Die Küste von Cowes auf Phillip Island, aufgenommen beim Saisonauftakt der WorldSBK am 28. Februar 2020. Ob die seriennahe Weltmeisterschaft nächstes Jahr hierhin ans Ende der Welt zurückkehren wird, ist derzeit immer noch fraglich. Offiziell wurde der übliche Termin vom letzten Wochenende im Februar bereits auf unbestimmt verschoben und ein Vertrag für 2021 existiert derzeit noch nicht.

Der Kalender der WorldSBK 2021 mit noch vielen Unbekannten

Die Dorna präsentierte den provisorischen Kalender der WorldSBK Saison 2021, mit derzeit noch vielen Unbekannten. Wie bei demjenigen der MotoGP ist er noch lückenhaft und enthält Veranstaltungen, welchen aufgrund der Corona-Pandemie auch nächstes Jahr die Absage droht. Wir hatten bereits bei Veröffentlichung des Wunschprogramms für die Prototypen-WM am 5. Dezember 2020 von einem eigentlichen Schönwetterkalender geschrieben. Zumindest die für Argentinien und Austin (Texas/USA) vorgesehenen Frühlings-Termine der MotoGP wirken absolut fehl am Platz: An eine Aufhebung der Covid-Reisebeschränkungen ist bis im Frühling 2021 mehr als unwahrscheinlich. Für die WSBK machte die Dorna zumindest diesen Fehler nicht und setzte den Saisonauftakt in Europa fest. Aber trotzdem braucht es viel Glück, sollten die bisher 11 von 13 Terminen auch wirklich durchführbar sein.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) bereitet sich zusammen mit seinem KRT Team so seriös vor wie nur möglich, um die Leistungsdefizite der letzten beiden Jahre endlich auszubügeln. Bei seinen letzten 2 WM-Titeln wurde vielenorts übersehen, dass sie mit auf vielen Streckenteilen deutlich unterlegenem Material zustande kamen. Seit 2019 Ducati mit der MotoGP Replica Panigale V4R antrat, verlor er jeweils auf den Geraden und in der Beschleunigung aus engen Kurven enorm viel an Boden (© WorldSBK).

Der neue Zeitplan

Kürzlich erhielten wir von der Dorna den neuen Zeitplan zugesandt. Dabei handelt es sich um eine Verbesserung durch Lockerung. Weil die WSSP 300 nicht mehr auf zwei Gruppen aufgeteilt werden muss, konnte ausreichend Platz für den R3-Cup geschaffen werden. Trotzdem gibt es wie im verkürzten Corona-Jahr pro Wochenende laut Dorna voraussichtlich weiterhin zwei Supersport Rennen pro Wochenende in beiden Kategorien. Eine Verkürzung der Superbike Trainings um 5 Minuten auf deren 45 dürfte keine negativen Folgen für Fahrer und Teams haben. Die Überschaubarkeit des neuen Zeitplans hat sich auf jeden Fall gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert.

Der Traurige Hingergrund des gelockerten Zeitplans

Wir haben bereits kürzlich darüber berichtet (siehe Artikel „Stühlerücken“), dass es zwar neue Nennungen für die Supersport 600 WM gab, aber auch bereits erste Wegfälle. Mit Bo Bendsneyder war ein Moto2 Fahrer für das EAB Racing Team gemeldet worden, der trotz Unterschrift beim niederländischen Team kurz danach wieder in der Moto2 unterschrieben hatte. Gegenüber den für 2020 gemeldeten 27 Fahrern sind wir aktuell erst bei knapp der Hälfte angelangt. Normalerweise und ohne Corona-Pandemie wäre die Einschreibefrist bereits abgelaufen, doch natürlich wurde sie von der Dorna verlängert.

Christian Stange auf Honda beim Thailand Event in der WorldSupersport 600 von uns auf dem „Destination of Speed“, der Strecke von BuriRam bei seinem Ausfall festgehalten. In die IDM zurück zu gehen ist alles andere, als was der hoffnungsvolle und schnelle Deutsche sich gewünscht hätte, genauso wie sein Landsmann Patrick Hobelsberger.

Alarmierende Vorzeichen mit Signalwirkung?
Aber dass Teams wie Freudenberg KTM nächste Saison mit nur gerade einem statt wie anfangs 2020 vier Fahrern an den Start gehen wollen, ist alarmierend. Was passiert nun mit den deutschen Talenten Max Kappler, Jan-Ole Jahnig und Christian Stange? Genauso beunruhigend ist der Rückzug von Benro Racing, einem guten Team aus den Niederlanden, was zusammen mit der Fahrer-Schrumpfung von Freudenberg möglicherweise erst die Spitze des Eisbergs zeigt. Es ist schwer zu befürchten, dass es sich um alarmierende Vorzeichen mit Signalwirkung dabei handelt. Das Paddock in der WorldSSP 600 und 300 schrumpft offenbar gewaltig.

