Eine Reise wert – trotz Kälte

Bis auf die Temperaturen war Assen WSBK am Wochenende vom 13. auf 14.4.2019 ein absolutes Top-Event, sowohl aus Fahrer- wie auch Zuschauersicht. Bereits am Freitag war es bitterkalt und am Abend um etwa 19 Uhr schneite es sogar kurz. Der tollen Stimmung an der „Cathedral of Speed“ in Assen tat dies allerdings keinen Abbruch. Die Besucher kamen definitiv auf ihre Kosten und bekamen sehr viel für ihr Geld geboten. In Assen sind in den günstigen Ticket-Preisen (ab 43 EUR, 62 Euro für das ganze Wochenende) sowohl Parkgebühren, die Paddock Show und dazu sogar Pitwalk mit inbegriffen. Dazu kommt eine sehr gute Auswahl bei der Verpflegung, zu moderaten Preisen. Wer also herfuhr, kam an dieser traditionsreichen Rennstrecke bereits am Samstag voll auf seine Kosten.

Das Wetter in Assen am Samstagmittag war nicht besonders freundlich – Absage von Lauf 1.

Beginn am Freitag vielversprechend

Am Freitag deutete sich im Training an, dass Alvaro Bautista diesmal mehr als bei den ersten Rennen kämpfen muss. In FP1 und FP2 setzten die Fahrer von BMW und Kawasaki, dazu der Lokalheld Michael van der Mark auf Yamaha, dem Geschehen in der WSBK ihren Stempel auf. Erst kurz davor mussten wir noch Kommentare lesen, als wären Jonathan Rea (immerhin Rekordweltmeister in der WSBK), Tom Sykes (2013 ebenfalls Weltmeister auf Kawasaki) und Konsorten, im Vergleich zu Bautista eine Art Fahrschüler. Ein ehemaliger österreichischer Bezahlfahrer (so werden Fahrer wie Gustl Auinger es damals war, bei Red Bull KTM heute genannt) aus den siebziger Jahren gab zum aktuellen Geschehen in der WSBK zumindest derartige Kommentare ab. Demnach bekamen wohl nicht mal so genannte Experten mit, dass Alvaro Bautistas Ducati um rund 2000 U/Min Höchstdrehzahl mehr als die Konkurrenz erhielt. Auf schnellen Strecken dürfte dies den Hauptanteil für dessen Überlegenheit ausmachen. Nun kam der World Superbike Tross aber an eine sogenannte Fahrerstrecke. Die Zielgerade ist gerade einmal 300 Meter lang und wie auch am nächsten Kurs in Imola, gibt es keine sehr langen Geraden. Aber leider sind auch in Assen viele Beschleunigungs-Stücke, teils aus engen Kurven.

Toller Rennsport am Samstag? Leider nein!

Das Wetter machte den Organisatoren und verantwortlichen Kommissaren leider einen Strich durch die Rechnung. Kurz bevor der Start von Lauf 1 hätte beginnen sollen, wurde es dunkel und es fiel später sogar Schnee in Assen. Letztlich wurde Lauf 1 vom Samstag abgesagt und auf 11 Uhr am Sonntagmorgen verlegt, anstelle des Superpole Rennens, welches nicht stattfand.

Schönes Wetter zum Glück am Samstag und endlich wieder vollere Tribünen, als beim Rennen in Aragon! Es war allerdings sehr kalt in Assen, mit knapp 10 Grad Celsius.

Die Rennen – besonders WSSP 300 und 600 spannend

Leider ging es bei der WSBK ähnlich wie zuvor in den ersten 9 Läufen von Phillip Island/Australien, BuriRam/Thailand und Aragon/Spanien weiter. Nach einigen Kämpfen zu Beginn, konnte sich Alvaro Bautista auf seiner Ducati weit vom Rest des Feldes absetzen und ungefährdet seine Siege einfahren. Glücklicherweise für die zahlreichen Fans wurde aber erneut um Platz 2 heftig gekämpft und der Holländer Michael van der Mark wurde von seinem Heimpublikum Dritter und in Lauf 2 sogar Zweiter.

Local Hero „Magic Michael“ van der Mark – auf dem Weg zum Podium nach Platz 2.

