
Längst überfällig – weitere leichte Drosselung der Ducati
Als Jonathan Rea auf der Kawasaki ZX-10RR die WorldSBK dominierte, kam es durch die FIM Kommissare sehr früh zu einer Drosselung seiner Maschine. Wir erinnern uns an einen Fall, als dies in einem Schritt um gleich 500 U/Min passierte. Damit war der Nord-Ire und Tom Sykes als sein Teamkollege schlagartig ein gutes Stück weniger konkurrenzfähig, wobei Rea damals vor allem fahrerisch stärker als alle anderen war. Auf der 2019 eingeführten Ducati Panigale V4R gewann Alvaro Bautista 2023 ab Saisonbeginn bis Assen jedes Rennen, bei welchem er ins Ziel kam. Obwohl er seine Überlegenheit in erster Linie der drastischen PS-Überlegenheit seiner Ducati zu verdanken hatte, ordnete die FIM jedoch damals eine Reduktion deren Maximaldrehzahl um lächerliche 250 U/Min an. Der Spanier gewann die folgenden drei Runden beinahe nach Belieben weiter und nun kam es vor Imola zum zweiten alibimässigen „Mini-Schritt“ mit erneut 250 U/Min weniger. Wie absolut wirkungslos auch dieser zweite Eingriff ist, zeigte sich bereits im FP1 in Imola am Freitagmorgen. Nicht weniger als 4 Ducatis waren unter den schnellsten 6 und zwei davon sogar von Privatpiloten bewegte Panigale V4R.

Kaum Auswirkungen auf die Weltmeisterschaft zu erwarten
Auf Strecken wie Aragon, Portimão und San Juan (Argentinien) dürfte dies vor allem die Werks-Ducati des federleichten Bautista kaum merklich einbremsen. Die erste Reduktion vor Barcelona traf augenmerklich vor allem die Ducati Privatpiloten, was absolut nicht im Sinne des Sports sein kann. Auch wenn Kawasaki sich nochmals um 250 U/Min durch Einlösung sogenannter Concession-Points steigern darf, sollten die Fans von Johnny Rea und den Gegnern Bautistas jedoch nicht zu früh jubeln. Der spanische Winzling wird auf der MotoGP Replica von Ducati auch weiter dominieren. Vor allem ist ihm der zweite Titel in Folge sowieso kaum mehr zu nehmen. Ohne Einführung eines Minimalgewichts von Fahrer und Maschine wird der amtierende Weltmeister seinen Gegnern auch weiterhin in Beschleunigung und Topspeed haushoch überlegen sein. Eigentlich hatte die Herstellervereinigung eine solche Regelung bereits beschlossen, aber die Bosse von FIM und Dorna kippten dies völlig eigenmächtig und absolut diktatorisch. Carmelo Ezpeleta als CEO der Dorna und Jorge Viegas als FIM Präsident wollen eindeutig, dass Ducati weiter dominiert. Dass sie mit ihrem Verhalten den Ausstieg von Werken wie BMW, Honda, Kawasaki und Yamaha riskieren, zeigt wie wenig ihnen an der Zukunft der WSBK liegt.

Ein neues Gesicht für 2024 angekündigt – Sam Lowes
Wir haben es dem ehemaligen Bierbaron Marc van der Straten zu verdanken, dass mit seinem Team eine der erfolgreichsten Moto2 Mannschaften per nächste Saison auch in der WorldSBK antreten wird. Damit erhält mit Sam Lowes ein absoluter Spitzenpilot die Gelegenheit, sich auf einer Ducati Panigale V4R mit seinem Zwillingsbruder Alex auf dessen Kawasaki ZX-10RR zu messen. Als WorldSSP 600 Weltmeister von 2013 ist Samuel Deane Lowes, wie er mit vollem Namen heisst, alles andere als ein Unbekannter im Paddock. Trotzdem er wie sein Bruder Alex dank seiner häfigen Stürze als sogenannter Kiesbetten-Experte gilt, müssen sich einige der künftigen Gegner wohl warm anziehen. Dem in der Schweiz lebenden van der Straten sei Dank, dass der Wunschtraum von Sam nun wahr wird und die WSBK ein neues und starkes Team erhält.

Freitag – der einzige Tag mit moderaten Temperaturen
Die Veranstalter sowie die Verantwortlichen von Dorna und FIM scheinen aufgrund der Festlegung des Datums nicht ganz bei Trost zu sein. Mitten im Hochsommer ein Rennen der Weltmeisterschaft in Imola anzusetzen, ist nahezu kriminell. Einige Tage nach dem Freitag sind Prognosen nahe und sogar über 40 Grad Celsius für die kleine Stadt in der Po Ebene angesagt. Im Wissen, dass mit Alvaro Bautista auf der Ducati nahe des italienischen Werks vor allem der WM Leader mit der horrenden Hitze am besten zurecht kommt, störte dies die Verantwortlichen offenbar kaum. Ebenso den Umstand, dass nebst den Fahrern und deren Teammitarbeitern auch die Zuschauer diese Gluthitze ertragen müssen. Jedenfalls war der Freitag noch der einzige Tag mit moderaten Temperaturen und am Morgen im ersten freien Training waren es erst 28 Grad Celsius. Der Asphalt war hingeben bereits 42 Grad heiss.

Viele Stürze bereits am ersten Tag
Vor allem am Freitagnachmittag kam es gleich mehrmals zu roten Flaggen und damit einem Unterbruch des zweiten freien Trainings. Am Ende gab es auch zahlreiche Überraschungen, vor allem mit US-Boy Garrett Gerloff (Bonovo Action BMW) als drittschnellstem und Johnny Rea mit nur neuntbester Zeit vor Toprak Razgatlioglu, der gar 0.788 Sekunden auf die Bestzeit von Ducati Werkspilot Michael Ruben Rinaldi verlor. Nebst Philipp Oettl (GoEleven Ducati) auf P13 blieben direkt dahinter Remy Gardner und als nur neunzehnter dessen GTR Yamaha Teamkollege Dominique Aegerter, sowie die beiden HRC Honda Werksfahrer Iker Lecuona mit Px und Xavi Vierge als x-ter deutlich hinter den Erwartungen. Sofern es am Samstag keine riesige Überraschung gibt, wird jedenfalls bei der Gluthitze in der Emilia Romagna erneut Alvaro Bautista der Konkurrenz auf und davonfahren. Mit Ausnahme des Sprintrennens am Sonntagmorgen muss zudem auch für die weiteren Rennen mit einer Fortsetzung der WSBK Langeweile gerechnet werden.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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