Alex Lowes (vorne links) und Sandro Cortese (beide Yamaha) von uns in Losail (Katar) 2019 in der Startaufstellung beim Saisonfinale fotografiert. Auch der Berkheimer hat noch keinen Platz für nächste Saison und die Chancen stehen eher schlechter als für 2020, wo es erst in allerletzter Minute vor Phillip Island geklappt hatte.

Die Budgetfrage für viele privaten Teams

Weite Reisen nach Übersee sind letztlich auch immer eine Geldfrage, da die damit verbundenen Kosten für die Teams meist immens sind. In der durch die Corona-Pandemie sowieso bereits angespannten Wirtschaftslage mit für die vielen privaten Rennställe massiv geschrumpften Sponsorenbeiträgen muss bei den meisten knapp kalkuliert werden. Die Gefahr droht ansonst, dass Teams mitten in der Saison ihr Engagement aus finanziellen Gründen beenden müssen oder gar nicht erst teilnehmen werden. Beim aktuellen Kalender mit einem Event in Indonesien, sowie dem geplanten üblichen Abstecher nach Phillip Island und dazu gar Argentinien, das kostet eine ganze Stange Geld.

Das Programmheft der WorldSBK für das Herbst-Event von Assen im Jahr 1994 kostete damals 5 Gulden. Nächste Saison ist das Rennen wie in letzter Zeit üblich bereits im April geplant. Derzeit besteht die Chance für die Durchführung wohl bei knapp 50 Prozent, wenn man sich die immer noch akute Lage rund um die Corona-Pandemie vor Augen hält. Mehr über die früheren Rennen der WorldSBK siehe in unserer ständig wachsenden History und der aktuellen Serie über die Geschichte der WorldSBK.

Die neuen Strecken – nur eine statt deren drei

Bei der Planung für den neuen Kalender ging ganz offensichtlich bei der Dorna kurz vor „Sendeschluss“, sprich dessen Veröffentlichung einiges in die Hosen. Von den angekündigten 3 neuen Strecken war am Ende nur eine übrig geblieben. Mit dem Mandalika Resort auf der Insel Lombok ist dies zudem ein Kurs, der momentan nur als Computer-Animation existiert. Natürlich sind die wackeren Leute in Indonesien aktuell damit beschäftigt, den Kurs fertigzustellen, aber dann muss er auch zuerst noch homologiert werden. Dazu kommt die Thematik der Reiseproblematik vor dem Hintergrund neuer Covid-Varianten aus England und Südafrika. Vor diesem Hintergrund sprechen wir in vielen Fällen derzeit eher von Luftschlössern als von realisierbaren Veranstaltungen. Deshalb stehen insbesondere hinter San Juan in Argentinien und der Indonesien-Runde aktuell leider noch sehr große Fragezeichen. Hotels reserviert haben wir für sämtliche Events natürlich trotzdem bereits vorsorglich, aber wir wären nicht überrascht, käme es wie 2020 wieder zu vielen Stornierungen.

Magic Michael van der Mark – das neue Aushängeschild von BMW in der WorldSBK an der Seite von Spaßvogel Tom Sykes. Statt der Teilnahme an den offiziellen November-Tests in Jerez fand kürzlich ein Test auf einer BMW gehörenden Strecke in Südfrankreich für den Niederländer statt. Genauso gut hätte man ihn auf einem Münchner Parkplatz einige Runden fahren lassen können, wie ein Leser von uns anmerkte (© WorldSBK).

Der provisorische WorldSBK Kalender für 2021

Die WorldSSP 600 soll laut offiziellem und noch provisorischen Kalender der Dorna über nur 12 Runden, aber dafür jeweils zwei Rennen ausgetragen werden. Genauso sind für die kleinste Klasse wie in der Corona-Saison 2020 am Wochenende jeweils zwei Rennen vorgesehen. Für Phillip Island kommt fast nur das Wochenende vor oder nach dem neuen Event in Indonesien infrage. Andernfalls wären die Transport- und Reisekosten für die Teams viel zu hoch. Insofern haben wir bereit je eine Buchung für das Wochenende vom 5. bis 7. November und für 19. bis 21. November getätigt. Die Fans in Deutschland und Mitteleuropa hoffen für den offenen 13. Termin noch auf ein Zustandekommen von einem Termin in Oschersleben, beispielsweise am ersten Augustwochenende.

Auch wenn die Fertigstellung vom Mandalika Circuit noch deutlich auf sich warten lässt, natürlich haben wir auch dort bereits nahe dem Circuit ein Hotel vorreserviert, wie auch für sämtliche anderen Daten, inklusive San Juan. Auf die Rückvergütung der gebuchten Flüge von 2020 warten wir übrigens heute noch. Von Latam und Iberia kam bisher noch nicht mal eine Antwort.