Jonathan Rea als Zweiter im 1. Lauf und Dritter in Lauf 2 lag somit das erste Mal seit Saisonbeginn in einem WM-Lauf nicht auf Platz 2. Alex Lowes kam zweimal auf Platz 4 ins Ziel, diesmal als zweitbester Yamaha-Fahrer. Fünftbester Pilot in Assen war (zusammen mit Reiti) Chaz Davies (Ducati), knapp vor Leon Haslam, dem Teamkollegen von Jonny Rea. Der Italiener Marco Melandri blieb erneut ein Schatten seiner selbst und holte in Assen insgesamt lediglich 6 Punkte. Tom Sykes auf BMW egalisierte hingegen sein bisher bestes Resultat der Saison von Aragon, mit erneut 15 Punkten. Jordi Torres (Spanien, Pedercini Racing Kawasaki) schlug sich mit den Rängen 8 und 10 achtbar, während Eugene Laverty mit 5 Punkten enttäuscht aus Assen abreiste. Leon Camier rettete mit 9 Punkten die Ehre von Honda, während Teamkollege Ryuichi Kiyonari froh sein konnte, trotz einer Sturz-Verletzung am Samstag überhaupt noch einen Punkt zu erobern. Toprak Razgatlioglu aus der Türkei war ebenfalls sehr tapfer und belegte nach Sturz am Samstag in beiden Läufen Platz 9. Sehr spannend verliefen die Rennen der WSSP, mit vielen Positionskämpfen. Nach langer Führung durch Randy Krummenacher, konnte ihn sein Teamkollege Federico Caricasulo letztlich noch überlisten. Bei der WSSP 300 Kategorie gab es ein unglaublich knappes Rennen, bei welchem am Ende 19 Fahrer innerhalb von 2,3 Sekunden lagen. Hier das Klassement:
1. Manuel Gonzalez (Kawasaki ParkinGO Team)
2. Scott Deroue (Kawasaki MOTOPORT)
3. Jan-Ole Jähnig (Freudenberg KTM Junior Team)

Thomas Gradinger aus Österreich (Team Kallio Yamaha) auf dem Weg zum 1. Podium.

Schweiz, Deutschland und Österreich auf dem Podium!

Für Markus Reiterberger war Assen bestimmt eine riesige Erleichterung. Nach Platz 3 im Qualifying belegte er in beiden Läufen den 6. Rang, beide male vor seinem BMW-Teamkollegen Tom Sykes. Sandro Cortese kam in den 2 Läufen in Assen (das Superpole Rennen wurde für Lauf 1 durch die Verschiebung auf Sonntag geopfert) nicht in die Top Ten. Mit den Plätzen 13 und 11 landete er immerhin in den Punkten. Nach seinem High-Speed Crash in der Superpole vom Samstag infolge einer Bänderdehnung in der Schulter aber trotzdem ein respektables Resultat. Randy Krummenacher dagegen, durfte über seinen 2. Platz schon fast enttäuscht sein. Der starke Schweizer wurde nach 2 Siegen und einem 2. Platz in den ersten 3 Rennen in Assen erneut Zweiter, hinter Federico Caricasulo (beide Bardahl Evan Bros Yamaha). Hinter den beiden belegte Thomas Gradinger aus Österreich Platz 3 und erreichte damit sein erstes Podium in der Wold Superbike Serie. Genauso Jahn-Ole Jähnig, welcher allerdings sogar als zweiter die Ziellinie kreuzte. Nachdem die Rennleitung einige Manöver der Schlussphase nochmals genau prüfte, wurde er allerdings als Dritter gewertet. Da er im Rennen mehrmals an der Spitze lag, zeigte er wie in Aragon erneut, wozu er fähig ist. Wir freuen uns bereits auf den nächsten Lauf in Imola, mit ihm ist definitiv zu rechnen.

Jan-Ohle Jähnig bei der Fahrerpräsentation in Aragon, wo er im Rennen Vierter wurde. Beim Rennen in Assen am 14. April fuhr er mit seiner KTM zu Platz 3 auf das Podium.

TV-Übertragung: Eurosport top – Servus-TV flop!

Bei Eurosport wurden beide Rennen der WSBK am Sonntag, sowie auch das WSSP Rennen, mit den beliebten Kommentatoren Lenz Leberkern und Dirk Raudies im Fernsehen live übertragen. Davon konnte der Servus-TV Kunde leider nur träumen. Während des 1. Laufs der World Superbike Serie kam auf Servus-TV ein Bericht über die Geheimnisse des Kölner Doms. Die WSSP wurde gar überhaupt nicht live gezeigt und dies ausgerechnet, als der Österreicher Thomas Gradinger sein erstes Podium einfuhr. Der Red Bull Haus-Sender zeigte zu dieser Zeit sechs Porträts über das moderne Alltags-Leben in Ägypten – na bravo! Erst Lauf 2 der WSBK wurde auf Servus-TV live gezeigt. Irgendwie passt dies dazu, dass dieser Sender seit Übernahme der Rechte für die MotoGP für Deutschland, Österreich und die Schweiz von Eurosport, auch dort kaum die Hälfte live anbietet. Wer beispielsweise die vorentscheidenden Freitags-Trainings (FP1 und FP2) der MotoGP und von Moto2 und Moto3 live mitverfolgen wollte, hatte (zumindest außerhalb von Österreich) Pech gehabt. Dasselbe gilt für das Warm-Up am Samstag. Wer als TV-Konsument also gehofft hatte, mit Servus-TV wird alles besser als davor bei Eurosport, wurde arg enttäuscht. Ausgerechnet im Servus-TV „Hausblatt“ speedweek war vor einiger Zeit zu lesen, dass die Sender mit den Übertragungsrechten auch die Pflicht für eine Livesendung hätten. Offenbar sei der mächtige Red Bull Konzern aber als starker Sponsor auch frei jeglicher Verpflichtungen, wie uns verärgerte Fans aus Deutschland kürzlich fragten.

Wolrd Super Sport Podium in Assen, von Links: Federico Caricasulo (Sieger, Italien), Randy Krummenacher (2., Schweiz) und dem Österreicher Thomas Gradinger – sein 1. Podium.