein Podium geholt, aber seine WM-Führung trotzdem verteidigen können. Edwards musste mit P5 vorlieb nehmen, dahinter folgten Yanagawa, Haga, Meklau, Lavilla und Chris Walker (Kawasaki).
Das zweite Rennen von Assen
Nach dem Start hatte Corser vor Chili, Foggy und Walker die Führung übernommen. In der zweiten Runde lag Fogarty bereits auf Position 2 vor Chili, Edwards, Slight, Haga, Walker und Yanagawa. Im Lauf des Rennens vermochte sich der WM-Leader auf seiner Ducati immer mehr von seinen Verfolgern abzusetzen und gewann letztlich überlegen. Mit einem Rückstand von 6,319 Sekunden folgte erneut sein australischer Werksteam-Kollege auf der zweitbesten Ducati vor Slight. Der Neuseeländer hatte in einem Vierkampf um Platz 3 am Ende knapp die Nase vor Yanagawa, Edwards und Chili. Lavilla wurde siebter vor Haga, Meklau und Walker.
Die 12. von 13 WM-Runden auf dem Hockenheimring
Das erste Rennen dauerte für Troy Corser auf nicht lange, bis er mit seiner Ducati aufgrund von Reifen-Problemen aufgeben musste. Foggy hingegen triumphierte mit dem winzigen Vorsprung von 0,227 Sekunden auf Slight bereits zum dritten Mal in Folge nach seinem Doppelsieg in Assen. Allerdings hatte Slight vor ihm die karierte Flagge gesehen, doch die Wertung der vorletzten Runde wurde später für gültig erklärt, wo der Engländer noch die Nase vorne hatte. Damit stand er bereits drei Läufe vor Schluss vorzeitig als 4-facher Weltmeister fest. Fast niemand konnte sich damals vorstellen, dass ein Fahrer diese Marke zu überbieten vermochte, doch ein Nord-Ire sollte dieses Kunststück zwei Jahrzehnte gar in Folge schaffen.
Der zweite Skandal in Deutschland in Folge
Nach dem Flaggen-Skandal auf dem Nürburgring vom 13. Juni 1999 kam es leider ausgerechnet im 1. Rennen von Hockenheim erneut zu einem Skandal bei dem die Rennleitung keine gute Figur abgab. Es hatte diesmal eine Konfusion um die rote Flagge gegeben und anfänglich wurde auch Slight als Sieger genannt, da er die karierte Flagge als erster gekreuzt hatte. Doch gewertet wurde der Lauf nachher nur über 13 statt 14 Runden. Der Neuseeländer blieb aus Protest der Siegerehrung fern und gab zu Protokoll, er hätte nie eine rote Flagge gesehen. Yanagawa hatte mit Rang 3 bereits sein siebtes Podium sichergestellt und Chili mit einem veritablen Motor-Platzer ausgeschieden. Platz 4 ging an Edwards vor Haga, Fujiwara, Goddard und den Slowenen Igor Jerman (Kawasaki). Vittoriano Guareschi komplettierte als zehnter die Top Ten. Der Sohn eines Moto-Guzzi Händlers aus Parma sollte trotz meist eher bescheidenen Resultaten jedoch im Jahr darauf erneut eine Chance im Yamaha-Werksteam erhalten.
Der zweite Lauf auf dem Hockenheimring
Der als Weltmeister bereits feststehende Fogarty ging keine unnötigen Risiken auf der dritten Hochgeschwindigkeits-Strecke nach Monza und dem A1-Ring ein und begnügte sich im zweiten Rennen mit Platz 2. Diesmal ging das Rennen über die volle Distanz von 14 Runden auf dem 6,792 km langen Kurs mit dem damaligen Layout, als es die berüchtigte Ostkurve noch gab. Heute existiert dieser Teil der Strecke nicht mehr und die Natur nahm sie wieder unter Beschlag. Die ehemalige Jim-Clark-Schikane ist heute gar eine Wasserstelle für Wildtiere. Sieger wurde Pierfrancesco Chili, der damit sein zweites Rennen der Saison gewann und Platz 3 ging hauchdünn vor Kawasaki Ass Yanagawa an Slight auf der Honda. Fünfter wurde Edwards vor Meklau, Corser, Lavilla, Haga und Fujiwara.
Das Saisonfinale in Sugo
Im ersten Lauf gewann erneut eine Suzuki, doch diesmal war es Lokalmatador und Wild-Card Pilot Akira Ryo, welcher den dritten Saisonsieg der Marke sichergestellt hatte. Der frisch gebackene Weltmeister Fogarty musste sich mit Platz 2 vor Akira Yanagawa zufriedengeben. Dahinter folgten die drei starken japanischen Gaststarter Keiichi Kitagawa (Suzuki), Wataru Yoshikawa (Yamaha) und Tamaki Serizawa (Kawasaki).
Chili holte sich Platz 7 vor Corser und Edwards, der vor dem letzten Rennen der Saison nur 4 Punkte hinter dem aktuell auf WM-Rang 2 liegenden Australier lag. Yamaha Ass Noriyuki Haga musste sich diesmal mit P12 hinter seinen japanischen Landsleuten Makoto Tamada und Schinichi Ito (beide Honda) begnügen. Dahinter komplettierten Takeshi Tsujimura (Yamaha), Gregorio Lavilla (Kawasaki) und Yuichi Takeda (Honda) die ersten 15 von Lauf 1. Castrol Honda Aushängeschild Aaron Slight landete auf Platz 16 und verpasste damit den letzten WM-Punkt.
Das zweite Rennen von Sugo
Vor zwei Jahren hatte Akira Yanagawa auf der japanischen Strecke den letzten Sieg für Kawasaki geholt. Diesen Triumph wollte der WM-Vierte von 1997 in seiner dritten vollen Saison in der Superbike Weltmeisterschaft unbedingt nochmals auskosten. Daher kämpfte er auf seiner Heimstrecke mit dem Messer zwischen den Zähnen um den Sieg. Zu Beginn des zweiten Laufs lagen Haga und Ryo in Führung, während Yanagawa auf P4 versuchte, nicht den Anschluss an sie zu verlieren. Zusammen mit Suzuki Pilot Keiichi Kitagawa, Schinichi Ito (Honda) und Markenkollege Shinia Takeishi gab es zu Halbzeit einen erbitterten Kampf um Position 3. Acht Runden vor Schluss hatte er Nori Haga überholt und lag hinter Leader Akira Ryo.
Knappe Entscheidung um den Sieg im zweiten Lauf
Am Ende kam es zu einem Wimpernschlagfinale zwischen Yanagawa, Ryo und dessen Suzuki Markenkollegen Kitagawa um den Sieg. Mit nur gerade 0,139 Sekunden hatte dabei der Kawasaki Pilot die Nase vor dem Sieger des ersten Rennens und Keiichi Kitagawa. Haga blieb diesmal nur Rang 4 vor Fogarty, Yoshikawa und Chili. Tamaki Serizawa wurde achter vor Edwards, Makoto Tamada und Shinia Takeishi. Troy Corser hingegen musste hinter Takeshi Tsujimura und Aaron Slight mit Platz 14 vorlieb nehmen. Dadurch verlor der Australier im allerletzten Rennen den Vize-Weltmeistertitel noch an Colin Edwards auf Castrol Honda.